Religiöse Notwehr
![Künstlerin Esther Strauß und ihre Marienstatue „crowning“](/sites/default/files/2024-07/esther-strauss-crowning.jpg)
„Kunst und Satire dürfen alles“– auf diese Maxime berufen sich nicht zuletzt Konservative gerne. Das überrascht nicht, wenn man bedenkt, dass in unseren Tagen vor allem im Namen der Diversität gecancelt wird, und zwar möglichst alles, was den engen linken Meinungskorridor sprengt. Dennoch ist Grenzen- und Zügellosigkeit grundsätzlich eine schlechte Idee, weil sie stets in die Beliebigkeit und damit zur Aufhebung der Unterscheidung zwischen gut und schlecht, wahr und falsch, schön und hässlich, heilig und profan führt.
Die Gefahr, die in jeglicher Entgrenzung liegt, wird auch vom jüngsten Skandal um eine Marienstatue im Linzer Mariendom unter Beweis gestellt. Die Skulptur namens „crowning“ von Esther Strauß zeigte eine gebärende Maria in naturalistischer Drastik. Seine Pietätlosigkeit wurde dem Machwerk jedoch schnell zum Verhängnis: Ein offenbar aufgebrachter Gläubiger griff zur Säge und entfernte den Kopf der Statue.
Die unversehrte Jungfrau
Man fragt sich, was sich Bistum und Domkapitel nur dabei gedacht haben mögen, als sie entschieden, eine solche Skulptur in einem Gotteshaus auszustellen. Auf der Homepage der Diözese Linz heißt es, das Werk greife „die Leerstelle der Geburt Christi aus feministischer Perspektive auf“. Eine Leerstelle findet sich in Wahrheit aber vor allem im Urteilsvermögen der Verantwortlichen, und zwar dort, wo eigentlich Schamhaftigkeit, Takt und religiöse Ehrfurcht ihren Platz hätten haben sollen.
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Denn für Katholiken ist Maria nicht nur die unbefleckte, das heißt: unter wundersamer Aussetzung der Erbsünde empfangene Jungfrau, sondern auch die „virgo inviolata“, die unversehrte Jungfrau – und zwar sowohl vor als auch nach ihrer Niederkunft. Über all dem liegt freilich der Schleier eines göttlichen Geheimnisses, das man umso weniger versteht, je mehr man seiner durch einen entblößenden Zugriff habhaft zu werden versucht.
Doch um zu wissen, dass ein derart obszönes Werk wie die gebärende Maria von Linz nicht an einen heiligen Ort gehört, ist kein Theologiediplom notwendig; gesunder Menschenverstand und normales menschliches Empfinden reichen aus.
Schamlose Zurschaustellung weiblicher Intimität
Künstlerin Strauß äußerte sich nach der Tat:
„Die meisten Marienbildnisse wurden von Männern angefertigt und haben dementsprechend oft patriarchalen Interessen gedient. Die Theologin Martina Resch hat es gut auf den Punkt gebracht: In ‘crowning’ bekommt Maria ihren Körper zurück. Wer auch immer den Kopf der Skulptur entfernt hat, ist sehr brutal vorgegangen. Diese Gewalt ist für mich ein Ausdruck davon, dass es immer noch Menschen gibt, die das Recht von Frauen an ihrem eigenen Körper in Frage stellen.“
Nun fragt man sich angesichts der schamlosen Zurschaustellung von weiblicher Intimität, aber nicht etwa der eigenen, sondern der einer anderen Frau, zudem noch der Gottesmutter, ob das nicht der eigentliche brutale Akt ist? Doch vermutlich muss man Performance-Künstlerin sein, um hierbei ein „Recht von Frauen an ihrem eigenen Körper“ zu sehen.
Das Heilige gegen die Anmaßungen einer entgrenzten Kunst verteidigen
Der mutmaßliche Täter hat inzwischen in einem anonymen Statement verlautbaren lassen, er habe es als seine religiöse Pflicht empfunden, die „Schmähung Gottes und seiner allerheiligsten Mutter“ zu verhindern. Auch wenn man als Katholik kaum anders kann, als Sympathie für den entschlossenen Glaubensbruder (oder die Glaubensschwester) zu empfinden – handelt es sich strenggenommen nicht trotzdem um Vandalismus, der auch dann zu verurteilen ist, wenn er aus lauteren religiösen Gründen verübt wird?
Juristisch gesehen dürfte wohl in der Tat Sachbeschädigung vorliegen. Die interessantere, höherstufige Frage aber lautet, ob es nicht ein überpositives, moralisches Recht gibt, das Heilige gegen die Anmaßungen einer entgrenzten Kunst zu verteidigen. Philosophisch gesehen sind das Wahre, das Schöne, das Gute und das Heilige in ihrer Tiefendimension ohnehin identisch.
