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Synodaler Weg

Hochdruckgaren

Ich koche ungern mit dem Schnellkochtopf. Denn Schnellkochtöpfe sind eine gefährliche Angelegenheit. Zwar kocht man in ihnen in kürzester Zeit, aber der Umgang mit dem Gerät will gelernt sein, denn es arbeitet unter Überdruck, so dass es einem auch je nach dem um die Ohren fliegen kann, und: Man kann nicht während des Kochens einmal den Deckel heben und reinschauen oder gar probieren. Am Ende ist alles fertig. Schön und gut. Aber der Weg zum Produkt bleibt verschlossen und will nicht gestört werden. Unter großem Druck wird das Kochen der Beobachtung entzogen.

Wenn man Teilnehmern des Synodalen Weges in Frankfurt glauben kann, verlief die Diskussion über die heißen Eisen des deklarierten Veränderungsbedarfs in der katholischen Kirche in ebenso fest verschlossener Hochdruckatmosphäre. Die Stimmung war gereizt bis explosiv, das Plenum fast einmütig geschlossen in der Meinungslage und das Innehalten durch Bedenken der Grundlagen eines solchen Projekts unmöglich. Der Deckel war von vornherein fest zu.

Kein wirkliches Spektrum an Positionen, sondern eine von Anfang an festgelegte Marschrichtung, deren Zielperspektive man in einer ebenfalls festgelegten Zeit zu erreichen beabsichtigte.

Nichts darf dem Menschen mehr den Spaß verderben

Vertreter einer profunden Theologie, die sich jenseits der Phraseologien zeitgeistlicher Reformanliegen bewegte, wurden entweder gar nicht erst zugelassen oder, wenn sie denn ins Haifischbecken gestiegen waren, niedergeschrien, solange, bis sie entweder nur in homöopathischen Dosen ihre Gegenrede im Flüsterton anbringen konnten oder auf Zehenspitzen ihren Gang durch das Minenfeld der mehrheitlich Gewaltbereiten derart in die Watte einer strategischen Wertschätzung packen mussten, dass man ihre Argumente kaum wahrnehmen konnte.

Die Art und Weise des Umgangs mit einer zweitausendjährigen Offenbarungsüberlieferung lässt einem die Haare zu Berge stehen. Die Stilistik des „Gesprächs“ und die am Ende durch Verfahrenstricks und Einschüchterung erpressten Abstimmungsergebnisse standen in Inhalt und Form den Sitzungen der DDR-Volkskammer in nichts nach. Die geduldeten Vertreter der pseudodemokratischen Blockparteien waren – damals wie heute in Frankfurt – nichts anderes als ein Legitimationsmoment für die Nachwelt. Es sollte ja demokratisch ermittelt aussehen, was am Ende herauskam.

Wer nicht gänzlich blind für die Realitäten ist, wird feststellen, dass sich der Eindruck einer sich im Synodalen Weg unverhohlen gebärdenden totalitären Strategie als berechtigt erweist. Das Ziel ist festgelegt: Die Kirche muss sich ihrer Bindungen an ewige Wahrheiten entledigen. Sie muss dem Menschen genehmigen, was er bislang aus der Warte der Offenbarungsweisungen verboten bekam. Die Autonomie ist alles und die Wahrheit diskriminiert, wenn sie es wagt, unveränderlich sein zu wollen.

Die Humanwissenschaften sind neue Dogmatik und Legitimationsgrund in einem. Sie stellen fest, dass sich die Heilige Schrift im Hinblick auf das Menschenbild irrt und deswegen die Hermeneutik im Umgang mit ihren Aussagen die Rolle der Bibel als Korrektiv des Lebens und als Grund aller Mission bestreiten darf. Das, was gilt, ist die Auffassung, dass nichts gilt und gelten darf, was dem Menschen den Spaß verdirbt.

Die Jagd auf die glaubenstreuen Bischöfe ist eröffnet

Mit dieser Rezeptur wurde von Anfang an der Schnellkochtopf in Frankfurt geschlossen. Alles, was zwischenzeitlich zur Korrektur gereichte, nutzte nichts, um den Weg zur Abschaffung dessen, was wir bislang als katholisch kannten, total zu machen: vatikanische Mahnungen, theologische Expertisen aus dem kritischen Lager, päpstliche Einlassungen, die, trotz ihrer Unstetigkeit und Vielgesichtigkeit, dem Ganzen bescheinigten, eine Art Reformation zu sein.

