Direkt zum Inhalt
Grün, feministisch, pro choice

Das Netzwerk der Kristina Lunz

Kristina Lunz. Bewegt man sich außerhalb einer gewissen feministischen, antipatriarchalen, intersektionalen, linksprogressiven, klimaschützenden und akademisierten Blase von ansonsten sehr bürgerlich lebenden Millenial-Frauen, wird man den Namen der 34-Jährigen vermutlich noch nie gehört haben. Doch die in einem 80-Seelen-Dorf in Oberfranken aufgewachsene Wahl-Berlinerin hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Politik und ist Teil eines mächtigen Netzwerks von linksgrünen NGOs. 

Die Lobbyistin, die oft davon spricht, das Patriarchat müsse zerschlagen werden, ist Mitgründerin und Gesicht des in Berlin ansässigen „Centre for Feminist Foreign Policy gGmbH“ (CFFP). Gemeinsam mit Nina Bernarding gründete Lunz im Jahr 2018 den „Menschenrechts-Thinktank, der sich für eine feministische Außenpolitik einsetzt“, wie auf der Homepage des CFFP zu lesen ist. 

Die Organisation beschäftigt sich mit der Frage, wie feministische Lösungen für außenpolitische Probleme umgesetzt werden können. Dazu gehört die „Schaffung von Programmen, Netzwerken und Gemeinschaften für feministische Außenpolitik“. Weitere Themen, mit denen sich das CFFP auseinandersetzt, sind „Friede und Sicherheit“, „Menschenrechte“ und „Antirassismus“.

Kampagne gegen das „Bild-Girl“

Bevor Kristina Lunz das CFFP mitgründete, studierte sie in London und an der Eliteuniversität Oxford, wo sie ein Stipendium für das Diplomatie-Studium erhalten hatte. In dieser Zeit begann Lunz mit feministischem Aktivismus. 2014 startete sie eine Kampagne gegen das Bild-Girl, das damals noch in jeder Ausgabe der Boulevardzeitung abgebildet war. Mehr als 55.000 Personen unterzeichneten die Petition mit dem Titel: „Bild: Zeigt allen Respekt – schafft das Bild-Girl ab!“

Der damalige Chefredakteur Julian Reichelt nahm die softpornografischen Bilder 2018 endgültig aus dem Blatt. Nach ihren Studienabschlüssen arbeitete sie unter anderem in Myanmar und New York für ein Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen.

Feministische Außenpolitik ist auch Annalena Baerbocks Prestigeprojekt. „Feminist Foreign Policy“ – so heißt das Konzept auf Englisch – hat es 2021 in den Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung geschafft.

Im März 2023 beschloss das Auswärtige Amt Leitlinien für eine feministischere Außen- und Entwicklungspolitik. Dort wird beschrieben, wie feministische Anliegen in die Außen- und Sicherheitspolitik einfließen sollen. Dazu gehöre zum Beispiel, sich gegen sexualisierte und geschlechterspezifische Gewalt in Kriegen einzusetzen, Atomwaffen zu bekämpfen oder bei Krisenprävention und Friedensförderung Frauen und andere sogenannte marginalisierte Gruppen mit einzubeziehen. Bei vermeintlich „antifeministischen Pushbacks“ in Bereichen wie der „sexuellen und reproduktiven Gesundheit“ oder der „sexuellen Selbstbestimmung“ will das deutsche Auswärtige Amt tätig werden. Auch will es Frauennetzwerke in der internationalen Wirtschaftspolitik fördern.

Auswärtiges Amt finanziert CFFP

An dem Papier der Außenministerin hat niemand Geringeres als die Aktivistin Lunz mitgeschrieben. Die umtriebige Feministin profitiert nicht nur von der dadurch erhaltenen medialen Aufmerksamkeit. Das Auswärtige Amt unterstützt Lunz’ NGO finanziell. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs von miteinander vernetzten grünen Vereinen, Stiftungen, Aktivisten, Influencern und Annalena Baerbock.

Das verästelte Netzwerk der Kristina Lunz und ihrer NGO

2020 organisierte das CFFP erstmals ein Event zum Thema „Feministische Außenpolitik“ auf der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC). Als Redner kam Niels Annen (SPD), der damalige Staatsminister im Auswärtigen Amt. 2023 veranstaltete das CFFP ein „Women’s dinner“ auf der Münchner Sicherheitskonferenz in Zusammenarbeit mit dem Frauennetzwerk Frauen100, das „Thoughtleader*innen aus Wirtschaft, Politik, Medien, Sport und Kultur“ zusammenbringen will, um ein Netzwerk zu schaffen für „feministischen Diskurs“. Kristina Lunz ist Teil des Netzwerks von Frauen100.

