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Waldsterben, Ozonloch, Endkampf

Kommt der Weltuntergang eigentlich noch?

Im deutschsprachigen Raum, besonders in Deutschland, war man damals, in den frühen 1980er Jahren, höchst alarmiert. Über das sogenannte durch angeblich „sauren Regen“ ausgelöste Waldsterben liefen zig Sondersendungen in TV und Radio, eine Schlagzeile jagte die andere, zehntausende panische Bürger gingen auf die Straße. Das Magazin Stern mahnte in düsterer Poesie „Über allen Wipfeln ist Gift“, Naturschutzaktivist Hubert Weinzierl gab den Nostradamus: „Das Sterben der Wälder wird unsere Länder stärker verändern als der Zweite Weltkrieg.“ Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland scheute sich nicht, von einem „ökologischen Holocaust“ zu sprechen.

Fast jede Woche kam ich mit einer neuen Hiobsbotschaft heim. In der Schule kursierten unaufhörlich Gerüchte, dass die Welt bald untergehen werde; ich teilte meinen erstaunten, gegen Angstmache immunen Eltern mit: „Macht euch bereit, am Mittwoch geht die Welt unter.“ Als das nicht geschah, sagte ich, vom nächsten Panik-Geraune auf dem Pausenhof befeuert: „Aber am Samstag bestimmt.“ Als Kind wusste ich nicht so recht, wie ich mir das eigentlich vorstellen sollte. Wird die Erde von einem schwarzen Loch verschluckt, oder stürzen wir in Richtung Sonne ab?

Als Kind in der Achtzigern, von Horrormeldungen umlagert

Dann die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Der Wald war zwar immer noch da, aber der Zutritt nun verboten. Man solle keine Pilze sammeln und keine Erdbeeren, sie seien radioaktiv verseucht. Dass Krebserkrankungen zunehmen würden, war nur eine von zig alarmierenden Nachrichten. German Angst steigerte sich in German Panik.

Noch dazu, es ging Schlag auf Schlag, hielt uns seit einem knappen Jahr eine weitere ökologische Tragödie in Atem: Über der Antarktis hatten Wissenschaftler ein Ozonloch entdeckt. Der Schutz vor gefährlichen ultravioletten Strahlen war dadurch nicht mehr intakt. Menschen mussten fürchten, an Hautkrebs oder Grauem Star zu erkranken. In Chile erblindeten Schafe, Lachse verloren ihr Augenlicht. Das Worst-Case-Szenario hieß: Wir werden verbrennen – alle.

Unbestritten, als Kind in den achtziger Jahren brauchte man eine Dalai-Lama-Mentalität – bereits der Frühstückskakao war umschattet. Ein Taumeln von einem apokalyptischen Szenario ins nächste; unsere tägliche Katastrophe gib uns heute. Was aber, wenn sie einfach nicht kommt? Der Wald wollte partout nicht sterben. Die Sonne uns partout nicht verbrennen. Und die Welt ist immer noch da. Gut so. Überhaupt: Wieso sollte sie denn verschwinden? Vielleicht will sie viel lieber dableiben, wären da nur die Menschen nicht, die, und das bereits seit der Antike, ihren Untergang beschwören.

Zeugen Jehovas, Martin Luther – immer daneben

Eine besonders schlechte Trefferquote haben bekanntlich die Zeugen Jehovas, die das Ende aller Tage für die Jahre 1881, 1914, 1918, 1925 und 1975 vorausgesagt hatten. Inzwischen allerdings lassen sie sich auf keine exakten Prognosen in Bezug auf das von ihnen benannte „Harmagedon“ mehr ein.

Aber auch Martin Luther, seinerzeit ebenso überzeugt vom nahenden Weltuntergang, hatte mehrmals danebengetippt. Basierend auf einer Auslegung des Thessalonicherbriefs war er sich damals sicher, es sei nun der entscheidende Endkampf gegen den Gegenspieler von Christus zu führen. Der bekannte Reformator nannte das Jahr 1532 als möglichen Termin, dann die Jahre 1538 und 1541. Danach gab auch er auf, sich weiter festzulegen.

Wozu aber braucht der Mensch die Apokalypse? Ist er eigentlich noch ganz bei Trost, sich in das Ende der Welt hineinzufantasieren? Ist das nicht ebenso sadistisch wie masochistisch?

Die Apokalypse verspricht auch Trost und Neuwerdung

Wahrscheinlich wäre das so, wenn es nicht die andere Seite des Weltuntergangs gäbe, denn er bedeutet oft nicht nur überwältigendes Chaos und großes Unheil, sondern er verspricht auch Trost und Neuwerdung: In den meisten Prophezeiungen ist das Kommen einer besseren Welt garantiert.

