Jetzt ist auch Otfried Preußler unerwünscht
Der erste Leitgedanke des Otfried-Preußler-Gymnasiums in Pullach im Isartal lautet: „Unsere Schule ist ein Ort, an dem sich Schüler, Lehrer und Eltern wohlfühlen sollen.“ Das Wohlempfinden ist aber anscheinend nicht mehr gegeben. Und zwar wegen des Namens. Zumindest sagen das Lehrerkonferenz, Elternbeirat und Schülerausschuss. Der Name Otfried Preußler soll weichen und die Schule wieder wie früher „Staatliches Gymnasium Pullach“ heißen.
Vergangene Woche hat nun auch der Pullacher Gemeinderat bei nur zwei Gegenstimmen beschlossen, den Namenspatron des Gymnasiums zu tilgen, oder wie man heute auch sagt: zu canceln. Dabei war die Schule erst nach dem Tod Preußlers 2013 nach ihm benannt worden.
Grund für die geplante Umbenennung ist vor allem ein Frühwerk Preußlers, das er im Alter von 21 Jahren veröffentlicht hatte – und sein Umgang damit. Das 1944 erschienene Buch „Erntelager Geyer“ beschreibt in laut Kritikern verherrlichender Weise einen Ernteeinsatz des Deutschen Jungvolks im Sudentenland. Das Jungvolk war eine Jugendorganisation der Hitlerjugend (HJ) für Jungen zwischen zehn und 14 Jahren. Ab 1939 war eine Mitgliedschaft in der HJ für alle Jugendlichen zwischen zehn und 18 Jahren verpflichtend.
Preußler-Biograf zeigt sich erschrocken
Preußler schrieb das Prosawerk, nachdem er 1940, also mit 17 Jahren, einen Erntelagereinsatz geleitet hatte. Preußler-Biograf Carsten Gansel verweist auf Anfrage von Corrigenda darauf, dass man sich die Begründung des Gymnasiums Pullach in Ruhe ansehen könne, denn alle Dokumente von der Sitzung des Gemeinderates Pullach vom 20. Februar 2024 stünden der Öffentlichkeit im Netz zur Verfügung. „Wenn man sich den Antrag des Gymnasiums mit der gebotenen Sachlichkeit durchliest, ist man doch erschrocken. Und dies betrifft die Gründe, die angeführt werden, um den Namen eines weltweit bekannten und geachteten Autors abzulegen“, resümiert der Literaturwissenschaftler.
Der Professor für Neuere Deutsche Literatur sowie Germanistische Literatur- und Mediendidaktik an der Universität Gießen fasst zusammen:
„Dass Otfried Preußler als Siebzehnjähriger eine realistische Erzählung mit dem Titel ‘Erntelager Geyer’ geschrieben hat, in der Ideologeme des NS-Staates zu finden sind, wird – so kann man lesen – dem Autor fast noch verziehen. Schlimmer sei es, dass Otfried Preußler sich nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft 1949 und in den folgenden Jahrzehnten nicht explizit davon distanziert bzw. sich dafür öffentlich entschuldigt hat.“
Was ein Autor mit 17 Jahren schrieb, soll also relevanter sein als Preußlers Œuvre, das er in seinen 89 Lebensjahren zu Papier gebracht hat. „Allem Anschein nach zählt für das Gymnasium nicht das herausragende Werk, nicht die ‘Kleine Hexe’, die ihren eigenen Weg sucht und sich nicht gleichschalten lässt, nicht der ‘Räuber Hotzenplotz’, in dem die sich mächtig dünkenden Autoritäten veralbert werden und noch nicht einmal der ‘Krabat’, in dem die ‘Auseinandersetzung mit der faszinierenden Macht, die sich bei näherem Zusehen als böse Macht entpuppt, vorgeführt wird’ (O. Preußler)“, betont Gansel.
„Aber noch brisanter wird es, wenn man den Blick auf ein anderes Argument wirft, das die Rückabwicklung der Namensgebung begründen soll. Da wird selektiv und ohne den Entstehungskontext zu nennen, aus einer privaten Postkarte zitiert, in der Preußler 1959 (!) nach den beglückenden Erfahrungen einer Tagung zur Kinder- und Jugendliteratur davon schreibt, dass ihn ‘der Betrieb in der Schule anödet’. Dass diese Passage noch dazu ironisch gemeint ist, wird nicht mitgeteilt. Und so leitet der Schulleiter im Jahr 2024 ab, dass sich hier ‘keine vorbildhafte Einstellung Otfried Preußlers in pädagogischer Hinsicht bei seiner Tätigkeit als Lehrer bzw. Schulleiter erkennen (lässt)’. Dass Otfried Preußler ein begnadeter Pädagoge und Geschichtenerzähler war und schließlich Schulrektor, scheint zudem keine Rolle zu spielen.“
Eine vertane Chance?
