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Kolumne „Mild bis rauchig“

Abseits

Seit dem 14. Juni ist sie wieder da: die Fußball-Europameisterschaft. Auch derjenige, der nicht Fußballfan ist, kommt bis zum Endspiel am 14. Juli kaum durch den Alltag, ohne ihr zu begegnen. Ich bin kein Fußballfan. Und doch habe ich mindestens zwei Dinge mit den meisten Fans gemeinsam: ich bin erstens unsportlich, und ich weiß, was „Abseits“ bedeutet. Angesichts der großen Verbreitung des Interesses am Fußballspielen gehört das zur Allgemeinbildung.

In die Abseitsfalle gerät ein Spieler, wenn er der gegnerischen Torlinie näher ist als der Ball und der vorletzte Gegenspieler. Tore, die aus dieser Position heraus geschossen werden, sind Pyrrhussiege, weil sie ungültig sind. Ein funktionierender Schiedsrichter wird dann pfeifen und einen Freistoß verhängen.

Ins Abseits gerät man oftmals unabsichtlich im Eifer des Gefechts. Die Fixierung auf den Ball lässt das Regelwerk in Vergessenheit geraten. Auf diese Weise kann man nicht punkten. Es braucht einen wachen Schiedsrichter mit einer tauglichen Trillerpfeife, der feststellt, was geschehen ist.

Zunächst etwas Grundsätzliches zu den katholischen Spielregeln

Einen Tag vor dem Beginn der EM gab es im Vatikan einen Anpfiff, der eine neue Diskussion über das Wesen des Papsttums entfachte. Ein Dokument unter dem italienischen Titel „Il vescovo di Roma“ („Der Bischof von Rom“) wurde der Öffentlichkeit vorgestellt, das im ökumenischen Miteinander die Vorrangstellung des Papstes neu beschreibt. Angesichts der zeitlichen Nähe der vatikanischen Wortmeldung zum europäischen Fußballereignis konnte ich mir die folgenden Erwägungen nicht verkneifen. Sie beschäftigen sich mit Papst und der Abseitsfalle.

Also zunächst etwas Grundsätzliches zu den römisch-katholischen Spielregeln. Der Papst ist der Nachfolger Petri, auf den Christus seine Kirche gegründet hat. Diese Grundfeste des katholischen Bekenntnisses hat über die Zeiten hinweg gründlich für Aufregung gesorgt. Politisch und religiös rangiert die Zusage Jesu Christi „Du bist Petrus, der Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen!“ im Rang einer frechen Provokation.

Das Häuflein Apostel aus der Handwerkerschicht ihrer Heimat weiß sich durch die Verheißung der Unzerstörbarkeit der Kirche und durch die gleichermaßen unverdiente wie unverhoffte Zusage an den Christus-Verleugner Petrus in einer übernatürlichen Weise imprägniert gegen die Übermacht des Unglaubens und der Feindschaft der Herrschenden. Der Hahnenschrei, der den Petrus als Schwächling demaskiert, und die Wogen des Sees Genezareth, die über seinem Kleinglauben zusammenschlagen, sind die sichersten Indizien dafür, dass der Herr hier einen anderen Plan hat, als mit Macht und Gepränge sein Evangelium durchzusetzen.

Weswegen der Fels aus Fleisch und Blut ist

Er will sein Wort offenbar gar nicht von der Stabilität der Schale abhängig machen, in die es gegossen wird. Er will seinen Geist dort wirken lassen, wo das am unwahrscheinlichsten gelingen kann: in einem Menschen. Seine eigene Menschwerdung soll sich durch die Zeiten hindurchinkarnieren. Die Kirche, deren Haupt Christus ist, sein fortlebender Leib, bestehend aus sündhaften Menschen, soll einen menschlichen Stellvertreter Christi bekommen. Die Bindung des höchsten Gottes an die Gestalt des Irdischen soll nicht mit dem Abschied Christi auf dem Ölberg nahe Jerusalem buchstäblich in die Luft gehen. Die Inkarnation findet ihre Fortsetzung in der Kirche. Sie ist sein mystischer Leib.

Deswegen ist der Fels, diese eigentlich anorganische Größe, die Stabilität und Festigkeit, Unüberwindlichkeit und Uneinnehmbarkeit ausstrahlt und auf den die Kirche gebaut wird, aus Fleisch und Blut. Petrus empfängt in dem Augenblick, in dem der Herr ihn auswählt, keine neue Natur, keinen stärkeren Glauben, keine besonderen Fähigkeiten, auch keine haltbarere Lebenszeit. Er empfängt das Amt. Das Amt ist der Fels, an dem sich die Welt künftig abarbeiten wird.

