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Interview mit Schuldirektor Christian Klar

„Die nicht-muslimischen Kinder integrieren sich in die muslimische Kultur“

Das Buch des Schulleiters Christian Klar liest sich fast wie ein Krimi. In „Was ist los in unseren Schulen? Ein Schulreport“ teilt der 62-Jährige Begebenheiten aus dem Schulalltag seiner fast 40-jährigen Lehrer- und Direktorenlaufbahn. Ein Großteil davon handelt von einer überhandnehmenden Islamisierung: In der Schule des Direktors an einer Mittelschule im Wiener Bezirk Floridsdorf wird ein Mädchen von Mitschülern bedroht, weil es angeblich den Propheten Mohammed beleidigt habe. 14-Jährige werden von muslimischen Schulkollegen überredet, zum Islam zu konvertieren. Eine Bibel wurde bespuckt und ein Kruzifix zerstört. 60 Prozent der Kinder sind Muslime, 90 Prozent haben einen Migrationshintergrund.

Doch auch Gewalt ist allgegenwärtig. Des Öfteren muss die Polizei in der Schule erscheinen, weil Kinder und Lehrer durch Schüler bedroht werden. Ein Schüler schreibt in einer WhatsApp-Gruppe: „Egal, ich stech Direktor ab!“ Klar erstattet Anzeige bei der Polizei.

Corrigenda trifft sich für das Gespräch im Zimmer des Direktors an seiner Mittelschule. Doch hinter dem Schreibtisch sitzt kein durch die Erfahrungen verbittert und griesgrämig gewordener Mann. Klar ist streng und hat beispielsweise ein Handyverbot in der Schule eingeführt. Eine gute Beziehung zu seinen Schülern steht für ihn aber an oberster Stelle. Das beweist unter anderem ein elektronisches Schlagzeug, das in einer Ecke des Zimmers steht. Um in der Schulband mitspielen zu können, lernte Klar darauf zu spielen. An einem Kleiderständer in einer anderen Ecke hängen mehrere Fan-Schals von Fußballvereinen. Ab und an übernimmt der sportbegeisterte Schulleiter das Fußballtraining, das die Schule an Nachmittagen anbietet. In seinem Buch teilte er mit, dass er sein Mittagessen oft zusammen mit den Jugendlichen in der Schule einnimmt.

In dem Interview spricht Christian Klar darüber, wie sich die Schule in den vergangenen Jahren verändert hat, wieso er den sich ausbreitenden Islam für das größte Problem hält und welche Lösungsansätze ihm sinnvoll erscheinen.

Herr Direktor Klar, Sie waren 25 Jahre lang Lehrer, seit 2012 sind Sie Direktor einer Mittelschule. Wie hat sich die Schule verändert?

Sie hat sich ganz massiv verändert. Mittelschule – vorher Hauptschule – war immer zu einem großen Teil auch Sozialarbeit und nicht nur Vermittlung von Wissen oder Fähigkeiten, aber das hat sich jetzt ganz extrem in Richtung Sozialarbeit verändert. Zusätzlich hat man das Problem, dass ein großer Teil der Schüler gar kein Interesse an der westlichen Kultur hat, sondern zwar hierher geflohen ist, aber die Kultur mitgebracht hat und diese weiterleben will. Das macht die Beziehungsarbeit deutlich schwieriger. 

Sie beschreiben in Ihrem Buch verschiedene Schwierigkeiten aus dem Schulalltag, zum Beispiel die Themen Handy, Gewalt, Migration, Islam und viele mehr. Welches von diesen Problemen müsste am dringendsten gelöst werden?

Ganz eindeutig das Thema Islam. Der Islam verändert unsere Gesellschaft, und zwar in einer Art und Weise, die wir uns nicht wünschen. Es ist die islamische Lehre oder auch die islamische Kultur, wie immer man es nennen will, die ganz andere Grundwerte hat, als wir sie haben. Ich halte unsere Grundwerte, unsere offene, liberale Gesellschaft für die richtige und beste Lebensform. Das ist eine andere Lebensform als die, die zu uns getragen wird. Das betrifft zum Beispiel die Gleichberechtigung von Mann und Frau, Umgang mit Gewalt oder die Verteidigung der Familienehre. Ich glaube, da müssen wir ganz massiv dagegenhalten.

