Dummheit oder Vorsatz?

Anfang Januar 2025 machten zwei Meldungen die Runde, ohne dass sie größere Aufmerksamkeit erregt hätten. Die Stadt Köln verkündete stolz, die schon im letzten Jahr im besonders migrantisch geprägten Stadtviertel Ehrenfeld installierte Ramadan-Beleuchtung werde auch 2025 stattfinden – diesmal sogar mit Genehmigung der Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Vom 27. Februar bis zum 2. April werden die Lichter des Abends eingeschaltet. Derweil meldeten die Medien zu Jahresbeginn, dass der große Chanukka-Leuchter auf dem Potsdamer Platz in Berlin teilweise zerstört worden sei. Schon zuvor waren in Berlin mehrere zum Chanukka-Fest aufgestellte Leuchter beschädigt oder gestohlen worden.
Die beiden Meldungen zeigen wie in einem Brennglas das Soll und Haben der deutschen Integrationskultur. Den Muslimen sei der Fastenmonat sehr wichtig, eine augenfällige Würdigung durch Leuchtelemente würde ihnen ein Stück Beheimatung schenken, hieß es in wohlwollenden Kommentaren der deutschen Presse. Beheimatung wohin, mag mancher fragen. Denn die Illuminierung öffentlicher Straßen aus Anlass strenger Speisevorschriften ist ein Import aus islamischen Ländern wie Ägypten, den Golfstaaten, der Türkei oder Indonesien, und damit das Gegenteil einer Integration in die deutsche Gesellschaft.
Auch die Gastgeber der neuen Heimat, zumal Anwohner und Geschäftsinhaber der betroffenen Straßen, wurden nicht gefragt, ob sie mit dieser Art religiöser Dekoration überhaupt einverstanden seien. Und schon gar nicht, ob sie den Spaß auch finanzieren wollen. Denn während die Kölner Lichtaktion mit Spenden finanziert wird, sollen die zeitgleich in Frankfurt aufleuchtenden Fastenlichterketten mit stolzen 100.000 Euro aus dem Stadtsäckel bezahlt werden, mithin also mit Steuergeldern.
Deutsche Bekenntnis-Olympiade
Während in Köln die Initiatoren des „Ramadan Project“ auf eigene Initiative Spenden sammelten und für die Beleuchtung sorgten, ging es den Verantwortlichen in München um die „Bekämpfung des antimuslimischen Rassismus“. Im Stadtrat hatten im November 2024 nur CSU und Bayernpartei dagegen gestimmt. Ein ähnliches Bild in Frankfurt: Auch hier beschloss der grün dominierte Stadtrat auf Initiative des SPD-Stadtverordneten Omar Shehata die islamische Lichterdeko. Einzig die CDU mochte nicht mittun, denn hier werde einseitig eine Religion bevorzugt.
Aber dient der ganze Aufwand wirklich der Integration der hier lebenden Muslime in die deutsche Kultur, oder ist das Ganze in Wahrheit nur ein weiteres Beispiel für die Aneignung des öffentlichen Raums durch den Islam? Werden die alteingesessenen Bewohner wirklich aufgeschlossener gegenüber muslimischen Inhalten, wenn sie ihnen ungefragt vor die Nase gesetzt werden? Gerade nach den Ereignissen der letzten Monate mag mancher denken, dass Weihnachtsmärkte in Deutschland auch mit „Merkelpoller“ genannten Betonklötzen weder schöner noch sicherer werden.
Frankfurts grüne Bürgermeisterin Eskandari-Grünberg hatte 2024 erklärt, die Kampagne richte sich auch „gegen Rassismus und Antisemitismus“, eine Botschaft, die die hier lebenden, vor allem von muslimischem Antisemitismus drangsalierten Juden gewiss mit Erstaunen vernommen haben. Die Beleuchtung sei „ein Zeichen der Hoffnung“, so Eskandari-Grünberg. Das wiederum ist geradezu urtypisch deutsch, denn im Zeichen setzen, ob „gegen Rechts“, Antisemitismus, „Hass und Hetze“, Rassismus und was der Ismen mehr sein mögen, besitzen die Deutschen Weltgeltung. Nur, dass der Erfolg überschaubar bleibt.
