Direkt zum Inhalt
Kirchliche Zeitreise

Niedergang des Christentums – nicht erst seit dem 20. Jahrhundert

Oft genug hört man in tradi-katholischen Kreisen und auch in einigen sonstigen „rechten“ Milieus (was auch immer „rechts“ heutzutage heißen mag) das Narrativ, der Niedergang des (vor allem katholischen) Christentums sei den Fehlentscheidungen des zweiten Vatikanums geschuldet – und eine Beibehaltung der Alten Messe etwa hätte eine völlig andere Entwicklung ermöglicht. Dies ist zwar eine einfache und praktische Darstellung der Ereignisse, die zumindest den strategisch-propagandistischen Vorteil hat, monokausal ein einziges Feindbild zu konstruieren und entsprechend simple Auswege aufzuzeigen. Nur: So einfach ist die Lage nicht.

Nun wäre der Verfasser dieser Zeilen der Letzte, der die Einführung des Novus Ordo für eine gute Idee halten würde, wenn ich auch zugeben muss, wenigstens hier in Polen regelmäßig Messen gehört zu haben, die in der neuen Form gehalten waren und trotzdem in vielerlei Hinsicht eine Ehrwürdigkeit und Tiefe besaßen, die zwar nicht an den alten Ritus heranreichen, aber doch die offensichtlichsten Kritikpunkte der Gegner weitgehend entkräfteten: Wären die Messen im Westen des Kontinents ähnlich gestrickt, würde sich die Frage nach der Zukunft des Christentums zumindest nicht wie bislang aus vor allem ritueller Perspektive stellen. 

Es kommt mehr auf die Tiefe als auf den Ritus an

Denn wenn auch der Ritus als solcher ein zentrales und entscheidendes Element der Glaubenspraxis ist, so darf doch nicht vergessen werden, dass sowohl auf der Seite des Zelebranten als auch auf der Seite der Gläubigen ein gewisser innerer Gehalt vorhanden sein muss, damit die Messe nicht „nur“ eine formal gültige Form der Gottesverehrung und der Eucharistie ist, sondern auch ein Ereignis, das einen anderen als einen mechanischen „Sinn“ hat. 

Dieser „Sinn“ ist aber nicht erst seit dem Zweiten Vatikanum bedroht, sondern schon viel früher: Die revolutionären Veränderungen des Konzils wären nicht möglich gewesen, wenn es nicht einerseits bei einem erheblichen Teil des Klerus ein tiefes und entsprechend ernst zu nehmendes Krisenbewusstsein gegeben hätte und andererseits eine bedenkliche Bereitschaft, auf die Herausforderungen der Gegenwart mit einem radikalen Traditionsbruch zu reagieren.

Wenn die Rückkehr zur alten Messe die zentrale Stellschraube der gegenwärtigen Kirchenkrise wäre und den idealisierten status quo ante im Handumdrehen wiederherstellen würde, dann stellt sich die Frage, wie es dann weltweit dazu kommen konnte, dass sie so radikal abgeschafft wurde und dies auch noch von einer signifikanten Mehrheit der Priester und Gläubigen begrüßt oder zumindest toleriert wurde. Mit anderen Worten: Schon vor der weitgehenden Abschaffung der Alten Messe war irgendwie der Wurm drin.

Über die Resilienz und Entwicklung der Kirche

Freilich ist oft und zu Recht darauf hingewiesen worden, dass die Kirche eine Institution ist, die seit ihrem Bestehen aus guten wie aus schlechten Gründen totgesagt wurde und dennoch alle anderen Institutionen überlebt hat; die eigentliche Frage ist also nicht unbedingt das „Warum“ der allzu menschlichen Verfehlungen einer Institution, die eben auch „nur“ aus Menschen besteht, sondern das erstaunliche Überleben, ja das stetige Wachsen einer von innen wie von außen stets bedrohten Kirche – ein Faktum, das eben fast nur mit göttlicher Gnade erklärt werden kann. 

Diese Argumentation wird man nun kaum in toto bestreiten können; dennoch ist unübersehbar, dass auch und gerade in der Kirche deutliche Auf- und Ab-Bewegungen festzustellen sind und dass gerade die innige Verbindung zwischen katholischer Kirche und abendländischer Kultur erstere in vielem den Entwicklungen letzterer unterworfen hat. 