Angesichts einer solcher Begründung, resümiert der Literaturwissenschaftler, könne man nur alle Autoren warnen. „‘Leute‘, würde man sarkastisch sagen, ‚verschließt Eure Nachlässe, dichtet sie ab, lasst keine Personen daran. Ihr lauft Gefahr, dass da jemand einen Satz herausfischt, der Euch später den Hals bricht.‘“ Gansel weiter:
„Doch selbst bei nüchterner Betrachtung erscheint dann auch das letzte Argument, das die Namensablegung begründen soll, irritierend, aber eigentlich erschreckend. Es wird angeführt, für ‘die Lernenden’ seien ‘die in einigen Werken dargestellten fragwürdigen Konfliktlösungsstrategien durch Gewalt und/oder Hexerei’ problematisch. Abgesehen davon, dass Otfried Preußler die ‘schwarze Magie’ scheitern lässt, nicht nur im ‘Krabat’, stellt sich die Frage, ob das Gymnasium allen Ernstes die sogenannte schöne Literatur auf einen Trivialrealismus verpflichten und zu einer Art Ratgeberliteratur zusammenschrumpfen will. Da müsste dann freilich der gesamte Kanon ausgetauscht werden, an erster Stelle wohl Goethes ‘Faust’.“
Die geplante Umbenennung sorgte für bundesweites Aufsehen. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung kommentierte sarkastisch: „Hätte Preußler sich doch bloß distanziert!“ Der Schriftsteller und Filmemacher Thomas von Steinaecker, der 2023 eine Arte-Doku über Preußler veröffentlicht hatte, bezeichnete die Umbenennung gegenüber dem Bayerischen Rundfunk als vertane Chance. Preußlers Biografie zeige „beispiellos und anschaulich, wie man als Jugendlicher durch Ideologien verführt werden kann und sich daran ein Leben lang abarbeitet“. Für Geschichts- oder Deutschlehrer wäre das eine Steilvorlage gewesen, „sich regelmäßig mit dem Namensgeber der Schule und seinen Schwächen und Stärken auseinanderzusetzen – gerade heute“.
Was sagt die Schule? „Nach den Erfahrungen mit der Berichterstattung der vergangenen Tage möchten wir uns öffentlich nicht mehr dazu äußern. Wir haben mit unserem Vorgehen den regulären Weg eingehalten. Jetzt entscheidet der Zweckverband der Schule“, gab Schulleiter Benno Fischbach am Montag auf Corrigenda-Nachfrage etwas enttäuscht über die laut ihm teils unsachliche Berichterstattung zur Antwort.
Der Zweckverband will sich am 13. März mit dem Fall befassen. Mindestens bis dahin wird das Staatliche Gymnasium Pullach den Namen Otfried Preußlers tragen.
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Die Verantwortlichen, die Gutmenschen, Heuchler und Pharisäer, mögen sich an der eigenen Nase fassen. "Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die anderen Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner." (Lk. 18,11) Gott wird einst Sein Urteil über diese Scharfrichter sprechen. Keiner entkommt. Die Nachwelt wird die Ehre Otfried Preußlers wieder herstellen. Das ist eine unselige hochmütige Zeit.
Der Schulleiter Benno Fischbach scheint sich seines Wunsches nach Umbenennung vor den Abstimmungen
nicht sicher gewesen zu sein. Sonst hätte er die Abstimmungen von Lehrerkonferenz, Elternbeirat und Schüler-
mitverwaltung als öffentliche Abstimmungen durchführen lassen können. Aber es wurde in nichtöffentlichen
Sitzungen abgestimmt, obwohl das vom Gesetz her nicht vorgesehen ist. So sind alle Beteiligten zum
Schweigen verurteilt.