Als Ehrengast trat Annalena Baerbock auf. Bei dem Event 2022 war als Ehrengast die mittlerweile aus dem Amt geschiedene Verteidigungsministerin Christiane Lambrecht (SPD) geladen. Beide, das Auswärtige Amt genauso wie das Bundesministerium der Verteidigung, sind Partner der Münchner Sicherheitskonferenz.

Greenpeace und George Soros sitzen mit am Tisch

Es gibt noch eine weitere Verbindung zwischen Kristina Lunz’ NGO und der MSC: Die von US-Milliardär und Investor George Soros gegründete Open Society Foundations. Sie ist die zweitgrößte Stiftung weltweit nach der Bill & Melinda Gates Foundation. George Soros ist dafür bekannt, Organisationen zu unterstützen, die sich für liberale bis linke Anliegen einsetzen, wie die „Ehe für alle“, ein lockeres Abtreibungsrecht oder US-Wahlkämpfe demokratischer Parlamentarier. 2022 und 2023 wurde die Open Society Foundations als einer der Hauptsponsoren der MSC angeführt. Bis 2020 war George Soros außerdem im Beirat der MSC, ab 2021 sein Sohn Alexander. 

 

> Abonnieren Sie den Corrigenda-Newsletter und erhalten Sie einmal wöchentlich die relevantesten Recherchen und Meinungsbeiträge.

 

Die Open Society Foundations versorgt auch das CFFP und Greenpeace International mit finanziellen Mitteln. 2019 überwies die Stiftung über 50.000 US-Dollar an das Stichting Greenpeace Council, eine Stiftung von Greenpeace mit Sitz in Amsterdam. Greenpeace wiederum spendet an die NGO von Kristina Lunz. Das hat vermutlich damit zu tun, dass sich das CFFP auch mit „Klimagerechtigkeit“ auseinandersetzt.

Indirekt sitzt Greenpeace auch im Auswärtigen Amt mit am Tisch. Im März 2022 ernannte Annalena Baerbock die ehemalige Geschäftsführerin von Greenpeace International, Jennifer Morgan, zu ihrer Staatssekretärin und Sonderbeauftragten für internationale Klimapolitik. Darüber hinaus ist die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung eine Unterstützerin des CFFP.

Grundlage: Intersektionaler Feminismus

Beurteilte man Kristina Lunz nach äußeren Faktoren – elegante Blazer und Kleider, seit kurzem verheiratet mit dem Künstler Navid Norouzi, unterwegs auf kultivierten Abendveranstaltungen –, könnte sie genauso gut der FDP oder einem Start-up nahe- oder vorstehen. Doch schaut man sich ihre Kampagnen an, wird schnell klar, dass man es mit einer linksprogressiv eingestellten Frau zu tun hat, deren politische Anliegen sich weit über die linke Mitte ziehen und mit feministischer Außenpolitik nichts mehr zu tun haben. 

Das von ihr mitgegründete CFFP vertritt einen sogenannten intersektionalen Feminismus. Dieser setzt sich nicht nur für Frauen ein wie der klassische Feminismus, sondern für alle Personen, die sich aufgrund ihrer Sexualität, ihrer Hautfarbe, Religionszugehörigkeit oder Herkunft diskriminiert fühlen. Intersektionaler Feminismus sei auch die Grundlage einer feministischen Außenpolitik, sagte Lunz in einem Interview.

Kampagne für straffreie Abtreibungen

Im April lancierte das CFFP einen offenen Brief an die Bundesregierung. Darin forderte die Organisation die Streichung des Abtreibungsparagrafen 218 aus dem Strafgesetzbuch, die Abschaffung der Beratungspflicht und der dreitägigen Wartefrist vor einer Abtreibung. Erstunterzeichner der Forderung waren unter anderem Julia Duchrow, die Generalsekretärin von Amnesty International Deutschland, der Bundesvorstand von pro familia, die Gründerinnen von Frauen100 und viele junge Frauen aus der eingangs erwähnten linksprogressiven Aktivisten-, Autoren- und Influencerszene.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. 

Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Kurz vor der jüngsten EU-Wahl rief das CFFP die Werbekampagne „Für Frauen gegen Rechte. Nein zu Hass und Hetze! Ja zu Frauenrechten und Demokratie!“ ins Leben, die auf Bildschirmen zum Beispiel an Bahnhöfen zu sehen war. Die Aktion wurde unter anderem von Amnesty International, pro familia, dem Verein Pro Choice und der Amadeu-Antonio-Stiftung unterstützt, die im vergangenen Jahr die viel kritisierte „Meldestelle Antifeminismus“ eingerichtet hatte. 

