Wenn sich der Säkularismus gegen Christen richtet
Christen werden weltweit immer mehr bedrängt und verfolgt. Auch in Europa ist diese Tendenz zu beobachten, wie etwa Medienberichten oder den jährlichen Berichten der „Beobachtungsstelle für Intoleranz und Diskriminierung von Christen in Europa“ zu entnehmen ist. Bestätigt wird diese Entwicklung von den Organisationen „Open Doors“ und „Kirche in Not“. Die Christenfeindlichkeit macht auch vor Österreich nicht halt, obwohl Christen dort die mit Abstand größte Religionsgruppe sind.
Immer wieder werden christliche Kirchen und Altarräume beschmiert und mit Exkrementen entehrt. Im Sommer wurde ein Gebetsgarten am Stadtrand von Wien verwüstet, Marien- und Jesusstatuen zerstückelt. Aber es bleibt nicht bei „Sachbeschädigungen“. In Graz wurden im Juli zwei jugendliche IS-Anhänger vor Gericht gestellt, die geplant hatten, ihre christlichen Mitschüler zu ermorden.
Besonders die orientalischen Christen engagieren sich in der Plattform
Bei all dem handelt es sich zwar um Extremfälle, aber nicht um Einzelfälle oder Taten von psychisch gestörten Menschen. Die Vorfälle nehmen zu und werden aggressiver. Dies veranlasste die „Plattform Christdemokratie“ eine Petition zu starten. Die Vereinigung, die Christen in Österreich eine Stimme geben möchte, fordert von der österreichischen Regierung eine Meldestelle für Christenfeindlichkeit und aggressive Akte gegen Christen einzurichten. Initiatorin ist Marina Soliman, eine koptische Christin aus Ägypten.
Sprecher der Initiative und Gründer der Plattform ist Jan Ledochowski. Gegenüber Corrigenda sagt er: „Es gibt eine eindeutige Tendenz zu immer mehr Christenfeindlichkeit, etwa von Säkularen oder Atheisten. Und wir haben auch eine Art importierte Christenfeindlichkeit.“ In der Plattform würden sich viele orientalische Christen engagieren, und diese hätten ein spezielles Sensorium, was in Österreich los sei und wo es sich hin entwickeln würde.
Die spezielle Situation der orientalischen Christen und der christlichen Flüchtlinge, die in ihrer Heimat religiöser Verfolgung ausgesetzt und deshalb geflohen sind, wurde bisher medial kaum beachtet. Diese hatten gehofft, in Österreich als einem christlichen Land, in Europa als christlichem Kontinent, Schutz zu finden. Sie mussten feststellen, dass sie sich geirrt haben.
Taufe unter Polizeischutz
In den Flüchtlingslagern, so erfuhr Ledochowski von zuständigen Stellen, werden sie von ihren muslimischen Schicksalsgenossen immer wieder angefeindet und bedroht. Während der Flüchtlingskrise 2015/16 wurde dies öffentlich und dermaßen schlimm, dass man die Christen getrennt unterbringen musste.
Noch schlimmer ergeht es jenen, die in europäischen Ländern den christlichen Glauben kennenlernen und konvertieren. Im Islam wird Apostasie bekanntlich mit dem Tod bedroht. Jan Ledochowski hat die Gefahr, in der diese Christen nach wie vor schweben, selbst miterlebt.
Er fungierte als Taufpate für einen erwachsenen Konvertiten aus Pakistan. Die Taufe fand im Geheimen und unter Polizeischutz statt. „Als der Täufling unter den Mitfeiernden einen ihm unbekannten Pakistani entdeckte, geriet er in Panik“, erzählt Ledochowski. Er hatte Angst, dass seiner Familie in Pakistan etwas Schlimmes passieren könnte. Sein Vater war in Pakistan von Nachbarn ermordet worden, weil dieser sich mit Christen angefreundet hatte, worauf er mit seiner Mutter und seinen Geschwistern nach Europa geflohen sei.
Wegen Konversion in die katholische Kirche mit dem Tod bedroht
Ähnliches berichtet auch Magdalena, die den Sturz des Schahs, das grausame Regime der Ayatollahs, erlebt hatte und 1993 aus dem Iran geflohen war. Als sie in Wien gelandet sei, dachte sie, sie sei im Himmel, berichtet sie. Sie lernte das Christentum kennen und konvertierte zum Katholizismus.
