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Mann sucht Frau

Adonis auf Augenhöhe

Würde Shakespeares Hamlet heute leben, wäre das berühmte „Sein oder Nichtsein“ des verzweifelten jungen Mannes vielleicht ein „Was wollen Frauen?. Jene Frage, die im 21. Jahrhundert fast zum Klischee avanciert ist, beschäftigt und inspiriert Filme, Literatur oder Musik ebenso wie Wissenschaft, Forschung und zuweilen sogar die Politik. Vor allem aber fesselt die Suche nach einer zufriedenstellenden Antwort natürlich Männer, insbesondere dann, wenn es um die Partnersuche geht. Im Zeitalter verunsicherter Typen und kriselnder Männlichkeitsbilder steht das Bedürfnis nach widerspruchsfreien und universellen Erwartungen weiblicherseits ganz oben auf der Liste männlicher Interessen.

Denn Männer wollen möglichst genau wissen, wie sie zu sein haben, damit sie für eine potenzielle Herzensdame als Partner qualifiziert sind. Doch was suchen sie eigentlich in einer Frau? Gehen wir der Frage auf den Grund, was Männer wollen, was sie bräuchten und wie sie sich und ihre Männlichkeit heutzutage sehen. Dabei werden sich einige Klischees bewahrheiten, doch der moderne Mann ist auch für Überraschungen zu haben.

Google-Suche: Sixpack-Tricks und weibliche Orgasmen

Männer beschäftigen sich mehr mit sich selbst, als lange angenommen wurde. Auch wenn sich viele von ihnen auch heute noch in der Rolle des selbstlosen Versorgers sehen, neigen sie stärker zur Introspektion als ihre Großväter das taten (oder zugeben wollten). Die überwiegende Anzahl der Männer schätzt beispiels- und irrigerweise die Bedeutung der physischen Attraktivität für den weiblichen Entscheidungsprozess als etwas zu hoch ein. Entsprechend fallen die männlichen Google-Suchanfragen aus, ein brutaler Indikator für die Unsicherheit des vermeintlich starken Geschlechts. Die Länge des besten Stücks, der weibliche Orgasmus, Sixpack-Tricks und Anzeichen für Seitensprünge sind unter den ersten fünf Plätzen der Suchmaschinen-Hits (wie man ein Spiegelei brät, findet sich übrigens auf Platz acht).

Was ist die Ursache für so viel sorgenvolle Selbstbetrachtung? Forscher gehen davon aus, dass Männer den Maßstab, den sie selbst anlegen, übertragen: Für Männer ist das Aussehen der Frau auch im Jahr 2023 eines der entscheidendsten Kriterien – auch wenn die Tendenz der letzten Jahrzehnte auf eine zögerliche Angleichung in der Statistik hindeutet. Frauen schätzen gutes Aussehen bei Männern, kontextualisieren es aber auch. Das bedeutet, dass sie die physische Attraktivität gegen andere Merkmale abwägen, während Männer mit steigender Attraktivität der Frau eher bereit sind, andere Faktoren zu vernachlässigen.

Studien zeigen auch, dass Frauen jene Männer eher als Partner in Betracht ziehen, die mit ihrem eigenen Aussehen zufrieden sind – unabhängig davon, wie ihre rein physische Attraktivität von Testgruppen bewertet wird. Eine gewisse, ehrliche Selbstsicherheit scheint also nicht unwichtig zu sein.

Acht Zentimeter

Männer suchen auch im 21. Jahrhundert nach Frauen, die ihnen äußerlich zusagen. Doch sie wollen selbst auch häufiger hören, dass sie hübsch sind. Gott sei Dank kostet es die moderne Frau gar nichts, dem eigenen Mann gelegentlich zu signalisieren, dass man auch optisch den richtigen Griff gemacht hat. Ein fast schon altertümliches Klischee aus der Abteilung Aussehen bewahrheitet sich schließlich trotzdem: Mindestens acht Zentimeter kleiner sollte Frau aus Männersicht sein, so will es eine vielzitierte Studie herausgefunden haben.

