Mit Barbie das Patriarchat zerschlagen
Die einen lieben sie, die anderen hassen sie, doch diesen Sommer kommen weder Fans noch Hater um sie herum. Egal ob Supermarkt, Drogerie, Modegeschäft oder Elektrofachhandel, nirgendwo entkommt man der jugendlichen Puppe mit den langen Beinen. Es gibt Barbie-Trinkflaschen, elektronische Zahnbürsten im Barbie-Stil und im brasilianischen Burger King kann man sogar einen „Barbie-Burger“ mit pinker Sauce zu sich nehmen.
Die spanische Modekette Zara widmet dem Spielzeug eine eigene limitierte Sonderkollektion. Kaufen konnte – im Präteritum, da bereits ausverkauft – man zum Beispiel ein weißes T-Shirt mit einem Abdruck der Original-Barbie aus dem Jahr 1959. Sie ist blond, trägt einen weiß-schwarz gestreiften Badeanzug, goldene Creolen und eine weiße Cateye-Sonnenbrille. Im Sortiment gab es auch ein T-Shirt mit pinkglänzendem Aufdruck „This is Barbie-Land“.
Was ist der Grund für den weltweiten Hype um das Kinderspielzeug? Am 21. Juli kam der Barbie-Film in die Kinos und erspielte allein in den USA am ersten Wochenende 155 Millionen Dollar. Somit ist „Barbie“ der erfolgreichste Kinostart des Jahres 2023. Es ist darüber hinaus der erfolgreichste Start eine Films, bei dem eine Frau Regie führte.
Friede, Freude, Eierkuchen auf weiblich
„Barbie-Land“, so lehrt der Barbie-Film, ist jenes Phantasieland, indem die Barbies leben. Ob Präsidentin-Barbie, Krankenschwester-Barbie oder Straßenkehrerin-Barbie, sie alle wohnen in rosafarbenen Häusern mit rosafarbenen Rutschen und mit Wänden aus Glas. Wacht Barbie am Morgen auf, ist ihre erste Tätigkeit, die anderen Barbies, die gerade frühstücken, sich ankleiden oder auf dem Weg zur Arbeit sind, mit einem süßlichen „Hi Barbie“ zu begrüßen. Auch die Kens leben im „Barbie-Land“, doch zu denen später.
Es könnte alles so schön sein. Die Mutter des Feminismus, Barbie, zeigt uns, ihren Follower-Feministinnen mit pink-pickigem Lipgloss und rosa Hosenanzug, wie das Matriarchat, ergo das Paradies, aussehen könnte. Denn dieses herrscht im Barbie-Land und sieht folgendermaßen aus: Die Präsidenten-Barbie (natürlich eine Frau nicht-weißer Hautfarbe) gibt den top-gestylten Barbies im Raum den Auftrag: „Dreh dich zu der Barbie neben dir, sag ihr, dass du sie liebst und mach ihr ein Kompliment.“ Dann wendet sie sich an die Reporterin-Barbie und meint, sie könne ihr jede Frage stellen, die sie möchte. Worauf Reporterin-Barbie fragt: „Wie kannst du nur so unglaublich sein?“ Antwort: „Kein Kommentar!“, woraufhin alle in ihr Lachen einstimmen. Friede, Freude, Eierkuchen auf weiblich.
Im Barbie-Land ist jeder Tag „der beste Tag“. Doch wehe, es wird über den Tod geredet. „Denkt ihr manchmal über das Sterben nach?“, fragt die Protagonistin des Films, die Prototyp-Barbie (dargestellt von Margot Robbie). Prompt verziehen sich die Gesichter, die Party wird für einige Sekunden gestoppt. Dieses Malheur konnte nur deshalb geschehen, weil die Besitzerinnen der Barbies aus der echten Welt direkt Einfluss auf das Leben der Barbies haben.
Kens sind Prototypen des feminisierten Mannes
Deshalb steht die Mission der Prototyp-Barbie fest: Sie muss in die echte Welt fahren, ihre Besitzerin ausfindig machen und die Ordnung wieder herstellen. Begleitet wird sie von Ken (Ryan Gosling), mit dem sie, entgegen der landläufigen Vorstellung, nicht in einer romantischen Beziehung ist, sondern den sie „gefriendzoned“ hat – was bedeutet, dass Barbie lediglich eine platonische Freundschaft mit Ken möchte, mehr nicht. Die Kens werden im „Barbie-Land“ zwar geduldet, sind aber Randfiguren. Es ist ihnen erlaubt, auf den Barbie-Parties die Hüften zu schwingen, wichtige Ämter oder Positionen innehaben dürfen sie nicht.
Liebesbeziehungen zwischen Kens und Barbies gibt es praktisch nicht. Zwar existiert eine schwangere Barbie im Barbie-Land, doch wie dieses Baby zustande gekommen ist, bleibt ein Rätsel, denn: Wie jedes Barbie spielende Kind weiß, haben Barbie und Ken zwar sekundäre Geschlechtsmerkmale, schaut man allerdings unter Rock beziehungsweise Hose, findet sich auch bei genauem Hinsehen kein primäres Geschlechtsteil – was Barbie einmal gegenüber Bauarbeitern erwähnt, die sie „catcallen“, ihr also anzügliche Sprüche hinterherrufen.
