Warum intakte Familien Garanten der Freiheit sind
Aus großem Misstrauen den Medien gegenüber höre ich mir seit einiger Zeit die wichtigeren Reden Wladimir Putins immer selbst und in voller Länge an. Ganz ähnlich habe ich das zum Beispiel auch mit den Reden Donald Trumps gemacht, als er US-Präsident war. Das funktioniert dank Internet und ist für mich so eine Art selbstgebautes Westfernsehen: Ich kann mir meine eigene Meinung bilden. Völlig klar ist dabei, dass die Nato-Erzählungen über die Welt genauso unglaubwürdig sind wie die russischen Regierungs-Narrative über die Welt.
Bei Putins jüngster Rede zur Lage der Nation vor der sogenannten Föderalen Versammlung ist mir ein interessantes, aufschlussreiches Detail aufgefallen.
Zunächst einmal ist auffällig, wie geschickt und mit wie viel Wärme er sein Volk und dessen Stolz direkt anspricht: Er dankt verschiedensten Gruppen der Bevölkerung, würdigt die Lehrer und die Unternehmer und die Bauarbeiter und die Landwirte und und und, er vergisst kaum jemanden. Ich als Unternehmer habe von keinem deutschen Politiker in einer Rede jemals so viel Anerkennung erhalten wie die russischen Unternehmer von ihrem Präsidenten in dieser Rede.
Die Verführungskunst der Politiker
Aber das ist natürlich nur Rhetorik, Teil des russischen Paternalismus, mit dem das Volk verführt wird, sich dem alles kontrollierenden, alles bestimmenden übergriffigen Staat hinzugeben und ihm nicht nur seine Lebenszeit und Arbeitskraft zu opfern, sondern auch seine Söhne auf dem Schlachtfeld. Im Osten wie im Westen nichts Neues.
Bezeichnend aber fand ich folgenden inhaltlichen Gegensatz, der nur wenigen aufgefallen sein dürfte: Am Anfang seiner Rede spottete Putin darüber, dass die Gesellschaften des Westens die Familien systematisch zerstören. Ehen zwischen Homosexuellen beispielsweise! Jeder wisse doch, dass Familien durch die Vereinigung von Mann und Frau begründet würden, das stünde doch so auch schon in der Bibel.
Ja, recht hat er. Wie kann man nur die Familien, die Keimzellen der Gesellschaft zerstören? Aber ein wenig später in seiner Rede wird klar, wie das geht: Putin lobt dort die eigenen Anstrengungen für die Kinder. Der Etatposten, der für die russischen Kinder ausgegeben werde, sei der am schnellsten wachsende von allen. Und mehr staatliches Geld für Familien soll es geben, vor allem im ländlichen Raum. Und mehr staatliches Geld für Lehrer. Und Ausbau der staatlichen Kindergärten und Schulen …
Also im Endeffekt mehr Einfluss des Staats, mehr „Lufthoheit über den Kinderbetten“ und Schwächung der Eltern. Denn auf Indoktrination mag kein kollektivistischer Staat verzichten, am Ende würden ja starke Familien womöglich selbstdenkende und selbstbewusste Individuen großziehen – die dann nicht so einfach für Mütterchen Russland in den Krieg ziehen.
Staatliche Anmaßung
Hier prallen die Interessen der Familie und des Staates grundsätzlich und prinzipiell aufeinander. Der Staat, die Parteien, die Politiker wollen die Kinder wahlweise zu „aufrechten Demokraten“, zu „starken germanischen Herrenmenschen“, zu „antifaschistischen Helden der Arbeiterklasse“ oder zu „transsexuellen, aber Russen hassenden Veganern“ erziehen, um ihre jeweilige Ideologie fortzupflanzen und schlichtweg ihre Macht zu erhalten.
Das liegt aber keineswegs im Interesse von Familien. Deren bestes Interesse ist, vom Staat maximal in Ruhe gelassen zu werden, weil das die Chancen erhöht, lebenstüchtige, gesunde und möglichst auch erfolgreiche Kinder großzuziehen.
Die langsame, aber sichere Zerstörung der Familie passiert nicht nur vorsätzlich, sondern auch ganz unabsichtlich als Kollateralschaden, so wie zum Beispiel bei Putin und überall sonst: Politiker in allen Ländern halten sich durch Wohltaten an ihren Machtpöstchen. Sie erkaufen sich Wahlstimmen durch Umverteilung des den Familien mittels Steuern und Abgaben geraubten Geldes hin zu Gruppen, die vom aktuellen Zeitgeist favorisiert werden. Das fällt dann größtenteils unter die Rubrik „Soziales“.
Dabei maßt sich der Staat regelmäßig soziale Funktionen an, die seit Tausenden von Jahren von den Sippen, den Clans, den Großfamilien erbracht wurden. Beispielsweise bietet die Familie die ursprüngliche Versicherung gegen alle Arten von Lebensrisiken wie Krankheit, Altersgebrechlichkeit, Arbeitslosigkeit beziehungsweise wirtschaftlichen Misserfolg, Ehebruch, ungewollte Schwangerschaft oder Tod des Lebenspartners. Auch Bildung und Ausbildung war früher erst mal Familiensache.
