Frau trifft auf Transfrau: Argumente versus persönliche Betroffenheit
Der Kulturkampf, der in den USA tobt, kann jeden treffen – sogar eine bekannte Biermarke. „Bud Light“ wurde eben zum Zankapfel, da die zum Anheuser-Busch-Konzern gehörende Biermarke eine Kooperation mit der Transgender-Influencerin Dylan Mulvaney abschloss, um „Bud Light“ unter jungen Leuten bekannter zu machen. Auf ihrem 1,8 Millionen Follower zählenden Instagram-Account bewirbt die Transfrau das Getränk.
Seitdem wurde von einigen prominenten Konservativen zum Boykott aufgerufen. So veröffentlichte etwa der Musiker Kid Rock, ein Donald-Trump-Unterstützer, als Reaktion ein Video, in dem er mit einem Gewehr auf „Bud Light“-Dosen schießt. Das Video wurde allein auf Twitter elf Millionen Mal angesehen.
Dies ist nur ein vergleichsweise harmloses Beispiel. Große Aufregung gibt es auch um die Trans-Schwimmerin Lia Thomas, die nun im Frauensport Siege einheimst. Die Schwimmerin Riley Gaines setzt sich dafür ein, dass Transfrauen wie Thomas nicht in der Frauenkategorie starten dürfen. Nach einem Vortrag auf der San Francisco State University musste sie von Bodyguards beschützt werden, um nicht in die Hände eines wütenden Transgender-Mobs zu gelangen.
Der amerikanische Kulturkampf schwappt immer mehr nach Deutschland hinüber. Das von der Ampel-Regierung geplante Selbstbestimmungsgesetz verschärft den Diskurs hierzulande. Deshalb ist die Debatte um Transgender mehr als ein „Hype aus der bunten Blase Berlin“, um die Frage des ServusTV-Moderators David Rohde von „Klartext“ zu beantworten.
Die titelgebende Frage „Wie viel Gender verträgt Deutschland?“ der Talkshow können die beiden Gäste Eva Engelken und Ria Cybill Geyer jedenfalls nicht.
„Da steht ein Mann vor mir“
Die Fronten sind klar: Für die Rechte von Frauen diskutiert Engelken. „Ich bin heute hier, um für die von einer Gesetzesänderung betroffenen Frauen zu sprechen. Das sind nämlich auch Betroffene“, macht die Mit-Unterzeichnerin des vieldiskutierten Aufrufs „Schluss mit der Falschberichterstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks!“ klar. Das biologische Geschlecht sei binär und unveränderlich.
Gegenüber ihrem Konterpart, der Transfrau und Polizistin Ria Cybill Geyer, sagt Engelken ganz unverblümt: „Meine Wahrnehmung sagt mir: Da steht ein Mann vor mir. Der Mensch kann 100.000 Rollen einnehmen, aber es bleibt trotzdem ein binäres Geschlecht“. Das sind gewagte Worte im Zeitalter von Meldestellen, „Misgendern“ und gerichtlichen Verfügungen gegen Medien. Geyer, die sich in der „SPDqueer“ engagiert, der Arbeitsgemeinschaft der Sozialdemokraten für Akzeptanz und Gleichstellung, ist weniger angriffslustig. Bei der Aussage Engelkens, die Polizistin sei nach wie vor ein Mann, hebt Geyer lediglich eine Augenbraue.
Eine etwas regere, aber stets gesittete Diskussion erfolgt dann bei der Frage, ob in Schulen sogenannte „SCHLAU-Workshops“ für die „Förderung der Akzeptanz von Vielfalt“ angeboten werden sollen, wie die SDPqueer sie fordert. „SCHLAU-Workshops“ werden bereits in einigen Schulen durchgeführt. Ein Team aus Ehrenamtlichen besucht dafür Schulklasse und redet über „Lebenswirklichkeiten und Biografien, das eigene Coming-Out, Diskriminierungserfahrungen sowie Vorurteile und Rollenbilder“. So heißt es auf der Website von „SCHLAU“ des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen (NRW). Das Projekt wird vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes NRW gefördert.
Engelken sieht hier den Versuch eines Vorstoßes, eine Ideologie schon bei Kindern durchzusetzen. Für Geyer gehören diese Workshops dem Bereich Bildung und Aufklärung an, die Prävention vor Straftaten erreichen, die Transpersonen diskriminieren. Die Polizistin, die selbst schon solche Workshops durchführte, sieht keine Gefahr, dass Kinder dort mit einer Transgender-Ideologie indoktriniert würden.
Die Juristin Engelken verwies auf einen Vorfall auf dem Regenbogenportal des Bundesfamilienministeriums vergangenen Herbst. Dort seien Pubertätsblocker „wie Smarties“ angepriesen worden, bevor der Text nach Kritik von einigen Medien und Politikern geändert wurde. „Pubertätsblocker sind Mittel, die man Straftätern gibt zur Unterdrückung ihres Sexualtriebs“, zeigt Engelken auf.
