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Eduard Habsburg-Lothringen: „Sprechen Sie Habsburgisch?“

Heirate und habe viele Kinder

Ich muss zugeben, dass ich beim Thema Heiraten womöglich nicht ganz objektiv bin. Für mich ist die Ehe nicht nur ein grundlegender Baustein der Gesellschaft, sondern eine der schönsten Erfahrungen meines Lebens. Es versteht sich von selbst (und doch hört man es heutzutage immer seltener): ohne Familien – insbesondere Familien mit vielen Kindern – fällt unsere Gesellschaft in sich zusammen.

Schließlich lernen Kinder alles, was sie brauchen, um eines Tages zu einer besseren Gesellschaft beizutragen, wenn sie mit den Geschwistern um den Esstisch versammelt sind. Sie lernen von den Größeren, sie lernen, manchmal zu verzichten und den Anderen Raum zu geben. Es ist gut für Kinder, ihre Eltern zusammen zu erleben, täglich die Liebe und den gegenseitigen Respekt zwischen ihnen zu sehen. Das gibt die Sicherheit, die sie brauchen, eines Tages in die Welt hinauszugehen. Egal was passiert, die Eltern und Geschwister werden immer für einen da sein.

Vielleicht trägt die Tatsache, dass ich selbst seit Jahrzehnten glücklich verheiratet bin und sechs wunderbare Kinder habe, dazu bei, dass das alles so rosig klingt. Ich weiß, dass so eine Erfahrung von Ehe und Familie in unserer heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich ist. Scheidungen sind weit verbreitet und viele Familien sind sehr klein. Teile unserer westlichen Gesellschaft versuchen sogar, die Ehe als etwas zu definieren, das nicht mehr nur zwischen Mann und Frau ist. Und das ist total absurd.

Liebe, Gebet und ein ähnlicher Hintergrund

Auch gibt es (zumindest in Europa) wenige Beispiele von Personen des öffentlichen Lebens, die glücklich verheiratet sind und viele Kinder haben. Also stelle ich mir die Frage: Warum hat das mit der Ehe für meine Frau und mich so gut geklappt? Abgesehen von Liebe und Gebet scheint ein wichtiges Element ein ähnlicher Hintergrund zu sein. Wir sind beide in Umfeldern aufgewachsen, in der Ehe und Familie als etwas sehr Positives angesehen wurden, ja sogar als etwas Heiliges, das von Gott eingesetzt wurde.

Für die Habsburger hatte die Familie stets einen hohen Wert, es ist also nicht überraschend, dass ich weltweit ungefähr 300 Cousins und Cousinen habe. Viele von uns sind verheiratet und haben Kinder – obwohl es auch drei Priester gibt, die die Liebe auf andere Weise leben. Auch wenn wir heutzutage vielleicht nicht mehr aus exakt denselben Gründen heiraten wie unsere Vorfahren, ist unser Verständnis von Ehe dasselbe.


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Eines der bekanntesten Sprichwörter im Zusammenhang mit den Habsburgern (vielleicht sogar das bekannteste) ist Bella gerant alii, tu felix Austria nube (Andere mögen Kriege führen, du, glückliches Österreich, heirate). Dieser Satz, der dem brillanten ungarischen König Matthias Corvinus aus dem 15. Jahrhundert zugeschrieben wird, fasst beinahe die gesamte Geschichte der Habsburger zusammen. Das Konzept der Ehe war schon seit jeher in die Denkweise, die Lebensform und die Politik der Habsburger integriert.

Friedliche Heiratspolitik effektiver als Kriegsführung

Vom Augenblick, in dem sie den Thron des Heiligen Römischen Reiches bestiegen, mussten sie sich stets damit beschäftigen, wie sie am besten Frieden zwischen verschiedenen Nationen stiften konnten. Da meine Vorfahren praktisch nie über die finanziellen Mittel verfügten, die für eine Armee notwendig waren (das ist auch der Grund, dass sie sich selbst nie als reich sahen), mussten sie einen anderen Weg finden, ihre Macht zu festigen: Heiratspolitik.

Diese Form der Politik war nicht nur im Einklang mit ihrem katholischen Glauben, sie war eine friedliche Lösung und im Großen und Ganzen effektiver als Kriegsführung. Ehen zwischen den führenden Familien verschiedener Länder führten nämlich tendenziell zu engeren Verbindungen als bloße politische Abkommen. Schließlich tendierten kinderreiche Ehen dazu, politische Kontinuität zu gewährleisten, was ebenfalls Konflikte reduzierte. Tatsächlich beteten kaiserliche Ehepartner oft, dass sie einen „Erben und einen Ersatzerben“ bekommen würden („an heir and a spare“, sagt man auf Neudeutsch), obwohl wir auch noch Beispiele sehen werden, in denen das beinahe nicht geglückt ist.

Die Zeiten der Heiratspolitik sind vorbei, und ich würde nicht sagen, dass ich ihnen hinterhertrauere (obwohl ich oft den Witz mache, dass wir für jedes unserer Kinder schon seit der Geburt eine Ehe arrangiert haben). Trotzdem bin ich der Meinung, dass wir von meinen Vorfahren so einiges über glückliche Ehen und Familien lernen können, sogar im 21. Jahrhundert.

Renovamen-Verlag

Eduard Habsburg-Lothringen, „Sprechen Sie Habsburgisch? Eine Orientierung in unsicheren Zeiten“, Renovamen-Verlag, Bad Schmiedeberg 2024, Klappenbroschur, fadengeheftet, rund 120 Seiten, 18 Euro

Erscheint am 30. November 2024

Bei dem obenstehenden Vorabdruck handelt es sich – mit freundlicher Genehmigung von Autor und Verlag – um einen Auszug aus dem Buch.

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