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Selbstverantwortung, Tradition, Sicherheit

Das freiheitlich-konservative Manifestchen

Wir leben in einer Zeit des beschleunigten Wandels. Wandel kann Fortschritte einbringen. Der Freiheitlich-Konservative betrachtet diesen Wandel aber nicht unkritisch; er zweifelt selbstkritisch, nicht in Form von Besserwisserei. Neues ist nicht per se besser oder begrüßenswert, sondern muss seine Höherwertigkeit immer erst erweisen. Ein gradueller und vorsichtiger Ansatz ermöglicht es, Reformen auf ihre Wirksamkeit zu prüfen und Risiken zu minimieren. Der Freiheitlich-Konservative möchte den Wandel so gestalten, dass er für alle Bürger verträglich wird.

Konservative schätzen das Wissen und die Erfahrungen der vergangenen Generationen. Sie glauben, dass historische Kontinuität und das Lernen aus der Vergangenheit entscheidend sind, um Fehler zu vermeiden und die Gesellschaft zu stärken.

Der Kern des Konservativismus bleibt die Bewahrung der Schöpfung und die Achtung vor der Würde des Menschen als Ur-Wert konservativer Weltanschauung. Konservative wissen, dass traditionelle Institutionen wie Familie, Religion und Gemeinschaft grundlegende Stützen der Gesellschaft sind, die Stabilität und Ordnung gewährleisten. Die Familie ist das Kostbarste, das der Konservative im Leben besitzt. Diese über die Jahrhunderte bewährten Institutionen sollten daher erhalten bleiben.

Ohne Sicherheit keine Freiheit

Edmund Burke, der von vielen als Vater des Konservativismus gesehen wird, stellte sich einen idealen Staat als organisch gewachsenes, ganzheitlich die Geschichte, Gegenwart und Zukunft einschließendes Ganzes vor. Der Familie komme dabei eine besondere sozialpolitische Bedeutung zu. Konservativismus betont Stabilität und überlieferte Institutionen und Traditionen. Dies kann zu einer kohärenten und geordneten Gesellschaft führen, die sich auf bewährte Werte und Normen stützt. 

Diese Bewahrung ist aber mit dem Wandel verbunden und unterscheidet sich deshalb maßgebend von der reaktionären Weltschau. Auch Burke schrieb, ein Staat müsse Instrumente der Veränderung bereithalten. „Time for a change“, lautete der Titel des Wahlmanifests der Tories unter Margaret Thatcher, als sie mit einem Erdrutschsieg 1979 die Mehrheit des Unterhauses eroberte. Der Freiheitlich-Konservative muss daher seine Positionen immer aufs Neue begründen und hinterfragen.

 

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Freiheitlicher Konservativismus manifestiert sich in der Zusammengehörigkeit von Freiheit und Bindung auf Grundlage christlicher Werte und Normen sowie dem Gedanken der Selbstverantwortung des Individuums. Er impliziert immer auch den wichtigen Aspekt, bei Bewertungen des Wandels und seiner Entwicklungen realistisch zu sein. Auf drei konvergente Begriffe gebracht: Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit!

Doch: Ohne Sicherheit keine Freiheit. Das sind zwei elementare Säulen. Konservative legen großen Wert auf die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung, da sie notwendig sind für eine sichere und stabile Gesellschaft. Sie unterstützen oft starke Strafverfolgungsbehörden und ein robustes Justizsystem.

Kein Gemeinwesen kommt ohne kulturelle Regeln des Zusammenlebens aus

Der Freiheitlich-Konservative ist der größte Freund der freien (sozialen) Marktwirtschaft, weil er weiß, dass diese Innovation, Effizienz und Wohlstand fördert. Ein nur minimaler staatlicher Eingriff in die Wirtschaft soll Unternehmertum und Wettbewerb gewährleisten und stärken.

In scharfem Gegensatz zum Kollektivismus steht auf Mikroebene das Individuum als der maßgebende Bezugspunkt, um den es in Volk und Gesellschaft immer gehen sollte. Das Individuum ist maßgebend für die Qualität der Gesellschaft. Frei nach John Stuart Mill: Das große, schöpferische Individuum ist zu mehr Weisheit und Tugend fähig, als es der kollektive Mensch je sein kann. Gerade die europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts beweist dies.

Doch kein Gemeinwesen kommt ohne kulturelle Regeln des Zusammenlebens aus. Der Konservative betont die Bedeutung von Ethik und Moral in der Politik und im täglichen Leben. Das erkannten auch Liberale. Wilhelm Röpke etwa mahnte:

„Freiheit ist unmöglich ohne moralische Bindungen allerhöchster Ordnung, Freiheit ohne Normen und Regeln, ohne moralische Selbstdisziplin der Einzelnen ist die furchtbarste Unfreiheit für alle diejenigen, die dabei zertrampelt und versklavt werden.“

Das alles ist das unaufgebbare Anliegen eines freiheitlichen Konservativismus.


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