> Abonnieren Sie den Corrigenda-Newsletter und erhalten Sie einmal wöchentlich die relevantesten Recherchen und Meinungsbeiträge
Daran ändern auch die zum Teil skurrilen Begleitumstände der islamischen Lichterfeiern nichts. In der Hessenmetropole hängt die Beleuchtung wieder in der Großen Bockenheimer Straße. Für Ortsfremde: die Aktion, die sich dem Fasten, also dem Teilzeithungern widmet, wird ausgerechnet in der Frankfurter Fressgass abgehalten. Dorthin können also fastende Muslime gehen, um den ganzen Tag nichts zu essen und nichts zu trinken.
Dieser kleine logische Bruch stört die Lichter-Aktivisten aber ebenso wenig wie eine andere Koinzidenz, die in Köln zu beobachten ist: Dort leuchten die Ramadan-Monde und -Sterne zeitgleich mit dem Kölner Karneval, der just in diesen Tagen seinem Höhepunkt entgegeneilt und die ganze Stadt tagelang mit buntem, ganz und gar unislamischem Treiben erfüllt.
Eine Zumutung für Steuerzahler
Mag der Betrachter über solches Beiwerk noch schmunzeln, so vergeht ihm angesichts der Münchner Zustände sofort jedes Lächeln. Auch in der bayerischen Landeshauptstadt wollte die rotgrüne Stadtregierung keinen Zweifel an ihrem Willen zu „Vielfalt“, „Toleranz“ und „Inklusion“ aufkommen lassen. Und beschloss für dieses Jahr ebenfalls und zum ersten Mal eine Ramadan-Beleuchtung mit beleuchteten Sternen, Laternen und Halbmonden. Nach Frankfurter Vorbild dürfen auch in München die Bürger den Spaß bezahlen. „Es ist geplant, am Abend des 31. März die Fassade des Alten Rathauses in verschiedenen Sprachen mit einem Gruß zum Ende des Ramadans zu illuminieren“, teilte die Stadt München auf Corrigenda-Anfrage mit.
Also auch im Süden „Happy Ramadan“, aber anders als in Köln kein Faschingstreiben. Denn Münchens Verantwortliche sagten nach den letzten islamistisch motivierten Anschlägen mit Toten sämtliche Veranstaltungen ab (die übrigens zu Recht das Attribut „vielfältig“ tragen). Also kein Faschingstreiben oder „Tanz der Marktweiber“, die Sicherheitsbedenken waren zu groß.
Und selbst in Köln wurde die tiefe Verbeugung der Kölner Stadtregierung vor den muslimischen Ansprüchen nicht belohnt. Am 25. Februar, zwei Tage vor Beginn der tollen Tage, verkündete der IS konkrete Terrordrohungen gegen potentielle Angriffsziele wie das traditionelle Karnevalstreiben auf dem Kölner Alten Markt. Da klingen die gebetsmühlenhaft vorgetragenen Politikerstanzen à la „Wir lassen uns unsere Art zu leben nicht nehmen!“ noch hohler als ohnehin schon.
Ein theokratischer Anspruch
Und hier stellt sich endgültig die Frage, was da eigentlich ins Rutschen gekommen ist. Advents- und Weihnachtsmärkte – sofern sie überhaupt noch so heißen dürfen – werden zu Risikozonen und Angstorten. Jedes Glühweintrinken kann das letzte gewesen sein. Kitas verbannen Advents- und Weihnachtslieder, um muslimische Kinder nicht zu diskriminieren. Juden können sich nicht mehr mit einer Kippa auf die Straße trauen, während der Staat Meldestellen gegen „antimuslimischen Rassismus“ mästet.
Gleichzeitig stülpen immer mehr Städte ihrer Bevölkerung vom Muezzinruf bis Ramadan-Beleuchtung die Manifestation einer Religion über, die zu keinem Zeitpunkt auch nur die geringste Bereitschaft zur Inkulturation und der Akzeptanz des Gesetzesvorrangs vor allem Religiösen zeigt. Diese unbeirrte Haltung, die letztlich in theokratischer, semitotalitärer Selbstgewissheit gründet, stößt auf Vertreter einer Gesellschaft, die sich selbst verloren hat; Zeitungsleute wie Politiker vereint in Kulturvergessenheit und Selbsthass auf alles in Geschichte und Volk Überkommene. Sie sind unablässig bemüht, den muslimischen „Mitbürgerinnen und Mitbürgern“ fröhlichen Ramadan, Zuckerfest, Eid Mubarak usw. zu wünschen, während sie für christliche Feste nur Spott und Überheblichkeit übrighaben – wenn sie sie überhaupt noch erwähnen.
