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Tabuthema Islam

Der (un-)heimliche Aufstieg des Islam in Deutschland

Die Erörterung der Probleme mit Muslimen in Deutschland ist fast ein Tabu. Die Furcht, als islamophob zu gelten, lähmt eine dringend notwendige Debatte in Gesellschaft und Politik über den Umgang mit der rapide wachsenden Minderheit. Dabei bedeutet diese fast aus dem Nichts entstandene, neue Bevölkerungsgruppe für Deutschland mindestens eine ebenso bedeutsame Zäsur der Nachkriegsgeschichte wie die Wiedervereinigung. 

Dieser nationale Glücksfall bewirkte, dass sich etwa 16 Millionen DDR-Bürger mit einer völlig anderen politischen Sozialisation als die Bundesbürger 1990 über Nacht in einer Demokratie und Marktwirtschaft wiederfanden. Die Wiedervereinigung veränderte das Land massiv; zu Recht beschäftigt sie bis heute Politik, Kultur und Wissenschaft.

Neben der Wiedervereinigung gibt es aber mit der Entstehung einer muslimischen Minderheit eine zweite Entwicklung, die Deutschlands neuere Geschichte gravierend prägt und verändert. Der Islam, der laut des berühmten Zitats von Ex-Bundespräsident Christian Wulff „Teil Deutschlands“ geworden ist, hat letztendlich einen viel größeren Einfluss auf den Wandel in Deutschland als die Eingliederung der DDR in die BRD.

Über die Frage, ob der Islam zu Deutschland gehöre, gibt es unterschiedliche Sichtweisen. „Der Islam gehört nicht zu Deutschland. Deutschland ist durch das Christentum geprägt. (...) Die bei uns lebenden Muslime gehören aber selbstverständlich zu Deutschland“, meinte der CSU-Politiker Horst Seehofer. „Ich hätte einfach gesagt, die Muslime, die hier leben, gehören zu Deutschland“, relativierte Ex-Bundespräsident Joachim Gauck.

Deutschland hat sich verändert

Keinen Zweifel gibt es daran, dass die Anwesenheit von Millionen Muslimen Deutschland massiv verändert hat, sichtbar auch an den 2.800 Moscheen, tausenden Halal-Lebensmittelläden und Shisha-Bars im Land. Manche Ortsteile haben einen fast orientalischen Charakter. Zum Straßenbild der Metropolen gehören immer mehr auch Mädchen und Frauen, die selbst bei großer Sommerhitze mit Kopftuch, Tschador, Hijab oder Chimar verhüllt sind.

Muslime finden sich überall, in Wirtschaft, Politik, Kultur, Medien und Wissenschaft. Im Bundestag sitzen elf Muslime.  Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Die Grünen) und die SPD-Politikerin Sawsan Chebli sind ebenso Muslime wie die Biontech-Chefs Uğur Şahin und Özlem Türeci, die Unternehmer Rukiye Tunc und Ismet Koyun oder der Comedian Serdar Somuncu.

In Fabriken, Büros oder Hörsälen sind Muslime präsent. In vielen Schulen großer Städte stellen Kinder mit Migrationshintergrund – sehr viele davon muslimischen Glaubens – schon die Mehrheit in den Klassen.

Über allem, was Migration in Deutschland betrifft, steht unsichtbar der optimistische Satz von Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Wir schaffen das“. Zwar scheint ein sehr großer Teil der knapp sechs Millionen Muslime im Land, von denen etwa die Hälfte türkische Wurzeln hat, bestens integriert zu sein. Allerdings bedeuten schon seit vielen Jahren Ausländer und Einwanderer, insbesondere aber jene aus der muslimischen Welt, tagtäglich eine enorme Herausforderung für Lehrer, Ärzte und Pflegekräfte, für Polizisten, Richter und Sozialarbeiter, im Grunde für die gesamte Gesellschaft.

