Was Scholz machen könnte, wenn er nicht mehr Kanzler ist
Als wir jetzt mit einer Freundin philosophierten, was wir dieses Jahr neu machen wollten, sagte sie, dass sie eine Eselei eröffnen wolle: Tiertherapie, Kindergeburtstage und so. Die Freundin ist Studienrätin und kam auf die Idee, weil sich die Schulkarriere einem natürlichen Ende neigt und ihr die Arbeit mit Delphinen zum gleichen Zweck zu aufwendig erschien.
Meine Frau Judith und ich haben darauf für das noch jungfräuliche Jahr den Plan ausgeheckt, am Comer See in Oberitalien ein Clogs-Geschäft zu eröffnen. Wir glauben, damit unsere Biografien um ein ansehnliches Detail zu erweitern und eine lukrative Marktlücke gefunden zu haben. Bei unseren zahlreichen Aufenthalten dort haben wir jedenfalls kaum Frauen in Clogs gesehen. Geschweige denn Männer.
Out-of-the-Box-Denken
Erfahrene Coaches sprechen in solchen Fällen vom Out-of-the-Box-Denken, und in Wahrheit hat uns der Gedanke doch alle schon mal angesprungen, Hergebrachtes über Bord zu werfen, oder? San Francisco in zerrissenen Jeans sozusagen. Es sieht ja so aus, als könnte Noch-Kanzle Olaf Scholz zum Beispiel dieses Jahr die Zeit finden, was ganz anderes zu machen.
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Bergführer wäre für den Mann, der Führung liefert, wer bei ihm Führung bestellt, ein naheliegender Vorschlag, geländegängig ist er ja und Rundwege, die immer wieder am Ausgangspunkt enden, kennt er auch genügend. Mehr Sorgen machen wir uns um FDP-Chef Christian Lindner. Pferde stehlen ist mit diesem aufrechten Kerl, der nicht mal eben einfach so einen Schattenhaushalt durchwinkt, jedenfalls nicht zu machen.
Meine Frau hat mich schon vor mancher Eselei bewahrt
Aber als Tatort-Kommissar dürfte er locker über die fünf-Prozent-Quote kommen: „Wo ist meine Currywurst? Den Kinderpimmel kannste allein essen“, lauten zwei unvergesslicher Sätze von Tatort-Schimanski. Wir stellen uns diese Worte aus Lindners mümmelnden Mund vor, während er in einer Hand die Pappschachtel mit Pommes hält. „Kannst du heute nicht mehr bringen“, sagt Judith. „Out of the box schon“, entgegne ich.
Das ist eben das Schöne: Wer erstmal erfolgreich aus der Schachtel gehüpft ist, den kratzt das, was da drinnen vorgeht, nicht mehr, und das Leben fühlt sich an wie ein ausgestreckter Mittelfinger. „Komm Judith, lass uns springen“, rufe ich euphorisch. „Ein bisschen besser ist, wir nehmen einfach den Ausgang“, antwortet sie und deutet auf die Tür. Inzwischen glaube ich, meine Frau hat mich schon vor mancher Eselei bewahrt. Aber den Business-Plan für den Clogs-Laden zimmere ich trotzdem heute noch zusammen.
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