Der Staat dringt immer tiefer ins Familienleben vor
Heute sind von diesem umfassenden Aufgehobensein in der Familie nur noch Rudimente übrig. Wenn ein Mensch auf die Welt kommt, wird er von der Familie empfangen und im Arm gehalten. Wenn ein Mensch stirbt, nimmt die Familie von ihm am Totenbett Abschied. Beide Ursituationen habe ich bereits mehrmals erlebt und kann nur sagen: Das ist etwas Heiliges.
Aber zwischen den beiden Stationen Geburt und Tod hat sich der gefräßige Vater Staat immer mehr Familiendomänen herausgenagt. Ja, zuletzt hat er sogar in der Coronamaßnahmenkrise die Familien von den Sterbenden ferngehalten. Das zeigt die ganze Kälte des Leviathans. Und nebenbei auch seine Überforderung, wenn er sich beispielsweise anmaßt, Herrscher über die Gesundheit der Menschen sein zu wollen.
Die Auflösung der Familienstrukturen und -funktionen zugunsten des paternalistischen Staates hat in den vergangenen 130 Jahren, seit der Einführung der bismarckschen Invaliditäts- und Altersversicherung, zusehends an Dynamik gewonnen. Die Staatsquote steigt bei allen westlichen, demokratischen Verfassungsstaaten aus einer inneren Dynamik heraus kontinuierlich. Die Sozialhaushalte entwickelten sich überall zu den mit Abstand größten Ausgabenposten.
Die ursprünglichen staatlichen Kernfunktionen innere und äußere Sicherheit, die ja dazu da wären, die Familien zu schützen, wurden längst überall in den Schatten gestellt von den familienzersetzenden Wohlfahrtsstaaten, die schon Kleinkinder indoktrinieren und ältere Bürger ab dem vorgegebenen Renteneintrittsalter normiert kaltstellen und mit dem staatlichen Gnadenbrot zum möglichst sozialverträglichen Ableben geleiten.
Sich wieder vertragen? I wo, man kommt auch allein klar
Wo der Staat wächst, zersetzt sich die Familie. Wenn Eltern sich mit den Kindern verstreiten, ist es heute nicht mehr nötig, dass sie sich wieder zusammenraufen. Denn im Alter sorgt der Staat für den Lebensunterhalt, nicht die Kinder. Wenn Ehepaare sich streiten, dann können sie sich leichtfertig scheiden lassen, denn im Wohlfahrtsstaat ist niemand vom Ehepartner wirtschaftlich abhängig.
Ungewollte Kinder können sogar einfach getötet werden, jedenfalls unter bestimmten Voraussetzungen, denn der Staat hat das ja legitimiert. Bei Erziehungsproblemen kommt nicht mehr der Patenonkel zu Hilfe, sondern es sitzt, alarmiert von der passiv-aggressiven Lehrerin, in null Komma nichts der Allgemeine Soziale Dienst des Jugendamts im Wohnzimmer und erwägt mit strengem Blick über den Brillenrand die Inobhutnahme gemäß § 42 SGB VIII. Eltern sitzen ihren halbwüchsigen Kindern beim Abendessen gegenüber und fragen sich, woher das sozialistische Gedankengut kommt, von dem die so begeistert sind.
Und die Oma lebt allein im Pflegeheim, weil die Kinder und ihre Partner alle keine Zeit haben, sich um sie zu kümmern, denn sie müssen die Steuern und Abgaben erarbeiten, mit denen das teure Pflegeheim bezahlt wird.
Eltern sind gefragt, die das Ehegelübde wieder ernst nehmen
Allerdings: Umgekehrt gilt auch, dass intakte, starke, selbstbewusste Familien Kinder großziehen können, die eben keine Verfügungsmasse und Stimmvieh von Politikern darstellen. Die sich nicht indoktrinieren lassen, nicht dem jeweils „current thing“ nachrennen, die weder beim Klimahüpfen noch beim Gendern noch beim Impf- oder Maskenzwang sich so einfach in die Masse einsortieren lassen. Die zusammenhalten wie Pech und Schwefel. Und die sich auch nicht so leicht in den Krieg schicken lassen.
Intakte Familien sind auch die notwendige Voraussetzung für einen schlanken Staat und damit für die Rückeroberung der individuellen Freiheit. Denn wenn der Staat sich wieder auf das beschränken soll, was seine Existenz berechtigt und seine Finanzierung legitimiert, nämlich die Sicherheit vor äußeren Feinden und Straftätern, dann müssen die sozialen Funktionen wieder von den Familien übernommen werden. Jeder Libertäre müsste daher aus reiner Logik starke, intakte Familienstrukturen wünschen und wertschätzen.
Solche starken Familien sind der Albtraum der Politiker, aber die einzige Hoffnung für die abendländische Kultur mit allen ihren zivilisatorischen Errungenschaften. Eltern sind gefragt, die das Ehegelübde wieder ernst nehmen und die Verantwortung für mehr als nur sich selbst übernehmen. Der christliche Glaube an Gott hilft dabei enorm.