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Nach Schüssen auf Bild von Jesus und Maria

Was sowohl Kritiker wie Verteidiger von Sanija Ameti übersehen

Vor einer Woche erfuhr die Welt, dass die bosnisch-schweizerische und aufstrebende grünliberale Politikerin Sanija Ameti (GLP) aus Zürich bei einer Schießübung auf ein Bild der Jungfrau Maria mit Jesus geschossen hatte. Seitdem ist in der Schweiz so viel passiert wie sonst in einem ganzen Jahr nicht.

Als Vorlage diente Ameti die aus einem Katalog des Auktionshauses Koller entnommene Nachbildung einer Madonna mit Kind und Erzengel Michael von Tommaso de Mazza (um 1375). Ametis Partner ist unter anderem Anwalt für Kunstrecht und wollte vor drei Jahren Präsident des Kunsthauses Zürich werden.

Es ist daher nicht weit hergeholt, dass er mit einem solchen Katalog vertraut ist und ihn in seinen persönlichen Sachen herumliegen hat. Ob er das Foto von Ameti gemacht hat, kann bisher nur vermutet werden. 

Wie es sich für die hippe Politikerin und Co-Vorsitzende der EU-Befürworterorganisation Operation Libero gehört, die in einer renovierten Altbauwohnung der Eigentümerin Stadt Zürich in bester Lage wohnt, musste sie die Schießübung im denkmalgeschützten Keller auch noch auf Instagram posten.

Die Naivität nimmt ihr niemand ab

Als sie von einem Blick-Journalisten auf den religiösen Inhalt und die mögliche Verletzung religiöser Gefühle angesprochen wurde, löschte sie das Posting und entschuldigte sich unter anderem mit den Worten auf X: „Ich bitte um Vergebung bei den Menschen, die durch meinen Post verletzt wurden. Ich habe diesen sofort gelöscht, als mir der religiöse Inhalt bewusst wurde. Ich habe nichts dabei überlegt. Es tut mir unglaublich Leid.“

Diese Naivität nimmt ihr niemand ab. Ameti ist in der Schweiz zur Schule gegangen – in ihrer akademischen und politischen Laufbahn dürfte sie, wenn auch nur am Rande, mit den großen Gestalten des Christentums in Berührung gekommen sein.

Sanija Ameti schoss auf ikonografisches Bild von Maria und Jesus und veröffentlichte die Bilder auf Instagram

Mit der Vermieterin gibt es wahrscheinlich auch Ärger, denn auf Anfrage hieß es: „Es ist nicht vorgesehen und auch nicht im Sinne der Stadt Zürich, dass Keller von städtischen Liegenschaften für Schießübungen genutzt werden.“

Dass Ameti innerhalb von 48 Stunden den Vorsitz der Ortspartei abgeben musste, ihren Job als PR-Expertin verlor und wer weiß, welche Brücken im Hintergrund noch verbrannt wurden, mag den eifrigen Kritikern entgangen sein. 

So ziemlich jede Empörung wurde geäußert, jedes Schimpfwort, jeder Wunsch nach Remigration und sonst alles, was man sich im Internet zu sagen traut. Inzwischen steht Ameti wegen der Drohungen unter Polizeischutz.

 

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Irgendwie muss man noch einen draufsetzen und immer wieder betonen, dass sie die Schweiz verlassen müsse, denn sie kam als Dreijährige, als ihre Familie Asyl beantragte. Man sieht keine Dankbarkeit, wenn sie der Kultur, die ihr Schutz bot und sie aufblühen ließ, auch noch ins Gesicht schießt.

Es gibt Menschen, die sonst mit dem christlichen Glauben nichts am Hut haben und jetzt bis ins Mark entsetzt sind.

Einige Punkte haben Kritiker wie Verteidiger übersehen

Und dann gibt es die anderen. Nur sind sie darüber entsetzt, dass Ameti überhaupt Konsequenzen tragen musste. Sie habe doch nur einen dummen Fehler gemacht, der durch die Meinungsfreiheit geschützt sei. Die Verachtung religiöser Symbole müsse eine säkulare Gesellschaft doch aushalten.

Einige Punkte aber haben beide Seiten übersehen, die jetzt relevant sind. Zunächst muss die Person Ameti etwas näher betrachtet werden. Ameti ist für ihre öffentlichen Provokationen bekannt. 