Es ist keine Belohnung und nicht das Ergebnis einer Bewerbung. Das Amt des Petrus ist die besondere Bindung Christi an diese Erde, eine Art menschliche Klimax der sakramentalen, in menschlichen Formen verborgenen, aber wirkmächtigen Kirche aller Zeiten. Fels ist

„kein Titel des Verdienstes, sondern des Dienstes, der eine Berufung und eine Aufgabe göttlichen Ursprungs beschreibt, denen niemand allein aufgrund seines Charakters und seiner eigenen Kräfte zu entsprechen vermag. Petrus, der zweifelnd in den Wassern des Sees von Tiberias versinkt, wird zum Fels, auf den der göttliche Meister seine Kirche gründet.“

– sagt Papst Benedikt XVI. (Ansprache an die Mitglieder der religiösen Familie des hl. Don Luigi Orione, 28. Juni 2005).

Petrussein heißt mithin Statthalter sein. Schon im Keim der Entstehung dieses Amtes durch die Berufung des Simon Barjona spielt diese Dimension eine allesentscheidende Rolle. Denn darin ist nichts Erworbenes, nichts Gemachtes, auch nichts Subjektives. Der, der Petrus ist, soll das Amt der Stellvertretung als Erbe erhalten, das sich mit ihm als Mensch zwar verbindet, das ihm aber keinesfalls gehört. So wie die Kirche als ganze trotz ihrer menschlichen Dimension nicht sich selbst gehört, sondern Christus, der ihr Haupt ist.

Was den Papst nass macht

Die Kirche trägt „einen Mantel aus Purpurfäden, die sind nicht auf Erden gesponnen“, und ihre „Diener tragen Gewänder, die nicht alt werden“, sagt Gertrud von le Fort. Ewigkeit und Zeitlichkeit verbinden sich in der Kirche, weil in ihr wie bei allen Sakramenten Form und Gnade zu einer Einheit verschmelzen, die wirkmächtig ist.

Das Papstamt ist auf dieser Grundlage nicht nur die Konstruktion eines Verwaltungspostens. Ebenso wenig ist es die Bezeichnung für einen Besitzstand. Das Petrusamt ist die Kulmination der Verbindung Christi mit einem Menschen. Dabei ist es frei von jedem Absolutismus. Es ist die demütige Vergewisserung, dass das Wasser den erwählten Petrus nicht trägt, weil er es will, sondern weil Christus es will – unter der Voraussetzung, dass ihn das Eigene, seine Vorstellungen, sein Kleinglaube nicht verführen, auch nur einen Augenblick zu vergessen, wem er da entgegengeht und wer es ist, der ihn zum Felsen machen will. In dem Augenblick, in dem er dies vergäße, wäre er nicht mehr der Statthalter. Das wird ihm nasskalt klar im Moment des Versinkens.

Die Struktur des Papsttums ist der katholischen Kirche wesentlich. Es ist keine Zierkirsche auf einem nach einem soziologischen Rezept gebackenen Kuchen. „Ubi Petrus, ibi ecclesia!“ – „Wo Petrus ist, da ist die Kirche!“ ist ein Grundsatz, der der katholischen Kirche das Attribut „römisch“ beigebracht hat.

Gefolgschaft unter Bedingungen

Dennoch – so sehr das Papsttum auch die Sicherheitsnadel am Kleid des mystischen Leibes Christi ist und so sehr man sich als Katholik ihm auch gehorsam zu unterstellen hat, so sehr ist diese Gefolgschaft keineswegs bedingungslos. Der Papst beansprucht Gefolgschaft, wenn er als Papst spricht und handelt, sofern er also der Stellvertreter Christi auf Erden ist. Denn dann wirft der Papst seinen Schatten auf eine unheile Welt, wie Petrus an der Schönen Pforte des Tempels zu Jerusalem auf den Gelähmten (vgl. Apg 3,1-10).

Würde er aber in seinem Sprechen und Handeln nicht mehr als Ikone Christi sprechen und handeln, verdunkelte sein Schatten die Welt eher, als dass er sie erhellte, weil er dann nicht „im Namen Jesu Christi des Nazoräers“ handelte, sondern in seinem eigenen Namen. Dann würde er nicht mehr Statthalter sein, sondern Usurpator eines Amtes, das er in dem Augenblick missbrauchte, in dem er dem Gelähmten, statt die Heilung Christi zu vermitteln, lediglich eigene Tipps zur Selbstheilung gäbe, indem er also seine Statthalterschaft in subjektiver Verkennung verließe und suggerierte, dass er es sei, der hier durch sein Charisma waltet statt durch sein Amt.

