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Kolumne „Der Schweizer Blick“

Öffentlich-rechtliches Unwetter

Wenn man bei einem zufälligen Aufeinandertreffen beim besten Willen kein Gesprächsthema findet, bleibt immer noch das Wetter. Gibt das auch nichts her, kann man wenigstens über die Leute herziehen, die das Wetter verkünden. Wobei man bei allem Groll über gelegentliche Fehlprognosen zugeben muss: Dank moderner Technologie ist die Meteorologie vom ungefähren Rätselraten zu einer erstaunlich genauen Wissenschaft geworden.

Außer natürlich, die erwähnte Technik spielt nicht mit. Was jetzt der Fall ist. Die Schweiz kennt dieser Tage kein anderes Thema mehr.

SRF Meteo, das Sendeformat der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt SRG, hat seit Wochen ein Problem. Die Wetterexperten möchten dem Publikum nicht nur sagen, ob es vor der eigenen Haustür regnen wird oder nicht. Sie liefern Daten rund um den Globus, verbreitet via Webseite und App.

Nur stimmen diese Daten seit längerer Zeit nicht mehr. Gerade in beliebten Urlaubsregionen am Mittelmeer spucken die Wetterstationen von SRF Meteo abenteuerliche Werte aus. Bis zu zehn Grad zu viel werden den Touristen in Aussicht gestellt. Im südfranzösischen Montpellier hätten es vorvergangene Woche demnach 38 Grad werden sollen; es waren dann bescheidene 28. Das war kein Ausreißer, es zieht sich durch eine Flut von Destinationen. Gleich reihenweise wurden fünf bis zehn Grad zu viel prognostiziert.

Auch am Dienstag und Mittwoch der ersten Augustwoche sagte das öffentlich-rechtliche Sendeformat deutlich höhere Temperaturen voraus, wie die Weltwoche aufgedeckt hat:

Wetterdaten im Vergleich zu SRF-Vorhersagen

Warum machen es die anderen besser?

Das hat SRF Meteo inzwischen auch eingestanden und technische Probleme verantwortlich gemacht. Bei großer Hitze sei ein „Überschießen“ bei den Stationen möglich. Wobei ja die Hitze eben gerade nie halb so schlimm war wie behauptet. Experten wie Jörg Kachelmann taten die Erklärung jedenfalls als „Blödsinn“ ab. Ein Rätsel blieb auch, wieso er und andere Anbieter, die kaum mit einer fundamental anderen Technologie arbeiten, dieses Problem nicht haben.

Das alles könnte man unter „Fehler passieren“ verbuchen, wenn der öffentlich-rechtliche Sender keine Vorgeschichte hätte, wenn es um das Wetter geht. Inzwischen sind die Temperaturmeldungen von SRF Meteo deshalb ein Politikum. Was sich die Macher der Sendung selbst zuzuschreiben haben.

Seit Jahren wirkt ihr Format nämlich wie eine Predigt von der Kanzel. Das zentrale Thema: der Klimawandel. Jede Wetterprognose wird in diese Richtung gedreht. Das geschundene Klima ist schuld, wenn es heiß ist, wenn es stürmt, wenn jeder Wind ausbleibt – einfach immer. Empfindet man die Temperaturen zur Abwechslung mal als recht angenehm, wird einem vor der Kamera beschieden, das liege nur daran, dass man sich eben bereits an die Auswirkungen des Klimawandels gewöhnt habe.

Auch die Rekordtemperaturen, welche die SRF-Messstationen in den letzten Wochen von sich gaben, wurden in diesem Sinn genutzt. Die Meteorologen liefen zur Höchstform auf. Ihre Gesichter sprachen Bände: Haben wir nicht immer gesagt, dass es immer heißer wird? Nun zeigt sich aber, dass das eben nicht der Fall war, jedenfalls nicht im behaupteten Ausmaß.

Temperaturangaben als politisches Instrument?

Das alles führte zu einem schwerwiegenden Verdacht. Dem, dass die Klimaprediger da ein bisschen nachgeholfen haben. Nach dem Motto: Was nicht passt, wird passend gemacht. Wenn es einen Hitzesommer braucht und der ausbleibt, muss man ihn eben konstruieren, und sei es nur auf dem Papier. Ohne Frage klingen 38 Grad in Montpellier viel besser als 28, wenn es darum geht, die Überhitzung der Erdkugel zu beklagen.

Den Verdacht, mit verfälschten Angaben Politik zu machen, weist SRF Meteo weit von sich. Die Temperaturdaten würden automatisiert erhoben und könnten gar nicht manuell beeinflusst werden. Das lässt sich von außen nicht überprüfen. Sicher ist nur, dass die erwiesenermaßen falschen Daten weiter munter publiziert werden, obwohl die Fehlersuche noch läuft.

Vermutlich liegt die Wahrheit rund um diese Posse irgendwo in der Mitte. Dass sich gebührenfinanzierte Meteorologen des Nachts heimlich in die Zentrale schleichen, um dort Daten zu verändern, damit die Grünen die nächsten Wahlen gewinnen: Es ist ein etwas abenteuerlicher Gedanke.

Ebenso absurd ist aber die Vorstellung, dass Berufsprofis über Wochen nicht gemerkt haben sollen, dass sie mit ihren Temperaturangaben Meilen über den Daten der Konkurrenz lagen. Vielleicht haben sie einfach ein Auge zugedrückt, weil die fehlerhaften Werte ziemlich verführerisch waren. Das ging ja auch lange gut, bis sich erstmals ein Journalist für die Pannenserie interessierte.

Auch das ist selbstredend nur ein bloßer Verdacht ohne jeden Beleg. Beunruhigend ist aber, dass man heutzutage überhaupt auf solche Ideen kommen kann und sie recht plausibel wirken. Das ist nur möglich, weil selbst eine an sich harmlose Wettersendung politisiert wurde – und man den Verantwortlichen deshalb inzwischen alles zutraut.

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Kommentare

Kommentar
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H.u.P.Dornfeld
Vor 1 Jahr 3 Monate

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen, außer vielleicht zwei kleine Anmerkungen,
a) eine angemessene, nämlich dass der Titel angesichts des Klima-Alarmismus genial gewählt ist, und
b) eine etwas alberne, nämlich dass wir statt Sommerposse zunächst staunend lasen, die Schweiz habe ihre SommerSprosse gefunden.
Hätte dem ÖR aber hübscher gestanden, als das malade Faktum...

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H.u.P.Dornfeld
Vor 1 Jahr 3 Monate

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen, außer vielleicht zwei kleine Anmerkungen,
a) eine angemessene, nämlich dass der Titel angesichts des Klima-Alarmismus genial gewählt ist, und
b) eine etwas alberne, nämlich dass wir statt Sommerposse zunächst staunend lasen, die Schweiz habe ihre SommerSprosse gefunden.
Hätte dem ÖR aber hübscher gestanden, als das malade Faktum...