So geht es auch in der Offenbarung des Johannes, in der von Monsterheuschrecken, Drachen, Feuersbrünsten und anderen Scheußlichkeiten die Rede ist, nicht darum, Angst und Schrecken zu verbreiten. Vielmehr handelt es sich um eine Schrift zur Ermutigung der Christen, die damals in Kleinasien verfolgt wurden, damit sie an ihrem Glauben an Jesus Christus festhalten. Schon bald würde es, wie Johannes verkündete, vorbei sein mit der Drangsal; durch die zweite Wiederkunft Christi würde alles Böse in der Welt endgültig besiegt.

 

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Die Apokalypse ist gemäß ihrer ursprünglichen Wortbedeutung eine „Enthüllung“, zeigt also ab einem bestimmten Zeitpunkt das, worauf man erst einmal keinen Zugriff hat. Man steht vor einer verschlossenen Tür und weiß nicht, was sich dahinter verbirgt. Vielleicht wird man sich vor dem, was man entdeckt, sobald man sie öffnet, erschrecken oder darüber irritiert sein, vielleicht wird man in Freudentaumel ausbrechen. Ob so oder so, das Ungewisse ist dadurch überwunden.

Eine göttliche Dimension

Insofern ist der „Weltuntergang“ eine Erlösung, eine Katharsis, befreit er doch aus Unsicherheiten und Unklarheiten, aus einem Dasein auf wenig tragfähigem, kaum mehr fruchtbarem Boden. Die Vernichtungsfantasien sind auf das Alte gerichtet, das überwunden werden muss; die Katastrophe ist nicht das End-, sondern das unvermeidbare Durchgangsstadium. Man will, man muss aufbrechen, selbst um den Preis, dass man erst mal in eine Düsternis geführt wird, an deren Ende, so will es die Hoffnung, das Lichtvolle steht.

Dieses ist, geht man zurück zu den Anfängen, an eine göttliche Dimension geknüpft. Denn der Apokalyptiker kommt zu dem Schluss, dass durch irdische Ereignisse und Entwicklungen kein Heil mehr möglich ist. Man sieht sich, überlagert von Krisen, in der Sackgasse. Gesellschaftliche und politische Umbrüche können nicht mehr anders beantwortet werden als durch das Retten in den Weltuntergang und dadurch in die Überantwortung in die Hände eines gerechten Gottes.

Bereits im vierten Jahrhundert vor Christus entstand die jüdische Apokalyptik als Reaktion auf die griechische Kolonisation. Es stand zu befürchten, Jerusalem würde in eine hellenistische Metropole verwandelt – fromme jüdische Gruppen leisteten dagegen Widerstand. Im weiteren Lauf der Geschichte entstanden unter unterschiedlichen Vorzeichen, vor allem in Zeiten der Unterdrückung und Verfolgung bestimmter Gruppen, immer wieder unterschiedliche Zirkel, die den Weltuntergang beschworen.

Der grausige Fall der Manson Family

Auch die ersten Christen hofften auf ihre endzeitliche Erlösung durch ein herankommendes Weltgericht. Sie fürchteten es nicht, da sie, dessen waren sie überzeugt, nicht verurteilt, sondern als das wahre Gottesvolk weiterleben würden. Die Idee, dass auserwählte Kreise, etwa besonders gläubige Menschen, den Weltuntergang überleben würden, war also von Beginn an da und hält sich bis heute. Auch zahlreiche Sekten nutzten und nützen die Angst vor dem nahenden Weltuntergang und binden ihre Anhänger an sich, indem sie deren Überleben zusichern. Voraussetzung ist der Rückzug aus der Mehrheitsgesellschaft und das Lossagen von weltlichen Konventionen zugunsten einer vorgegebenen Heilslehre.

Ein besonders schauerliches Beispiel ist die sogenannte Manson Family, deren Anführer der berüchtigte Charles Manson war. Davon überzeugt, dass die Apokalypse im Jahr 1969 eintreten würde, und zwar in Form eines Endkampfes zwischen Schwarzen und Weißen, scharte der Amerikaner seine – vor allem weiblichen – Anhänger um sich. Ihm zufolge seien sie die Auserwählten, die einzig in der Lage wären, die Gesellschaft im Anschluss neu aufzubauen.

Als Mitglied der Family waren Sex- und Drogenexzesse obligat – und das Töten von Menschen, die aus dem von Manson verhassten weißen Establishment stammten. Darunter fällt unter anderem der Mord an der damals hochschwangeren, in Hollywood lebenden Schauspielerin Sharon Tate und vier ihrer Freunde.