„Man muss über Grenzen der Religionsfreiheit nachdenken“

Kann man da überhaupt an einer einzelnen Schule etwas verändern?

Je weitreichender das Bewusstsein für das Thema ist, desto größer ist die Chance, dass man auch reagieren kann. Das heißt, man müsste eigentlich von ganz oben, also vom Bildungsministerium oder der EU die Erkenntnis haben: Wer die tolerante Welt erhalten möchte, muss intolerant gegenüber den Intoleranten sein.

 

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Haben Sie einen konkreten Lösungsvorschlag?

Da man eine Religion nicht verbieten kann, muss man an vielen kleinen Schrauben drehen. Ich glaube aber auch, dass man darüber nachdenken muss, wo die Grenzen der Religionsfreiheit sind. Juristisch gibt es die aktive Religionsfreiheit, die bedeutet, dass jeder Mensch seine Religion ausleben darf. Es gibt aber auch die passive Religionsfreiheit: Jeder Mensch hat das Recht, selbst zu entscheiden, ob und wie er Religion leben will, ohne von anderen belästigt zu werden. Es ist eine Eigenschaft des Islam, dass Muslime anderen Muslimen, die angeblich nicht religiös genug sind, vorschreiben, dass sie gefälligst religiöser zu leben haben, aber auch, dass man nicht-muslimische Leute zum Konvertieren überzeugt, beziehungsweise mobbt und schlecht behandelt.

Erleben Sie das hier in der Schule?

Christian Klar: „Was ist los an unseren Schulen?“

Hier in der Schule erlebe ich das immer weniger, weil ich – wie soll ich sagen – eine Insel der Lösungen bin. Ich habe sehr strenge Regeln, bin sehr konsequent und spreche diese Themen sehr direkt an. Ich erkläre sowohl Schülern, Schülerinnen als auch Eltern genau, dass das hier keinen Platz hat. Auch mein Lehrerteam steht dahinter. Das heißt aber nicht, dass sich auch die innere Haltung verändert. Das ist so ähnlich wie bei Neonazis, wo man mit dem Verbotsgesetz in Österreich durchaus die Ausprägungen verändern und damit natürlich auch die Verbreitung ein bisschen einschränken kann.

Aber ein Gedankengut kann man damit nicht verändern. Das ist auch beim Thema Islam so. Die Schüler wissen genau, wo die Grenze ist, und halten sie ein. Ob das auch ihrer inneren Haltung entspricht, kann ich natürlich nicht sagen.

„Lehrerinnen und Schülerinnen sollten kein Kopftuch tragen dürfen“

Könnten Sie bitte ein Beispiel für eine Regel bringen, die Sie in Ihrer Schule eingeführt haben?

In vielen Schulen kommt die Forderung nach eigenen Gebetsräumen für Muslime. Da gibt es einfach ein striktes und klares Nein. Das gibt es hier nicht. Hier ist Schule, hier ist ein neutraler Ort, und es gibt auch keine Freistellungen, um in die Moschee zu gehen – zum Beispiel Freitagmittag. Das sind unentschuldigte Fehlstunden, die durchaus in der Notengebung zu Problemen führen. Das wird respektiert, manchmal widerwillig. Gestern hatte ich einen Konflikt, weil das Handy eines Schülers läutete, das ich ihm abgenommen hatte. Ich habe ihm gesagt, er soll abheben und sagen, er sei noch in der Schule, dann auflegen, es ausschalten und mir geben. Am Telefon waren nicht die Eltern, sondern irgendwelche Freunde. Er hebt also ab und sagt: „Salam aleikum“ und redet auf Arabisch weiter. Als er fertig war, habe ich ihm gesagt: „Bei uns heißt das ‘Guten Tag’, und wir reden deutsch. Wenn du überall Arabisch sprechen willst, dann musst du in einem Land leben, das Arabisch als Hauptsprache hat“.

Hat der Schüler das respektiert?