Trotz einiger Krokodilstränen der Hardliner, denen am Ende immer noch alles nicht weit genug ging, weil die priesterlose und damit sakramentsfreie Kirche nicht in der Deutlichkeit aus der Asche gehoben wurde, wie man sich das vorgestellt hatte, konnte man am Ende den Triumph der Einmütigkeit feiern. Die Gesänge „Gottes Kraft geht alle Wege mit“ – man beachte die geschlechterneutrale Formulierung, die Gott weniger männlich aussehen lässt – oder auch der Song „Deine Kirche, o Herr, will den Aufbruch wagen“, die zum Ende des Abschlussgottesdienstes im Frankfurter Dom erschollen, hätten sich mühelos in den Reigen der klassischen FDJ-Gesänge einordnen lassen.

Nun ist die Jagd auf die wenigen Bischöfe eröffnet, die anderer Meinung waren. Sie sind die Staatsfeinde des neuen Systems einer deutschen Nationalkirche.

Gegenstimme aus Afrika

Wer das für übertrieben hält, möge sich im Videoangebot der Synodalen Versammlungen den Vertreter der afrikanischen Katholiken herbeiscrollen. In großer Nonchalance und Gemütsruhe bekundete er, dass Afrika all das für Mumpitz hält und in Treue zur Schrift und Tradition die Lehre der Kirche nicht zu ändern bereit ist. Und deswegen alles vom Tisch gehört, was nicht im Katechismus verbrieft ist. Dass man sich nichts vormachen solle: der Versuch, die Lehre der Kirche zu vernichten, werde im weltkirchlichen Kontext allein an Afrika scheitern!

Schockstarre im Kochkessel. Und am Ende die unverhohlen kolonialistische Bevormundungshaltung der Synodalen: Man spürte hier eine Ungleichzeitigkeit in den Auffassungen. Mit anderen Worten: Wir werden Euch (Vorsicht, „N-Wort“!) noch zivilisieren und dem deutschen Wesen anschlussfähig machen.

Eine Kirche, die aussieht wie eine NGO, braucht niemand

Wenn das mal nicht ein Irrtum ist. Dennoch: Für alle deutschen Katholiken, die jetzt nicht nach Afrika auswandern wollen, um weiterhin in ihrer Kirche zu leben, beginnt eine harte Zeit. Der Totale Weg ist proklamiert. Der Kessel fest verschlossen und die Zeitschaltuhr gestellt. Das, was am Ende serviert wird, wird niemanden mehr interessieren, außer diejenigen, die es geschafft haben, in ihrer Spätpubertät alles zu vernichten, was sich ihnen persönlich zu einem „autonomen“ Leben in den Weg gestellt hatte. Der Rest der Gesellschaft wird ein müdes Lächeln übrig haben, weil eine Kirche, die so aussieht wie eine NGO, niemand braucht – schon einmal gar nicht durch Steuermittel alimentiert.

Wer hätte gedacht, dass die katholische Kirche sich einmal in ihren apostolischen Vertretern entscheiden würde, sich auf diese Weise abzuschaffen. Denn der Totale Weg wird dort enden, wo alle totalitären Systeme enden: in der Bedeutungslosigkeit.

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Kommentare

Kommentar
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sur Adrian
Vor 1 Jahr 8 Monate

exzellent, lieber Bruder in sacris. Die Dampfkochtopfanalogie gefällt mir und beweist Ihre ontologische Denkschablone. Ich mache auch gerne Vergleiche mit technischen Vorgängen um die metaphysischen Prinzipien zu begründen (erklären). Ich hoffe, Sie halten es im diesigen Aachen noch eine Weile aus.

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Chrizzlybear
Vor 1 Jahr 8 Monate

Ich finde die martialische Sprache hier etwas zu krass. Ich habe mir die Synodalversammlung auf Youtube ebenfalls angetan aber die Vergleiche zur DDR finde ich übertrieben. Ich glaube die allerwenigsten Synodalen sind auf Zerstörung aus oder in böser Absicht. Ich glaube aber, dass sie eine falsche Auffassung von Kirche haben und meinen der Mensch müsse sie gestalten. Sie sind nicht fundiert auf der Lehre der Kirche. Das Versagen liegt hier vor allem an der Generation darüber, die ihren Glauben nicht an ihre Kinder weitergeben konnten, sondern ein Gutmenschentum.
Die deutsche Theologie ist doch seit Humane Vitae von Rom entfernt. Nun kommt nur ans Licht was schon lange brodelt, um bei der Metapher zu bleiben. Schade, dass so viele Geweihte die Lehre der Kirche nicht mehr lieben/leben und sich an die Seite der Relativisten stellen, statt zu verkünden. Die Glaubenskrise der Gläubigen ist Konsequenz eine Krise des Weiheamtes.
Ich mache mir übrigens nicht nur Sorgen um die Bischöfe als vielmehr um romtreue Priester, insb. wenn sie nicht den Kurs ihres Ortsbischofs mitgehen wollen.