Denn auch wenn zumindest die römisch-katholische Kirche ihrem Selbstverständnis nach im Unterschied zu den orthodoxen und protestantischen Kirchen universal ist und inzwischen überall auf der Welt, vor allem in Lateinamerika, im subsaharischen Afrika und zunehmend auch in Ostasien, Ableger gegründet hat, so ist diese Entwicklung doch relativ jung, so dass man für weite Teile der europäischen Geschichte von einer weitgehenden Identität zwischen katholischer Kirche und abendländischer Zivilisation sprechen kann. 

Das bedeutet aber auch, dass die typischen Verfallserscheinungen unserer Kultur auch Auswirkungen auf ihre geistige Entwicklung gehabt haben müssen – und diese Effekte lassen sich weit in die Vergangenheit zurückverfolgen.

Kirche ist überall. Kirche ist unvergesslich: Luftaufnahme der Kathedrale-Basilika „Nuestra Señora del Pilar“ und der „Calle Alfonso“ in Zaragoza, Spanien

Eine Zeitreise

So ist das Zweite Vatikanum, das von 1962 bis 1965 stattfand, kaum ohne die allgemeine Stimmung der „1968er“ zu erklären, die ihrerseits nur den Höhepunkt einer gewissen antitraditionalistischen Zeitstimmung und moralischen „Liberalisierung“ (man könnte auch sagen: Auflösung) darstellten, die vielfältige Wurzeln hatte und zweifellos auch die Kirche allmählich erfasste, die diese Zeitstimmung teilweise eben auch aufnahm. 

Diese Stimmung kam nicht aus dem Nichts: Wenn wir etwas weiter zurückblicken, sehen wir, dass die Kirche zwar ein wichtiger, ja zentraler Gegner der verschiedenen totalitären Regime des 20. Jahrhunderts war, dass aber deren Entstehung in einem durch und durch christlich geprägten Raum kaum denkbar gewesen wäre. Die Reduktion des Nächsten auf seine Klasse oder Rasse und die entsprechenden freiheitseinschränkenden und genozidalen Konsequenzen waren nur möglich, weil eine rein materialistische Weltsicht traditionelle Glaubensinhalte verdrängt und untergraben hatte. Und diese Aushöhlung hatte tiefe Wurzeln. 

Blickt man auf das 19. Jahrhundert, so stellt man fest, dass die unbestreitbar enormen Fortschritte der Wissenschaften den auch intellektuellen Führungsanspruch der Kirche deutlich in Frage stellten: Diese war kaum mehr in der Lage und willens, die zahlreichen Hypothesen und Theorien, die in rascher Folge entstanden und zum Teil ebenso schnell akzeptiert wie überholt waren, mit dem bisherigen Weltbild in Einklang zu bringen, das – zum Teil wohl in naiver Weise – auf einer allzu wörtlichen Auslegung der biblischen Aussagen zu naturwissenschaftlichen Fragen beruhte. 

Wann begann die Krise?

Doch auch hier war das 19. Jahrhundert kaum der eigentliche Beginn der Krise, waren doch wichtige Grundlagen eines solchen vermeintlich „aufgeklärten“ Glaubens bereits im 18. Jahrhundert gelegt worden, dessen Lumières eben nicht nur von radikalen Atheisten, sondern auch von rationalistischen Geistlichen entfacht worden waren. 

Für diese war Gott bestenfalls ein aus der Geschichte ausgetretener Uhrmacher, und der eigentliche Sinn des Glaubens bestand im rein innerweltlichen Aspekt der zwischenmenschlichen Konfliktvermeidung und Gesellschaftsstabilisierung: Es sollte nie vergessen werden, dass auch das „Ancien Régime“ geistig überaus morsch war, da ansonsten eine so rasche, vollständige und gewalttätige „Abwicklung“ der Kirchen durch die Revolution (in deren Reihen durchaus zahlreiche „aufgeklärte“ oder laisierte Geistliche mitkämpften) überhaupt nicht denkbar gewesen wäre. 

 

> Abonnieren Sie den Corrigenda-Newsletter und erhalten Sie einmal wöchentlich die relevantesten Recherchen und Meinungsbeiträge.