Neue Realitäten für Lehrer, Ärzte, Schiedsrichter

Muslime mögen mit ihrer Kultur und ihren Begabungen das Land in vieler Hinsicht bereichern, vor allem Grüne schwärmen für eine „Multikulti“-Gesellschaft; ganz sicher aber haben Muslime auch neue Probleme geschaffen. Die neue Minderheit hat zudem die Alltagsnormalität in Deutschland verändert. So bieten viele Kindergärten, Kitas und Schulen inzwischen grundsätzlich kein Schweinfleisch mehr an, das Muslime (und Juden) als unrein ablehnen. Zuweilen werden christliche Feste umbenannt – wie St. Martin zum „Lichterfest“.

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Der spätestens seit den 1970er Jahren selbstverständliche, zutiefst liberale und tolerante Umgang mit Sexualität und sexuellen Randgruppen wird überall dort, wo viele Muslime sind, deutlich in Frage gestellt – Schülerinnen werden beispielsweise angehalten, keine Miniröcke zu tragen. In der Süddeutschen Zeitung warf jüngst ein Kolumnist die Frage auf, ob es für Muslime zumutbar sei, dass Frauen in der Öffentlichkeit Eis schleckten.

Es sind vor allem Muslime, die unser Bildungs- und Gesundheitssystem, unsere Justiz und unser soziales Netz, aber auch die Sportvereine, Schwimmbäder oder Kultureinrichtungen vor neue Herausforderungen stellen. Dabei brennt es an allen Ecken und Enden.

In Krankenhäusern sind Ärzte und Pfleger immer häufiger Opfer von gewalttätigen Übergriffen; Rettungsdienste, Sozialämter und Ausländerbehörden berichten von ähnlichen Entwicklungen. Auf den Sportplätzen müssen Schiedsrichter immer öfter mit Angriffen von Spielern oder Zuschauern rechnen. In manchen Schwimmbädern verunsichern aggressive junge Männer vor allem Mädchen und Frauen.

Die Schwierigkeiten der Koran-Gläubigen im Umgang mit der Emanzipation der Frau in der westlichen Welt sind unübersehbar. Ebenso Besorgnis erregend ist die wachsende Furcht von Juden in Deutschland, sich mit Symbolen ihres Glaubens in muslimisch geprägten Stadtteilen aufzuhalten.

Auch der Zusammenhang zwischen der stark angestiegenen Zahl von Messerstechereien und der enorm gewachsenen Zahl von Menschen aus anderen Kulturkreisen lässt sich kaum leugnen.

Wegschauen, Verdrängen und Schönreden

Politik und Medien reagieren auf die gewichtigen Veränderungen der deutschen Normalität überwiegend mit Wegschauen, Verdrängen und Schönreden. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Islam existiert nur in politischen oder wissenschaftlichen Nischen, vorangetrieben von mutigen Wissenschaftlern wie Susanne Schröter vom Frankfurter Forschungszentrum Globaler Islam oder Autoren wie Necla Kelek, Thilo Sarrazin, Samuel Schirmbeck, Alice Schwarzer, Ahmed Mansour und Hamed Abdel-Samed.

In ihren Büchern schildern sie die Probleme der Muslime als Einwanderer und Deutschlands mit der muslimische Minderheit: angefangen von traditionellen Rollenbildern in muslimischen Familien, sowie den Gefahren der islamischer Parallelgesellschaften und ihren Clan-Strukturen bis hin zu dem schon recht erfolgreichen „Marsch durch die Institutionen“ von Agitatoren und Anhängern eines politischen Islam, der Deutschland massiv verändern möchte.  

Politiker, Wissenschaftler und Journalisten scheuen meist eine intensive Islam-Debatte. Das Ideal der geglückten Integration aller Einwanderer soll nicht durch die Erörterung der Gegensätze zwischen islamischen und westlichen Werten gefährdet werden. Nichts soll darauf hinweisen, dass es sogar im eigenen Land den vom US-Politikwissenschaftler Samuel P. Huntington prophezeiten „Kampf der Kulturen“ tatsächlich geben könnte.

Behörden verschleiern, Medien schweigen

Schon in den offiziellen Statistiken wird die ethnische und religiöse Herkunft von Schulabbrechern, Sozialhilfeempfängern, Randalierern oder Straftätern oft verschleiert oder bleibt unerwähnt. Aus Sorge, Vorurteile und Rassismus zu nähren, verschweigen Medien meist die kulturellen Hintergründe von jenen, die offensichtlich nicht oder schlecht integriert sind.