Formulieren wir es so: Er war nicht sehr erfreut, und wir hatten ein kurzes Streitgespräch, bevor er verstanden hat, dass das, was ich sage, relevant ist. Genau das sind diese kleinen Schrauben. Das Kopftuch wäre eine andere Schraube. Ich bin der Meinung, in öffentlichen Schulen sollten Lehrpersonen auf keinen Fall Kopftuch tragen, weil das Vorbildwirkung ist. Eigentlich sollten es auch keine Schülerinnen tragen dürfen. Das wäre etwas, das von ganz oben beschlossen werden müsste.

 

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Ein Kopftuchverbot wäre schwer umsetzbar, weil es gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz verstößt. Um der Gerechtigkeit willen müsste man gleichzeitig zum Beispiel das Tragen eines Kreuzanhängers verbieten.

Ich weiß, diese Überlegung kommt immer. Aber grundsätzlich: Warum sollen Religionen, mit denen es gar keine Probleme in Bezug auf Kultur oder Werte gibt, Einschränkungen erfahren, weil es mit einer Religion Probleme gibt? Mir ist bewusst, dass das durchzusetzen schwierig ist. Damit müssten sich Juristen beschäftigen.

Ich glaube, dass wir uns mehr mit der islamischen Lehre beschäftigen müssten. Der österreichische Bundeskanzler Bruno Kreisky hat einmal gegenüber einem Journalisten gesagt: „Lernen’S Geschichte, Herr Journalist!“ Ich wandle das ein bisschen ab und sage: „Lernen’S Islam!“ Beim Kopftuchverbot geht es auch um die Gleichbehandlung von Mann und Frau. Laut der islamischen Lehre ist das Kopftuch eine Markierung für die islamischen Frauen, um respektvoll behandelt und vor sexuellen Übergriffen geschützt zu werden. Das heißt, wir müssen das Kopftuch verbieten, um Frauen, die kein Kopftuch tragen, vor sexuellen Übergriffen zu schützen. Ich denke, es sollte in unserer Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit sein, alles zu tun, um Frauen vor sexuellen Übergriffen zu schützen.

„Ich glaube, dass die Kirche viel stärker sein muss“

Der Islam und seine Regeln und Feste sind also sehr präsent in vielen Schulen. Die moslemischen Kinder scheinen ihre Religion sehr ernst zu nehmen, im Gegensatz zu den christlichen Kindern. Würde es einen Unterschied machen, wenn die christlichen Kinder mehr zu ihrer Religion stehen würden? 

Nicht nur ich, sondern viele andere Schuldirektoren beobachten regelmäßig, dass christliche Kinder und Jugendliche zum Islam konvertieren. Wenn man in seiner Religion, in seiner Haltung sehr gefestigt ist, ist es nicht so leicht, dass man andere Werte, die man für nicht so gut hält, annimmt oder auch toleriert. Ich glaube, dass das wichtig wäre. Aber ich gehe einen Schritt weiter: Die Anzahl der praktizierenden Katholiken und Christen ist massiv sinkend. Ich glaube, dass diese Schutzfunktion des Christentums nicht ausreicht. Was wir brauchen, ist eine ganz klare Haltung zu unseren Werten, aber auch das Erkennen der Gefahren der islamischen Lehre in der gesamten Bevölkerung.

Ich glaube darüber hinaus, dass die Kirche viel stärker sein muss. Sie sollte nicht so sehr auf Dialog setzen, sondern auf die eigene Stärke und sich nicht dem Islam unterwerfen. Mit diesen interreligiösen Veranstaltungen holt sie eigentlich den Islam herein in die Kirche. Man sollte stärker und selbstbewusster sein, man sollte Christen stärker und selbstbewusster machen, aber man sollte vor allem die Jugendlichen stärker und selbstbewusster machen. 

Um auf einen anderen Punkt einzugehen: In Österreich kam es in den vergangenen Jahrzehnten dazu, dass in den Schulbüchern das Christentum und die katholische Kirche unglaublich negativ und gewalttätig dargestellt werden.

„Der Islam wird in den Büchern als friedliche Religion dargestellt“

In den Geschichtsbüchern der Schüler?

