Wo ist sie hin, die „große Schönheit“?
Schönheit berührt uns, bewegt uns und lässt uns staunen. Ja, Schönheit ist mächtig, sie ist erhaben und transzendent. Schönheit scheint heute eine äußerst wandelbare Eigenschaft zu sein, die keiner objektiven Beurteilung unterliegt und von rein subjektiven Empfindungen abhängt.
Aber selbst wenn Schönheit nicht unabhängig von der jeweiligen Kultur und Epoche wäre, erleben wir heute eine Loslösung unserer Kultur, Kunst und Mode von der Schönheit. Jedes Bemühen um eine Objektivierung oder gar ein Urteil, werden als verpönt und überholt betrachtet. Und doch sehnen wir uns alle nach dieser Schönheit und Exzellenz, die über uns hinausgeht.
Paolo Sorrentino, der italienische Regisseur des gleichnamigen Films, nannte sie die „Große Schönheit“. Der Film zeigt den Kontrast zwischen einem dekadenten Lebensstil voller Heuchelei und der einfachen, verborgenen, wahren Schönheit. „La Grande Bellezza“ spielt zwischen Panoramablicken über den Tiber und Spaziergängen bei Kerzenschein durch Roms imposante Galerien und Paläste.
Zu Beginn des Films bricht ein japanischer Tourist zusammen, nachdem er die Stadt Rom bestaunt und fotografiert hat. Eine mögliche Erklärung dafür könnte sein, dass dies durch das Stendhal-Syndrom ausgelöst wurde – ein psychosomatischer Zustand der Überwältigung durch Schönheit oder kulturelle Überreizung, auch „florentinische Krankheit“ genannt.
Kunst missverstanden als absolute Freiheit und Selbstdarstellung des Künstlers
Die Schönheit wird als transzendent, zeitlos und objektiv dargestellt. Der Unterschied zur zeitgenössischen Kunst, die immer mehr ins Absurde abdriftet, wird am Beispiel einer Performance-Show gezeigt. Darin rennt eine junge Künstlerin mit dem Kopf gegen eine Steinwand. Als diese interviewt und nach dem Sinn dieser Performance gefragt wird, kann sie nichts dazu sagen, außer dass es etwas mit „Vibrationen“ zu tun habe.
Dieses Bild ist gar nicht so weit weg davon entfernt, was in den modernen europäischen Galerien und Ausstellungshallen als Kunst präsentiert wird. Das Konzept der zeitgenössischen Kunst basiert auf einer absoluten Freiheit und Selbstdarstellung des Künstlers. Sie spiegelt die moderne (westliche) Denkweise, wonach jeder nur das tun sollte, was ihn glücklich macht, tragen, was ihm gefällt und ja keinen gesellschaftlichen Normen unterliegen sollte. „Vibes“, „Energie“ und Originalität zählen.
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Das Schöne, Wahre und Gute sind keine für die Kunst relevanten Maßstäbe mehr. Selbstverständlich sollte Kunst auch innovativ und mutig sein, alle großen Künstler der europäischen Kunstgeschichte waren es. Jedoch strebten sie dabei ein Ideal an, dem Schönheit und Wahrheit immanent sind. Ihr „Selbst“ haben sie zum Zweck der Kunst und Schönheit selbst geopfert. Heute ist es andersrum.
Wir sollten die Schönheit nicht aufgeben
„Hat Europa ihren Sinn für Schönheit verloren?“ lautete der Titel einer Konferenz, an der ich vor einigen Wochen teilnehmen durfte. Eine konservative ungarische Denkfabrik lud Künstler, Philosophen und Kulturkritiker ein, um gemeinsam die Rolle von Kunst und Schönheit in der heutigen Gesellschaft zu diskutieren. Wenn es um die Objektivität der Schönheit oder die Dialektik von Schönheit und Hässlichkeit ging, fielen die Ansätze unterschiedlich aus. Doch alle konnten sich einigen, dass die Schönheit immer ein inhärentes Element der Transzendenz hat. Alle konnten zustimmen, dass seit den Zeiten, als die großen Kathedralen gebaut wurden, etwas auf dem europäischen Kontinent massiv schiefgelaufen ist.
Wir können uns also die Frage stellen: Wo ist heute die „große Schönheit“, die bei uns Herzrasen und Ohnmacht zu bewirken vermag? Ist sie nur noch ein Relikt aus den vergangenen Zeiten?
Ich bin überzeugt, dass wir uns damit nicht zufriedengeben und nicht nur mit dem „Konservieren“ der Vergangenheit beschäftigt sein sollten. Die Schönheit ist um uns herum und wir sollten sie nicht aufgeben, sondern an ihr festhalten. Im Alltag und in der Kunst.
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Eine Sehnsucht erfüllt uns nach der Schönheit, die uns einst beseelte. Ein kleiner Schimmer nur ist uns davon verblieben. Der Künstler hebt den Schleier und vermittelt ein Gefühl, wie es einst gewesen sein könnte. Wir sind irritiert, denn die vermittelte zeitgenössische Kunst spiegelt nicht die Sehnsucht wider, die uns erfüllt. Besonders irritiert sind wir, wenn derartige Kunst neuerdings in Domen, übrigens nicht nur in Linz, vorfindbar ist. Wie mag es um den Seelenzustand von Menschen bestellt sein, die darin eine Schönheit erblicken wollen? Welche finstere Sehnsucht erfüllt sie wohl? Da ist etwas grundlegend schiefgelaufen. Wer Jesus im Tabernakel nachkonziliar nur noch den Rücken zuwendet, da muss der Blick im Leeren enden. Es ist ein Jammer.
Eine Sehnsucht erfüllt uns nach der Schönheit, die uns einst beseelte. Ein kleiner Schimmer nur ist uns davon verblieben. Der Künstler hebt den Schleier und vermittelt ein Gefühl, wie es einst gewesen sein könnte. Wir sind irritiert, denn die vermittelte zeitgenössische Kunst spiegelt nicht die Sehnsucht wider, die uns erfüllt. Besonders irritiert sind wir, wenn derartige Kunst neuerdings in Domen, übrigens nicht nur in Linz, vorfindbar ist. Wie mag es um den Seelenzustand von Menschen bestellt sein, die darin eine Schönheit erblicken wollen? Welche finstere Sehnsucht erfüllt sie wohl? Da ist etwas grundlegend schiefgelaufen. Wer Jesus im Tabernakel nachkonziliar nur noch den Rücken zuwendet, da muss der Blick im Leeren enden. Es ist ein Jammer.