Während Barbie ihre Besitzerin Gloria (America Ferrera) findet und sich von deren Tochter, einer Gen-Z-Göre, als „Faschistin“ beschimpfen lassen muss, lernt Ken die Vorzüge des vermeintlichen Patriarchats kennen, welches laut Film in der echten Welt herrscht. Zurück im Barbie-Land, setzt Ken um, was er dort Neues gelernt hat: Gemeinsam mit den anderen Kens verwandeln sie das Matriarchat in ein Patriarchat, das sogenannte „Kendom“. Die zurückgewiesenen Männerherzen wollen sich nicht mehr von den Barbies kleinhalten lassen. Die ehemals so emanzipierten Barbies sind von einem Tag auf den anderen wie verzaubert und dienen fortan den Kens.
In diesem neuen, vom Wilden Westen inspirierten Männer-Paradies servieren sie ihnen Bier und lassen sich von ihnen die Welt, oder zumindest den Film „Der Pate“, erklären (Neudeutsch heißt das „Mansplaining“). Kurz darauf kehrt Barbie zusammen mit Gloria und Tochter Sasha ins ehemalige Barbie-Land zurück – und ist schockiert ob der neuen Entwicklungen. Nicht jedoch Gloria und Sasha. Sie kennen diese Zustände schließlich von der echten Welt.
Feministischer Monolog, bei dem selbst Männern die Tränen kommen
An dieser Stelle im Film kommt das feministische Highlight, über das Frauenzeitschriften von Elle bis Vogue in Schnappatmung geraten: Die Rede der Gloria, mit der sie die durch das Patriarchat gehirngewaschenen Barbies wieder re-emanzipiert. „Es ist buchstäblich unmöglich, eine Frau zu sein“, beginnt der Monolog. „Du bist so schön und so klug und es macht mich fertig, dass du nicht denkst, du bist gut genug. Wir sollen immer besonders sein, aber irgendwie machen wir immer alles falsch“, setzt die salbungsvolle Rede fort.
Der Inhalt ist im Grunde der gleiche wie der des 2020 viral gegangenen Videos „Be a Lady They Said“ des Magazins Girls.Girls.Girls. Die Botschaft beider Reden: Egal, was Frauen tun, sie können es der Gesellschaft beziehungsweise dem Patriarchat, welches die Gesellschaft durchzieht und Erwartungen in Frauen setzt, nie recht machen. Die präsentierte, doch recht vage gehaltene Lösung ist ein schwammiges „Steh zu dir“.
Geschrieben hat die Rede Barbie-Regisseurin Greta Gerwin („Little Women“) gemeinsam mit America Ferrera. Die 39-jährige Hollywood-Schauspielerin mit honduranischen Wurzeln ist für ihren Aktivismus bekannt. So unterstützte sie den Baptistenpastor und Demokraten Raphael Warnock bei der Senatorenwahl im Dezember 2022. Auf dem „Women’s March“ in Washington 2017, der einen Tag nach Amtseinführung Donald Trumps als US-Präsident stattfand, kritisierte die Frauen- und Immigrantenrechtlerin in ihrer Rede die Vorhaben des neu gewählten Präsidenten. Im Zuge des Barbie-Films ließ der Spielzeug- und Barbie-Hersteller Mattel sogar eine Gloria-Barbie produzieren.
Die Rede mit den magisch-empowernden Kräften sorgte nicht nur bei den Barbies für ein „Aha“-Erlebnis. Während des Drehs des Monologs weinten angeblich alle am Set vor Rührung, auch die Männer, wie das Mode-Onlinemagazin The Cut berichtet.
Kein Familien- oder Kinderfilm
Die im wahrsten Sinne des Wortes wieder „woken“ Barbies schmieden einen Plan, wie sie sich das Matriarchat zurückholen können: Sie müssen einfach Zwietracht unter den Männern säen und sie gegeneinander aufbringen – was ihnen auch gelingt. Die Kens treffen sich am Strand und gehen mit Schwimmnudeln, Lacrosse-Schlägern und Surfbrettern aufeinander los. Währenddessen stellen die Frauen die gute, alte Ordnung wieder her.
Es steht außer Frage, dass der Barbie-Film für Unterhaltung sorgt, an manchen Stellen ganz witzig ist und Satire sowie Kritik hervorblitzen lässt. Doch die Probleme liegen an anderer Stelle: an dem, was die Macher des Filmes als Selbstverständlichkeiten annehmen und von dem der gesamte Film unterschwellig durchzogen ist. Deshalb ist er mitnichten ein Familien- oder gar Kinderfilm.
Da ist zum einen die selbstverständliche Annahme, dass die westliche Gesellschaft noch immer vom Patriarchat durchzogen sei. Nach „Barbie“ und „Ken“ ist „Patriarchat“ der gefühlt am häufigsten vorkommende Begriff. Die ideale Gesellschaft, so wird suggeriert, ist ein Matriarchat, bei dem die Frauen aber bitte schön netterweise einige Posten an Männer abgeben sollen. Diese brauchen schließlich auch eine Aufgabe.