 

Aber auch das 18. Jahrhundert kann kaum als alleinige Ursache des inneren Übels angesehen werden, das zu einem nicht geringen Teil auch darin bestand, dass der Alleingültigkeitsanspruch der katholischen Kirche für das Seelenheil des Abendlandes bereits im 16. und 17. Jahrhundert durch die Reformation und die Religionskriege zunichtegemacht worden war, so dass die Existenz einer solchen „Alternative“ zu einer tragischen Reduktion der „Una sancta“ auf eine Konfession unter anderen führen musste (eine Relativierung, die man bisher nur an den diffusen östlichen Grenzen zum orthodoxen Bereich kannte). 

Und auch die Reformation entstand nicht im luftleeren Raum, sondern reagierte sowohl auf den Vorwurf einer gewissen Verweltlichung der Renaissancekirche als auch auf die zunehmend innerweltlichen, nicht mehr traditional oder transzendental legitimierten beziehungsweise ausgerichteten Machtbestrebungen regionaler und frühnationaler Territorialfürsten, die mit dem holistisch-universalistischen Weltbild des Mittelalters und seiner Idee des Reiches nicht mehr viel anfangen konnten. Und auch im Mittelalter selbst waren zweifellos Kräfte am Werk, die diese Entwicklung vorbereiteten – man denke nur an den Investiturstreit und die Auseinandersetzung zwischen Nominalisten und Realisten, um hier eine hochkomplexe Situation nur kurz anzudeuten.

Zurückgezogen, verlorengegangen

Kurzum: Die Kirche hat eine lange und bewegte Geschichte hinter sich, die vor allem seit dem 16. Jahrhundert von einem zunehmenden Rückzug aus Politik, aus Gesellschaft, aus Kunst und schließlich auch aus den Seelen der Menschen geprägt worden ist, nicht unähnlich analogen Entwicklungen vieler anderer Zivilisationsreligionen im Laufe der Zeit, und die Gründe sind alles andere als monokausal, sondern überaus komplex und auf die innigste Weise mit der inneren und äußeren Entwicklung des Abendlands verbunden. Im Kern steht dabei freilich die zunehmende Abwendung vom grundlegenden Paradigma von Transzendenz und Außerweltlichkeit und die Hinwendung zu rein gesellschaftlichen Fragen, frei nach Spengler, der einmal nicht zu Unrecht sagte: „Eine Religion, die bei Sozialproblemen angelangt ist, hat aufgehört, Religion zu sein.“

Die Konsequenzen: In der westlichen Welt gibt es keine wichtige Institution mehr, die den menschlichen Wunsch nach etwas Höherem aufgreift und dabei hilft, diesen Wunsch mit den Lehren und Erkenntnissen einer Religion in Einklang zu bringen. Das mag mancher voreilig als Freiheitsgewinn, ja gar als „Emanzipation“ betrachten. Es bietet aber auch und vor allem Raum für enorme, in der Geschichte übrigens in schönster Regelmäßigkeit immer wieder begangene schreckliche Irrtümer – und macht jenen Kräften das Leben einfach, die den Drang hin zu Gott entweder ersticken, ablenken oder pervertieren wollen. Materialismus, Hedonismus, Bevölkerungsschwund, Ultraliberalismus, Familienzerfall, Verantwortungslosigkeit, Selbsthass oder Extremismus sind ebenso die logischen Konsequenzen des Verdämmerns des Christentums wie die zahlreichen falschen Götzen, die an seine Stelle getreten sind: von der „Klimakirche“ über die zahlreichen „Dekonstruktionen“ der Neuzeit bis hin zu Intersektionalismus und der „one world“.

Heimkehr

Der Ausweg kann, zumindest für das spätzivilisatorische Abendland, nur in einer Rückkehr zum Christentum liegen, allen voran dem katholischen, denn die protestantischen Kirchen lösen sich entweder auf oder mutieren zu einem stark außereuropäisch beeinflussten, naiven Sola-scriptura-Evangelikalismus, der in vielerlei Hinsicht nur noch begrenzt auf den theologischen und kulturellen Grundpostulaten des europäischen Christentums beruht. 