Der Petrusdienst wäre mithin in dem Augenblick verraten, in dem er vom Charisma des jeweiligen Petrus überlagert oder gar ersetzt würde und der Inhaber des Papstamtes wichtiger würde als das Amt selbst. Und noch darüber hinaus würde der Papst nicht mehr Papst sein, wenn er entgegen der Lehre Christi und deren Überlieferung sprechen oder handeln würde. Diese Überzeugung ist die Sicherung, die der Kirche seit ihren Anfängen im Hinblick auf das Bekenntnis zum Petrusamt innewohnt. Sie bewahrt vor dem gefährlichen Missverständnis, dem Papst würde die Kirche gehören. Sie wehrt sich gegen die reformatorischen Unterstellungen, die Katholiken würden dem Papst mehr gehorchen müssen als dem lieben Gott oder ihrem Gewissen.

„Das Gewissen ist der Stellvertreter Christi in unserem Innern“

Der englische Konvertit und Kardinal John Henry Newman, der im 19. Jahrhundert einer der Köpfe der Rückbesinnung der anglikanischen Kirchen auf ihre römischen Wurzeln war und der nicht zuletzt des Papsttums wegen katholisch geworden war, hat diese Gefahr eines missbräuchlichen Umgangs mit dem Primat des Papstes auf eine elegant-britische Weise beschrieben. Er, der ohne Frage in seinem Leben alles auf die Karte des Papsttums setzte, scheute sich nicht, gerade an der Schnittstelle zwischen Ablehnung und Akzeptanz des päpstlichen Primats eine wichtige Unterscheidung zu treffen.

Es ist die Unterscheidung zwischen einem bloß formalen und blinden Kadavergehorsam dem Papst gegenüber und einer Unterordnung unter das Stellvertreteramt Christi, das nicht wegen des Charismas seines Amtsträgers als vielmehr erst durch seine innere und äußere Kongruenz mit dem katholisch gebildeten Gewissen Gefolgschaft verlangen darf.

„Das Gewissen“, sagt Newman, „ist der Stellvertreter Christi in unserem Innern, prophetisch in seinen Unterweisungen, fordernd in seinen Entscheidungen, priesterlich in Segen und Fluch. Auch wenn das ewige Priestertum in der ganzen Kirche aufhören könnte, so würde doch im Gewissen das priesterliche Prinzip erhalten bleiben und weiterherrschen.“

Des Papstes Aufgabe ist es, das Sittengesetz zu verkünden

Und deswegen, so Newman weiter:

„Falls ich je der Religion in einem Toast zum Schluss eines Mahles einen Platz anweisen muss, […] so werde ich trinken auf das Wohl des Papstes, wenn’s Euch so beliebt – doch auf das Wohl des Gewissens zuerst, und dann auf das Wohl des Papstes. Spräche der Papst gegen das Gewissen im wahren Sinn des Wortes, so wäre das eine selbstmörderische Tat. Er würde den Boden unter seinen eigenen Füßen weggraben. Seine Aufgabe ist es ja, das Sittengesetz zu verkünden und jenes Licht zu schützen und zu stärken, ‘das jeden Menschen erleuchtet, der in die Welt kommt’ (Joh 1,9). Auf dem Gesetz und der Heiligkeit des Gewissens beruht sowohl das Prinzip der Autorität als auch seine faktische Macht.

Wir überlassen es der Geschichte, auszumachen, ob dieser oder jener Papst in allem, was er tat, in unserer bösen Welt diese große Wahrheit sich stets vor Augen gehalten hat. Ich betrachte hier das Papsttum in seinem Amt und in seinen Pflichten, und zwar in Bezug auf jene, die seinen Anspruch anerkennen. Sie sind nicht gebunden durch seinen persönlichen Charakter oder durch die Privattätigkeit des Papstes, sondern durch seine offizielle Lehre.“ („Certain Difficulties felt by Anglicans in Catholic Teaching“, vol II, 248 – 261; 27.12.1874)

Warnung vor der geistlichen Abseitsfalle

Mit dieser Weigerung, seinen Toast auf den Papst dem auf das Gewissen vorzuziehen, sagt Newman etwas erstaunlich Sportliches, nämlich dass man in eine Art geistliche Abseitsfalle geraten würde, stilisierte man den Papst zum Herrn der Kirche und glaubte man, ihm in allem und jedem folgen zu müssen, was er tut und sagt, ohne es an der Lehre der Jahrhunderte zu messen. Man verlöre dann jede Kritikfähigkeit, die dem Katholiken bei allen Gehorsamsschwüren dennoch abverlangt wird.

