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Und natürlich ist das ganze auch wichtig und interessant, deswegen auch vielen Dank für den Artikel ... denn in der Tat ist "die Frage, wie eine Frau im Schwangerschaftskonflikt mit dieser oder jener Entscheidung leben kann, hochrelevant". Dem möchte ich nicht im mindesten widersprechen.

Aber so kommt man nicht zur *eigentlichen* Antwort auf die in der Überschrift gestellte Frage. Ist Abtreibung okay? Die Antwort ergibt sich, etwas hochtrabend formuliert, aus objektiven Kriterien des Naturrechts. Mehr down to Earth und militärisch gesprochen gilt: Abtreibung fällt aus wegen is-nich.

Es kann ja im Einzelfall sogar sein, daß es einer Frau, die abgetrieben hat, nach fünf Jahren deswegen ihrem subjektiven Empfinden nach besser geht. Diese "gewünschten Fälle", die die Gegenseite selektiv herbeizitiert, mag es ja durchaus *geben*, auch wenn ich glaube und für wahrscheinlich halte, daß ihnen andere Fälle überwiegen. (Im Kopf habe ich noch ein Zitat von lebensfeindlicher Seite, immer sehr bezeichnend, das über das angeblich von Lebensschützern erfundene Post-Abotion-Syndrom sich in etwa dem Stil äußerte: "Wenn eine Frau ohne psychische Vorbelastungen abtreibt, gibt es unter der Voraussetzung adäquater professioneller Betreuung keinen statistischen Hinweis auf die Zunahme von psychischen Schäden." Und die dann ernsthaft meinten, ein Satz mit derart gewichtigen Wenn und Abers sei ein Argument für ihre Seite.)

Aber ja, im Einzelfall: Um ein Beispiel heranzuziehen, das in Ordnung *ist*, aber tatsächlich landauf landab als unmoralisch *gilt*. Es kann befreiend sein, sich offen hinzustellen und zu sagen: "ja, ich rauche, und ich höre auch endlich damit auf, so zu tun, als wären meine Mitmenschen die Jury, die über meine moralische Pflicht zur Gesundherhaltung zu richten hätte." - Um ein anderes Beispiel, das *nicht* in Ordnung ist, heranzuziehen: Es kann offensichtlich befreiend und zu einem besseren Gefühl führen, wenn man die Affäre, in der man seit mehreren Monaten seine Frau betrügt, dadurch beendet, dass man diese in die Wüste schickt, sich scheiden läßt und die Geliebte heiratet. Das ist moralisch falsch; aber will man bestreiten, daß es Leute gibt, die das tun und sich hernach subjektiv besser fühlen? - Dann ein Auftragsmörder, um den Vergleich des Papstes heranzuziehen. Er weiß, daß er verbrecherisch handelt; er ist aber entschlossen, den Mord auszuführen, für den er Geld bereits erhalten hat. Wird er sich erleichtert fühlen, wenn das nagende Gewissen, das sich mit "du sollst das nicht tun" meldet, endlich dadurch zum Schweigen gebracht wird, daß der Mord passiert ist und er ihm entgegenhält "jetzt ist es passiert, mein Opfer wird eh nicht mehr lebendig"?

Es kann also im Einzelfall schon sein, daß die Abtreibung tatsächlich das subjektive Wohlgefühl derer, die dazu verleitet worden sind, steigert. Die Antwort darauf ist schlichtweg die von Loriots Knollennasen-Ehemann: Es "stimmt da mit deinem Gefühl was nicht."

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