Ja. Da geht man auf die Hexenverbrennungen, Kreuzzüge, die Religionskriege zwischen Katholiken und Evangelischen ein. Da mag viel passiert sein, aber es stellt die Religion unglaublich negativ dar, und sie lässt sich das gefallen. Im Gegensatz dazu wird der Islam als friedliche Religion dargestellt, der Gewürze, Kipferl und Kaffee nach Europa gebracht hat.

Schuldirektor Christian Klar am Schlagzeug

Zur Person Christian Klar

Christian Klar, 1962 in Wien geboren, studierte Hauptschullehramt für Mathematik und Sport. 1988 begann er als Lehrer in einer Hauptschule zu unterrichten. Zwölf Jahre unterrichtete er an der jüdischen Privatschule Lauder Chabad. Seit 2012 ist Klar Schulleiter einer Mittelschule im Wiener Bezirk Floridsdorf. Der Familienvater ist stellvertretender ÖVP-Bezirksvorsteher in Floridsdorf. Der Katholik hat drei Kinder sowie sieben Enkelkinder.

Wenn Sie das so erzählen: Wurden Sie schon mit dem Vorwurf konfrontiert, rechtsextrem zu sein?

Ich werde natürlich ein bisschen in diese Ecke gerückt, oder man versucht es zumindest. Ich bemühe mich aber sehr – nicht nur in meiner Arbeit mit den Schülern, Schülerinnen, aber auch mit den Kollegen und Kolleginnen –, einen wertschätzenden, respektvollen und sehr pragmatischen Tonfall zu haben, durchaus auch, wenn ich streng bin. Es geht um die Sache. In meinem Buch erzähle ich Geschichten, die tatsächlich passiert sind, und mache Vorschläge, was man tun könnte, um solche Geschichten zu verhindern. Daher ist es schwieriger, mich ins rechte Eck zu stellen. 

Aber, und dazu stehe ich, ich habe durchaus die Haltung, dass Migration von Menschen einer bestimmten Religion und Kultur problematisch und eine der größten Herausforderungen für unsere westliche Welt ist. Ich bin durchaus dafür, dass man versucht, einerseits Zuwanderung aus diesen Ländern zu verhindern, andererseits in der Integration viel strenger, viel konsequenter zu sein, mehr einzufordern. Weil die Relation nicht mehr stimmt. Bei mir in der Schule funktioniert Integration. Ich habe 90 Prozent Kinder mit Migrationshintergrund, 60 Prozent Muslime, und die Minderheit passt sich gut an.

„Wir haben ein echtes Problem. Das müssen wir angehen, wenn wir unsere Welt erhalten wollen“

Die Minderheit sind die österreichischen christlichen, jüdischen und atheistischen Kinder?

Genau. Die nicht-muslimischen Kinder integrieren sich in die muslimische Kultur, auch sprachlich. Sie übernehmen das „Gemma Billa! (Supermarktkette in Österreich, Anm. d. Red.)“, „Ich mach dich AKH! (das Allgemeine Krankenhaus in Wien, Anm.)“ oder sagen „Darf ich zu Hause gehen?“ Wir haben ein echtes Problem. Das müssen wir angehen, wenn wir unsere Welt erhalten wollen. Das muss immer der Ansatz sein. Ich glaube, dass wir mit Slogans wie „offene Grenzen“, „die andere Kultur lieben“, „der Islam ist so schön“ das Problem nicht in den Griff bekommen.

Wenn Sie Bildungsminister wären, was wäre die erste Sache, die Sie ändern würden?

Ich glaube tatsächlich, dass ich, um ein Zeichen zu setzen, einen Erlass herausgeben würde, wonach an öffentlichen Schulen in Österreich Gebetsräume verboten sind. Dann würde ich gedenken, ein Kopftuchverbot für Lehrerinnen und die gesamte Pflichtschule, aber auch eines für Kindergartenkinder einzuführen. Man müsste natürlich sehen, ob man das gesetzlich so formulieren kann, dass es nicht vom Verfassungsgerichtshof zurückgesetzt werden kann. Ich glaube aber, dass die Zeit dafür gekommen ist. 

Ich würde auch das Thema deutsche Sprache als Voraussetzung ganz stark angehen. Ich glaube, dass das österreichische Schulsystem grundsätzlich ein gutes ist. Ich würde das System nicht umstürzen, zum Beispiel dahingehend, eine gemeinsame Schule aller Zehn- bis Vierzehnjährigen einzuführen. Das System lebt von denen, die sich in diesem System befinden. Das sind momentan zum Teil Analphabeten, die eigentlich Schulleistungen bringen sollten. Ich glaube, da muss man ansetzen.