Denn auch der Papst ist der Lehre unterstellt. Er ist der Stellvertreter und nicht der Besitzer, er ist eben wegen der Rechtmäßigkeit seines Amtes gebunden an die Forderung uneingeschränkter Durchlässigkeit für die Lehre der Kirche, deren Fels er nur so lange ist, wie er nicht versucht ist, der Herr im Haus sein zu wollen.

Wollte er das, wäre er in der Abseitsfalle des römischen Katholizismus gelandet! Es hätte sich in einem solchen Fall der tragische Umstand eingestellt, dass der Statthalter zum Besitzer geworden ist, so wie ein Spieler, der sich mit seinem Besitzanspruch auf den Ball in einer verbotenen Region aufhält.

Nicht sich selbst, sondern Christus soll der Papst vertreten

Wenn dem so ist, wird aus der für Katholiken typischen kindlichen Verehrung des Papstes eine „Papolatrie“, also eine amtsträgerfixierte Papstverkultung, die von der Tatsache absieht, dass der Amtsinhaber der Diener der Diener Gottes sein muss, und zwar in erster Linie im Hinblick darauf, dass er nicht sich selbst, sondern Christus vertreten soll.

In diesem Fall wäre die undifferenzierte und bedingungslose Unterwerfung unter das Papsttum ein Verhängnis. Sie wäre zur Katholikenfalle geworden. Vielleicht wäre dann sogar der römische Katholizismus insgesamt ins Abseits geraten und Newman auf eine tragische Weise recht gegeben, sein Glas nicht zuerst auf den Papst zu erheben.

 

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Kommentar
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Peter Schafranek
Vor 2 Monate 2 Wochen

Wiedermal ein grossartiger Text. Allein diese 3 Gedanken sind ein verwandelter Elfmeter : "Amt ist wichtiger als der Amtsinhaber- Heiligkeit des Gewissens und - Kritikfähigkeit, die dem Katholiken bei allen Gehorsamsschwüren
dennoch abverlangt wird." Grandios der Vergleich : Fussballabseits und die Versuchung des Papstes, "Herr im Haus
zu sein". Ich wünschte, unser jetziger erratische Papst sollte diese Zeilen lesen und dabei nicht nur an die causa Gänswein denken.

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Andreas Graf
Vor 2 Monate 3 Wochen

Der Autor bleibt den Schiedsrichterspruch schuldig. Ist Bergoglio Franziskus nun eine "Katholikenfalle" oder nicht? Ist das Pamphlet Il vescovo die Roma nun dessen würdig, was Jesus Christus gewollt hat? Der römische Katholizismus ist mit dem Pontifikat längst im Abseits. Warum wurde der Ketzer in Rom nicht längst abgesetzt und in die Wüste geschickt? Wer hat den Mumm zur Pfeife? Die Vorhersagen der Mutter Gottes von 1846 in La Salette sind längst eingetroffen: "Die Sünden der gottgeweihten Personen schreien zum Himmel und rufen nach Rache, und siehe, die Rache ist vor ihren Türen; denn es gibt niemand mehr, der die Barmherzigkeit und die Verzeihung für das Volk erfleht; es gibt keine großherzigen Seelen mehr; es gibt niemand mehr, der würdig wäre, das makellose Opferlamm dem Ewigen zugunsten der Welt aufzuopfern. Die Häupter, die Führer des Gottesvolkes, haben das Gebet und die Buße vernachlässigt, und der Dämon hat ihren Verstand verdunkelt; sie sind irrende Sterne geworden, die der alte Teufel mit seinem Schweife nach sich zieht, um sie zu verderben."

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Jürg Rückert
Vor 2 Monate 2 Wochen

Der Bruch beginnt mit einer veränderten Sprache. Mit der Kaiserzeit gingen 1918 allmählich auch die Reste der Antike zu Ende: Der gnädige Herr mit dem Recht auf körperliche Züchtigung, die Huld des Fürsten, der Kuss dem Pantoffel, zart Luja jauchzend jubilieren, feminine Röcke im Weihrauchnebel, der Traghimmel der Kleopatra usw. Das ist vorbei.
Der Anspruch, jeder Papst sei letztlich durch den Heiligen Geist erwählt worden, klingt wie das Singen im tiefen Wald. Nie hat sich nach einer Papstwahl der Himmel geöffnet und eine Stimme ihn bezeugt. Nie empfing ein Papst eine Weihe über der eines Bischofs.