Warum haben sich die fleißigen "Entnazifizierer" nicht dem Namensgeber der Straße gewidmet, an der
die Schule liegt? Die Schule hat die Adresse Hans-Keis-Str. 61. Hans Keis war NSDAP-Mitglied und von
1931 - 1946 Bürgermeister der Gemeinde Pullach. Ob Hans Keis diese Zeit wohl ohne braune Verstrickungen
geschafft hat? Immerhin fiel in diese Zeit der Bau der "Rudolf-Hess-Siedlung", in der hochrangige Nazis
ihren Wohnsitz hatten.
Die fleißigen Lehrer-Schüler-Rechercheure könnten sich auch den braunen Persönlichkeiten widmen, die
ab 1947 bei der Organisation Gehlen Unterschlupf fanden, vgl. Willi Winkler "Die Mörderbande von Pullach"
Süddeutsche Zeitung vom 29.9.2022. Mir ist nicht bekannt, dass sich die Gemeinde Pullach jemals für die
braunen Machenschaften entschuldigt hat, die auf ihrem Gemeindegebiet stattfanden.
Auf dem Otfried-Preußler-Gymnasium in Pullach soll man sich "wohlfühlen"? Das gilt nur für die, die immer brav die #Meinung der Machthaber teilen.
Gut, wenn Ihr #Roten den Preußler nicht wollt, nehmen wir ihn :-)
Willkommen bei uns; Sie stehen in einer Reihe mit Karl May, Astrid Lindgren, Akif Pirincci und etlichen anderen! Und wir werden immer mehr!
Der arme O. Preußler kann sich gegen Ihre Vereinnahmung nicht wehren. Er würde sich im Grabe herumdrehen, wüsste er, dass Sie ihn in eine Reihe mit Menschen wie Akif Pirincci stellen.
Der Schulleiter Benno Fischbach scheint sich seines Wunsches nach Umbenennung vor den Abstimmungen
nicht sicher gewesen zu sein. Sonst hätte er die Abstimmungen von Lehrerkonferenz, Elternbeirat und Schüler-
mitverwaltung als öffentliche Abstimmungen durchführen lassen können. Aber es wurde in nichtöffentlichen
Sitzungen abgestimmt, obwohl das vom Gesetz her nicht vorgesehen ist. So sind alle Beteiligten zum
Schweigen verurteilt.
Warum haben sich die fleißigen "Entnazifizierer" nicht dem Namensgeber der Straße gewidmet, an der
die Schule liegt? Die Schule hat die Adresse Hans-Keis-Str. 61. Hans Keis war NSDAP-Mitglied und von
1931 - 1946 Bürgermeister der Gemeinde Pullach. Ob Hans Keis diese Zeit wohl ohne braune Verstrickungen
geschafft hat? Immerhin fiel in diese Zeit der Bau der "Rudolf-Hess-Siedlung", in der hochrangige Nazis
ihren Wohnsitz hatten.
Die fleißigen Lehrer-Schüler-Rechercheure könnten sich auch den braunen Persönlichkeiten widmen, die
ab 1947 bei der Organisation Gehlen Unterschlupf fanden, vgl. Willi Winkler "Die Mörderbande von Pullach"
Süddeutsche Zeitung vom 29.9.2022. Mir ist nicht bekannt, dass sich die Gemeinde Pullach jemals für die
braunen Machenschaften entschuldigt hat, die auf ihrem Gemeindegebiet stattfanden.
Auf dem Otfried-Preußler-Gymnasium in Pullach soll man sich "wohlfühlen"? Das gilt nur für die, die immer brav die #Meinung der Machthaber teilen.
Gut, wenn Ihr #Roten den Preußler nicht wollt, nehmen wir ihn :-)
Willkommen bei uns; Sie stehen in einer Reihe mit Karl May, Astrid Lindgren, Akif Pirincci und etlichen anderen! Und wir werden immer mehr!
Der arme O. Preußler kann sich gegen Ihre Vereinnahmung nicht wehren. Er würde sich im Grabe herumdrehen, wüsste er, dass Sie ihn in eine Reihe mit Menschen wie Akif Pirincci stellen.
Die Verantwortlichen, die Gutmenschen, Heuchler und Pharisäer, mögen sich an der eigenen Nase fassen. "Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie die anderen Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner." (Lk. 18,11) Gott wird einst Sein Urteil über diese Scharfrichter sprechen. Keiner entkommt. Die Nachwelt wird die Ehre Otfried Preußlers wieder herstellen. Das ist eine unselige hochmütige Zeit.