Heute betreut sie Landsleute, die ebenfalls konvertieren wollen. Das führte dazu, dass Magdalena in der österreichischen Stadt, in der sie zu Beginn lebte, massiv bedroht wurde, konkrete Todesdrohungen erhielt und daraufhin untertauchen musste. Sie wechselte den Wohnort und muss seither unter einem anderen Namen leben.
Es sind aber nicht nur Islamisten oder einzelne Fanatiker, die gegen Christen hetzen und diese attackieren. Es sei insgesamt die Christenfeindschaft im Zunehmen, beobachtet Jan Ledochowski.
„Wenn man sich erinnert, was allein in den letzten Monaten in Österreich los war!“ So wurde publik, dass der neugewählte Obmann der Sozialdemokratischen Partei (SPÖ) Andreas Babler in den 1990er Jahren zu Kreuzverbrennungen aufgerufen hatte. „Er hat sich nicht dafür entschuldigt“, so Ledochowski. „Wir haben auf Initiative unserer orientalischen Christen dann eine kleine Demo vor der SPÖ-Parteizentrale gemacht, denn solche Aufrufe kennen sie aus ihrer Heimat.“ Sie waren schockiert, denn davor waren sie geflohen.
Christen werden bewusst als „rechtsradikal“ bezeichnet
Wenn über Christen berichtet werde, beklagt Ledochowski, dann oft im Kontext und in einem Atemzug mit „Fundamentalisten“, „Rechtsradikalen“ oder gar „Rechtsextremisten“. Manche Medien setzten diese Begriffe bewusst synonym oder stellten eine Verbindung her, um Christen abzuwerten. Es handle sich um eine aggressive säkulare Christenfeindschaft, weil Christen ein anderes Menschenbild hätten, das dem „woken“ Zeitgeist widerspreche. Und es seien fast nur Christen, die es wagen würden, gegen den medialen Mainstream aufzutreten.
Ein beredtes Beispiel gibt der alljährliche „Marsch für das Leben“, der von christlichen Gruppen organisiert und von katholischen Bischöfen unterstützt wird. Auch dieses Jahr wurden die Familien mit Kinderwagen, die durch die Innenstadt wanderten, von aggressiven, teils vermummten Gruppen attackiert. Sie konnten nur mit Polizeigewalt an Übergriffen gehindert werden. Über die Aggression der Gegendemonstranten wurde in den Medien nicht berichtet, sehr wohl aber die Familien als Fundamentalisten abqualifiziert und mit Rechtsextremisten in einen Topf geworfen.
Den Grund für die Aggression ortet Ledochowski, dem das auch persönlich schon passiert ist, darin, dass Christen oft gesellschaftspolitische Fragen anders bewerten als Säkulare, so etwa Familie, Ehe und Erziehung. „Im laizistischen linken Spektrum gibt es schon lange eine Christenfeindlichkeit. Diese wird aber immer selbstbewusster und selbstverständlicher öffentlich artikuliert, und das meist straffrei.“
Europäer sollten ihren Werten und ihrem Glauben treu bleiben
Doch, so die Konvertitin Magdalena aus dem Iran, die einem unterdrückerischen Regime entflohen ist, würden die Europäer die Lage falsch einschätzen und den Islam unterschätzen. Der Islam habe zwei Gesichter, sagt Magdalena: „Bevor der Islam an die Macht kommt, ist er für den Dialog, die Frauen haben ihre Freiheit. Aber wenn er an die Macht kommt, dann zeigt sich der wahre Islam. So wie im Iran, in Afghanistan und anderswo.“ Die Europäer müssten ihren Werten und ihrem Glauben treu bleiben. „Europa ist christlich, dazu müssen wir stehen, wir sind aber schwach und schätzen unsere Religion nicht.“
Einmal wurde sie als Konvertitin kritisiert von einer Frau, die sagte, sie glaube nicht an Gott. Schließlich seien beide Religionen – Islam und Christentum – sehr konservativ. Sie habe geantwortet: „Dass Sie sagen dürfen, dass Sie nicht an Gott glauben und dafür nicht bestraft und nicht hingerichtet werden, das verdanken Sie dem Christentum, weil Sie in einem christlichen Land leben.“ Denn die Grundlage der europäischen Kultur, die Menschenwürde und die persönliche Freiheit komme vom Christentum.
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