Die Prognostiker hatten Unrecht

Für Hon-Ming Chen in Taiwan war der Weltuntergang nichts Neues. Ihm zufolge habe es bereits vier gegeben. Die 150 Mitglieder seiner neureligiösen, Anfang der neunziger Jahre gegründeten Bewegung Chen Tao waren überzeugt, nach jedem Weltuntergang von fliegenden Untertassen gerettet und wieder auf die Erde gebracht worden zu sein. Laut Chens Berechnungen sollte der nächste Weltuntergang im August 1999 stattfinden. Zuvor würde Gott zu den Menschen sprechen, und zwar am 25. März 1998 im Fernsehen, und zwar auf Kanal 18. Als das nicht geschah, meinte Chen, er hätte sich wohl verrechnet.

Die Liste derer, die mit ihren Prognosen Unrecht hatten, lässt sich beliebig erweitern. Wahr ist nun mal: Weltuntergänge zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht stattfinden. So lässt sich auch gelassen auf das Jahr 2060 blicken. Da nämlich soll laut Berechnungen von Isaac Newton, Entdecker des Gravitationsgesetzes, die Welt final an ihr Ende kommen, also dieses Mal tatsächlich. Das folgerte er aus mehreren Bibelstellen, vorrangig aus dem Buch Daniel und der Offenbarung des Johannes. In einem Brief, der an der Jewish National and Universal Library in Jerusalem aufbewahrt wird, fügte Newton seiner Endzeit-Kalkulation an: „Es könnte später enden, aber ich sehe keinen Grund, dass es früher enden sollte.“

Womit er und alle seine Vorgänger und Nachfolger wohl nicht rechneten: Dass die Welt gekommen ist, um zu bleiben. Das mag Apokalyptikern den Spaß verderben, aber den von Polykrisen durchschüttelten Menschen bringt das vor allem eines: die dringend notwendige Beruhigung.

 

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Kommentare

1
Isis Alina Klinken
Vor 2 Tage 5 Stunden

@Bettina Schürer Dass diese Welt eines Tages vergehen wird, da der HERR sie vollendet durch die Schaffung eines neuen Himmels und einer neuen Erde,ist in der Offenbarung des Johannes verbirgt. Die Katholische Kirche lehrt dies verbindlich. Hierbei essentiell ist, dass wir es nicht wissen können (auch der Papst weiß es nicht) wann Christus wiederkommt, Er selbst hat gesagt, dass nur Gott Vater es weiß. 

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Georg Herberg
Vor 1 Tag 5 Stunden

@Isis Alina Klinken 

Bis zum Weltuntergang ist es noch lange hin. Nehmen wir einen möglichst kurzen Zeitraum an, so sind es noch über tausend Jahre; die (technischen) Voraussetzungen für das prophezeite Handeln des Antichristen sind nahezu alle erfüllt.

Wenn unser HERR uns, sagen wir bis übernächstes Jahr entrückt, wie ginge es dann weiter? (@Bettina Schürer: ja, hier geht es um Zugehörigkeit, allerdings zum HERRN, nicht zur "allein seligmachenden" Kirche)

  • Der Tempel in Jerusalem muss wieder errichtet werden, dazu muss der Felsendom und wohl auch die Al-Aksa-Moschee weichen. Zumindest steht das Tempelinstitut bereit, den Opferdienst nach mosaischem Gesetz wiederdurchzuführen.
  • Die siebenjährige Drangsalszeit muss kommen. Ob der Tempel vorher, oder in der ersten Hälfte, errichtet werden wird, kann ich nicht sagen.

    Jetzt sind wir schon/erst im kommenden Jahrzehnt.

  • Die Drangsal endet mit der für alle Welt sichtbaren Wiederkehr Christi auf dem Ölberg und dem Kampf gegen Satan die vereinigten Kräfte des Bösen.
  • Satan wird verhaftet ("in Ketten gelegt") und das Milenium, das tausendjährige (1000, nicht bloß 12) Friedensreich wird errichtet.

An seinem Ende - also nicht vor ca. 3033 - wird Satan nochmals "für kurze Zeit" freigelassen, ehe er, seine Engel und diejenigen Menschen, die sich zu Lebzeiten gegen Christus entschieden, in den Feuersee geworfen werden (Nein, in der Hölle findet nicht "die bessere Party" statt, jeder dort leidet für sich allein in der Gottesferne und absoluten Hoffnungslosigkeit!).

  • Auch über diese letzte, kurze Zeit haben wir keine näheren Informationen, insbesondere nicht zu deren Dauer.

Und erst, wenn dies alles geschehen sein wird, kommt der "Weltuntergang" mit dem Verbrennen der (chemischen) Elemente und es kommt...

