Börse als Leidenschaft: Wie alles begann
Wie oft habe ich wohl schon betont, dass ich leidenschaftliche Börsianerin bin? In Interviews, auf Social Media, in meinen Büchern, in Vorträgen und Seminaren und natürlich in dieser Kolumne – da kommt einiges zusammen. Wie groß diese Leidenschaft noch immer ist, wie groß meine Begeisterung und Faszination, das habe ich vor ein paar Tagen mehr als heftig gespürt. Ich hatte geradezu Herzrasen und auch ein bisschen Schnappatmung. Sie wollen wissen, warum?
Fragen Sie lieber: Wo? Ich war nämlich dort, wo das Herz der internationalen Finanzwelt schlägt. Ich war an der Wall Street, an der legendären New Yorker Börse, dem größten Finanzplatz der Welt. Ich war aber nicht einfach nur davor, habe Fotos mit dem „Fearless Girl“ gemacht. Ich war auf dem Parkett mitten zwischen den Börsenhändlern, ich habe gleich zweimal „Ring the Bell“, den offiziellen Börsenstart, miterlebt. Eine große Show übrigens, typisch amerikanisch. Wir, also Manuel Koch von Inside Wirtschaft und ich, haben Videointerviews aufgezeichnet, ein paar Reels gedreht und gefühlt sind 500 Fotos entstanden. Mindestens.
Eigentlich „business as usual“, aber an der Wall Street war es etwas ganz besonders. So einfach kommt man als Besucherin nämlich nicht auf das Parkett. Umso schöner, dass ich dort sein durfte! Es war unglaublich aufregend, ergreifend, spannend. Ich liebe meinen Beruf wirklich sehr. Dass ich meine Leidenschaft zu meinem Beruf gemacht habe, auch das betone ich immer mal wieder, stimmt wirklich. Aber wie hat das Ganze eigentlich angefangen?
„Fearless Girl“ – und die kluge Lektion meiner Mutter
Journalistin wolle ich schon als Kind werden, die Karla Kolumna aus Benjamin Blümchen. Dass es allerdings das Finanz- oder genauer Börsenressort werden würde? Das ist meiner Mutter zu verdanken. Sie hat mir früh beigebracht, mit Geld umzugehen. Ich habe ein vergleichsweise üppiges Taschengeld bekommen. Damit musste ich aber auch meinen Schulbedarf bezahlen, auch die vierte oder fünfte und damit nicht unbedingt nötige Jeans. Ich habe früh gelernt, mit einem Budget umzugehen und zu sparen. Das kann man wirklich nicht früh genug lernen. Und mehr Eltern sollten Ihre Kinder in die Verantwortung für ein kleines, eigenes Budget nehmen.
Meine Mutter war es auch, die dann die Idee hatte, beim Börsengang der Deutschen Telekom „mitzumachen“ und die T-Aktie zu zeichnen. Ich war sofort fasziniert. Habe damals allerdings in meinen Anfangsjahren als Aktionärin gezockt wie verrückt. Es war die Zeit des „Neuen Marktes“, der Versuch eines Pendants zur amerikanischen Technologiebörse Nasdaq. Es war die Zeit der Internetrally. Es lief einfach richtig gut. Ich war gefühlt, aber wirklich nur gefühlt, die reichste Studentin Deutschlands. Zu dieser Zeit habe ich auch das erste Praktikum in einer Wirtschaftsredaktion gemacht und bin prompt im Börsenressort gelandet. Denn mein Interesse, meine Leidenschaft fiel sofort auf.
Einige Zeit später folgte mein erster Crash, das Platzen der Internetblase zu Beginn des Jahrtausends. Danach war ich nicht mehr die gefühlt reichste Studentin Deutschlands, dafür aber um viele Erfahrungen reicher. Meine Leidenschaft für die Börse habe ich nicht verloren. Mit den Jahren ist aus der Zockerin eine langfristige Investorin geworden, die auf Risikostreuung großen Wert legt. War mein Depot in meinen ersten Jahren ein wildes Sammelsurium mehr oder weniger guter Ideen, verfolge ich heute eine ganz klare Strategie. Und das ist auch gut so.
Langweilig, aber gut
Das funktioniert besser, das lässt mich auch ruhiger schlafen. Obwohl ich eine Aktienquote von 80 Prozent habe. Dieses Risiko gehe ich sehr bewusst ein, denn es ist ja auch eine Chance. Aktien liefern nämlich langfristig und bei breiter Risikostreuung Renditen von durchschnittlich sechs bis acht Prozent pro Jahr.
Breite Risikostreuung bedeutet, dass ich in börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) investiere, die einen Index wie den MSCI World abbilden. Dieser Index enthält 1.600 Aktien aus 23 Industrieländern. Das ist maximal Risikostreuung. Aber es ist, ehrlich gesagt, auch ein bisschen langweilig. Diese Langeweile tut meinem Depot aber ziemlich gut. Einzelaktien sind zwar sehr viel spannender, aber eben auch riskanter.