Doch genug der Oberflächlichkeiten! Dass jeder Mann von Alters her Gefallen an weiblicher Schönheit findet – gerne sei sie subjektiv als solche empfunden – überrascht ebenso wenig wie die wohl reziproke Freude am Größenunterschied. Doch mehr als Körpergröße und biologische Geschlechtsmerkmale unterliegt die Kultur dem Wandel der Zeit, und so erscheinen auch Rollenbilder und Selbstverständnis beider Geschlechter in jeder Epoche verändert. Im 21. Jahrhundert stehen die Weichen auf Chancengleichheit in allen Bereichen, und das beeinflusst selbstverständlich auch die Balz.

Wie ist es mit selbstständigen, unabhängigen Frauen?

Frauen wie Männer dürfen aufatmen: Entgegen allen Horrorszenarien finden zahlreiche Männer inzwischen Gefallen an selbstständigen, unabhängigen Frauen. Egal, ob sie die Großfamilie generalstabsmäßig organisiert oder im Büro brilliert: Längst hat das starke Geschlecht seinen Blick auf das stärkere Geschlecht korrigiert. Die große Mehrheit unserer Titelhelden hat im Jahr 2023 verinnerlicht, dass Frauen über Kompetenzen verfügen, welche sie selbst nur bewundern können. Egal, ob sie letztlich biologischen, psychologischen oder kulturellen Ursprungs sind, sind die bei Frauen tendenziell stärker ausgeprägten Fähigkeiten für viele Männer nicht nur eine willkommene Ergänzung, sondern ein echter Segen. Das könnte daran liegen, dass immer mehr junge Männer mit ebenso liebevollen wie berufstätigen Müttern als Vorbilder aufwuchsen. Vielleicht haben auch Film, Fernsehen und Führungspersönlichkeiten ihren kulturellen Beitrag geleistet.

Da immer mehr junge Männer zumindest zeitweise allein wohnen, wissen sie inzwischen auch, dass „das bisschen Haushalt“ sich doch nicht von allein macht – der Respekt vor weiblicher Arbeitsleistung, bezahlt wie unbezahlt, sollte ganz allgemein gewachsen sein. Wer sich zu zweit durch Wohnungsmarkt, Kreditvergabe und Heizkosten schlägt, hat heutzutage ohnehin bessere Chancen, das Spiel des Lebens zu gewinnen.

Dieser Entwicklung zum Trotz lassen sich Männer nach wie vor ungern von Frauen überholen, was Beruf und Gehalt betrifft. Bringt eine Frau weniger oder gleich viel Geld mit nach Hause, steigert das ihre Attraktivität, so stellen sich Daten und Umfrageergebnisse dar. Verdient sie allerdings mehr als er kippt dieser Trend – die Probandinnen werden teilweise sogar als weniger begehrenswert eingeschätzt.

Es bleibt abzuwarten, ob und wann sich diese Tatsache verändern wird. Für den Moment jedenfalls legen Daten nahe, dass Männer ökonomisch nach wie vor nicht wesentlich hinter einer potenziellen Partnerin zurückbleiben wollen. Ein Gleichziehen wird, im Unterschied zu vergangenen Jahrzehnten, inzwischen jedoch positiv gesehen.

Trotz aller Gleichberechtigung: Männer wollen die Klügeren sein

Kein Zweifel besteht aber daran, dass Männer ambitionierte und clevere Frauen mögen. Partner und Ehemänner können sich mit ihrem weiblichen Gegenüber heute auf eine Weise unterhalten, die früher womöglich als unschicklich gegolten hätte. Jetzt aber ist ein fruchtbarer Austausch über die Widrigkeiten des Arbeitsalltages, über Kollegen, Geld- oder Glaubensthemen möglich, der die Verbindung zwischen Partnern langfristig und auf Augenhöhe stärkt. Zusätzlich geben Männer in Umfragen häufig an, dass Vertrauenswürdigkeit eine Eigenschaft ist, die sie bei Frauen in hohem Maße schätzen.

