Direkt zum Inhalt
Kolumne „Der Schweizer Blick“

„Fundis“ von der anderen Seite

Es herrscht mal wieder Alarmstimmung. Die jüngste Empörungswelle in der Schweiz richtet sich gegen „christliche Fundamentalisten“, die den Schulstoff mitbestimmen wollen. Die Legende geht so: An privaten Schulen christlicher Prägung wird Rücksicht genommen auf die Bedenken von Eltern, beispielsweise bezüglich Sexualunterricht. Es gebe Väter und Mütter, die ihre Kinder für dieses Fach dispensieren lassen.

Das Onlineportal nau.ch thematisiert das und erklärt gleich zu Beginn: „Ein Experte übt Kritik“. In aller Regel kann man sich die Lektüre nach einer solchen Einführung sparen. „Experten“ gibt es für alles und jedes, und oft sind sie selbsternannt. Es sind dann sogar mehrere Experten. Einer rund um das Thema Sekten – womit bereits eine Zuordnung dieser Schulen erfolgt – sowie ein Kriminologe. Was der hier verloren hat, weiß niemand.

Die besagte Kritik lautet wie folgt: Den Schülern werde aufgrund des religiösen Hintergrunds ihrer Familie „ein Teil ihres Rechts auf Bildung geraubt“. Außerdem bestehe die Gefahr, dass solche Schulen offen seien für wilde Theorien wie die flache Erde „und große Teile der Naturwissenschaft als Lüge abtun“.

Naturgesetze als ideologische Manövriermasse

Über all das hätte man noch vor wenigen Jahren ernsthaft diskutieren können. In der Tat sollten Schulen die Erkenntnisse der Wissenschaft unabhängig von religiösen Einschätzungen vermitteln. Nur: Tun sie das heute überhaupt noch? Kein Lehrer wagt es im Jahr 2023, die Wahrheit zu verkünden, dass es exakt zwei menschliche Geschlechter gibt und die Chromosomen definieren, wer was ist. Naturgesetze sind längst ideologische Manövriermasse.

Schulen stehen dabei unter dem Einfluss einer lauten Minderheit. Soziale Medien wie Facebook versehen banale Beiträge wie „Ein Mann hat einen Penis“ mit einem warnenden Informationshinweis. Dort steht dann: Die Wissenschaft sei sich heute einig, dass Männer eine Vagina und Frauen einen Penis haben könnten. Welche Wissenschaft soll das bitte sein? Vermutlich ist damit gemeint, dass ein Mann heutzutage trotz Penis das Recht hat, sich als Frau zu bezeichnen und umgekehrt. Meinetwegen kann jeder ganzjährig Fasching betreiben, aber zur „Wissenschaft“ werden solche persönlichen Vorlieben damit noch lange nicht.

Die Ängste aus christlichen Kreisen haben sich die Hüter der Bildung auch selbst zuzuschreiben. Diese haben es schlicht zu weit getrieben. In der Schweiz kursiert das Lehrmittel „Hey you“, das Schüler ab zwölf Jahren aufklären soll. Darin geht es beispielsweise um den richtigen Einsatz von Sexspielzeug und anale Zungenstimulation. Muss man wirklich ein „Fundamentalist“ sein, um die Frage zu stellen, ob ein Zwölfjähriger für ein erfülltes Sexualleben in der Schule damit konfrontiert werden soll?

Lehrpläne werden vom politischen Zeitgeist beeinflusst

Auch die Transsexualität wird in der Schrift zentral behandelt. Aber nicht als Spielart der Natur im Promillebereich, bei der die Chromosomen durcheinandergeraten sind, sondern als ganz konventionelle, frei gewählte Lebensform, die es zu unterstützen gilt. Die Vermittlung von Wissenschaft in der Schule bedeutet demnach: Naturgesetze soll man nach Bedarf chirurgisch „korrigieren“ können.

Vereinzelte Absenzen von Schülern, deren Eltern sich keine Aufklärung dieser Art wünschen, sind das geringste Problem für eine Gesellschaft. Sehr viel schlimmer ist die Tatsache, dass Lehrpläne vom politischen Zeitgeist beeinflusst werden. Bereits heute halten sich scharenweise Jungen und Mädchen für nicht komplett, weil sie sich in ihrem Geburtsgeschlecht wohl und vom anderen Geschlecht angezogen fühlen. Plattformen wie TikTok und andere vermitteln ihnen, das sei eigentlich gar nicht möglich. „Normal“ ist zum Schimpfwort geworden, „queer“ ein Lob.

Fundamentalist ist, wer sagt, Männer können schwanger werden

Der Kreationismus soll und wird nicht als Schulfach an Schweizer Schulen zurückkehren. Das fordert aber auch kaum jemand bis auf eine verschwindend kleine Minderheit. Dass sich Kritiker einer christlichen Lebensart aber auf die Naturwissenschaft berufen, ist ein schlechter Witz. Denn diese ist nur so lange eine Leitplanke, wie es der „Woke“-Gesellschaft passt. Wenn die Deutsche Bahn per Gerichtsurteil gezwungen wird, auf Tickets neben „Herr“ und „Frau“ eine dritte Kategorie für etwas Mittendrin einzuführen, hat die Vorherrschaft der Wissenschaft bereits ein jähes Ende gefunden.

Was den Begriff der „Fundamentalisten“ angeht: Warum wird er eigentlich nie auf die Leute angewendet, die sagen, es sollen über 70 Geschlechter offiziell anerkannt werden? Die behaupten, dass Männer menstruieren und schwanger werden können? Und die juristisch durchsetzen wollen, dass niemand etwas anderes behaupten darf? Fundamentalistischer geht es gar nicht.

Gegenüber dem, was heute gefordert wird, wirkt die flache Erde schon fast plausibel. Ich bin zwar davon überzeugt, dass sie rund ist, aber verrückter als das, was man meinen Kindern heute in der Schule vermittelt, ist es nicht. Die Thesen der Flacherdler schaden zudem wenigstens niemandem. Was man von Leuten, welche die Biologie leugnen, nicht behaupten kann.

73
8

1
Kommentare

Kommentar
1
Mario Aeschlimann
Vor 1 Jahr

Wenn ein Mann menstruieren und schwanger werden kann, dann kann eine Rakete auch durch die hohle Erde fliegen. Fische können auf der Alm weiden und die Kühe tiefseetauchen. Es ist höchste Zeit, diese Genderheinis zu stoppen. Wir sind keine Schnecken, wir sind Menschen.

1
Mario Aeschlimann
Vor 1 Jahr

Wenn ein Mann menstruieren und schwanger werden kann, dann kann eine Rakete auch durch die hohle Erde fliegen. Fische können auf der Alm weiden und die Kühe tiefseetauchen. Es ist höchste Zeit, diese Genderheinis zu stoppen. Wir sind keine Schnecken, wir sind Menschen.