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Gaby E.
Vor 1 Jahr 8 Monate

Hervorragend, Herr Dr. Rodheudt, Sie treffen in Ihrem Artikel den Punkt. Möge uns gläubigen Katholiken in Deutschland unser Herr beistehen!

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Andreas Graf
Vor 1 Jahr 8 Monate

Die Abstimmung des Synodalen Weges in Frankfurt war eine offene infernalische Rebellion gegen Gott und Seinen heiligen Willen. Wir haben jetzt 2 Kirchen, ein falsche Kirche und eine gottergebene treue Restarmee. Ein jeder treffe seine Wahl. Es geht um alles, um die Rettung der eigenen Seele.

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Klein Theo
Vor 1 Jahr 8 Monate

Bravo

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Mirco W.
Vor 1 Jahr 8 Monate

Hervorragend analysiert!

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Maria Vossel
Vor 1 Jahr 8 Monate

Danke, sehr geehrter Herr Pastor Dr. Rodheudt für die hervorragende Analyse des grauenhaften Geschehens. Sie haben wieder den Nagel auf den Kopf getroffen. Wieder stehen wir vor einer Kirchenspaltung. Wie viele verlieren jetzt gänzlich die Orientierung und werden in die Irre geführt. Würden doch häufiger so klare Worte gesprochen.

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Chrizzlybear
Vor 1 Jahr 8 Monate

Ich finde die martialische Sprache hier etwas zu krass. Ich habe mir die Synodalversammlung auf Youtube ebenfalls angetan aber die Vergleiche zur DDR finde ich übertrieben. Ich glaube die allerwenigsten Synodalen sind auf Zerstörung aus oder in böser Absicht. Ich glaube aber, dass sie eine falsche Auffassung von Kirche haben und meinen der Mensch müsse sie gestalten. Sie sind nicht fundiert auf der Lehre der Kirche. Das Versagen liegt hier vor allem an der Generation darüber, die ihren Glauben nicht an ihre Kinder weitergeben konnten, sondern ein Gutmenschentum.
Die deutsche Theologie ist doch seit Humane Vitae von Rom entfernt. Nun kommt nur ans Licht was schon lange brodelt, um bei der Metapher zu bleiben. Schade, dass so viele Geweihte die Lehre der Kirche nicht mehr lieben/leben und sich an die Seite der Relativisten stellen, statt zu verkünden. Die Glaubenskrise der Gläubigen ist Konsequenz eine Krise des Weiheamtes.
Ich mache mir übrigens nicht nur Sorgen um die Bischöfe als vielmehr um romtreue Priester, insb. wenn sie nicht den Kurs ihres Ortsbischofs mitgehen wollen.

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Isis Alina Klinken
Vor 1 Jahr 5 Monate

Naja, man weiß nie ob sich unter den Nationalkatholiken auch vom Glauben vollends Abgefallene befinden, welche die Kirche von innen zerstören wollen. Das Böse darf man nicht unterschätzen, wir müssen immer wachsam sein

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Gaby E.
Vor 1 Jahr 8 Monate

Hervorragend, Herr Dr. Rodheudt, Sie treffen in Ihrem Artikel den Punkt. Möge uns gläubigen Katholiken in Deutschland unser Herr beistehen!

5
sur Adrian
Vor 1 Jahr 8 Monate

exzellent, lieber Bruder in sacris. Die Dampfkochtopfanalogie gefällt mir und beweist Ihre ontologische Denkschablone. Ich mache auch gerne Vergleiche mit technischen Vorgängen um die metaphysischen Prinzipien zu begründen (erklären). Ich hoffe, Sie halten es im diesigen Aachen noch eine Weile aus.

1
Klein Theo
Vor 1 Jahr 8 Monate

Bravo

2
Andreas Graf
Vor 1 Jahr 8 Monate

Die Abstimmung des Synodalen Weges in Frankfurt war eine offene infernalische Rebellion gegen Gott und Seinen heiligen Willen. Wir haben jetzt 2 Kirchen, ein falsche Kirche und eine gottergebene treue Restarmee. Ein jeder treffe seine Wahl. Es geht um alles, um die Rettung der eigenen Seele.