An der Wall Street ging es in den Gesprächen mit Börsenhändlern und Investoren aber genau um diese Einzeltitel. Genau genommen ging es um einige wenige, die „Magnificent Seven“ (die „Glorreichen Sieben“), nämlich Amazon, Apple, die Google-Mutter Alphabet, Nvidia, Tesla, den Facebook-Konzern Meta und Microsoft. Sie bestimmen seit Monaten das Börsengeschehen, sind die wertvollsten Unternehmen der Welt. Sie liefern spannende Geschichten, aber auch beeindruckende Zahlen. Nicht umsonst steigen ihre Aktienkurse seit Monaten, eigentlich Jahren so kräftig.
Kann ich Sie anstecken?
Ihr Gewicht an den Märkten, ihr Einfluss auf die Börsenindizes ist aber schon enorm. Auch das wird diskutiert. Manch einer fühlt sich auch an die Zeiten der Internetrally erinnert und fürchtet einen Crash. Aber das lässt sich nicht vergleichen, denn die Tech-Superstars verdienen viel Geld, haben solide Geschäftsmodelle. Das war bei den Internetbuden um die Jahrtausendwende anders.
Bald legen die Glorreichen Sieben wieder ihre Quartalszahlen vor. Börsianer können es kaum erwarten. Das ist immer sehr spannend. Liefern sie? Schlagen sie die Erwartungen? Wie fällt der Ausblick aus? Oder enttäuschen sie? Was passiert dann an der New Yorker Börse? Dieses Auf und Ab fasziniert mich seit Jahren. Es live auf dem Parkett an der Wall Street zu erleben, war etwas ganz Besonderes.
Sie merken schon, ich bin noch immer im Wall-Street-Rausch. Aber bis zur nächsten Kolumne beruhige ich mich wieder, versprochen! Meine Leidenschaft für die Börse werde ich aber nie verlieren. Auch das verspreche ich Ihnen. Und ich hoffe, Sie anstecken zu können.
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Ins Stammbuch geschrieben: Wer im Wall-Street-Rausch ist und nur noch sternenfunkelnde Silberlinge sieht, der verliert häufig den Blick für die Realität. Wert einen Blick in die Politik wirft, der erkennt, dass der Dollartraum bald ausgeträumt ist. Wir erleben die Bildung einer bipolaren Welt, dem Dollarraum und den BRICS-Staaten. Den mittlerweile 72 BRICS-Staaten gehört jetzt auch Saudi-Arabien an, die somit den Petrodollar verlassen hat. Viele Nationalbanken leeren ihre Dollarreserven. Wer wird nun das Schuldensystem der USA auf Pump noch finanzieren? Ich höre schon den großen Knall. Mit der Sanktions- und Ausbeuterpolitik haben die USA nun das genaue Gegenteil bewirkt. Wer Aktien besitzt, der kann sich gerne noch ein Eis gönnen. Bald wird er seine Aktien im Ofen verbrennen können. Damit die „Magnificent Seven“ viel Geld verdienen können, benötigt es entsprechende Rahmenbedingungen und kluge, strategisch denkende Köpfe. Die sind im Westen nicht mehr gegeben. Wer künftig Geld verdienen will, der werfe den Blick nach Osten an die Moskauer Börse. Da wird kein fauler Dollar und kein fauler EURO mehr gehandelt. By the way, nichts für ungut.
Ins Stammbuch geschrieben: Wer im Wall-Street-Rausch ist und nur noch sternenfunkelnde Silberlinge sieht, der verliert häufig den Blick für die Realität. Wert einen Blick in die Politik wirft, der erkennt, dass der Dollartraum bald ausgeträumt ist. Wir erleben die Bildung einer bipolaren Welt, dem Dollarraum und den BRICS-Staaten. Den mittlerweile 72 BRICS-Staaten gehört jetzt auch Saudi-Arabien an, die somit den Petrodollar verlassen hat. Viele Nationalbanken leeren ihre Dollarreserven. Wer wird nun das Schuldensystem der USA auf Pump noch finanzieren? Ich höre schon den großen Knall. Mit der Sanktions- und Ausbeuterpolitik haben die USA nun das genaue Gegenteil bewirkt. Wer Aktien besitzt, der kann sich gerne noch ein Eis gönnen. Bald wird er seine Aktien im Ofen verbrennen können. Damit die „Magnificent Seven“ viel Geld verdienen können, benötigt es entsprechende Rahmenbedingungen und kluge, strategisch denkende Köpfe. Die sind im Westen nicht mehr gegeben. Wer künftig Geld verdienen will, der werfe den Blick nach Osten an die Moskauer Börse. Da wird kein fauler Dollar und kein fauler EURO mehr gehandelt. By the way, nichts für ungut.