„Eltern und Kinder haben nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten“

Gibt es Punkte, die nicht nur die Schule als Einrichtung in die Pflicht nehmen, sondern auch die andere Seite, also die Eltern?

Ich nehme eine Diskrepanz wahr zwischen Rechte einfordern, aber Pflichten nicht erfüllen. Eltern und Kinder haben nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Das Bildungsministerium und die Bildungsdirektion haben sich nicht um die Rechte zu kümmern, sondern um die Pflichten. Bei problematischen Jugendlichen sollten sie sich um Settings kümmern, wo diese Kinder verpflichtend hingehen müssen. Zum Teil ist es gar nicht möglich, dass eine Schule eigenständig ohne das Einverständnis der Eltern einen sehr auffälligen Schüler in eine andere versetzt, zum Beispiel weil es dort spezielle Förderklassen gibt. An meiner Schule gibt es eine Mehrstufenklasse. Hier gibt es kein Einspruchsrecht für Eltern, wenn ich sage, dass ihr Kind momentan nicht in die Regelklasse passt und daher in die Mehrstufenklasse kommt.

Sie haben in Ihrer Schule nicht nur eine Mehrstufenklasse, sondern auch eine sogenannte „Time-out-Klasse“ eingeführt. Könnten Sie diese beschreiben?

Es gibt Kinder und Jugendliche, die aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage sind, sich in einer Regelklasse einzuordnen. Die bekommen eine Auszeit von circa einer Woche und kehren dann wieder in ihre Klasse zurück. Dort müssen sie wirklich leise sein und viel schreiben.

Die Mehrstufenklasse – das ist eine Dauerklasse – ist gedacht vor allem für überaltrige Kinder, zum Beispiel 14-Jährige, die in der fünften Klasse sitzen und sich dort nicht entsprechend verhalten. Wenn ein 14-Jähriger bei den Zehn- oder Elfjährigen sitzt und sozial hineinpasst, gern lernt und den Schulabschluss haben möchte oder auch einfach brav ist, bleibt er in der Klasse. Wenn das nicht der Fall ist, wenn er die Kleineren bedroht, sie erpresst oder wirklich gewalttätig wird, dann kommt er in die Mehrstufenklasse.

„Wir müssen uns mehr auf die Braven, Ordentlichen konzentrieren“

Aber das heißt eigentlich, dass Schulen schon viele Freiheiten haben, wenn Sie diese speziellen Klassen einfach einführen konnten?

Die Zeiten waren mal anders. Vor einigen Jahren wurde ich für die „Time-out-Klasse“ massiv kritisiert. Unsere Erfahrung zeigt aber, dass diese Settings sehr oft im Interesse der Kinder sind, die in der Regelklasse durch ihr Verhalten, ihre Auffälligkeit, ihre Schwierigkeiten beim Lernen scheitern. In speziellen Settings haben sie eine neue Chance. 

Ich möchte, dass man Schule positiv erleben kann. Wenn das wegen einzelner Schüler nicht möglich ist, passen sie dort nicht hinein. Die Kinder sind in Wahrheit dankbar dafür, dass diese einzelnen Systemsprenger nicht mehr in der Klasse sind, sie keine Angst mehr haben müssen, ein gutes Klima herrscht und so weiter. Die Systemsprenger haben in kleinen Klassen, in Spezial-Settings eine neue Chance. Manche sind erfolgreich, und von manchen ist die „Karriere“ – Jugendgefängnis, AMS (Arbeitsmarktservice in Österreich, Anm. d. Red.) – sowieso vorgezeichnet. 

Ich glaube, wir müssen uns ein bisschen mehr auf die Braven, Ordentlichen konzentrieren, damit die sich wohlfühlen. Wohlfühlen ist ein großer Teil des Schulerfolgs. Momentan fühlen sich viele nicht wohl wegen Einzelner, die Schule und Klassen kaputtmachen.

Müsste sich etwas in der Lehrerausbildung ändern?

