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Kolumne „Das liebe Geld“

Von hohen Zinsen nicht in die Irre führen lassen

Endlich wieder Zinsen, endlich wieder planbare Renditen und das ohne Risiko – ob sich das die jungen Gutverdiener gedacht haben, die zuletzt ihre Anlagestrategie angepasst haben? Gut möglich. Denn sie investieren wieder weniger in Aktien, haben ihre Krypto-Investments kräftig reduziert und setzen verstärkt auf Tages- und Festgeld. Das zumindest ist das Ergebnis einer Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG). Jeder Dritte veränderte seine Strategie.

Nun ist es grundsätzlich natürlich nicht verwerflich, die eigene Strategie von Zeit zu Zeit zu überprüfen und gegebenenfalls an die aktuelle Situation anzupassen. Aber lassen Sie sich dabei nicht in die Irre führen. Lassen Sie sich nicht von vermeintlich hohen Zinsen locken. Das ist scheinbar den jungen Gutverdiener passiert. Mehr als zwei Drittel der Befragten gaben an, dass Sie in Tages- und Festgeld investiert haben, im vergangenen Jahr war es „nur“ 46 Prozent.

Bei den Kryptos gab es einen deutlichen Rückgang von 34 auf nur noch 25 Prozent. Deutlicher geringer war der Rückgang bei ETFs und Einzelaktien. Mehr als drei, teilweise sogar vier Prozent Zinsen, die viele Banken mittlerweile bieten, zeigen scheinbar Wirkung.

Top-Zinsangebote gelten häufig nur für Neukunden oder sind zeitlich begrenzt

Weniger Aktien, mehr Sparanlagen? Wenn Sie diese Kolumne öfter lesen, wissen Sie, dass das bei mir wenig Begeisterung auslöst. Aktien sind ein wichtiger Baustein für den langfristigen Vermögensaufbau und für die Altersvorsorge. Sie bringen bei breiter Risikostreuung langfristig eine Rendite von sechs bis acht Prozent; und damit mehr als Tages- und Festgeld. Zumal die Top-Angebote ja auch häufig nur für Neukunden gelten und oft zeitlich begrenzt sind. Das sollten Sie bedenken, wenn Sie ebenfalls darüber nachdenken, Ihre Anlagestrategie an das neue Zinsumfeld anzupassen.

Zum Glück haben die von BCG befragten Anleger bei ihren Aktieninvestments nicht komplett die Reißleine gezogen oder gar ihre ETF-Sparpläne gekündigt. Denn das langfristige Denken in der Geldanlage ist wichtiger geworden, wie auch die BCG-Studie zeigt. Vor allem die „Sparplan-Investoren, die größte Gruppe innerhalb der Gutverdiener, nennen die Altersvorsorge als Anlagemotiv. Jeder Zweite nennt dieses Motiv. Ein Fünftel will unabhängig sein vom Arbeitseinkommen.

Es folgen finanzielle Sicherheitspuffer und der Erwerb einer Immobilie als Motive. Die Befragten verfügen übrigens über ein frei verfügbares Nettoeinkommen von mindestens 3.000 Euro im Monat und sind im Schnitt 33 Jahre alt. In Neudeutsch nennt man sie „Emerging Affluents.

Egal, ob wir mehr oder weniger verdienen, können wir von ihnen einiges lernen: Sie nutzen Fonds- und ETF-Sparpläne für die Altersvorsorge. Ein sehr gutes Instrument. Vor allem ein Instrument, das nicht nur gute Renditen verspricht, sondern auch maximale Flexibilität. Sie können ihre Sparraten jederzeit anpassen und zur Not auch aussetzen. Auch Verkäufe von Fonds- und ETF-Anteilen sind jederzeit möglich.

Trauen Sie sich an die Börse!

Ein bisschen weniger mit Kryptos zu zocken – entschuldigen Sie den harten Ausdruck –, finde ich grundsätzlich gut. Denn Bitcoin und Co. sind reine Spekulation und haben meiner Meinung nach mit langfristigem Vermögensaufbau und solider Geldanlage nichts zu tun. Die Aktienquote ein wenig zu reduzieren, finde ich nicht so vorteilhaft. Drei oder vier Prozent Zinsen auf Tages- und Festgeld mögen verlockend sein, aber damit machen wir noch nicht einmal die Inflation wett.

Was mich enttäuscht hat: Leider ist die Zahl der Nicht-Investoren bei den jungen Gutverdienern wieder leicht gestiegen, wenn auch „nur“ auf elf Prozent. Diese Anleger sind nicht am Kapitalmarkt aktiv, investieren also nicht in Aktien. Stattdessen legen sie ihr Geld in Tages- und Festgeld, Bausparverträge, Lebensversicherungen und Immobilien an oder sogar gar nicht.

Wenn Sie zu dieser Gruppe zählen, dann lautet mein Appell: Trauen Sie sich an die Börse. Investieren Sie wenigstens einen kleinen Teil Ihres Ersparten in einen Aktien-ETF. Oder besser noch: Schließen Sie einen Fonds- oder ETF-Sparplan ab. Das geht bereits mit kleinen Summen, und Sie profitieren von den guten Renditen an den Kapitalmärkten.

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Kommentare

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Veritas
Vor 1 Jahr

Langweiliges, aber wichtiges Thema: Denn je unabhängiger wir finanziell sind, desto freier gegenüber der Politik, miesen Arbeitgebern und schlechten Angeboten sind wir. Ich bespare auch seit Jahren mehrere ETFs.

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Veritas
Vor 1 Jahr

Langweiliges, aber wichtiges Thema: Denn je unabhängiger wir finanziell sind, desto freier gegenüber der Politik, miesen Arbeitgebern und schlechten Angeboten sind wir. Ich bespare auch seit Jahren mehrere ETFs.