Das geschieht nicht nur nach Gruppenvergewaltigungen oder Messerangriffen, sondern auch mit dem Kleinreden der Tatsache, dass die große Mehrheit der arabischen und afghanischen Migranten in Deutschland nur mit Geldern des Staates ihr Leben und das ihrer oft großen Familien bestreiten – trotz aller Integrationsprogramme, trotz enormen Arbeitskräftemangels in fast allen Bereichen.

Die Scheu vor einer offenen, sachlichen Diskussion ist mit der unausgesprochenen Erwartung verknüpft, dass Integration lediglich eine Frage der Zeit sei und vor allem von Maßnahmen und Geldern des Staates abhänge. Zudem fürchten viele, dass die Darstellung der Realität Ressentiments gegenüber Migranten schüren und einer „Instrumentalisierung“ des Themas durch die „Rechten“ befördern würde.

Keine Integrationsprobleme mit Finnen, Koreanern oder Chilenen

Schließlich löst in Deutschland schon die allgemeine Kritik an der Berliner Asylpolitik fast reflexartig eine Flut von Vorwürfen der Ausländerfeindlichkeit, des Rassismus und der Unmenschlichkeit aus – noch heftiger sind die Reaktionen, würde man Muslime als die Kerngruppe der Probleme beschreiben. „Es heißt, wir hätten ein Integrationsproblem. Dem würde ich entschieden widersprechen. Wir haben kein Problem mit Chilenen oder Südkoreanern. Oder Vietnamesen. Auch nicht mit Finnen, Thailändern oder Chinesen“, schrieb jüngst Jan Fleischhauer, Mitglied der Focus-Chefredaktion.

Eine intensive und kritische Beschäftigung mit der Problematik der muslimischen Minderheit wäre dringend notwendig. Zwar gibt es viele regionale und interreligiöse Gruppen, die den Dialog mit Muslimen fördern sollen; seit 2006 widmet sich auch die „Islam-Konferenz“ der Bundesregierung dieser Aufgabe.  

Hier dominieren allerdings die großen „konservativen“ und teilweise „reaktionären“ Islam-Organisationen, so der Psychologe Ahmad Mansour. Die Konferenz vermeide konsequent heikle Probleme, wie die Aktivitäten der extremistischen Salafisten, die Rechte der Frauen oder die Radikalisierung muslimischer Jugendlicher.

Ehrenhafte Sensibilität der Deutschen

Ist schon eine Erörterung der Migration in Deutschland allgemein sehr schwierig, sind die Reaktionen auf eine Problematisierung des Themas Islam noch weit krasser. Es gereicht den Deutschen zur Ehre, wenn es hier nach dem Holocaust mit sechs Millionen ermordeter Juden während des Nationalsozialismus die mögliche Ausgrenzung oder gar Verfolgung von religiösen und ethnischen Minderheiten größte Sensibilität und energischen Widerstand auslöst.

Aber eine Tabuisierung des Islam-Themas hilft letztendlich nur jenen, die mit Absicht oder aus Naivität unsere Demokratie gefährden. Vielleicht sollte man auch nicht vergessen, dass es in Europa jahrhundertelang eine opferreiche Verteidigung gegen eine Islamisierung durch das osmanische Reich gab.

Bis heute träumen Islamisten zahlloser Organisationen, aber auch in höchsten Kreisen orientalischer Staaten, davon, Europa zu islamisieren und die Worte des libyschen Ex-Staatschefs Muammar Gaddafi wahr werden zu lassen: „Allah wird dem Islam den Sieg in Europa ohne Schwerter, ohne Waffen und ohne Eroberung gewähren und es innerhalb weniger Jahrzehnte in einen muslimischen Kontinent verwandeln".

Kaum Widerstand gegen islamischen Fundamentalismus

Islamische Fundamentalisten agitieren in erster Linie im Umfeld von Moscheen und in Koranschulen. Schon lange fordern Politiker von SPD und Union, dass Koranschulen besser kontrolliert werden – bislang ohne große Erfolge. Bürgerinitiativen, die sich gegen den Bau neuer, oft vom Ausland finanzierten Moscheen richten, stoßen in der Politik meist auf wenig Verständnis. Dabei hat sich oft gezeigt, dass Versprechungen von Islam-Organisationen beispielsweise nach transparenten Strukturen der Moscheen nach erfolgtem Bau sehr rasch nichts mehr galten.