  • -> der neue Himmel und die neue Erde mit dem neuen Jerusalem als Wohnung unseres Gottes unter seinen (geretteten) Menschen.

Während es also bis zum Weltuntergang noch lange dauert, wird die "Gnadenzeit", in der noch Bekehrung, Umkehr und Buße möglich sind, möglicherweise schon sehr bald enden.

Und das ist sehr viel wichtiger, als der Weltuntergang, denn wer (außer den Juden, deren Zeit noch kommt) sich bis dahin nicht zum HERRN bekannt hat, geht auf ewig verloren.

Das Friedensreich dient diesen armen Seelen nicht (mehr) zum Heil.

2
Bettina Schürer
Vor 2 Tage 6 Stunden

Positiv betrachtet könnte ich sagen, es muss erst etwas untergehen, ehe Neues entstehen kann. Sehr bedenklich finde ich die Prophezeiungen bei denen es um die Zugehörigkeit geht wie bei den Zeugen Jehovas, das stößt mir seit jeher auf, wenn die einen verschont werden sollen und die anderen nicht. Angstmache auch in diesem Bereich? Kann sein.-

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Isis Alina Klinken
Vor 2 Tage 5 Stunden

@Bettina Schürer Dass diese Welt eines Tages vergehen wird, da der HERR sie vollendet durch die Schaffung eines neuen Himmels und einer neuen Erde,ist in der Offenbarung des Johannes verbirgt. Die Katholische Kirche lehrt dies verbindlich. Hierbei essentiell ist, dass wir es nicht wissen können (auch der Papst weiß es nicht) wann Christus wiederkommt, Er selbst hat gesagt, dass nur Gott Vater es weiß. 

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Georg Herberg
Vor 1 Tag 5 Stunden

@Isis Alina Klinken 

Bis zum Weltuntergang ist es noch lange hin. Nehmen wir einen möglichst kurzen Zeitraum an, so sind es noch über tausend Jahre; die (technischen) Voraussetzungen für das prophezeite Handeln des Antichristen sind nahezu alle erfüllt.

Wenn unser HERR uns, sagen wir bis übernächstes Jahr entrückt, wie ginge es dann weiter? (@Bettina Schürer: ja, hier geht es um Zugehörigkeit, allerdings zum HERRN, nicht zur "allein seligmachenden" Kirche)

  • Der Tempel in Jerusalem muss wieder errichtet werden, dazu muss der Felsendom und wohl auch die Al-Aksa-Moschee weichen. Zumindest steht das Tempelinstitut bereit, den Opferdienst nach mosaischem Gesetz wiederdurchzuführen.
  • Die siebenjährige Drangsalszeit muss kommen. Ob der Tempel vorher, oder in der ersten Hälfte, errichtet werden wird, kann ich nicht sagen.

    Jetzt sind wir schon/erst im kommenden Jahrzehnt.

  • Die Drangsal endet mit der für alle Welt sichtbaren Wiederkehr Christi auf dem Ölberg und dem Kampf gegen Satan die vereinigten Kräfte des Bösen.
  • Satan wird verhaftet ("in Ketten gelegt") und das Milenium, das tausendjährige (1000, nicht bloß 12) Friedensreich wird errichtet.

An seinem Ende - also nicht vor ca. 3033 - wird Satan nochmals "für kurze Zeit" freigelassen, ehe er, seine Engel und diejenigen Menschen, die sich zu Lebzeiten gegen Christus entschieden, in den Feuersee geworfen werden (Nein, in der Hölle findet nicht "die bessere Party" statt, jeder dort leidet für sich allein in der Gottesferne und absoluten Hoffnungslosigkeit!).

  • Auch über diese letzte, kurze Zeit haben wir keine näheren Informationen, insbesondere nicht zu deren Dauer.

Und erst, wenn dies alles geschehen sein wird, kommt der "Weltuntergang" mit dem Verbrennen der (chemischen) Elemente und es kommt...

  • -> der neue Himmel und die neue Erde mit dem neuen Jerusalem als Wohnung unseres Gottes unter seinen (geretteten) Menschen.

Während es also bis zum Weltuntergang noch lange dauert, wird die "Gnadenzeit", in der noch Bekehrung, Umkehr und Buße möglich sind, möglicherweise schon sehr bald enden.

Und das ist sehr viel wichtiger, als der Weltuntergang, denn wer (außer den Juden, deren Zeit noch kommt) sich bis dahin nicht zum HERRN bekannt hat, geht auf ewig verloren.

Das Friedensreich dient diesen armen Seelen nicht (mehr) zum Heil.