Doch wie eine Kirche, die sich gegenwärtig weitgehend selbst vergessen zu haben scheint, sich am eigenen Schopfe aus dem Sumpf ziehen kann – das mag Gegenstand einer weiteren Betrachtung sein.

 

› Kennen Sie schon unseren Corrigenda-Telegram- und WhatsApp-Kanal?

43
22

6
Kommentare

Comment

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
Kommentar
3
Philippus
Vor 19 Stunden 47 Minuten

Ich stimme teils überein, teils aber auch gar nicht.
Erstens: Das Problem des Novus Ordo Missae ist, dass selbst wenn dieser streng nach dem Buch und den Rubriken begangen wird, heruntergebrochen also am Hochaltar, auf Latein und mit der Zuwendung zu Gott, begangen wird, noch immer viele zentrale Dinge einfach nicht gesagt/ausgedrückt werden. Wer nur die halbe Wahrheit sagt ist auch ein Lügner.
Zweitens: Der Begriff „Tiefe“ muss genauer definiert werden. Es hört sich für mich so an, als ginge es dem Autor da um die Gefühlsduselei und die religiöse Erfahrung der Modernisten, die St. Pius X. (ora pro nobis) im wichtigsten Dokument der letzten 120 Jahre „Pascendi dominici gregis“ so wunderbar verurteilt hat.
Drittens: Die Liturgie darf nicht zum Selbstzweck werden, wie man das bei den häretischen und schismatischen „Ostkirchen“ häufig feststellt. Es ist im Vetus Ordo auch nicht die geringste Handlung zufällig oder ohne tiefe Bedeutung. Diese Tiefe der Bedeutung können wir heute, da der Faden der Uroffenbarung (=das Wissen, das der alte Adam vor dem Sündenfall aus dem Paradies mitgenommen hat) ungefähr im Barock gerissen ist. Je mehr man sich mit der Liturgie und der Ordnung des Kosmos beschäftigt, desto mehr kommt man darauf, dass nichts in diesem Kultopfer anders sein könnte. Je mehr man in die gotische Baukunst eintaucht, umso mehr begreift man, dass man so eine Kathedrale nicht nur aus ästhetischen Gründen und architektonischer/statischer Notwendigkeit entsprechend so gebaut hat wie wir sie heute sehen, sondern dass es eigentlich gar nicht anders sein kann, dass man sie gar nicht anders bauen kann, wenn es „richtig“ sein soll.

Hier dringen wir dann auch schon in das Kernproblem der letzten ca. 300 Jahre ein, das ja heute Woche für Woche immer wieder neu gipfelt: den Modernismus. Es geht nur um Gefühle und Immanenz, nicht um objektive Wahrheit oder eine tatsächliche und gegebene Realität. „Ich bestimme was gut und böse ist, was wahr und was falsch ist und letztlich auch was real und was nicht real ist!“

Nochmal: Der „würdig gefeierte Novus Ordo Missae“ existiert nicht.
Das Problem liegt darin, dass wir Krieg gegen die Natur führen, gegen den gesunden Menschenverstand, gegen eine objektive Wahrheit und Realität und das ist es, was den modernen Menschen versklavt und weshalb er zur Hölle fährt.

1
Braunmüller
Vor 15 Stunden 42 Minuten

"Nochmal: Der ,würdig gefeierte Novus Ordo Missae' existiert nicht."

Das kommt einem Mit-dem-Fuß-Aufstampfen gleich und ist nicht wahr. Wie jedes andere, was der Mensch tut, ist eine Liturgie etwas historisch Gewachsenes und damit Wandelbares, auch die ,Alte Liturgie' oder die gotische Baukunst. Beiden eine tiefere Wahrheit zuzugestehen als etwa der ,Neuen Messe' oder der romanischen Baukunst ist kindisch. Jeder, der beide Formen des römischen Ritus gegeneinander ausspielt, muss sich fragen lassen, ob er eigentlich mit beiden Beinen in der römisch-katholischen Kirche steht. Ich tendiere dazu, diese Frage mit "nein" zu beantworten.

Ich finde es sehr angenehm, hier mal einen etwas differenzierteren Beitrag zu lesen, der nicht behauptet, wenn wir nur in die Alte Messe gingen und endlich wieder echte Männer und Frauen würden, sei alles wieder im Lot. Das war es noch nie auf Erden.

