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Kolumne „Das liebe Geld“

Was Männer von Frauen lernen können – und umgekehrt

Wenn es um das liebe Geld geht, dann ticken Frauen und Männer einfach anders. Es mag nach einem Klischee klingen, aber es stimmt: Frauen sind etwas vorsichtiger, legen ihr Geld weniger riskant an, denken und investieren langfristiger, jagen nicht jeder heißen Wette hinterher. 

Männer sind sehr viel mutiger, riskieren mehr, auch mal die eine oder andere heiße Wette, sind oft kurzfristiger unterwegs. Während Frauen ihrer Strategie länger treu bleiben, sind Männer deutlich wankelmütiger – immer auf der Jagd nach der Superaktie. Das mag arg vereinfacht, vielleicht sogar zugespitzt klingen, aber: So oder so ähnlich belegen es diverse Studien. Es gilt aber natürlich nicht für jede Frau oder jeden Mann. 

Fakt ist auf jeden Fall: Nur ein Drittel der deutschen Aktionäre ist weiblich. Und es investiert ja sowieso nur jeder sechste Bundesbürger an der Börse. Das zeigen die Zahlen des Deutschen Aktieninstituts. Es wird zwar langsam besser. In den vergangenen Jahren haben immer mehr Menschen die Börse entdeckt, und zum Glück auch immer mehr Frauen. Aber das reicht nicht, vor allem nicht mit Blick auf unseren langfristigen Vermögensaufbau und die Altersvorsorge. Dabei dürfen wir die langfristig renditestärkste Anlageklasse einfach nicht außen vorlassen!

Kaum noch jemand glaubt an die gesetzliche Rente

Gerade um ihre finanzielle Lage im Alter machen sich Frauen übrigens größere Sorgen als Männer. Zu Recht. Denn sie bekommen in der Regel aufgrund ihrer Erwerbsbiografie die deutlich geringeren Renten. Aber auch für die Männer wird es im Alter oft eng. Auf die gesetzliche Rente vertrauen sowieso nur noch die wenigsten, da sind sich Männer und Frauen ziemlich einig. 

Allerdings sind letztere eben ein bisschen pessimistischer. Stolze 71 Prozent der Frauen sagen, dass sie „nicht zuversichtlich“ sind, durch ihre gesetzliche Rente oder Pension im Alter abgesichert zu sein. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die das Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag des Online-Brokers XTB unter deutschen 2.500 Sparern durchgeführt hat. 

Bei den Männer zweifeln immerhin gut 59 Prozent. Zählen wir noch die „neutralen“ Antworten hinzu, liegen wir bei beiden bei mehr als 80 Prozent. Nur knapp 19 Prozent der Männer und etwas mehr als 15 Prozent der Frauen sind zuversichtlich.

Zu wenig Frauen investieren

Die Erkenntnis, dass die gesetzliche Rente nicht reicht, ist also da. Private Altersvorsorge tut not. Auch das hat sich herumgesprochen. Aber wie? Welche Anlageklasse, welche Produkte sollten es sein? Wenn Sie diese Kolumne schon öfter gelesen haben, dann wissen Sie: Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass ein erfolgreicher Vermögensaufbau und vor allem eine erfolgreiche Altersvorsorge ohne Aktien nicht möglich sind. Leider ist diese Einsicht aber in Deutschland nicht so weit verbreitet, bei Frauen noch weniger als bei Männern. 

Auch das zeigt die aktuelle Umfrage. Spannend ist vor allem die Frage, wie Männer und Frauen anlegen, also worin sie aktuell sparen und investieren? Es gibt zwar deutliche Gemeinsamkeiten, aber auch ein paar entscheidende Unterschiede. Und hier können Frauen von den Männern viel lernen. Aber zuerst zu den Gemeinsamkeiten. Sparkonten und das Girokonto nach wie vor sehr beliebt. 

 

Lesen Sie alle Kolumnen von Jessica Schwarzer

 

Auf die Frage „Wo sparen beziehungsweise investieren Sie aktuell Ihr Geld?“ antworten die meisten Männer und Frauen (45,2 und 43,7 Prozent) Tages- und Festgeld. Auch das Girokonto ist mit 33,2 und 31,3 Prozent sehr beliebt. Sogar das gute, alte Sparbuch wählen immer noch 14,9 Prozent der Männer und 19,4 Prozent der Frauen. Gespart wird also recht ähnlich.

Mit Blick auf die Rendite sind Frauen zu vorsichtig

Deutliche Unterschiede gibt es, wenn es ums Investieren geht. Immerhin 33,6 Prozent der Männer setzen auf Aktien, aber nur 21,1 Prozent der Frauen. Stolze 41,3 Prozent der Männer haben Fonds und ETFs in ihren Depots, aber nur 26,3 Prozent der Frauen. Das zeigt, dass Männer deutlich aufgeschlossener sind als Frauen, wenn es um die Aktien, Aktienfonds und Aktien-ETFs geht. Sie investieren häufiger an der Börse. Damit deckt sich die aktuelle Umfrage mit den Zahlen des Deutschen Aktieninstituts. Das weibliche Geschlecht ist also vorsichtiger, mit Blick auf die Rendite sogar zu vorsichtig.

Ich würde mir wünschen, dass überhaupt mehr Menschen in Aktien investieren, und vor allem mehr Frauen. Wenn sie es nämlich tun, dann machen sie verdammt viel richtig. Und das liegt eben vor allem an dem oben genannten Weg, mit Geld umzugehen. An der Börse ist es nämlich eine sehr gute Idee, langfristig zu denken. Es ist auch eine gute Idee, bestimmte Risiken zu meiden. 

Dazu gehören nicht nur die heißen Wetten, sondern auch Einzelaktien. Und genau das tun Frauen, wenn sie investieren: In ihren Depots landen eher börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, ETFs) und Investmentfonds. Beides sind Körbe mit vielen Aktien, gekauft über ein Produkt. Wer so auf Dutzende oder gar Hunderte Aktien setzt, reduziert das Risiko. Das belegt auch die aktuelle Umfrage: lieber Fonds als Einzelaktien. Analysen von Onlinebroker zeigen es sogar noch deutlicher. 

Im Grunde können Frauen Börse also richtig gut, machen intuitiv das Richtige, wenn sie sich denn an die Börse trauen. Davon können Männer übrigens eine Menge lernen: lieber langfristig als kurzfristig, weniger Einzelwerte, statt dessen Risikostreuung via Fonds und ETFs, keine heißen Wetten. 

Und Frauen könnten sich ein Scheibchen vom Mut ihrer Partner abschneiden, damit sie endlich an der Börse loslegen!

 

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