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Kolumne „Der Schweizer Blick“

Intransparente Gutmenschen

Wer vor den nationalen Wahlen in der Schweiz einer Partei mehr als 15.000 Franken zukommen lassen will, muss seine Identität offenlegen. Das verlangen die noch jungen Transparenzvorschriften. Gefordert worden war das schon lange. Vor allem linke Kreise argwöhnten stets, dass rechtsgelagerte Millionäre und Milliardäre in Hinterzimmern Geld in die Taschen von Kandidaten schaufeln, die Politik in ihrem Sinn machen.

Das mag es geben. Auf der anderen Seite geschieht es aber ebenso. Vor den Wahlen im Herbst 2023 überwies eine gewisse Carmita Burkard Kroeber eine Million Franken an die Grünen. Die Dame entstammt der Familie hinter der Spezialitätenchemiefirma Sika und kann sich das problemlos leisten. Genützt hat es nichts, die Grünen verloren vor einigen Monaten heftig. Aber sicher ist: Der Rubel rollt links und rechts.

Wobei es das Pech der Öko-Partei war, dass ein gewisser Hansjörg Wyss schon vor vielen Jahren der Schweiz den Rücken gekehrt hat und sich heute eher als Amerikaner versteht. Ansonsten hätten die Grünen vermutlich gar nicht gewusst, wohin mit all dem Geld. Wyss, daran besteht kaum ein Zweifel, hätte seine Schatulle für sie geöffnet. So, wie er es nun gerade in seiner Wahlheimat USA macht. Wyss, mittlerweile 88 Jahre alt, hatte einst seine Beteiligung an einem Konzern für viel Geld verkauft. Über eine Transparenzvorschrift für 15.000 Franken kann er nur müde lächeln.

Millionensegen für die Abtreibung

243 Millionen Franken überwies kürzlich eine Stiftung namens „Berger Action Fund“ an ein ähnliches Vehikel namens „Sixteen Thirty Fund“. Von dort aus wird die gigantische Summe nun den US-Demokraten beziehungsweise diesen zugewandten Organisationen zugutekommen. Auf einen Geldsegen dürfen beispielsweise Pro-Abtreibungs-Aktivisten hoffen.

Das Ganze ist nach heutigen Wahlfinanzierungsvorschriften legal, das Geld kommt von einer Stiftung. Hinter dem „Berger Action Fund“ steckt aber kein anderer als Hansjörg Wyss. Der Kunstgriff über ein Vehikel ist nötig, weil es Ausländern untersagt ist, mit Spenden in die amerikanische Politik einzugreifen. Es ist ein klassisches „Loophole“, eine Gesetzeslücke, welche die ursprünglichen Absichten unterläuft.

Anstrengungen sind bereits im Gange, solche Schleichwege in Zukunft zu unterbinden. Hansjörg Wyss, Mäzen des Gutmenschentums, sagt dazu, eine Gesetzesänderung werde ihn nicht an seinen Zuwendungen hindern, ändern werde sich nicht viel. So klingt ein Mann, der nach jüngsten Berichten über ein Vermögen von zwölf Milliarden Dollar verfügt, vermutlich nicht mehr ewig zu leben hat und offenbar in Erinnerung bleiben will. Denn seine milden Gaben erfolgen in schöner Regelmäßigkeit, wie auch schon in dieser Kolumne stand.

Undurchsichtige Geldflüsse

Es ist nach geltender Gesetzeslage das gute Recht von Wyss, sein Geld über Stiftungen in jede gewünschte Richtung zu pumpen. Verblüffend ist aber angesichts seiner Mentalität des edlen weißen Ritters, dass ihm Werte wie Transparenz, Fairness und Moral dabei völlig egal sind. Der von ihm bedachte „Sixteen Thirty Fund“ ist ein undurchsichtiges Konstrukt. Als „Secret-money-Group“ bezeichnete ihn einst das Magazin Politico. Früher kritisierten Linke die rechte Seite, diese profitiere von Geldflüssen aus der Dunkelheit. Nun haben die besagten Linken diese Technik für sich selbst entdeckt und perfektionieren sie – alimentiert von Leuten wie Wyss.

Als „Non-profit-Organisation“ muss die Stiftung nicht öffentlich machen, von wem sie Geld erhält, obwohl das meiste davon danach in den Politapparat fließt. Bekannt ist, dass auch Milliardär George Soros zu den großzügigen Spendern gehört. Die Mittel fließen nicht nur in Wahlkämpfe, sondern auch zu Bewegungen, die zum verlängerten Arm der Demokraten gehören. Allein 2022 bedachte der „Sixteen Thirty Fund“ Pro-Abtreibungs-Aktivisten mit rund 200 Millionen Dollar.

Hansjörg Wyss, der mit Medizinaltechnik schwerreich wurde und auch schon für den Gentechnik-Konzern Monsanto tätig war, scheint es egal zu sein, was mit seinem Geld passiert – solange damit „progressive“ Zwecke verfolgt werden. Hauptsache nicht Trump, Hauptsache keine konservativen Anliegen, Hauptsache Dinge, für die eine lautstarke Minderheit auf den Straßen brüllt. Es ist ein Profil, das so gar nicht zu einem passen will, der dem 90. Lebensjahr näherkommt.

Abbitte nach Jahrzehnten im Dienst des Kapitals?

Aber vielleicht liegt darin ja das Geheimnis. Nach Jahrzehnten im Dienst des Kapitals und reicher, als es sich der Normalsterbliche vorstellen kann, tut Wyss nun wohl Abbitte, indem er Hunderte von Millionen dorthin schickt, wo angeblich das Gegenteil gelebt wird. Nur dass natürlich alle von ihm bedachten Organisationen, ob beim Klima, der Artenvielfalt oder beim Einsatz gegen den Schutz des Lebens, längst selbst finanzstarke Konzerne sind, die ihre Mittel zur Veränderung der Gesellschaft einsetzen.

Einer Gesellschaft notabene, deren Zukunft der Schweizer Milliardär selbst gar nicht mehr erleben wird.

 


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