Ja. Die österreichische Bildungsreform 2017 war teilweise fehlerhaft. Da wurde die Ausbildung aller Sekundarstufenlehrer, also für Gymnasium und Mittelschule, zusammengelegt. Die gemeinsame Ausbildung sehe ich gar nicht so problematisch. Was ich problematisch finde, ist, dass man in Zeiten des Lehrermangels die Ausbildung massiv verlängert hat und nun Quereinsteiger in den Job holt, die gar keine Ausbildung haben. Das passt nicht zusammen. Der andere Kritikpunkt ist, dass die wöchentlichen Praxisstunden, die angehende Mittelschullehrer zu absolvieren hatten, durch die Bildungsreform weggefallen sind.

Davor gab es auch Praxisblöcke, in denen die Studenten zwei Wochen Lehrer in den Schulen begleitet hatten und so den Schulalltag erlebten. Genau der Teil ist weggefallen. Angehende Lehrer kommen jetzt sehr praxisfern in die Schulen. Oft kommen sie mit Themen wie genderneutrale Toiletten oder wollen über „Fridays for Future“ und Frieden reden. Dann kommen sie in die Klasse und müssen ums Überleben kämpfen mit Kindern, die sie zerlegen wollen.

„Man müsste Wert auf strenge Regeln legen“

Um Brennpunktschulen zu vermeiden, fordern einige Lehrer und Experten eine bessere Durchmischung und Verteilung von Akademikerkindern und Kindern aus sozial schwachen Familien oder solchen mit Migrationshintergrund. Würde solch ein Ansatz helfen, das Problem zu lösen?

Wenn in manchen Schulen 30 Prozent Kinder mit Migrationshintergrund sind, in anderen 90 Prozent, und man teilt sie auf, dann hat jede Schule circa 50 Prozent. Das heißt, es wird für die einen nicht viel besser und für die anderen viel schlechter. Man müsste eher intern dafür sorgen, dass die Voraussetzungen passen. Eltern müsste erklärt werden, dass Schule wichtig ist, dass Kinder, die nicht mitmachen wollen, egal ob Österreicher oder andere, nicht in der Gemeinschaft sein können. Man müsste Wert auf strenge Regeln legen, die ermöglichen, dass Kinder gut lernen können, so dass es möglichst wenig Analphabeten gibt. Wenn alle lernen wollen und alle wissen, sie müssen sich den Regeln unterordnen und fleißig sein, dann werden sie schulisch erfolgreicher sein und auch ausreichend Deutsch können. Wir haben ja jetzt schon Kinder, die nach dem Mittelschulabschluss in höhere Schulen weitergehen. Diese Quote wird steigen, wenn sich alle an die Regeln halten und lernen wollen. Das ist echte Integration!

Ich halte nicht viel von zwangsweiser Vermischung, die einfach aufgrund der Zahl gar nichts mehr bringt und die sich am Ende niemand gefallen lässt. Dann würde es nur noch mehr Privatschulen geben. Es geht jetzt schon so weit, dass Familien sich eine billige Wohnung nehmen, damit sie sich das Geld für die Privatschule leisten können. Ich kenne Leute, die überlegen, ob sie aufs Land ziehen können, damit ihr Kind dort in die Schule gehen kann. Sie sagen, in den Schulen in den Städten wird mein Kind keine gute Bildung bekommen. 

Dann haben Sie Verständnis dafür, wenn Eltern ihre Kinder auf eine Privatschule schicken?

Ich finde es schade, dass es notwendig wird, aber es wäre die Aufgabe des Staates, dafür zu sorgen, dass es nicht notwendig ist. Es ist nicht die Aufgabe der Eltern, aufgrund von Durchmischung auf gute Schulbildung ihrer Kinder zu verzichten. Die meisten Politiker, die von einer gemeinsamen Schule, der Vermischung und von Bussen träumen, die Kinder in die Schule fahren, geben ihre Kinder in teure Privatschulen.

Sie haben auch an einer jüdischen Schule unterrichtet. Wie waren Ihre Erfahrungen dort?

