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Kolumne „Ein bisschen besser“

Noch zwei Wochen, dann haben wir’s im Sack

Es gibt Phasen, da läuft es nicht so. In Duisburg haben asiatische Killerhornissen einen Bienenstamm verzehrt. Der aufgebrachte Imker klagt sich jetzt durch alle Instanzen. Ich sollte dringend das untere Scharnier der Eingangstüre befestigen, die leicht schief in den Angeln immer zuklappt, kaum dass du aus der Tür bist. „Du müsstest die Hündin mal kämmen“, sagt meine Frau Judith. Der Rauchmelder hat immer noch keine Batterie. Im Keller versperrt seit Wochen ein ausrangierter Kleiderschrank den Zugang.

Die Energiewende fährt hierzulande gerade in die Gegenrichtung, weil der Wind nicht bläst und die Sonne nicht scheint. Das Töchterchen war zwei Tage hintereinander bis Mitternacht auf und nölt uns die Ohren voll. Wir haben Rotkohl mit Ziegenkäse fünf Tage im kalten Ofen vergessen und wundern uns über den Geruch. Und in den USA will eine Bewegung rechter Feministinnen unter dem Motto „No balls in our stalls“ erreichen, dass Transfrauen keine Damenklos mehr benutzen dürfen.

Zwischen Taumeln und Triumph: Die letzten Meter des Jahres

Die Gedanken haben die Ordnung verloren. Es schwirrt der Kopf. Es brummt der Bauch. Die Lider sind mittelschwer, der Glühwein lauwarm und das Bier halbkalt. Die Rechnungen sind bezahlt. Wir essen, was noch im Tiefkühlschrank ist. Das Jahr war ein Marathon, aber wir sehen das Ziel. Es ist das flatternde Band dahinten, und die letzten Meter schaffen wir noch. Wir werfen uns ihm entgegen. Wir stolpern und taumeln, wir frieren und schwitzen, wir halten uns auf den Beinen. Wir schließen die Augen. 


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Wenn die Hände sich finden

Denn jetzt kommt die Zeit. Die, in der es nach Braten duftet. In der der Schnee die Geräusche in Watte packt. Du die hohen Stiefel schnürst. In der die Sonne über frostblauem Himmel kreist. In der das Kaminfeuer knistert. In der die Bäume schlafen, sich das Eis über die Pfützen legt und die wollenen Pullover uns wärmen. In der die Mailflut verebbt. In der du abschließt und sortierst, dir die alten Rezepte wieder einfallen, die alten Lieder: „Driving home for Christmas with a thousand memories.“  

Die Zeit, in der die Herzen sich brauchen, die Hände sich finden, die Falten sich glätten. „Müssen wir über Falten reden?“, fragt Judith. „Nein“, sage ich, nehme ihre Hand, lege sie auf mein Herz, plaudere über Killerhornissen, die ganze Bienenstämme zum Frühstück verputzen, und schon läuft es wieder ein bisschen besser.

 

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