Im Winter 2021 wollte sie eine Ersatzabgabe für Ungeimpfte erheben, sagte sie in der Talksendung „Club“ des Schweizer Fernsehens. Eine Art Steuer im Verursacherprinzip. (Dank der RKI-Files weiß man heute, dass es nie eine Pandemie der Ungeimpften gab.)

Kurz vor den Bundesratswahlen im November 2022 wurde sie ebenfalls in die Talksendung „Club“ eingeladen. Auch sonst war sie häufig Gast in verschiedenen Sendungen, was den Rummel um ihre Person immer wieder anheizte. 

Die Moderatorin wollte wissen, wer von den beiden SVP-Bundesratskandidaten, Albert Rösti und Hans-Ueli Vogt, der grünere Bundesrat sei. Ameti gab alles: „Oj, schauen Sie, beide sind stramme SVP-Politiker, und ich kann mir – aus politischer Warte – keinen von beiden schöntrinken.“ Rösti und Vogt waren natürlich beleidigt.

So sind Gespräche kaum mehr möglich

Auch 2023 kritisierte Ameti, gekleidet in Militäruniform, während einer Podiumsdiskussion auf provokative Weise Weltwoche-Verleger Roger Köppel: „Sie, Herr Köppel, mit Ihrer Weltwoche, sind die fünfte Kolonne Putins in der Schweiz.“ Als fünfte Kolonne werden des Umsturzes verdächtigte Gruppen bezeichnet. Über die Berichterstattung der Weltwoche während des Krieges in der Ukraine lässt sich trefflich streiten. Wenn man aber mit Begriffen wie „fünfte Kolonne“ um sich wirft, darf man sich nicht wundern, wenn die Diskussionskultur an ihre Grenzen stößt und Gespräche kaum mehr möglich sind.

Viele Differenzen gab es auch innerhalb der GLP, der Partei Ametis, die eine Mischung aus FDP und Grünen ist. Der Schweizer Tagesanzeiger fasst zusammen: „Teamsport sei nicht Ametis Stärke. Das habe über die Jahre so manchen in der Partei gestört, der mühsame Hintergrundarbeit verrichte.“ 

Insofern nutzen viele Mitglieder die Gunst der Stunde, um Ameti loszuwerden. Das Ausschlussverfahren wurde von der Mutterpartei initiiert und dürfte viele Unterstützer finden.

Das Vergebungswerk ist kein billiges Give-away

Zurück zu den Reaktionen: Aufrufe zur Deportation sind ebenso unchristlich wie Gebote zur folgenlosen Vergebung. 

Es findet sich keine Bibelstelle, in der Jesus Vergebung zuspricht, ohne dass der Vergebungssuchende sein Verhalten ändern, Konsequenzen erleiden oder anderen vergeben muss. Natürlich hat Jesus ohne Gegenleistung vergeben, aber das Vergebungswerk am Kreuz ist kein billiges Give-away. Immerhin hat es ihn das Leben gekostet. Vergebung ist immer mit einem Lernprozess verbunden, der der freien Vergebung folgt. Sie steht allen zu, den Kleinen wie den Großen, den Reichen wie den Armen. Wer sie verstanden hat, begeht nicht mehr dieselbe Tat.

In Johannes 8,11 wird der Ehebrecherin vergeben, und Jesus ermahnt: Gehe hin und sündige nicht mehr. Die Frau wurde gerade noch vor der Steinigung gerettet. Die Schande und die Folgen ihrer Tat dürften dennoch nicht aus der Welt verschwunden sein. Hier zeigt sich die Verhältnismäßigkeit, die Jesus implementiert.

Die PR-Agentur Farner, die ihr Geld damit verdient, gute Reputation zu schaffen, muss sich also damit auseinandersetzen, dass Ametis Aktion dem Ruf der Agentur schwer geschadet hat und sie damit ihre Glaubwürdigkeit als Kommunikationsagentin verloren hat. Oder wie stellt man sich ein Beratungsgespräch mit einem neuen Kunden der Agentur vor, zum Beispiel einer Kunstgalerie? „Heute stellen wir Ihnen Ihre neue Beraterin vor, die Sie bei Ihrer Kampagne begleiten wird. Sie hat ein echtes Gespür für sakrale Kunst!“

Marketing und Realität liegen zwar nicht immer nahe beieinander, aber man kann keinem Unternehmen vorschreiben, dass diese beiden Komponenten weit auseinanderdriften müssen.