Es war eine jüdische Privatschule. Es gingen aber nicht die Kinder der gutbürgerlichen Wiener Juden dorthin, sondern eher die der sozial schwächeren Juden. Es war eine russisch-jüdische Community. Die Zeit an der Schule hat mich dem Judentum nähergebracht. Im Gegensatz zum Islam ist das Judentum eine in sich geschlossene Gruppe. Das Konvertieren zum Judentum ist gar nicht erwünscht. Manchmal wird es ermöglicht, zum Beispiel, wenn man heiratet. Das Ziel des Islam ist hingegen, dass alle Menschen islamisch werden sollen. 

Kürzlich war ich bei einer Gedenkveranstaltung für den 7. Oktober 2023, den Tag des Angriffs der Hamas auf Israel. Da habe ich einige ehemalige Schüler getroffen. Was mich wirklich traurig macht: Schüler in meiner Mittelschule tragen oft politische T-Shirts, Anhänger oder Handycover mit Palästina-Flaggen oder der Aufschrift „From the river to the sea“. Einer hatte ein Fußball-Shirt mit „FC Palestine“, wo eine Israel-Karte in den Farben der palästinensischen Flagge eingetaucht war. Das nehme ich ihnen natürlich sofort weg. Das waren alles Vorfälle mit islamischen Schülern. Auch das muss man sich bewusst machen. 

 

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Kommentare

Kommentar
1
Anna.H
Vor 3 Wochen

Ich möchte auf die Äußerungen von Christian Klar eingehen und einige kritische Anmerkungen dazu machen. Es ist besorgniserregend, dass eine derart strikte Haltung gegenüber bestimmten Religionen eingenommen wird, die häufig auf Vorurteilen und Stereotypen basiert. Die Vorstellung, dass Verbote wie ein Kopftuchverbot oder die Ablehnung von Gebetsräumen eine Lösung für gesellschaftliche Spannungen bieten, ist nicht nur problematisch, sondern auch kontraproduktiv.
Ein konstruktiver Ansatz sollte darin bestehen, den interkulturellen Dialog zu fördern und das Verständnis für verschiedene Glaubensrichtungen zu vertiefen. Bildungseinrichtungen müssen sichere Räume schaffen, in denen Schüler lernen, ihre Identität zu respektieren und gleichzeitig die Vielfalt zu schätzen. Die Herausforderung besteht darin, die Religionsfreiheit zu wahren und ein Lernumfeld zu schaffen, das für alle Schüler respektvoll ist.
Die Verantwortung für Integration und ein harmonisches Miteinander liegt nicht nur bei den Schulen, sondern auch bei den Eltern und der Gesellschaft als Ganzes. Es ist entscheidend, dass wir gemeinsam an Lösungen arbeiten, die Inklusion und gegenseitigen Respekt fördern, anstatt Segregation und Vorurteile zu verstärken. Ein offener und respektvoller Austausch über Werte und Überzeugungen könnte eine positive Entwicklung für alle Beteiligten sein.
Ich hoffe, dass wir in Zukunft mehr auf Dialog und Verständnis setzen, anstatt auf strikte Regeln und Verbote.

9
Georg Herberg
Vor 2 Wochen 6 Tage

"Vorurteile und Stereotypen"? Wenn Sie den Beitrag sorgfältig gelesen hätten, ohne "Multi-Kulti-Brille", hätten Sie erkennen müssen, dass Herr Klar aus eigener Erfahrung spricht und keine Vorurteile kultiviert!
Gerade auch muslimische Schüler brauchen klare Grenzen, da ihre Kultur die unsere(n) nicht akzeptiert.

9
Laetitia M.
Vor 3 Wochen

Wow! Danke an Frau Sutter, hochinteressantes Interview. Ganz klare und punktgenaue Ansagen, was notwendig ist.