Einig sind sich die Diskussionsteilnehmer dagegen bei der Frage, ob Transfrauen bei sportlichen Wettkämpfen gegen Frauen antreten sollen. Transfrau Geyer meint, dass diese Frage die Verbände unter sich klären sollten. Sie hält ein Startverbot für Transfrauen, die die männliche Pubertät durchlaufen hätten, für legitim.
Keine aggressive Anhängerin der Butlerschen Theorie
Zum Schluss entbrannte noch eine Auseinandersetzung darüber, ab welchem Alter Kinder selbst entscheiden sollten, ob sie Pubertätsblocker zu sich nehmen. Die SPDqueer fordert nämlich, dass Kinder schon ab dem siebten Lebensjahr ohne Eltern entscheiden sollten, ob sie eine Transition einleiten lassen wollen – der Entwurf des Selbstbestimmungsgesetz legt das Alter auf 14 fest. Engelken wirft die Frage in den Raum, warum Kinder und Jugendliche in so vielen Bereichen durch Altersfreigaben geschützt würden – Führerschein, Wahlen, Filmen mit expliziten Inhalten –, aber das Thema Geschlechtsumwandlung so locker gehandhabt werde.
Geyer kontert, dass Scheidungskinder ab 14 aber auch entscheiden dürften, ob sie bei Vater oder Mutter leben wollten. Hier wurde leider die Debatte aufgrund der fortgeschrittenen Zeit abrupt beendet.
Die Talkshow zeigt nicht nur, wie unmöglich es ist, das Thema Transgender und die gesellschaftlichen Auswirkungen innerhalb 36 Minuten bis in die Tiefe auszuleuchten. Ria Cybill Geyer erweckt den Eindruck, zwar für gewisse Trans-Rechte einzustehen, jedoch keine aggressive Anhängerin der Butlerschen Queer-Theorie zu sein, wonach das Geschlecht per se abgeschafft und Genderfluidität gefördert gehöre.
Kann man Geyer überhaupt als Aktivistin bezeichnen? Man würde sie eher zu der Gruppe von Transmenschen zählen, denen es wirklich um jene geht, die tatsächlich unter Genderdysphorie leiden. Trotzdem zeichnet sich im Verlauf der Talkshow klar ab: Geyer bleibt in der persönlichen Betroffenheit stecken, während Engelken Argumente liefert.
Bei Eva Engelken ist das ungewöhnliche, dass sie keine Konservative oder Rechte ist, wie man leicht annehmen könnte, sondern Mitglied der Grünen. Dafür steht sie auch für die immer größer werdende Gruppe von Frauen aus dem linken Spektrum und sogar Lesben, die Frauen durch die Transbewegung als gefährdete Gruppe begreifen, für die man eintreten müsse.
Nein, "verkehrt" waren nur unsere eigenen Zuschreibungen an die Kontrahenten. Links waren die kritischen Guten, und alles konservativ Religiöse war irgendwie rückständig. Jetzt zeigt die linke taz ihr illiberales Gesicht, und nach den Konservativen wird gerufen, um das christliche Menschenbild zu verteidigen. Die CDU passt sich leider an, schließt eher die Werteunion aus, als den wertkonservativen Kern zu betonen, und die Protestanten sind sogar bereit, die Schöpfungsgeschichte umzuschreiben.
Verkehrte Welt!
Die "progressiv-linke" taz verbreitet Hass und Hetze gegen Kritiker der Transgender-Ideologie, und die konservativ-katholische 'Corrigenda' bildet ab, was die Leitmedien verschweigen, dass es nämlich bei den Grünen parteiinternen Widerstand von Frauen gegen das sog. 'Selbstbestimmungsgesetz' gibt. Danke für diese Berichterstattung, und auch für den klugen Beitrag von Anna Diouf 'Die Welt als Wille und Vorstellung'.
Nein, "verkehrt" waren nur unsere eigenen Zuschreibungen an die Kontrahenten. Links waren die kritischen Guten, und alles konservativ Religiöse war irgendwie rückständig. Jetzt zeigt die linke taz ihr illiberales Gesicht, und nach den Konservativen wird gerufen, um das christliche Menschenbild zu verteidigen. Die CDU passt sich leider an, schließt eher die Werteunion aus, als den wertkonservativen Kern zu betonen, und die Protestanten sind sogar bereit, die Schöpfungsgeschichte umzuschreiben.
Verkehrte Welt!
Die "progressiv-linke" taz verbreitet Hass und Hetze gegen Kritiker der Transgender-Ideologie, und die konservativ-katholische 'Corrigenda' bildet ab, was die Leitmedien verschweigen, dass es nämlich bei den Grünen parteiinternen Widerstand von Frauen gegen das sog. 'Selbstbestimmungsgesetz' gibt. Danke für diese Berichterstattung, und auch für den klugen Beitrag von Anna Diouf 'Die Welt als Wille und Vorstellung'.