Auch Nichtreligiöse sollten das Christentum verteidigen

Was die Meinungsfreiheit und die säkulare Gesellschaft betrifft, auf die sich die libertären und agnostischen Kritiker der abgesetzten Ameti berufen, so kann ich nur fragen: Dank wem ist es im Westen möglich, seine Meinung frei zu äußern, ohne mit Repressalien rechnen zu müssen?

War es nicht die Reformation, die den Einsatz der Druckerpresse förderte, um die Bibel und reformatorische Schriften schnell zu verbreiten? Dies trug zur Demokratisierung des Wissens bei und ermöglichte es, dass Ideen und Meinungen weit über nationale und kirchliche Grenzen hinaus verbreitet wurden. 

Dies legte einen Grundstein für spätere Diskussionen über Toleranz und das Recht auf freie Meinungsäußerung in religiösen Fragen. 

Mit anderen Worten, Ameti und Konsorten, die offen ungläubig leben wollen, haben es den Errungenschaften des Christentums zu verdanken, dass sie nach einer so dummen Aktion nur verhältnismäßige Konsequenzen zu erwarten haben. Es ist also ratsam, das Christentum auch aus nichtreligiöser Sicht zu verteidigen. Wenn man weiterhin frei leben will.

 

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Kommentare

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Kommentar
7
Attila der Kluge
Vor 1 Woche 6 Tage

Es war keine Schiessübung. Das ist eine üble Verharmlosung. Es war eine von einer Muslimin geplante symbolische Exekution (25 Schüsse) mit dem Titel "Abschalten" an einem für Christen wichtigen Tag, in Djihadisten-Klamotten und das in einem denkmalgeschützten Haus. (Der Ort des Hauses ist mittlerweile bekannt)

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conrado surber
Vor 1 Woche 6 Tage

Sehr gute und brete Analyse...herzliche Gratulation Joyce...
Uebrigens war ich dabei vor 2 Jahren wo die Ameti im Militaeruniform in der PROSUISSE GV reinplatzte um als Libero-Chef ihr Plaedoyer gegen die Armee zu fuehren...ihr Angriff auf Koeppel reines Ablenkungsmanoever einer professionellen Provokateurin!

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Chrigel
Vor 4 Tage 7 Stunden

Was vergessen geht: auf Frauen und Kinder schiesst man nicht, vor allem als woke Peronen

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Susanne Delphi
Vor 1 Woche 5 Tage

Wer Gesichter und die Menschen lesen kann; der weiß es einfach, was das Ameti-Gesicht aussagen tut - und leider Gottes nichts GUTES! Alles falsch. Alles aufgesetzt. Kalt. Berechnendes Kalkül. Unberechenbar eben … von allen Ämtern entheben, entlassen. Und sicher keine öffentliche Plattform mehr bieten. Verlorene Zeit und Liebesmüh mit den Wölfen im Schafspelz. Brandgefährlich.

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Rainer Roten
Vor 1 Woche 6 Tage

Hervorragend zusammengefasst!

7
Attila der Kluge
Vor 1 Woche 6 Tage

Es war keine Schiessübung. Das ist eine üble Verharmlosung. Es war eine von einer Muslimin geplante symbolische Exekution (25 Schüsse) mit dem Titel "Abschalten" an einem für Christen wichtigen Tag, in Djihadisten-Klamotten und das in einem denkmalgeschützten Haus. (Der Ort des Hauses ist mittlerweile bekannt)

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Manu
Vor 1 Woche 6 Tage

Es bringt nichts, die Frau zu hassen, die auch nur Opfer der Umstände ist.
Man muss sie zum Nachdenken bringen. Frau de Azevedo versucht das mit ihrem Artikel. In sogenannten sozialen Medien sieht man fast nur undifferenzierten Hass.

7
conrado surber
Vor 1 Woche 6 Tage

Sehr gute und brete Analyse...herzliche Gratulation Joyce...
Uebrigens war ich dabei vor 2 Jahren wo die Ameti im Militaeruniform in der PROSUISSE GV reinplatzte um als Libero-Chef ihr Plaedoyer gegen die Armee zu fuehren...ihr Angriff auf Koeppel reines Ablenkungsmanoever einer professionellen Provokateurin!

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N
Vor 1 Woche 6 Tage

Sie sollte für mindestens ein Jahr auf freiwilliger Basis Kirchenbänke und Böden reinigen 🧽! Dann schauen wir mal, ob man ihr vergeben kann oder ob es noch mehr braucht.