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Kolumne „Der Schweizer Blick“

Der milliardenschwere Retter

Hansjörg Wyss heißt so, wie man eben heißt in der Schweiz, seine Wurzeln kann er mit diesem Vornamen schlecht leugnen. Aber eigentlich ist er inzwischen eher Amerikaner. Er lebt seit Jahrzehnten in den USA und hat auch sonst den „American way of life“ adaptiert. Tellerwäscher war er zwar nie, aber zum Milliardär hat er es geschafft.

Was tut man, wenn man mehr Geld hat, als man für sich selbst braucht? Man baut weitere Unternehmen auf. Man hortet es für die Nachkommen. Oder man investiert es in die Rettung der Welt. Wyss hat sich für Letzteres entschieden. Wer von ihm unterstützt werden möchte, muss einfach ein Rezept gegen eine der vielen Gefahren präsentieren, die uns angeblich gerade bedrohen. Dann ist die Schatulle schnell geöffnet.

Die Sehnsucht vieler Superreicher – Hansjörg Wyss ist damit nicht allein – ist die, mit mehr in die Geschichte einzugehen als mit einem Vermögen, das sich die Wenigsten von uns vorstellen können. Dem 87-Jährigen bleibt dafür vermutlich nicht mehr ewig Zeit. Aber dafür hat er so viel Kleingeld, dass er es recht wahllos für das „Gute“ investieren kann. Der Verkauf eines Medizintechnikunternehmens hat ihn reich gemacht, die Rede ist von rund fünf Milliarden Dollar, auf denen er sitzt. Alltagssorgen gibt es da kaum, also bleibt Zeit, nachzudenken: Was könnte ich heute für die Gesellschaft tun?

Ähnlichkeiten mit dem, was Linke schon immer forderten

Den (sozialen) Medien sei Dank, muss man da nicht lange suchen. Ein schwedischer Teenager reicht als Inspiration. Laut Greta Thunberg bleiben uns aufgrund der „Klimakrise“ nicht mehr viele Jahre. Das könnte man nun hinterfragen. Wie groß ist die Gefahr durch den Klimawandel tatsächlich, wie viel hat der Mensch damit zu tun, und nützt das, was frenetisch gefordert wird, wirklich etwas?

Aber diese Fragen darf man heute nicht mehr stellen. Der Klimawandel wird von der Politik und medial unterstützt, als allein vom Menschen verursacht verkauft. Nur eine Verhaltensänderung und entsprechende Gebote und Verbote können entsprechend das Problem lösen – und mit dieser Definition der Wahrheit wird aus dem Klimaschutz ein linkes Vorhaben.

Denn alles, was wir angeblich sofort tun müssten, um das Klima zu retten, entspricht seit Urzeiten der Agenda der Linken. Weniger individuelle Mobilität, weniger Flugzeugreisen, weniger oder noch besser kein Fleischkonsum, nur noch alternative Energieerzeuger und so weiter. Das, was Links-Grün sowieso schon immer durchsetzen wollte, hat in der Klimadebatte das perfekte Vehikel gefunden. Natürlich in Verbindung mit der bewährten Diffamierungstechnik: Wer Zweifel an der segensreichen Wirkung dieser Maßnahmen hat, ist ungebildet oder verrückt oder ein Rechtsextremer. Eben wie bei Zweifeln an der Coronapolitik.

Sein Weg ist risikolos

Wyss hat über seine Stiftung schon mächtig viel Geld ausgegeben für Dinge, an denen man auf den ersten Blick kaum herummäkeln kann, beispielsweise den Schutz der globalen Artenvielfalt. Es klingt jedenfalls unwidersprochen gut. Niemand will, dass möglichst viele Arten aussterben. Jeder will Artenvielfalt. Die Frage ist, wie weit der Schutz gehen soll. Was bedeutet das für uns? Für die Art, wie wir leben und leben wollen? Welche Einschränkungen bringt das mit sich? Was kommt dabei allenfalls unter die Räder?

In die gleiche Kategorie geht der „Green New Deal“, eine weitere Spielwiese von Wyss, mit der er 30 Prozent der Landes- und Ozeanfläche unter Schutz stellen will. Das kann man wollen, das kann man anstreben, aber eben: Zu welchem Preis? Gibt es allenfalls hoch willkommene, wichtige Projekte für die Menschheit, die nicht mehr möglich wären, wenn diese 30 Prozent geschützt würden? Verschwänden vielleicht auch die „falschen“ Dinge unter den Schutzbemühungen?

Der Weg von Wyss ist risikolos. Er spendet an Tabus, an heilige Vorhaben. Es ist einfach richtig, basta. Und wir müssen unser Leben auf den Kopf stellen dafür. Wyss selbst ist sein Leben lang mit Sicherheit viel geflogen, und er hat einiges an Fleisch verzehrt und Energie verbraucht. Nun soll es für den Rest von uns ein Ende damit haben. Selbst wenn das Arbeitsplätze kostet. Er braucht ja keinen mehr.

Profifußball: Das Hobby passt nicht zum Gutmenschentum

Daneben kann man sich immer noch Hobbys halten, die nicht ganz zum Gutmenschentum passen wollen. Hansjörg Wyss hat sich beispielsweise einen Kindheitstraum erfüllt und den englischen Premier-League-Verein Chelsea gekauft. Internationaler Spitzenfußball: Ist das nicht die Ikone der umweltfeindlichen Konsumwut, der exorbitanten Löhne, verschandeln nicht Weltmeisterschaften in dafür nicht vorbereiteten Ländern auf Generationen hinaus die Landschaft, werden nicht die miserablen Bedingungen der Menschen beklagt, die Stadien bauen müssen?

Das scheint auf den ersten Blick etwas widersprüchlich. Aber vielleicht ist das auch Teil eines größeren Plans. Vielleicht können auf der nicht genutzten Rasenfläche nach abgeschlossener Weltmeisterschaft irgendwelche seltenen Vögel nisten. Und zudem: Wer Milliarden gegen herbeigeredete globale Bedrohungen ausgibt, muss auch ein bisschen Spaß haben.

Das ist dann wohl die neue Form des Ablasshandels.

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