0
Andreas Alkis …
Vor 12 Stunden 32 Minuten

Mit der Analyse stimme ich weitgehend überein, aber nicht mit der Erwartung, dass eine Revitalisierung des Christentums überhaupt möglich ist.

Der Bruch zwischen der christlich-religiösen und der bürgerlich-säkularen Sicht der Welt, der in der Reformation zum ersten Mal offenbar wurde, hat sich seither mehr und mehr vertieft, teilweise in Schüben, wie der Entstehung der Naturwissenschaften, der Aufklärung, dem Aufkommen der Religionskritik und den politischen und weltanschaulichen Ideologien und so weiter. Spätestens seit Schleiermacher hat die protestantische Theologie an der Vermittlung zwischen Christentum und Moderne gearbeitet, und ist letzten Endes gescheitert. Zumindest ist das mein persönliches Fazit.

Das Christentum gründet auf einer Enzeitmythologie innerhalb einer Welt, die für die Gläubigen vom Teufel und seinen Heerscharen („Herr der Welt“) beherrscht war, und diese Wahrnehmung ist heute nicht mehr vermittelbar.

Keine Großmacht, die eine solch lange Zeit des Verfalls und des inneren Absterbens durchlebt hat, kehrt zurück. Das lehrt die Geschichte. Eine Rückkehr ist jedenfalls ausgeschlossen. Gleichzeitig kann und wird das derzeitige Angebot an Interpretationen der Welt und unseres Daseins, wie sie derzeit auf dem Markt sind, nicht das letzte Wort sein. Der metaphysische Kern der Neuzeit ist der Materialismus, und seine Überwindung wird durch eine radikale Neuinterpretation des menschlichen Daseins erfolgen, gleichweit entfernt von materialistischer Wissenschaft und religiösem Mythos. Ob in 100 oder 1000 Jahren, das vermag niemand zu sagen. Wir allerdings im Westen leben in einer Zeit des Niedergangs unserer Kultur, mehr noch, des Kollapses derselben, und das fühlt sich an wie das Ende der Welt. Aber das ist es natürlich nicht. Doch der Blick in die Zukunft ist uns versperrt.

1
Andreas Graf
Vor 16 Stunden 36 Minuten

Der Artikel hat Drehungen und Wendungen, die irgendwo im Nirgendwo steckenbleiben. Wie der Autor arbeiteten sich schon viele Personen am Christentum ab, ohne dem Christentum in irgendeiner Weise gedient und es in seiner Tiefe erfasst zu haben. Wie soll das Christentum denn aussehen, wenn an der "Stellschraube" zurück zur alten ehrwürdigen Hl. Messe aller Zeiten nicht gedreht werden soll? Die Antwort könnte so einfach sein, wenn sie nicht philosophisch zerpflückt würde. Dazu bedarf es keiner weiteren Betrachtungen, die ebenso im Nirgendwo enden würden.

0
Braunmüller
Vor 12 Stunden 48 Minuten

Jesus Christus hat die Eucharistie eingesetzt, nicht die Tridentinische Messe.

3
Philippus
Vor 19 Stunden 47 Minuten

Ich stimme teils überein, teils aber auch gar nicht.
Erstens: Das Problem des Novus Ordo Missae ist, dass selbst wenn dieser streng nach dem Buch und den Rubriken begangen wird, heruntergebrochen also am Hochaltar, auf Latein und mit der Zuwendung zu Gott, begangen wird, noch immer viele zentrale Dinge einfach nicht gesagt/ausgedrückt werden. Wer nur die halbe Wahrheit sagt ist auch ein Lügner.
Zweitens: Der Begriff „Tiefe“ muss genauer definiert werden. Es hört sich für mich so an, als ginge es dem Autor da um die Gefühlsduselei und die religiöse Erfahrung der Modernisten, die St. Pius X. (ora pro nobis) im wichtigsten Dokument der letzten 120 Jahre „Pascendi dominici gregis“ so wunderbar verurteilt hat.
Drittens: Die Liturgie darf nicht zum Selbstzweck werden, wie man das bei den häretischen und schismatischen „Ostkirchen“ häufig feststellt. Es ist im Vetus Ordo auch nicht die geringste Handlung zufällig oder ohne tiefe Bedeutung. Diese Tiefe der Bedeutung können wir heute, da der Faden der Uroffenbarung (=das Wissen, das der alte Adam vor dem Sündenfall aus dem Paradies mitgenommen hat) ungefähr im Barock gerissen ist. Je mehr man sich mit der Liturgie und der Ordnung des Kosmos beschäftigt, desto mehr kommt man darauf, dass nichts in diesem Kultopfer anders sein könnte. Je mehr man in die gotische Baukunst eintaucht, umso mehr begreift man, dass man so eine Kathedrale nicht nur aus ästhetischen Gründen und architektonischer/statischer Notwendigkeit entsprechend so gebaut hat wie wir sie heute sehen, sondern dass es eigentlich gar nicht anders sein kann, dass man sie gar nicht anders bauen kann, wenn es „richtig“ sein soll.

