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Kolumne „Ein bisschen besser“

Was mich ein Besuch im Tierpark lehrt

Rosa Flamingos leben in Westafrika. Und Südamerika. Aber Flamingos mit einem Bein im Schnee? Als wir uns über das Bild beugen, das Judith in Hagenbecks Tierpark in Hamburg gemacht hat, sagt sie: „Verrückte Welt.“

Carl Hagenbeck grinst wie ein weißbärtiger Django von alten Zooplakaten, umgeben von Malereien, die zeigen, wie seine Truppe den Speeren schwarzer Ureinwohner trotzt. Natürlich verehrt man bei Hagenbeck den Gründervater, völlig egal, ob der ein großer Kolonialherr war oder nicht. Ich mag dieses ungebrochene Verhältnis zur Kolonialzeit.

Eine verrückte Welt ist die, die ständig ihre aktuellen Maßstäbe an die Vergangenheit legt und sich über die Torheiten der Alten erhebt. Irgendwann bin ich der Alte, und ich war nicht nur der Tor. „Oder Judith?“, frage ich. Meine Frau schaut mir ein bisschen zu ernst herüber.

Als Düsseldorfer bin ich dankbar für den Klimawandel bis hierher

Von den Flamingos führt der Weg weiter zum Eismeer, wo Deutschlands einzige Walross-Familie lebt. Das erste hierzulande geborene Walross-Kind heißt Thor – was für ein Zufall!

Ich lerne, dass Gletscher von den Polkappen rutschen, ins Wasser stürzen und so Eisberge entstehen. Bisher war mir ins Meer stürzendes Eis immer als Beleg für den Klimawandel verkauft worden.

Ich beginne Hagenbeck zu mögen: Hier ist ein Team kleiner Einbisschenbesser-Macher am Werk, das Verrücktheiten, wie den bevorstehenden Weltuntergang wegen Erderwärmung heraufzubeschwören, nicht hinnimmt. Ich lerne auch, dass wir am Ende einer Eiszeit leben, zu deren Höhepunkt das Eis bis Düsseldorf gereicht hatte. Nur, dass es Düsseldorf damals noch gar nicht gab. Als Düsseldorfer bin ich dankbar für den Klimawandel bis hierher.

Deutschlands Bauern spielen verrückt

Auf dem Rückweg von Hagenbeck stehen auf den Autobahnbrücken warnblinkende Traktoren mit schwarzen und schwarzrotgoldenen Fahnen. Deutschlands Bauern spielen verrückt. Weil sie – zugespitzt formuliert – für Sprit so viel Steuern bezahlen sollen wie Hinz und ich und Kunz, prophezeien sie den eigenen und den Untergang des Abendlandes. Die Bauern erklären sich zur bedrohten Art.

Carl Hagenbeck hätte sich so einen umgehend für seinen Zoo geschnappt, nur um ihn vor dem Aussterben zu bewahren. Dort hätte der Bauer von den Flamingos lernen können, im Schnee zu überleben, und Judith hätte ein Bild gemacht, wie er vielleicht mit einem Gummistiefel im liebevoll künstlich angelegten Kartoffelacker steckt.

 

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Kommentare

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Eline
Vor 11 Monate 1 Woche

Der negative Kommentar über die Bauern ist sehr enttäuschend!

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Eline
Vor 11 Monate 1 Woche

Der negative Kommentar über die Bauern ist sehr enttäuschend!