Dem Sakralen entgegenstellen kann sich daher auch nur eine „Kunst“, die sich nicht mehr am Maßstab des Schönen messen lassen will. Und selbst der säkulare Staat der Bundesrepublik Deutschland sieht in der „Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen“ gemäß § 166 StGB einen Straftatbestand.
Dieser Paragraf ist allerdings nutzlos, wenn sich die Kirchenvertreter, wie in Linz geschehen, die blasphemischen Darstellungen selbst ins Haus holen. Insofern der Klerus es in diesem Fall versäumt hat, seiner ureigensten Aufgabe – nämlich der Pflege und dem Schutz des Sakralen – nachzukommen, scheint der Täter sich also zumindest in moralischer Hinsicht auf religiöse Notwehr berufen zu können.
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Kommentare
Das Domkapitel scheint den Unterschied zwischen profaner Kunst und einem Andachtsbild nicht zu kennen. Ersteres kann außerhalb eines Gebetsortes in einer Galerie von mir aus präsentiert und diskutiert werden. Als erhebendes zu Gott und in seine Beziehung führendes Kunstwerk eignet sich die besprochene Skulptur, die heilige Tabus wie ein Panzer überfährt nicht. Am Liebsten sind mir Künstler, die Ihr Handwerk drauf haben und im Glauben und im Gebet arbeiten. Ihre Werke führen zu Gott. Schönheit führt zu Gott.
Ist das Absägen des Kopfes der Skulptur nicht ein weiterer Akt der Blasphemie? Es ist schlimm, was derzeit passiert. Schlimmer noch ist die geistige Brandstiftung des Bischofs mit seinen Domgeistlichen, dem jegliches Gespür für das Heilige und das Glaubensgut verlorengegangen ist. Je mehr die Gottesmutter Maria beleidigt wird, um so mehr sollten wir Sie von Herzen lieben und Akte der Sühne entgegensetzen.
Du hast vollkommen Recht! Die selige und heilige Jungfrau Maria ist jetzt gerade in diesem Chaos der Anarchie unser Hort, unsere Zuflucht! Ich bete jeden Tag den Rosenkranz und bin in allem sowie Freud und Leid mit Mutter Maria, meiner Zuflucht verbunden.
"Eine Leerstelle findet sich in Wahrheit aber vor allem im Urteilsvermögen der Verantwortlichen" - Genial!
Ich frage mich was passiert wäre wenn das die Mutter von Mohammed gewesen wäre.
"Die meisten Marienbildnisse wurden von Männern angefertigt und haben dementsprechend oft patriarchalen Interessen gedient" - hierzu muß man erst mal erklären, was denn eigentlich ein Patriarch ist - nämlich ein Vater. Welche Aufgabe hat ein Vater? Er sorgt für Frau und Kinder und schützt sie an Leib und Seele. Sorgt für ihr tägliches körperliches und geistiges tägliches Brot und bewahrt sie vor den inneren und äußeren Gefahren.
Was also ist unter "patriarchalen Interessen" zu verstehen?
Hat ein Vater Interesse daran, daß Werte wie Glauben, Respekt, Gottesliebe und Schamhaftigkeit in den Schmutz getreten werden? Sicher nicht.
So war denn auch die Kunst der Gotteshäuser dazu angetan, eben diese Werte dem Betrachter zu vermitteln und bei Gebet und Betrachtung die Herzen zu Gott zu erheben, der der Schöpfer aller Dinge ist, der alle Wunder geschaffen hat - angefangen von der kleinsten Blume bis hin zu seiner schönsten Schöpfung - unserer heiligen Gottesmutter, der unbefleckten Jungfrau Maria, die die alten Künstler in unseren Gotteshäusern uns zur Betrachtung anempfohlen haben. Sowohl in kleinen Kapellchen als auch in großen Domen. Doch eines haben sie alle gemeinsam: Achtung vor dem Allerheiligsten und der Gottesmutter, der allerseligsten Jungfrau Maria.
LDMJF,
Danken wir zunächst dem HERRN, daß es "heute" so offensichtlich und leicht zu erkennen ist, wer zu den Schafen, Böcken und Wölfen im Schafspelz zählt.
Als hätte unser HERR JESUS Christus der Nazarener und die UNBEFLECKTE EMPFÄNGNIS nicht schon genug gelitten!
Nutzen wir die Herz-Marien-Sühnesamstage und derzeit läuft auch die "Bekehrungs"-Novene s.E. Kardinal Burke. Tun wir unseren Teil, für den Rest sorgt schon der HERR. Und auf die Dauerresistenten wartet ja das Endgericht und lt. BerGOGlio' nischer Irrlehre, die Hölle sei leer, gibt es dann genügend Anwärter und Residenten.
Allen die solch Unsägliches und Unbeschreibliches für gut heißen, empfehle ich den Hymnus "Dies irae" zu meditieren; am besten vor solchen "Kunstwerken".
FIAT