Die Vater-Mutter-Kind-Familie kommt bei Roten und Schwarzen nicht vor
Laut der neuesten INSA-Umfrage hätte eine Koalition aus Union und SPD eine Regierungsmehrheit – im Gegensatz zu Schwarz-Grün. CDU/CSU kommen aktuell auf 31 Prozent Zustimmung, die Sozialdemokraten auf 17 Prozent. Beide haben in den vergangenen Tagen intern ihre Entwürfe der Wahlprogramme für die Bundestagswahl am 23. Februar fertiggestellt. Die Spitzen von CDU und CSU sowie der SPD-Vorstand wollen die Programme am Dienstag beschließen und der Öffentlichkeit vorstellen. Corrigenda liegen beide Papiere vor.
Weil es nicht unwahrscheinlich ist, dass die nächste Regierung eine schwarz-rote wird, lohnt ein genauer Blick in die Programme. Was wollen die Parteien in Sachen Familie und Lebensschutz?
In Kapitel 4 des als „Politikwechsel für Deutschland“ titulierten Papiers schreiben die Unionsparteien unter der Überschrift „Unser Plan für ein Land, das wieder zusammenhält“: „Ja zu Familie und Verantwortung“. Ziel sei es, Familien zu unterstützen, Elternrechte zu stärken und zu „handeln“. In der Einführung stimmen CDU und CSU ein Loblied auf die Familie an. „Familien sind echte Leistungsträger. Sie übernehmen Verantwortung über Generationen hinweg und geben unserem Land Stabilität.“ Das klingt angemessen für eine konservative Partei.
Die Union behauptet „Werte“ in homosexuellen Beziehungen
Erster Unterpunkt ist der Satz „Wir stehen zum Leitbild von Ehe und Familie“. Die Ehe definieren die Christdemokraten und Christsozialen mit Spitzenkandidat Friedrich Merz (drei Kinder, sieben Enkelkinder) als „rechtlich verbindliche und auf Dauer angelegte Verbindung zweier Menschen“. Von Mann und Frau ist keine Rede. Der zweite Unterpunkt lautet daher folgerichtig: „Unterschiedliche Lebensentwürfe respektieren“. Hier schreiben die Schwarzen von „Verantwortung und Vielfalt“, die „für uns zusammen“ gehörten. „Nicht nur in klassischen Familien, sondern auch in Patchwork- und Trennungsfamilien sowie bei Alleinerziehenden und in gleichgeschlechtlichen Beziehungen werden Werte gelebt, die grundlegend für unsere Gesellschaft sind.“
Wohlwollend betrachtet, findet immerhin eine Unterscheidung statt zwischen Familien und Beziehungen. Doch die kombinierten Begriffe Vater, Mutter und Kinder kommen im CDU/CSU-Wahlprogramm nicht vor. Die Unionsparteien bekennen sich im Programm zur Elternzeit und zum Elterngeld und wollen das Ehegattensplitting erhalten. Kitas „in ihrer Rolle als Bildungseinrichtungen“ sollen gestärkt werden. Besondere Beachtung finden Alleinerziehende, die laut dem Papier steuerlich entlastet werden sollen.
Die Union lehnt Änderungen des Geschlechtseintrags von Minderjährigen „entschieden ab“. Gerade in der Pubertät müsse ausgeschlossen werden, „dass Persönlichkeitszweifeln mit einem leichtfertigen Geschlechtswechsel begegnet wird“. Auch bei Erwachsenen dürfe es keine Geschlechtswechsel geben, die „der Beliebigkeit hingegeben werden“.
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Im Unterkapitel „Elternrechte stärken – Kinder- und Jugendschutz sichern“ stellen die Autoren fest: „Das Kindeswohl hat für uns oberste Priorität“. Erster Unterpunkt: „Paragraf 218 bleibt“. Der „mühsam gefundene gesellschaftlich Kompromiss“ berücksichtige sowohl das „Selbstbestimmungsrecht der Frau“ als auch den „Schutz des ungeborenen Kindes“.