Beim Thema Intelligenz und Bildung verhalten sich Männer statistisch gesehen sehr unsicher. Intelligente Frauen werden von Männern häufig als besonders attraktiv bewertet – bis zu einem Punkt, an dem die (vermutete) Intelligenz des Gegenübers die eigene übersteigt. Hier beginnen die Werte zu kippen, das heißt, dass Männer Frauen, die sie als intelligenter als sich selbst einschätzen, für weniger attraktiv halten.

Während das „Dummchen-Klischee als Ideal also überholt ist, suchen Männer auch heute noch nach einer Partnerin, die nicht wesentlich klüger ist als sie selbst. Hier zeigt sich eine interessante, wertungsfreie Parallele zu den Themen Verdienst und Beruf.

Gesucht: soziale Kompetenz und ein großes Herz

Eine bestimmte Eigenschaft führt das Feld der Charakterzüge an, die Männer an Frauen mit erdrückender Evidenz zu lieben scheinen: soziale Kompetenz. Nennen Sie es Mitgefühl, Empathie oder ein großes Herz, Männer kriegen nicht genug von einer Frau, die scheinbar endlose Wärme ausstrahlt. Vielleicht liegt es daran, dass Männer sich ihrer urzeitlichen Inkompetenz bewusst sind, Konflikte mit Worten zu lösen, und sich stattdessen auf das Erfinden von Apparaturen verstehen? Ironie hin oder her, auch der moderne Mann sucht in erster Linie eine Frau, die ihn und den potenziellen Nachwuchs unterstützt; die ihre Zuneigung zeigt und ausdrückt, für ihre eigene Familie und den Freundeskreis da ist und die kleinen soziopathischen Tendenzen ihres Liebsten charmant auszugleichen weiß.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass sich das Partnerinnenbild der Männer in den letzten Jahrzehnten stark verändert hat, aber auch anthropologische Konstanten aufweist. Immer noch suchen die Ehemänner von morgen eine Frau, die ihnen äußerlich zusagt. Auch eher klassische Wesenszüge wie Wärme, Unterstützung und Soziabilität bleiben vornehmend wichtig.

Doch andere Faktoren wie wirtschaftliche Zusammenarbeit, Teamwork in widrigen Situationen und zumindest die Möglichkeit zu Arbeitsteilung gewinnen an Bedeutung. Dabei ist es womöglich der Verunsicherung durch kulturelle Brüche geschuldet, dass Männer ein Gleichziehen von Frauen in Beruf und Intelligenz eher akzeptieren als ein Überholmanöver. Das Gebot der Stunde heißt also: Augenhöhe.

Männer wollen gebraucht werden

Grundsätzlich ist es wichtig, insbesondere in jungen Männern Mut, Verantwortungsgefühl und Gelassenheit zu wecken. Unsereiner möchte gebraucht und für seine Kompetenz geliebt werden, das ist nur allzu verständlich. Da ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass es immer Bereiche geben wird, in denen die statistische Mehrheit der Damen unsere Unterstützung dankbar annimmt. Den Öl- oder Reifenwechsel macht auch dem modernen Mann am Ende nur ein kleiner Teil der Frauenschaft streitig.

Es ist wichtig, den Einsatz für Gleichberechtigung am Arbeitsplatz nicht zu verwechseln mit der wunderschönen, spannenden Unterschiedlichkeit in einer privaten Beziehung, die am Ende ohnehin jeder für sich gestaltet. Und bei aller Verwirrung, bei den Veränderungen und bei all dem Hin und Her auf der politischen Ebene sollten Männer und Frauen nicht vergessen: Am weitesten kommen wir miteinander – und das ist auch gut so.

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