Politiker neigen gerne zur Verharmlosung, wenn es um den Islam oder die Bedeutung der Scharia geht; das gilt selbst dann, wenn explizit im islamischen Namen schwerste Menschenrechtsverletzungen begangen werden.

Außenministerin Annalena Baerbock (Die Grünen) glaubte im Bundestag jüngst angesichts der blutigen Niederschlagung von landesweiten Protesten im Iran betonen zu müssen, dass die brutal durchgesetzten, frauenfeindlichen Kleidervorschriften im Iran „nichts mit Religion“ zu tun haben. Opfer und Täter in dem geschundenen, von schiitischen Fundamentalisten beherrschten Land würden dieser These heftig widersprechen.

Die Wahrheit ist wohl zu unerfreulich: In den islamischen Herkunftsländern vieler Migranten gelten westliche Werte sehr wenig – auch die Toleranz gegenüber den christlichen Minderheiten ist meist äußerst gering.

Niemand kann die Gefahren des Islamismus ignorieren

Zumindest die Gefahr terroristischer Attacken von Islamisten wird in Deutschland ernst genommen. Schließlich haben verheerende Anschläge von Islamisten in den USA, in England, Frankreich oder Deutschland seit 2001 Tausende von Toten und Verletzten gefordert. Der islamistische Terror und die Angst davor haben die Welt gravierend verändert, angefangen vom Luftverkehr bis hin zu Sicherheitsmaßnahmen allerorten.

Auch in Deutschland leben zahlreiche Extremisten in den muslimischen Gemeinden. Der Verfassungsschutz spricht von etwa 28.000 Personen in der islamistischen Szene. Erst im Juni wurden in Nordrhein-Westfalen sieben Männer aus Tadschikistan festgenommen, denen die Unterstützung der Terror-Organisation Islamischer Staat, die Gründung einer terroristischen Vereinigung und Planung von Anschlägen vorgeworfen wird.  

„Die Bedrohungslage durch den Islamismus ist unverändert hoch. Wir müssen jeden Tag auch in Deutschland mit einem islamistischen Anschlag rechnen“, betonte kürzlich der Präsident des Bundesverfassungsschutzes, Thomas Haldenwang.

Zahl der Muslime verzehnfacht

Männer treffen sich zum Gebet in der Ditib-Zentralmoschee in Köln. Seit Oktober 2022 ist dort ein öffentlicher und regelmäßiger Muezzinruf im Innenhof genehmigt

Die Problematik des Islam wird voraussichtlich in Deutschland weiter an Gewicht gewinnen. Sollte die demographische Entwicklung und das Schrumpfen der christlichen Kirchen linear weitergehen, sind Muslime in einigen Jahrzehnten die größte Religionsgemeinschaft im Land.

Sechs Millionen Muslime in Deutschland bedeuten in etwa eine Verzehnfachung dieser Minderheit seit 1970. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung beträgt knapp sieben Prozent. Dank Zuwanderung und Geburtenrate wächst die Zahl der Muslime in Deutschland überproportional schnell und deutlich.

„Antimuslimischer Rassismus“?

Während eine nüchterne Islam-Debatte in Deutschland tunlichst vermieden wird, warnt die Bundesregierung lieber vor einer angeblichen „Muslim-Feindlichkeit“ der Deutschen. Bundesinnenministerin Nancy Fraeser (SPD) sprach jüngst bei der Vorlage eines umstrittenen „Expertenberichts“ von einem weit verbreiteten „antimuslimischen Rassismus“. Ganz abgesehen von der Fragwürdigkeit eines „Rassismus“ gegen Menschen einer bestimmten Religionszugehörigkeit, besteht eine krasse Diskrepanz in der Wahrnehmung.