Ein ausgefeiltes Regelwerk von Religiösem vermischt mit Weltlichem diente der Festigung päpstlicher Macht. Wo ist da noch Raum für Vertrauen in göttliche Fügung? Im kirchlichen Grundbuch sind die Latifundien bis in die kleinste Parzelle aufgeführt – wer wann wo was sagen darf, welche Bauchbinde wer bekommt usw. Vom Kaiser Kephas über die Fürstbischöfe bis zu mir als Ingesinde stand die Hierarchie petriefelsfest.
Es gibt eben nicht nur einen politischen Islam, es gibt auch ein zeitlich gebundenes, ein politisches Christentum. Der derzeitige Papst ist erheblich politisch!
Als die päpstliche Unfehlbarkeit dogmatisiert wurde, gab es Widerspruch. Ein deutscher Bischof nannte einen Papst, der eine häretische Meinung vertreten hatte. Eben drum, meinte ein amerikanischer Kardinal, müssen man die Unfehlbarkeit dogmatisieren. Damit der Alte da oben …? Das ist so, wie mit der Bundeslade gegen die Philister in den Krieg zu ziehen. Gott mag das nicht.
Wozu die hohen Mauern der Dogmen? Nach dem Fall der Berliner Mauer hieß es: Die Mauer im Kopf ab- und alle Grenzen niederreißen. Aber so vervielfältigt sich Europa zu Tode. Ist das nicht wie ein Spiegel für die katholische Kirche? Ich bin nicht gegen das Primat des Papstes, aber gegen dessen quasi Inkarnation des Göttlichen. Der Göttin Kali sah ich mal in ihre kindliche Augen. Allein mir fehlten Glauben und Ehrfurcht. Die Inkarnation Gottes bleibt einmalig in Jesus.

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Jürg Rückert
Vor 2 Monate 2 Wochen

Päpstlichen Visitationen mit teils fatalen Folgen für die Visitierten liefen vor unseren Augen ab. Dabei wurde fast nie offen und nachvollziehbar geurteilt. Es sind wie Schläge aus dem Dunkel einer unkontrollierbaren Macht. Die katholische Kirche ist nicht als Demokratie konzipiert, sie ist aber auch nicht als eine Diktatur denkbar.
Kardinal Brandmüller wies darauf hin, dass die Pflicht zur Osterkommunion durch einen Papst um 1200 auch deshalb erfolgt sei, um die Katharer zu enttarnen. Das bedeutete für diese Folter und Verbrennung. Ist das nicht die Methode Diokletian? Was alles findet sich noch wie Fossilien aus der Zeit der Cäsaren bis in unsere Tage in Rom?

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Peter Schafranek
Vor 2 Monate 2 Wochen

Wiedermal ein grossartiger Text. Allein diese 3 Gedanken sind ein verwandelter Elfmeter : "Amt ist wichtiger als der Amtsinhaber- Heiligkeit des Gewissens und - Kritikfähigkeit, die dem Katholiken bei allen Gehorsamsschwüren
dennoch abverlangt wird." Grandios der Vergleich : Fussballabseits und die Versuchung des Papstes, "Herr im Haus
zu sein". Ich wünschte, unser jetziger erratische Papst sollte diese Zeilen lesen und dabei nicht nur an die causa Gänswein denken.

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Andreas Graf
Vor 2 Monate 3 Wochen

Der Autor bleibt den Schiedsrichterspruch schuldig. Ist Bergoglio Franziskus nun eine "Katholikenfalle" oder nicht? Ist das Pamphlet Il vescovo die Roma nun dessen würdig, was Jesus Christus gewollt hat? Der römische Katholizismus ist mit dem Pontifikat längst im Abseits. Warum wurde der Ketzer in Rom nicht längst abgesetzt und in die Wüste geschickt? Wer hat den Mumm zur Pfeife? Die Vorhersagen der Mutter Gottes von 1846 in La Salette sind längst eingetroffen: "Die Sünden der gottgeweihten Personen schreien zum Himmel und rufen nach Rache, und siehe, die Rache ist vor ihren Türen; denn es gibt niemand mehr, der die Barmherzigkeit und die Verzeihung für das Volk erfleht; es gibt keine großherzigen Seelen mehr; es gibt niemand mehr, der würdig wäre, das makellose Opferlamm dem Ewigen zugunsten der Welt aufzuopfern. Die Häupter, die Führer des Gottesvolkes, haben das Gebet und die Buße vernachlässigt, und der Dämon hat ihren Verstand verdunkelt; sie sind irrende Sterne geworden, die der alte Teufel mit seinem Schweife nach sich zieht, um sie zu verderben."