Die SPD will die Familie sowjetisieren
Weil die Union keine Stärkung des Lebensrechts betont, würde ein Kompromiss mit der SPD eine weitere Liberalisierung des Abtreibungsstrafrechts bedeuten. Denn die Genossen schreiben in ihrem Wahlprogramm klar und deutlich: „Wir werden Schwangerschaftsabbrüche entkriminalisieren und außerhalb des Strafrechts regeln – außer, wenn sie gegen oder ohne den Willen der Schwangeren erfolgen. Wir wollen Schwangerschaftsabbrüche zu einem Teil der medizinischen Grundversorgung machen.“
Das als „Regierungsprogramm“ betitelte SPD-Papier wirkt teilweise wie aus den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts („Wir kämpfen für Dich und Deutschland“). Jede Kapitelüberschrift beginnt mit den Worten „Wir kämpfen …“ Nur für Kinder kämpfen die Sozialdemokraten nicht, außer es geht um ihre Funktion als Subventionsempfänger („Kindergeld“, „Kinderarmut“, „Kinderzuschlag“, „Kinderrechte“).
In Kapitel 9 „Wir kämpfen für einen verlässlichen Alltag für Familien“ fehlt die Vater-Mutter-Kinder-Familie komplett. Kommt beim Unionsprogramm der Begriff „klassische Familie“ immerhin vor, so fehlt dieser bei der SPD mit dem kinderlosen Spitzenkandidaten Olaf Scholz komplett. Dafür ist vom „Familienrat“ die Rede, in dem „alle gehört“ würden, woraus die Autoren schließen, in der Familie sei „unsere Demokratie angelegt“. 2021 wurden Kinder und Familien im Wahlprogramm noch im Zusammenhang genannt.
Neben sozialdemokratischen Allgemeinplätzen wie mehr „Teilhabe“, dem Ausbau von Kitas, der besseren Bildung und mehr Alltagshilfen legt die SPD großen Wert auf zwangsweise gleichgewichtete „Care-Arbeit“. Hierzu zählt auch die Einführung einer „Familienstartzeit“, was bedeutete: „Väter oder Partnerinnen und Partner sollen sich für die ersten zwei Wochen nach der Geburt eines Kindes bei voller, umlagefinanzierter Lohnfortzahlung freistellen lassen können.“
Jedes Elternteil solle „Anspruch auf sechs nicht übertragbare Monate Elterngeld erhalten“. Mit den zusätzlich angedachten weitere sechs Monate Unterstützung, die frei auf beide Elternteile verteilt werden können sollen, stiegen die Elterngeldmonate von 14 auf 18. Beim Elterngeld und der Elternzeit sollen die Anreize für Väter verstärkt werden, so dass auch sie zu Hause bleiben.
Auch bei der AfD steht die Familie im Regen
Klingt der Unterpunkt „Wir wollen, dass alle Kinder und Jugendlichen stark und sicher aufwachsen können“ zunächst sinnvoll, tritt Ernüchterung ein, wenn man sich ihn genauer anschaut. „Wir werden starke Kinderrechte auch im Grundgesetz verankern, um Schutz, Beteiligung und Förderung sicherzustellen. Ab 16 Jahren sollen junge Menschen mitentscheiden können, deswegen senken wir das aktive Wahlalter.“ Nicht nur das: Die SPD will eine schulische „Demokratiebildung in allen Bereichen“. Schüler sollen Lernprozesse und Lerninhalte mitbestimmen können.
Die Ehe zwischen Mann und Frau, die Familie bestehend aus Vater, Mutter und Kindern haben in diesem Wahlkampf wahrscheinlich einen schweren Stand. Denn auch im Wahlprogramm-Entwurf der AfD fehlt die klare Benennung der Familie aus Vater, Mutter und Kindern. Immerhin ist beim Parteitag der Blauen Mitte Januar darüber eine hitzige Diskussion zu erwarten. Bei SPD und Union ist das nicht der Fall.
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@Braunmüller Für Katholiken gibt es kein Gebot zur Äquidistanz. Das wird schon daran deutlich, dass die Kirche die Katholiken ermahnt, wählen zu gehen. Aber es geht ja noch weiter: Die Kirche ermutigt die Gläubigen sogar, politischen Parteien beizutreten und sich über diese Kanäle für die Verbreitung des Evangeliums einzusetzen. Und das wohlwissend, dass es keine Partei gibt, die die katholische Lehre vollumfänglich vertritt. Einen gleichmäßigen Abstand zu Parteien gibt es für Katholiken nicht. Nähe oder Distanz zu Parteien wird durch den Dekalog bestimmt. Selbstverständlich kann ein Christ auch öffentlich sagen: ich wähle dieses oder jenes. Er muss es halt begründen können, wenn daraus etwas Konstruktives entstehen soll.