1
Karl W.
Vor 2 Wochen 3 Tage

Der Islam ist ein politisches System, das sich als Religion tarnt, ein System, das sich die ganze Welt unterwerfen will. Der Islam ist in allen nichtmuslimischen Staaten nicht mit deren Verfassung verträglich, hat das Ziel, deren Verfassungen durch die Scharia zu ersetzen und ist daher in allen nichtmuslimischen verboten, auch wenn deren Regierungen zu dumm sind, das zu erkennen oder zu feige, das Verbot durchzusetzen. Ich stütze diese meine Meinung auf meine Lektüre des Koran, ich habe ihn ganz gelesen, wahrlich nichts Erfreuliches. Immer wieder werden die Gläubigen dazu aufgerufen, die Ungläubigen zum Islam zu bekehren, auch mit Gewalt, und diejenigen, die sich nicht bekehren lassen wollen, umzubringen. Und wenn die Gläubigen in einer zu schwachen Position sind für die Ermordung der widerspenstigen Ungläubigen, dann sollen sie diese über ihre wahren Absichten täuschen. Lest den Koran, falls Ihr mir nicht glaubt!

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Karl W.
Vor 2 Wochen 3 Tage

Der Islam ist ein politisches System, das sich als Religion tarnt, ein System, das sich die ganze Welt unterwerfen will. Der Islam ist in allen nichtmuslimischen Staaten nicht mit deren Verfassung verträglich, hat das Ziel, deren Verfassungen durch die Scharia zu ersetzen und ist daher in allen nichtmuslimischen verboten, auch wenn deren Regierungen zu dumm sind, das zu erkennen oder zu feige, das Verbot durchzusetzen. Ich stütze diese meine Meinung auf meine Lektüre des Koran, ich habe ihn ganz gelesen, wahrlich nichts Erfreuliches. Immer wieder werden die Gläubigen dazu aufgerufen, die Ungläubigen zum Islam zu bekehren, auch mit Gewalt, und diejenigen, die sich nicht bekehren lassen wollen, umzubringen. Und wenn die Gläubigen in einer zu schwachen Position sind für die Ermordung der widerspenstigen Ungläubigen, dann sollen sie diese über ihre wahren Absichten täuschen. Lest den Koran, falls Ihr mir nicht glaubt!

1
Anna.H
Vor 3 Wochen

Ich möchte auf die Äußerungen von Christian Klar eingehen und einige kritische Anmerkungen dazu machen. Es ist besorgniserregend, dass eine derart strikte Haltung gegenüber bestimmten Religionen eingenommen wird, die häufig auf Vorurteilen und Stereotypen basiert. Die Vorstellung, dass Verbote wie ein Kopftuchverbot oder die Ablehnung von Gebetsräumen eine Lösung für gesellschaftliche Spannungen bieten, ist nicht nur problematisch, sondern auch kontraproduktiv.
Ein konstruktiver Ansatz sollte darin bestehen, den interkulturellen Dialog zu fördern und das Verständnis für verschiedene Glaubensrichtungen zu vertiefen. Bildungseinrichtungen müssen sichere Räume schaffen, in denen Schüler lernen, ihre Identität zu respektieren und gleichzeitig die Vielfalt zu schätzen. Die Herausforderung besteht darin, die Religionsfreiheit zu wahren und ein Lernumfeld zu schaffen, das für alle Schüler respektvoll ist.
Die Verantwortung für Integration und ein harmonisches Miteinander liegt nicht nur bei den Schulen, sondern auch bei den Eltern und der Gesellschaft als Ganzes. Es ist entscheidend, dass wir gemeinsam an Lösungen arbeiten, die Inklusion und gegenseitigen Respekt fördern, anstatt Segregation und Vorurteile zu verstärken. Ein offener und respektvoller Austausch über Werte und Überzeugungen könnte eine positive Entwicklung für alle Beteiligten sein.
Ich hoffe, dass wir in Zukunft mehr auf Dialog und Verständnis setzen, anstatt auf strikte Regeln und Verbote.

9
Georg Herberg
Vor 2 Wochen 6 Tage

"Vorurteile und Stereotypen"? Wenn Sie den Beitrag sorgfältig gelesen hätten, ohne "Multi-Kulti-Brille", hätten Sie erkennen müssen, dass Herr Klar aus eigener Erfahrung spricht und keine Vorurteile kultiviert!
Gerade auch muslimische Schüler brauchen klare Grenzen, da ihre Kultur die unsere(n) nicht akzeptiert.

9
Laetitia M.
Vor 3 Wochen

Wow! Danke an Frau Sutter, hochinteressantes Interview. Ganz klare und punktgenaue Ansagen, was notwendig ist.