Es wird deutlich, dass hier ein großes Geflecht bestehend aus NGOs, Stiftungen, Netzwerken und Politik am Werk ist, welches sich gegenseitig bei der Umsetzung seiner Agenden und Ideologien unterstützt, mit denen die Gesellschaft in seinem Sinne umgepolt werden soll. Influencerinnen und Medien sorgen dann dafür, dass die Anliegen von Kristina Lunz, deren Sprachrohr das CFFP ist, möglichst „cool“, mainstreamig und mit popkultureller Aufmachung die Menschen jenseits des feministisch angestrichenen Elfenbeinturms erreichen.

 

› Kennen Sie schon unseren Corrigenda-Telegram- und WhatsApp-Kanal?

6
Kommentare

Comment

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
Kommentar
5
Irmhild
Vor 1 Monat 2 Wochen

Der Artikel schreibt, der Feminismus setze sich für Frauen ein. Leider ist das ein Märchen, das anscheinend auch bei Corrigenda-Autoren geglaubt wird: der Feminismus ist eine marxistisch-satanische Ideologie, der darauf aus ist, die Gesellschaft im allgemeinen und Frauen im besonderen zu zerstören. Es gibt keinen Feminismus!

3
Andreas Graf
Vor 1 Monat 3 Wochen

Kristina Lunz führt bei aller Umtriebigkeit ein verpfuschtes Leben. Sie verwendet ihr Leben gegen das Frausein, das Gott so nicht gewollt hat. Das Aufbegehren in satanischem Stolz kann nur in die Finsternis führen. Kristina Lunz gleicht einer der fünf törichten Jungfrauen, deren Lampen das Öl ausging, als der Bräutigam kam. Was nützt all der hässliche Feminismus, wenn die Seele nicht mit den Tugenden, wie z. B. der marianischen Demut, geschmückt ist, dem Schmuck der Frau, die dem Göttlichen Bräutigam gefallen?

0
G.S.
Vor 1 Monat 1 Woche

Sehr spannender Artikel! Er bestärkt meinen Verdacht, dass bei der "feministischen Außenpolitik" junge, gut situierte, weiße Frauen vom Typus Luisa Neubauer gepushed werden, während man afrikanische Frauen mit Abtreibungskliniken "beglückt", auf dass sie sich doch bitte nicht so sehr vermehren.

Am linksgrünen Marsch durch die Institutionen könnten sich Konservative ein Beispiel nehmen. Glücklicherweise sind es Rohrkrepierer wie Commander-in-Chief Christiane Lambrecht, die eine völlige linksgrüne Dominanz verhindern.

1
Wow
Vor 1 Monat 2 Wochen

Frauen müssen demütig sein, die Klappe halten und Männern dienen? Wenn ich die Kommentare hier lese, frage ich mich, wie ich als Christin zu meinem Glaubensverständnis gekommen bin und dem, wie ich Jesus sehe, und wo die anderen Kommentierenden abgebogen sind.

1
Stiller Kritiker
Vor 1 Monat 2 Wochen

Die journalistische Rechercheleistung hält sich hier in Grenzen. Das Netzwerk ist sicher unvollständig abgebildet, dafür ist der Text voller „Raunen“ darüber, was sich hier und dort noch verbergen könnte, Lunz ist pro choice, dieses Medium hier nicht. Anstatt die Dame zu diskreditieren, wäre es doch schön, das hier einmal offen darzulegen und parallel zur Netzwerkgrafik über Lunz eine Grafik über das von Corrigenda setzen. Dann würden sich auch diese „Satan“-Kommentare hier einordnen lassen.

3
Stiller Leser
Vor 1 Monat 2 Wochen

Gelungene Recherche! Wieviele einflussreiche Netzwerke wohl aufgedeckt würden, würden die großen Medien so emsig und engangiert arbeiten wie Corrigenda?

Und die wichtigste Frage: Warum tun sie es nicht?

5
Irmhild
Vor 1 Monat 2 Wochen

Der Artikel schreibt, der Feminismus setze sich für Frauen ein. Leider ist das ein Märchen, das anscheinend auch bei Corrigenda-Autoren geglaubt wird: der Feminismus ist eine marxistisch-satanische Ideologie, der darauf aus ist, die Gesellschaft im allgemeinen und Frauen im besonderen zu zerstören. Es gibt keinen Feminismus!

3
Andreas Graf
Vor 1 Monat 3 Wochen

Kristina Lunz führt bei aller Umtriebigkeit ein verpfuschtes Leben. Sie verwendet ihr Leben gegen das Frausein, das Gott so nicht gewollt hat. Das Aufbegehren in satanischem Stolz kann nur in die Finsternis führen. Kristina Lunz gleicht einer der fünf törichten Jungfrauen, deren Lampen das Öl ausging, als der Bräutigam kam. Was nützt all der hässliche Feminismus, wenn die Seele nicht mit den Tugenden, wie z. B. der marianischen Demut, geschmückt ist, dem Schmuck der Frau, die dem Göttlichen Bräutigam gefallen?