Hier dringen wir dann auch schon in das Kernproblem der letzten ca. 300 Jahre ein, das ja heute Woche für Woche immer wieder neu gipfelt: den Modernismus. Es geht nur um Gefühle und Immanenz, nicht um objektive Wahrheit oder eine tatsächliche und gegebene Realität. „Ich bestimme was gut und böse ist, was wahr und was falsch ist und letztlich auch was real und was nicht real ist!“

Nochmal: Der „würdig gefeierte Novus Ordo Missae“ existiert nicht.
Das Problem liegt darin, dass wir Krieg gegen die Natur führen, gegen den gesunden Menschenverstand, gegen eine objektive Wahrheit und Realität und das ist es, was den modernen Menschen versklavt und weshalb er zur Hölle fährt.

1
Braunmüller
Vor 15 Stunden 42 Minuten

"Nochmal: Der ,würdig gefeierte Novus Ordo Missae' existiert nicht."

Das kommt einem Mit-dem-Fuß-Aufstampfen gleich und ist nicht wahr. Wie jedes andere, was der Mensch tut, ist eine Liturgie etwas historisch Gewachsenes und damit Wandelbares, auch die ,Alte Liturgie' oder die gotische Baukunst. Beiden eine tiefere Wahrheit zuzugestehen als etwa der ,Neuen Messe' oder der romanischen Baukunst ist kindisch. Jeder, der beide Formen des römischen Ritus gegeneinander ausspielt, muss sich fragen lassen, ob er eigentlich mit beiden Beinen in der römisch-katholischen Kirche steht. Ich tendiere dazu, diese Frage mit "nein" zu beantworten.

Ich finde es sehr angenehm, hier mal einen etwas differenzierteren Beitrag zu lesen, der nicht behauptet, wenn wir nur in die Alte Messe gingen und endlich wieder echte Männer und Frauen würden, sei alles wieder im Lot. Das war es noch nie auf Erden.

0
Andreas Graf
Vor 8 Stunden 54 Minuten

Zum Novus Ordo Missae, genannt Neue Messe: Die "würdige" Neue Messe wurde vom Erzbischof und Freimaurer Annibale Bugnini CM im Auftrag der Alta Vendita (Ein freimaurerischer Plan für den Umsturz in der katholischen Kirche) zusammengeschustert und konstruiert. Als Liturgiewissenschaftler wusste er genau, an welchen Stellschrauben er drehen musste, um der Hl. Messe seine Kraft zu rauben. Wie ein alter Krämer verkaufte er die Neue Messe schließlich an Papst Paul VI. Am 4. Januar 1976 wurde Bugnini wegen Eigenmächtigkeiten als Apostolischer Pro-Nuntius in den Iran strafversetzt. Sein "Werk" blieb bestehen. Bei der Neuen protestantisierten Messe muss ernsthaft reklamiert werden, ob diese noch gültig zelebriert wird. Die Neue Messe ist nicht "historisch gewachsen", sondern ein billiges Konstrukt und ist mit der Alten Messe in keiner Weise vergleichbar. Im Rückblick scheint der freimaurerische Plan sehr erfolgreich verlaufen zu sein, aber nur scheinbar. Ich denke, anhand der historischen Fakten ist leicht ersichtlich, wer noch mit beiden Beinen in der römisch-katholischen Kirche steht.