Direkt zum Inhalt
Kolumne „Das liebe Geld“

So legen Sie Geld nach christlichen Prinzipien an

Investieren mit gutem Gewissen? Dabei denke ich zuallererst an nachhaltige Geldanlage, wenn ich ehrlich bin. Nachhaltigkeit ist ein Megatrend – auch an der Börse. Aktiv gemanagte Fonds und börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Funds, kurz: ETFs) und sprießen seit Jahren geradezu aus dem Boden. Oder muss es Börsenparkett heißen? Wie auch immer, ESG ist ein Megatrend. Das Kürzel steht für übrigens für „Environment, Social, Governance und damit für eine umweltschonende und zugleich sozial gerechte Geldanlage, die Wert auf die Einhaltung der Menschenrechte legt. 

Reicht das schon für Ihr gutes Gewissen? Oder möchten Sie zusätzlich noch christliche Prinzipien bei Ihrer Geldanlage berücksichtigen? Auch das ist nämlich möglich und über ETFs und Fonds ziemlich einfach umzusetzen.

Anlegen nach ethischen und moralischen Grundsätzen

Fonds und ETFs mit christlichen Prinzipien ermöglichen es, nach den ethischen und moralischen Grundsätzen des christlichen Glaubens zu investieren. Die entsprechenden Themen-ETFs, aber auch die aktiv gemanagten Fonds enthalten Unternehmen mit einem hohen ESG-Rating, die den kirchlichen Wertprinzipien entsprechen. Ähnlich wie bei den scharia-konformen ETFs – ja, auch das gibt es – werden Unternehmen ausgeschlossen, die ihr Geld mit Glücksspiel, Alkohol oder Tabak verdienen. Außerdem werden Empfängnisverhütung, Abtreibung, Stammzellenforschung, Pornografie, Tierversuche und gewalttätige Videospiele ausgeschlossen. Allerdings gibt es Diskussionen über die ethische Korrektheit dieser Fonds und ETFs. Denn einige enthalten immer noch Aktien von Ölkonzernen oder der Rüstungsindustrie, wobei dieser Punkt umstritten ist und es gute Gründe für Verteidigungsunternehmen gibt. Schauen Sie also genau hin, wenn Sie das Thema interessiert.

Sich bei der Geldanlage an Leitgedanken der Kirche zu orientieren, ist übrigens kein neuer Trend. Schon im 18. Jahrhundert haben religiöse Gesellschaften auf Geschäfte verzichtet, die ihrer christlichen Weltanschauung im Weg stehen. Sie lehnten unter anderem den Sklavenhandel ab oder stoppten den Handel mit Alkohol. Wie weit verbreitet dieser Ansatz heute ist, weiß man übrigens nicht. Es sei unklar, wie groß die glaubensbasierte Investmentbranche wirklich sei, viele Informationen seien nicht öffentlich verfügbar, heißt es beim Fondsanalysehaus Morningstar.

Ein ETF mit dem Börsenkürzel „PRAY“

Schon seit vielen Jahren gibt es Fonds, die im Einklang mit christlichen Werten investieren. Und auch die ETF-Emittenten waren nicht untätig und haben entsprechende Indexfonds aufgelegt. In den USA ist die Auswahl deutlich größer, kein Wunder, dort ist schließlich auch der Kapitalmarkt größer. Es gibt sogar einen ETF mit dem Börsenkürzel „PRAY“. Ein weiterer wird „WWJF“ abgekürzt, das steht für „What Would Jesus Do. So erfinderisch ist die deutsche ETF-Branche nicht, aber auch hierzulande sind ETF gelistet, die im Einklang mit christlichen Werten zusammengesetzt sind. 

> Abonnieren Sie den Corrigenda-Newsletter und erhalten Sie einmal wöchentlich die relevantesten Recherchen und Meinungsbeiträge

Die Suche von ExtraETF liefert zwei Treffer, wenn Sie „Christliche Prinzipien“ auswählen: den Franklin MSCI World Catholic Principles ETF und den Invesco MSCI Europe ESG Leaders Catholic Principles ETF. Der ETF aus dem Hause Franklin bildet, wie es der Name schon sagt, den MSCI World Catholic Principles Index ab. Aktien aus den USA machen darin aktuell mehr als 73 Prozent aus. Die Top-Positionen sind der Chipkonzern Nivida mit stolzen 13 Prozent sowie Visa, Broadcom, Mastercard und Home Depot mit etwas mehr als zwei Prozent. Technologiewerte kommen auf mehr als 35 Prozent, Finanzwerte auf 25 Prozent und Industrieaktien aus zehn Prozent. 