Davon abgesehen: In Ihrem Kommentar fädeln Sie eine Reihe von Behauptungen auf und polemisieren gegen Standpunkte, die ich gar nicht vertreten habe. Trotzdem würde ich Ihren Kommentar nicht als „Müll“ bezeichnen. Im Sinne einer brüderlichen Ermahnung rate ich Ihnen, sich nicht im Ton zu vergreifen. Regeln einer respektvollen Kommunikation gelten im Internet wie draußen – gerade für Christen.
@EUM Formulierungen wie „brüderliche Ermahnung“ und „würde Ihren Kommentar nicht als ‘Müll’ bezeichnen“ weise ich ausdrücklich zurück; das steht Ihnen in einem Kontext wie hier schlicht nicht zu.
Familien als Leistungsträger zu definieren, halte ich nicht für glücklich. Selbstverständlich braucht die Gesellschaft Leistungsträger, aber bei der Familie sollte es doch um etwas anderes gehen. Familie sollte man nicht verzwecken mit Blick auf irgendeinen staatlichen Nutzen. Familien brauchen heute vor allem Ruhe und Zeit für sich, Schutzräume gegenüber dem Staatsbetrieb. Das jetzige Programm der CDU zur Familienpolitik wird kaum Reibungspunke mit den Grünen bieten. Ob es so gewollt ist? „Familie ist nicht ausschließlich Vater, Mutter, Kind“ – diesem Götzen muss man ein paar Weihrauchkörner opfern. Hat man diesen Kniefall gemacht, darf man dazu gehören. Alles andere ist dann schon nicht mehr wichtig. Die AfD muss erkennen, wie wichtig es ist, die Lücke, die es jetzt gibt, mit einem klaren Bekenntnis zur Familie als Vater, Mutter, Kind zu füllen. Diese Definition ist ja keine „christliche Marotte“, sondern das wird weltweit und kulturübergreifend so gesehen. Mit dem Bekenntnis zur natürlichen Familie kann die AfD auch eine Brücke zu migrantischen Wählerschichten schlagen. Die Trump-Wahl hat gezeigt, dass gerade Migranten woke Themen ablehnen und ihn deswegen vermehrt gewählt haben. In der AfD sollte Familienpolitik vom Nischen- zu einem Hauptthema werden. Denn sehr vielen Menschen liegt die Thematik am Herzen, und sie brauchen eine angemessene politische Vertretung.
@EUM Mir geht es zunehmend auf die Nerven, dass 'konservative', 'liberale' oder 'christliche' Medien von Kommentatoren faktisch mit Werbung für die AfD vollgespamt werden, einer Partei, die im Kern nichts von allen dreien ist. Statt die einen zu verteufeln und aus der anderen einen Götzen zu machen, wäre von Katholiken hier etwas mehr Äquidistanz angebracht. Parteien und Politik sind alle aus demselben opportunistischem Holz geschnitzt.
@Braunmüller Für Katholiken gibt es kein Gebot zur Äquidistanz. Das wird schon daran deutlich, dass die Kirche die Katholiken ermahnt, wählen zu gehen. Aber es geht ja noch weiter: Die Kirche ermutigt die Gläubigen sogar, politischen Parteien beizutreten und sich über diese Kanäle für die Verbreitung des Evangeliums einzusetzen. Und das wohlwissend, dass es keine Partei gibt, die die katholische Lehre vollumfänglich vertritt. Einen gleichmäßigen Abstand zu Parteien gibt es für Katholiken nicht. Nähe oder Distanz zu Parteien wird durch den Dekalog bestimmt. Selbstverständlich kann ein Christ auch öffentlich sagen: ich wähle dieses oder jenes. Er muss es halt begründen können, wenn daraus etwas Konstruktives entstehen soll.
Davon abgesehen: In Ihrem Kommentar fädeln Sie eine Reihe von Behauptungen auf und polemisieren gegen Standpunkte, die ich gar nicht vertreten habe. Trotzdem würde ich Ihren Kommentar nicht als „Müll“ bezeichnen. Im Sinne einer brüderlichen Ermahnung rate ich Ihnen, sich nicht im Ton zu vergreifen. Regeln einer respektvollen Kommunikation gelten im Internet wie draußen – gerade für Christen.
@EUM Formulierungen wie „brüderliche Ermahnung“ und „würde Ihren Kommentar nicht als ‘Müll’ bezeichnen“ weise ich ausdrücklich zurück; das steht Ihnen in einem Kontext wie hier schlicht nicht zu.