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Kolumne „Ein bisschen besser“

Warum Haushaltstage gut für die Beziehung sind

Dies ist Deutschlands einzige Paarkolumne, und da geht es natürlich um das, was Paare so zusammen-, auseinander- und umtreibt. Es geht um das zwischenmenschliche Untereinander, was mal eine Brücke und mal ein Graben sein kann und ohne dass wir alle auf uns selbst zurückgeworfen im eigenen Saft schmoren. „Wenn du deine weltanschaulichen Betrachtungen fertiggestellt hast, wäre es schön, wenn du die Rauchmelder aufhängtest“, sagt meine Frau Judith. 

Es stimmt ja: Die Dinger liegen original verpackt auf dem Schlafzimmerschrank. Seit einem Dreivierteljahr. Genauso wie das Fahrrad für den Kindersitz seit zwei Jahren im Keller in Einzelteilen schimmelt. Genauso wie die Sitzkissen vom Ledersofa Monat für Monat ihre Polsterknöpfe verlieren. Der letzte ist mir gerade mit einem Plopp beim Draufrumlümmeln am Ohr vorbeigeflogen. Und das Auto sieht auch aus, als gehörte es dem städtischen Hundefänger.

Mit männlicher Effizienz das, was 364 Tage liegenblieb, am 365. erledigen

Ich mache einen Plan: Ich werde einen ganzen Tag freinehmen, an dem ich morgens früh aufstehe. Dann werde ich als erstes die Happy Hour in der Waschanlage mitnehmen, danach gleich weiter zum Polsterer fahren und das Sofa abgeben. Ich werde auf dem Rückweg Klebstoff im Baumarkt holen, um die Rauchmelder an die Decke zu pappen. Und dann, wenn andere Leute ihr zweites Frühstück nehmen, werde ich aus den Einzelteilen im Keller wieder ein funktionstüchtiges Fahrrad zusammensetzen. 

Den Rest des Tages habe ich dann frei. Das Ganze mache ich, wenn Judith nicht da ist und überrasche sie. Ich werde mit männlicher Effizienz das, was 364 Tage liegenblieb, am 365. erledigen. Und zwar mit links. Ich freue mich jetzt schon auf das dicke Lob, das Judith dann rausrücken muss.

Als der Tag gekommen ist, an dem die Arbeit ruht und die Hausarbeit ruft, regnet es. Judith ist mit dem Auto weg. Den Besuch in Waschanlage und Polsterei kann ich knicken, denke ich mir und dreh mich nochmal um. Als andere ihr zweites Frühstück nehmen, nehme ich mein erstes. Ich rufe einen alten Kollegen an, der auch gerade Haushaltstag macht, und wir erörtern die politische Lage.

Wir Männer wissen, wie es ein bisschen besser geht

Gegen Mittag erwische ich mich, wie ich tatsächlich an dem rostigen Schemel schraube, der mal ein Rad gewesen war. Ich habe zuvor ein Bierchen kaltgestellt, Musik in den Keller gelegt und der Hündin eine Kuscheldecke neben mir ausgebreitet. Wir Männer wissen eben, wie es ein bisschen besser geht. 

Kurz bevor Judith heimkommt, ist das Werk vollbracht. Ich lobe mich dermaßen, dass Judith beschließt, dass das für heute ausreicht, und überhaupt: Die Rauchmelder hängen auch noch nicht. Ich glaube dennoch, dass mein Haushaltstag unsere Paarbeziehung weitergebracht hat.

 

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