Unvoreingenommene Besucher von Köln oder Frankfurt könnten überdies den Eindruck gewinnen, dass die Integration bislang zu wenig gewürdigter Muslime nicht zu den drängendsten Problemen gerade der Stadtzentren gehört. Nicht nur für Frauen erweist sich ein harmloser Spaziergang durch die Innenstadt oft als abenteuerlicher Spießrutenlauf zwischen aggressiven Bettlern, auf die Straße defäkierenden Junkies und sich um die Vorherrschaft prügelnden Drogendealern in einer oft von Schmutz und Verfall gekennzeichneten Umgebung. Selbst die Kölner Oberbürgermeisterin Reker beklagte die zunehmende Verwahrlosung ihrer Stadt, an der sie aber leider, leider nichts ändern könne.
Zeichen der Landnahme
Das öffentliche Begängnis des Ramadan ist nichts anderes als der Muezzinruf über deutsche Dächer: ein Zeichen der Landnahme. Es wird so oft von Integration gesprochen, während die Symbole der in Sonntagsreden gern beschworenen christlich-jüdischen Kultur im Alltag unter Polizeischutz gestellt werden müssen.
Aber es gibt auch viel Gutes. Ramadan-beleuchtete deutsche Straßen benötigen keinen Polizeischutz, mit Übergriffen seitens gewalttätiger Christen oder Juden ist eher nicht zu rechnen.
> Kennen Sie schon unseren Corrigenda-Telegram- und WhatsApp-Kanal?
Kommentare
Mit solchen Unterwerfungsgesten wird man in der muslimischen Bevölkerung sicher keine Anerkennung finden. Islamistische Angriffe häufen sich und die Politik reagiert mit Demos gegen rechts und Solidarisierungsaktionen mit dem Islam. Die Moslems werden sicher instinktiv durchschauen, dass das nicht ehrlich ist. Das alles sind Symptome einer Verdrängungsgesellschaft. Dabei fungiert der Kulturmarxismus gegenwärtig als gesellschaftliches Über-Ich, der die Menschen moralisch lähmt, sie daran hindert aufrecht zu stehen. Als Europäer soll man sich schuldig fühlen, sich schämen, für die eigene Identität und die eigenen Rechte einzustehen. So werden die ganzen Missstände unter den Teppich gekehrt.
Gerade der Islam hat immer wieder versucht in Europa vorzudringen. Er hat sich in dem Punkt nicht geändert, das haben nur wir: Heutzutage öffnet man die Tore freiwillig für massenhafte muslimische Einwanderung (effektiv: Eroberung). Die letzten Jahrzehnte haben indes gezeigt, dass die unterwürfige und selbstverleugnende Haltung der Europäer die islamische Eroberungslust nicht dämpft, sondern immer weiter anfacht. Falls es überhaupt so etwas wie eine Integration des Islam in Europa geben kann (meines Erachtens ist das nur sehr begrenzt möglich), so müsste diese auf wechselseitigem Respekt beruhen. Entsprechend müssten wir erst einmal lernen, wieder ein Selbstbewusstsein zu entwickeln, das den Moslems überhaupt die Möglichkeit gibt, uns zu respektieren.
Guter Artikel! Aber was nun?
In Wien werden in etwa 20 Jahren mehr Muslime als Christen leben, in einigen deutschen Großstädten ebenso. In 30-40 Jahren wird dies in praktisch allen deutschen Städten der Fall sein. Und am Ende dieses Jahrhunderts werden Christen, ebenso wie ethnisch Deutsche, nur noch eine kleine unbedeutende Minderheit in einem muslimischen Deutschland sein. Das sind statistische Gewissheiten, die "Abschaffung" (Sarrazin) der ethnisch Deutschen ist längst irreversibel auf den Weg gebracht.
Die große Masse der deutschen Bevölkerung interessiert das offenkundig nicht bzw. sieht darin kein Problem jenseits von Sicherheitsfragen. Und der Restbestand an konservativen Bürgern scheut die Konfrontation. Das deutsche Bürgertum hat sich schon immer durch politische Passivität und Feigheit ausgezeichnet.
Wer sich an so etwas stört ist ein Kleingeist
@Thomas Kovacs Nun gut, dann mag das so sein. Attribute sind Schall und Rauch, aber wir sollten wirklich aufhören, die Realität zu ignorieren. Vielleicht sind Sie den Hinweisen von Hamed Abdel-Samad geneigter, der anders als ich kein kleiner Geist ist.
https://www.nzz.ch/feuilleton/ramadan-beleuchtung-in-frankfurts-strassen-ld.1821188