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Kolumne „Ein bisschen besser“

Wie wir die KI austricksen

Wir lieben die Veränderung. Ist doch klar. Meine Frau Judith und ich glauben sogar, dass die einzige Konstante im Leben die Veränderung ist. So steht es auf einer Postkarte, die wir uns ins Hirn geklammert haben. Nur: Es gibt gar keine Postkarten mehr, es gibt Posts und Mails und Nachrichten und Reels und Feeds und Likes, aber keine Postkarten mehr. Womit die Veränderung bereits ihren Lauf genommen hat, und wir in Wahrheit eben doch wie staunende Zuschauer auf der Tribüne sitzen und ihr hinterherschauen - der Veränderung.

„Das Leben“, sage ich zu meiner Frau Judith, „geht so: Am Anfang merkst du nicht, wie schnell sich alles um dich herumdreht, weil du dich mitdrehst. Dann nimmst du dir vor, Frontrunner der Transformation zu sein. Und dann gestehst du dir nicht ein, dass sie dich überholt hat.“ „Das ist der Zeitpunkt, an dem Mittfünfziger in löchrigen Röhrenjeans herumlaufen“, nickt Judith, und ich wechsle schnell die Hose.

Auf dem Laufenden bleiben

Damit wir quasi ohne Limits Frontrunner bleiben, machen Judith und ich gerade in Künstlicher Intelligenz eine Master Class, die früher Seminar und davor Unterricht geheißen hätte. Unser Coach, die einst Trainerin und davor Lehrerin genannt worden wäre, ist eine Frau, die die Meinung vertritt, dass die Grenzen zwischen Realität und Virtualität verschwimmen.

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Judith und ich glauben das schon deswegen nicht, weil bei dieser Master Class die Disziplin der realen Members so zu wünschen übriglässt, dass sie sich kleckerweise im Minutenabstand dazuschalten, was den ganzen Laden aufhält. „KI wäre pünktlich“, sage ich zu Judith.

KI ist doch nicht alles

Judith schaut mich durchdringend an. „Sie würde auch beim Kaffeekochen nicht die Milch umwerfen und das Klo nach dem Benutzen reinigen“, fügt sie hinzu und zeigt damit, was sie der Künstlichen Intelligenz so alles zutraut.

Erst spät am Abend kann ich sie dann überzeugen, dass reale Jungs doch ein bisschen besser sind als virtuelle. Eins zu null für die Analogen, und wir müssen ja nicht jede Mode mitmachen, denke ich und schlafe friedlich ein.

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