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Kolumne „Der Schweizer Blick“

10-Millionen-Schweiz: Eine Vision von Glanz und Gloria

Die Schweiz hat die magische Grenze von neun Millionen Einwohnern geknackt. Nicht etwa, weil die Schweizer so viele Kinder in die Welt gesetzt hätten, sondern weil unser Land ein regelrechter Einwanderungsmagnet ist. Während die einen besorgt auf die Wohnungsnot, Dichtestress und das Nahkampftraining in der S-Bahn blicken, sehe ich nur Chancen. Denn, liebe Eidgenossen, warum bei neun Millionen aufhören? Mit einem kräftigen Anstieg auf zehn Millionen könnten wir uns so manche Vorteile erschließen, von denen wir bislang nicht einmal zu träumen wagten.

Vorteil 1: Der Wettkampf ums Sauerstoffmolekül

Stellen Sie sich vor, Sie sitzen gemütlich im Bus, die Fenster zu, es sind 38 Grad, und plötzlich spüren Sie es: das Fehlen von Sauerstoff. Was in anderen Ländern als Problem wahrgenommen wird, ist hier eine spannende Herausforderung. Atmen als Wettkampfsport – endlich könnte die Schweiz auch im olympischen Medaillenspiegel ganz oben mitspielen. Wer schafft es, bis zur nächsten Haltestelle noch nicht zu kollabieren? Das schafft Gemeinschaftsgefühl und trainiert ganz nebenbei die Lungen – doppelt gesund!

Vorteil 2: Die neue Wohnkultur

Wohnungsnot? Weit gefehlt! Zehn Millionen Menschen auf engem Raum führen zu ganz neuen Wohnformen. Statt der ewig selben Genossenschaftssiedlungen könnten wir kreativ werden: Stockbetten auf dem Balkon, eine WG im Treppenhaus oder das gemütliche Tiny House in der Gartenlaube. Sie haben keinen Platz mehr für die Badewanne? Kein Problem, der Genfer See ist groß genug für alle. Warum also zu Hause duschen, wenn man es sich im öffentlichen Gewässer gemütlich machen kann?

Vorteil 3: Verkehrschaos als touristische Attraktion

Staus sind eigentlich eine Frage der Perspektive. In der Schweiz, dem Land der Präzision und Pünktlichkeit, sind Verkehrsstaus bald das einzige Abenteuer, das man noch erleben kann. Und mit zehn Millionen Menschen wird das tägliche Pendeln zur Safari! Nehmen Sie Ihre Kinder mit auf eine abenteuerliche Reise durch den Zürcher Hauptbahnhof – wilde Büroangestellte, die um die letzten Stehplätze kämpfen, Pendler, die sich mit Espresso-to-go in den Todessprung in die überfüllte S-Bahn stürzen – all das gibt es nur in der Schweiz!

Vorteil 4: Schweizer Schreikultur

Die Schweiz ist bekannt für ihre leisen Töne. Aber wenn wir die 10-Millionen-Grenze erreichen, wird es laut. Sehr laut. Denn irgendwann müssen selbst wir aufgeben, leise und höflich zu sein. Ob im Supermarkt oder in der Schlange am Skilift – der Schweizer wird entdecken, dass Schreien schneller zum Ziel führt. Und wer weiß, vielleicht machen wir sogar einen neuen Wettbewerb daraus: Der große schweizerische Schreiwettbewerb – wer sich am lautesten über den Stau oder die Wohnungsnot aufregt, bekommt eine eigene Tiefgarage!

 

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Vorteil 5: Naturreservate für Einheimische

Natürlich, mit mehr Menschen wird es auch weniger Platz für Natur geben. Aber keine Sorge, wir sind ja erfinderisch. Wir könnten exklusive Naturreservate für Einheimische einrichten. Wollen Sie mal wieder frische Luft und ein ruhiges Plätzchen genießen? Kein Problem, einfach Mitglied im Naturschutzbund für gestresste Schweizer werden, und schon dürfen Sie einmal pro Jahr eine halbe Stunde im eigenen Waldstück entspannen – vorausgesetzt, Sie haben sich früh genug in die Online-Warteliste eingetragen.

Vorteil 6: Neue Märkte

Mit zehn Millionen Menschen eröffnen sich auch wirtschaftliche Chancen. Wir können endlich neue Märkte erschließen: Da wären zum Beispiel die Platzmiete auf öffentlichen Plätzen, die Vermietung von Sitzbänken im Park nach Minutenpreisen oder das Atemkontingent, bei dem jeder Bürger eine gewisse Anzahl an Sauerstoffportionen pro Tag zugeteilt bekommt – natürlich CO2-neutral und durch den Bund reguliert.

Fazit: Mehr ist mehr

Liebe Landsleute, die zehn Millionen sind nicht das Ende, sondern der Anfang. Je mehr Menschen, desto mehr Abenteuer, Herausforderungen und kreative Lösungen! Wir könnten schon bald das erste Land sein, das die Probleme, die es sich selbst geschaffen hat, zum Exportgut erklärt. Dichtestress? Wohnungsnot? Das sind doch nur Begriffe, die man mit einem Augenzwinkern und einem Croissant in der Hand betrachtet. Lasst uns also die zehn Millionen mit offenen Armen empfangen – und uns auf die elf Millionen freuen. Schließlich wird es nie langweilig, wenn alle ein bisschen zusammenrücken.

 

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