Der Invesco-ETF bietet Zugang zu europäischen Unternehmen mit hoher und mittlerer Marktkapitalisierung, wobei diejenigen mit den höchsten ESG-Ratings ausgewählt werden. Die Auswahl der Indexmitglieder erfolgt auf der Grundlage der SRI-Richtlinien der amerikanischen Bischofskonferenz, die eine zusätzliche Filterung des MSCI Europe SRI Index vorsehen. Größter Wert ist der Chipanlagenbauer ASML mit knapp sieben Prozent, gefolgt von Schneider Electronic, Unilever und Allianz. Die Kosten der beiden ETFs sind mit 0,27 beziehungsweise 0,3 Prozent etwas höher als bei Standard-ETFs, aber noch immer relativ überschaubar.

Wertentwicklung des Invesco MSCI Europe ESG Leaders Catholic Principles ETF

Aktive Fonds im Sinne christlicher Ethik

Ich bin bekanntlich großer Fan von börsengehandelten Indexfonds, möchte Ihnen aber auch die aktiv gemanagten Aktienfonds nicht vorenthalten. Da gibt es ein deutlich größeres Angebot. Bekannt sind vor allem die Terr Assisi Aktienfonds, die im Zeichen der franziskanischen Lehre investieren. Aufgelegt und zusammengestellt wurden die Fonds von Ampega Investment und der Missionszentrale der Franziskaner. Auch christliche Banken haben ihre eigenen Fonds. Die katholische Bank für Kirche und Caritas Paderborn etwa hat gemeinsam mit der Investmentgesellschaft Union Investment mehrere Aktien- und Rentenfonds aufgelegt, die mitunter strengen Glaubensregeln folgen. 

Auch die Fonds der Steyler Bank investieren im Sinne „christlicher Ethik und Ökologie. Und das sind nur ein paar Beispiele. Die Recherche ist wie immer deutlich komplizierter als bei ETFs, die Kosten sind höher, die Transparenz weniger hoch. Und es ist wie immer Geschmacksache, ob Sie lieber aktiv oder passiv investieren. 

Es gibt keine klare Definition

Aber genauer ins Detail gehen sollten Sie sowieso. Denn es gibt keine klare Definition, wann ein Investment christlichen Prinzipien entspricht. Bei einem aktiven Fonds legt es die Fondsgesellschaft beziehungsweise der Fondsmanager fest. Bei einem ETFs entscheidet der Indexanbieter, nach welchen Kriterien der Index und in der Folge der ETF zusammengestellt wird. Die oben genannten Kriterien sind aber so etwas wie der kleinste gemeinsame Nenner. Es sind aber auch Kriterien, die eben viele nachhaltige Fonds und ETFs berücksichtigen. Schauen Sie sich also auch diese Produkte genauer an, denn sie könnten etwas günstiger sein. 

Denn die höheren Kosten sind ein Nachteil der himmlischen Investments. Auch die Risikostreuung ist mitunter eingeschränkt, denn strenge Auswahlkriterien schränken das Anlageuniversum ein. Das könnte auf Kosten der Rendite gehen. Und dann sind noch ethische Kontroversen möglich. Einige ETFs und Fonds können umstrittene Unternehmen enthalten, die nicht alle christlichen Werte widerspiegeln. Soweit die Nachteile, aber es gibt auch viele, viele Vorteile. 

Wenn Sie bibelkonform investieren, investieren Sie nach ethischen und moralischen Standards, und vor allem nachhaltig. Am Ende ist es eine sehr persönliche Entscheidung. Einen Blick wert sind diese Investments aber ganz sicher. 

› Kennen Sie schon unseren Corrigenda-Telegram- und WhatsApp-Kanal?

14
0

10
Kommentare

Kommentare