Niemand bezweifelt, dass Migranten und Muslime durchaus auch auf Ressentiments und Ablehnung stoßen können. Fremdenfeindlichkeit ist ein globales Phänomen, wobei die Deutschen bei vielen Einwanderern – wie dem Autor dieser Zeilen ­– als vergleichsweise sehr aufgeschlossen und tolerant wahrgenommen werden. Wer aber vor den Gefahren einer „Muslim-Feindlichkeit“ warnt, die gravierenden Probleme mit den Migranten aus der islamischen Welt ausblendet oder verharmlost, macht sich zumindest unglaubwürdig.

Der Islam will sich in aller Welt ausbreiten

Der Islam ist traditionell eine äußert sendungsbewusste Religion. Zumindest die Islamisten – die aus dem Nahen Osten massiv unterstützt werden – pflegen eine tiefe Feindseligkeit gegenüber der westlichen Kultur.

Das Streben, den Koran und die Lehren Mohameds weltweit zu verbreiten, verbindet aber alle islamischen Schulen, auch die moderaten. Viele unterschiedliche muslimische Organisationen treiben in ganz Europa die „Dawa“ voran, die Missionierung von Christen und anderen „Ungläubigen“. Bei viele ist auch die Idee des Dschihads, des gewaltsamen Kampfes gegen die Ungläubigen, lebendig. Wer die Scharia propagiert oder gar einen Gottesstaat anstrebt, hat mit Demokratie wenig im Sinn.

Wenig Selbstkritik in der islamischen Welt

Während das Christentum ­– angefangen von seiner Rolle bei Kreuzzügen, im Kolonialismus bis hin zu jüngsten Missbrauchsfällen – seit Jahrzehnten heftig hinterfragt, kritisiert und oft auch verdammt wird, gibt es in der islamischen Welt selbst nur sehr zögerlich kritische Selbstreflexionen.

Eine Epoche der Aufklärung, wie sie Europa im 18. Jahrhundert erlebte und damit Weichen für eine Trennung von Staat und Kirche stellte, fehlt in der islamischen Welt. Bis heute gilt eine kritische Auseinandersetzung mit dem Islam weltweit als ein äußert gefährliches, oft lebensbedrohendes Unterfangen.

Leider gibt es aus offensichtlicher politischer Rücksichtnahme viel zu wenig Forschung über die islamische Minderheit in Deutschland. Aber auch die vorhandenen Ergebnisse haben erhebliche Aussagekraft.

„Bücher verbieten, die religiöse Gefühle verletzen“

Einer Studie der Universität Münster glauben beispielsweise fast die Hälfte der repräsentativ befragten türkischen Muslime, dass die Religionsgesetze wichtiger seien als die Gesetze des Staates. Als religiös bezeichnete sich eine Mehrheit von über 70 Prozent. 75 Prozent der Befragten wollen Bücher verbieten, die „religiöse Gefühle“ verletzen.

Islamisch-fundamentalistische Einstellungen sind der Studie zufolge unter muslimischen Einwanderern weit verbreitet. Der Aussage „Muslime sollten die Rückkehr zu einer Gesellschaftsordnung wie zu Zeiten des Propheten Mohammeds anstreben“, stimmen laut einer Emnid-Umfrage immerhin 32 Prozent der Befragten „stark“ oder „eher“ zu.

Den Islam mit Gewalt verteidigen

Etwa 20 Prozent der Befragten rechtfertigt die Anwendung von Gewalt, wenn der Islam durch die westliche Welt gefährdet ist. Das würde bedeuten, dass es in Deutschland mehr als eine Million Menschen gibt, die auch mit Gewalt auf „Bedrohungen des Islam“ reagieren würden.

Diese Geisteshaltung erklärt, warum in Deutschland mehrere Islamkritiker – wie Hamed Abdel-Samad oder Ahmad Mansour – ständig Polizeischutz benötigen. Die jüngere Geschichte belegt weltweit, dass der politische Islam leicht gewalttätig werden kann – viele ihrer Sichtweisen finden auch in Deutschland Rückhalt in der muslimischen Bevölkerung.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, Bülent Ceylan sei Moslem. Tatsächlich hat er vor einigen Jahren zum evangelischen Christentum gefunden. Wir haben den Fehler korrigiert.

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