Weibliche und männliche Karikaturen
Frauen und Männer, die selbstsicher in ihrer Identität stehen, aus diesem Selbstbewusstsein auf Augenhöhe agieren können, sich Verantwortung teilen und von den Stärken des jeweils anderen Geschlechts profitieren, kennt der Film nicht.
Für die Macher des Filmes steht anscheinend auch außer Frage, dass nicht nur die Kens lächerliche, dümmliche und unsichere Wesen sind. Die Männer, die in der echten Welt gezeigt werden, sind entweder frauenverachtende Machos oder solche in zwar leitenden Positionen, die sich aber wie kleine Kinder benehmen.
Letztendlich zeigt der Barbie-Film nur Karikaturen der Geschlechter. Ein Mann ist entweder der schwächliche, sich bei Frauen anbiedernde nette Typ, mit dem sie aber, egal, wie sehr er sich anstrengt, nie eine romantische Beziehung eingehen werden. Oder aber er ist eine Art Andrew Tate: Sein Abgewiesenwerden schlägt um in Hass gegen Frauen. Schließlich zeigt er ihnen sogleich, dass er auch anders kann: sie ausnutzen und beherrschen, um daraus Selbstwert zu schöpfen, wie es die Kens im „Kendom“ machen.
Lösung: Ein softes Matriarchat
Frauen werden gezeigt als unabhängige, selbstbewusste Personen, die Männer nicht brauchen und in ihrem kleinen, hedonistischen, oberflächlichen Reich leben. Doch ihre vermeintliche Stärke ist hohl, denn kaum schalten die Kens in den Maker-Modus mit Pelz und Goldkettchen, werfen sie sich ihnen zu Füßen. Das ist die zweite Karikatur einer Frau, die ihren Wert lediglich aus der Beziehung zu einem Mann speist oder aus noch weniger, nämlich der Aufmerksamkeit, die Männer ihr zukommen lassen. Ohne Mann an ihrer Seite fühlt sie sich wertlos, ungesehen und identitätslos.
Am Ende des Films haben alle dazugelernt: Das ehemals absolute Matriarchat wurde in ein softes Matriarchat umgewandelt, denn die Barbies haben erkannt, dass sie ein bisschen Verantwortung an Kens abgeben können, ohne zu viel von ihrer Macht einzubüßen. Die Kens merken, dass sie eine Identität beziehungsweise einen Sinn jenseits und unabhängig der Barbies brauchen. Dabei hilft es ihnen offensichtlich, einen Pullover im Batik-Stil mit der Aufschrift „I am Kenough“ zu tragen.
Auch die Prototyp-Barbie ist nachdenklich geworden und begibt sich auf die Suche nach sich selbst. Doch diese zaghaften Anzeichen einer gesunden Entwicklung sind nicht, was von „Barbie“ bleibt. Neben einem weiteren Stück Kulturgeschichte des Barbieuniversums wird unterschwellig, gekleidet in die glitzernde Bildsprache der Popkultur und mithilfe der pinken Merchandises, vermittelt: Wir leben selbstverständlich im Patriarchat, Männer sind dämlich und Barbie hilft uns, das Patriarchat zu zerschlagen.
Danke! Das erspart mir wohl den Film, außer eine starke Sommerlangeweile müsste vertrieben werden.
Danke für diese Rezension. Eigentlich ist der gesamte Film eine woke-feministische Propaganda der Abtreibungsindustrie. Nach der ersten Szene, in der Mädchen ihre Babypuppen brutal zerstören, wäre ich am liebsten bereits gegangen, denn die Botschaft war klar: Weiterkommen kann eine Frau nur, wenn sie sich von ihren Kindern befreit und sie zerstört.
Selten habe ich mich so geärgert, ins Kino gegangen zu sein.
Eine Schande in der heutigen Zeit den Geschlechterkrieg weiter zu befeuern. Toxische feministische Diktatur und Psychoterror für die Beeinflussung unsrer kleinen Mädchen, schließlich soll aus ihnen man ein guter Bio-Roboter werden.
Eine Schande in der heutigen Zeit den Geschlechterkrieg weiter zu befeuern. Toxische feministische Diktatur und Psychoterror für die Beeinflussung unsrer kleinen Mädchen, schließlich soll aus ihnen man ein guter Bio-Roboter werden.
Danke! Das erspart mir wohl den Film, außer eine starke Sommerlangeweile müsste vertrieben werden.
Danke für diese Rezension. Eigentlich ist der gesamte Film eine woke-feministische Propaganda der Abtreibungsindustrie. Nach der ersten Szene, in der Mädchen ihre Babypuppen brutal zerstören, wäre ich am liebsten bereits gegangen, denn die Botschaft war klar: Weiterkommen kann eine Frau nur, wenn sie sich von ihren Kindern befreit und sie zerstört.
Selten habe ich mich so geärgert, ins Kino gegangen zu sein.