Antisemitismus mit menschlichem Antlitz
Die junge Frau mit der Warnweste am Infostand des Münchener Protestcamps erklärt entschlossen: „Antisemitismus gibt es bei uns nicht.“ Wie an vielen Universitäten in westlichen Ländern haben pro-palästinensische Studenten auch in der bayerischen Landeshauptstadt eine kleine Zeltstadt errichtet und ihren Protest mit politischen Forderungen garniert. Das Interesse der Journalisten am Camp ist rege, etwa ein Dutzend von ihnen patrouilliert in Begleitung ihrer Kameraleute, sie sammeln O-Töne wie emsige Bienen auf einer politischen Blumenwiese. So einfach gebe ich mich heute nicht zu erkennen, denke ich.
Denn an diesem sonnigen Tag infiltriere ich das pro-palästinensische Protestcamp. Für gut acht Stunden mische ich mich unter die Studenten, um aus erster Hand über die virulenten Ansichten, die Zusammensetzung der Demonstranten und deren Absichten berichten zu können. In einer unbewussten Hommage an Günter Wallraff erscheine ich in alten Turnschuhen, zerschlissenen Jeans und ohne Rasur. Im Handgepäck habe ich Literatur und Zigaretten und stelle mich als zukünftiger LMU-Student vor.
„Ich weiß noch nicht viel über den Nahostkonflikt“, sage ich bescheiden zu der jungen Frau, die die Warnweste trägt. Sie ist verantwortlich für den Infostand, der das Camp seitens des Gehsteigs eröffnet. Sie freut sich sichtlich, dass ich so aufnahmebereit bin: „Herzlich willkommen in unserem Protestcamp! Hier haben wir ganz viel Infomaterial, dass du dir erst einmal anschauen kannst“. In der nächsten Stunde arbeite ich mich durch Handzettel und Pamphlete zum Nahostkonflikt und dem „Genozid“ des israelischen „Apartheid“-Staates an den Palästinensern. Einer der zahlreichen Nakba-Flyer trägt den Titel „Nakba – Die unauslöschliche Geschichte“, ein anderes Flugblatt titelt „What are our demands?“ Währenddessen ziehen die meisten Studenten relativ unbeeindruckt am Geschehen vorbei. Hin und wieder bleiben zumeist ältere Leute stehen, um zu opponieren oder ihre Zustimmung auszudrücken. Eine moslemische Frau mit Kleinkind steckt einen Geldschein in eine improvisierte Spendenbox, „für die Kinder in Gaza“. Sonst ist es ruhig.
Die Top-Pali-Terroristin Leila Chaled als feministische Ikone
Die ausliegenden Schrifterzeugnisse bieten eine Bandbreite an Themen an: Manche erzählen von den Forderungen der Studenten, befassen sich mit der „Nakba“ (so wird die Flucht und Vertreibung der Palästinenser während des ersten Palästinakriegs 1948-49 genannt), dem Feminismus oder bieten teils wahre, teils verdrehte und teils frei erfundene „Fakten“ zur Situation an. In der ausliegenden Literatur wird von historischen Kriegen erzählt, die „stattfanden“, ohne den Angreifer zu nennen; Palästinenser werden gegendert, Soldaten und Siedler nicht. Die Zumutung komplexer Erklärungen erspart man sich und dem potenziellen Publikum lieber.
Als feministische Ikone wird die Top-Terroristin Leila Chaled verehrt, eine berüchtigte palästinensische Flugzeugentführerin, die sich zahlreichen kosmetischen Operationen unterzog, um trotz ihres bekannten Gesichts weiter Passagiermaschinen zu kapern. Mit einem Ohr höre ich, dass sich von Seiten der Camp-Leitung nur designierte Sprecher mit der Presse unterhalten dürfen.
Nachdem ich alles gelesen habe, nehme ich mein Gespräch mit der freundlichen jungen Frau wieder auf. Unter den Forderungen der Protestierer, zu denen nachvollziehbare wie die nach einem sofortigen Waffenstillstand gehören, ist eine, über die ich mehr erfahren möchte. Denn die Studenten fordern das sofortige Ende aller Partnerschaften mit israelischen Universitäten. Das träfe auch Unbeteiligte aus der Zivilgesellschaft. Ist das nicht etwas extrem? „Man muss ambitioniert sein mit den Forderungen“, werde ich belehrt. Immerhin sei man so realistisch, dass man nicht glaube, die Unileitung gänzlich überzeugen zu können. Außerdem: „Israelische Universitäten forschen auch im militärischen Bereich und unterstützen indirekt den Völkermord. Als israelischer Student, egal welcher Religion, muss man sich dessen bewusst sein. Und dann auch die Konsequenzen tragen.“ Weniger anonym geht man hier mit den Lehrern um. Zwei jüdische Professoren der Technischen Universität werden auf einem Handzettel namentlich als „extreme Zionisten“ bezeichnet, die vollen Namen einiger ihrer Münchener Mitarbeiter genannt.
Da ich nun noch mehr über die Hintergründe erfahren will, werde ich von der Person am Infostand enthusiastisch auf die Leseecke hingewiesen. Tatsächlich gibt es eine kleine Auslage an einseitiger Literatur in deutscher und englischer Sprache, von der ich mir einen Eindruck mache. Von da aus stoße ich tiefer in das Protestcamp vor, ausgestattet mit einem der Bücher, welches ich mir zwecks der Anbahnung von Gesprächen kurz ausleihe. Ich bin beeindruckt von dem, was die Studenten hier aufgebaut haben.
Während man mit anwaltlicher Unterstützung still vor dem Münchener Verwaltungsgericht für die Legalität des Camps prozessierte, hat man – nicht ohne den revolutionären Duktus zu wahren – hier eine durchaus beachtliche Logistik auf die Beine gestellt. In den Sozialen Medien wird regelmäßig um Sach- und Geldspenden gebeten. Es gibt einen großen Pavillon, in dem ein regelrechtes Supermarktregal aufgebaut wurde; Ladekabel, frisches Obst und kistenweise Sonnencreme. Vereinzelt finden sich Tüten von Lieferdiensten, das Lager ist zu einem großen Teil mit orientalischen Teppichen ausgekleidet und mit palästinensischen Flaggen und Transparenten vollgestopft, dazwischen pendeln am Vormittag etwa dreißig junge Menschen umher.
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In der nächsten Zeit unterhalte ich mich mit zwei jungen säkularen Palästinenserinnen, die aus Augsburg gekommen sind, Jeans tragen und sich für einen eigenen Staat einsetzen wollen. Wir setzen uns auf die Wiese, und ich höre interessiert zu. Wie einige an diesem Ort sehen die beiden Mädchen in dem jüdischen Staat in erster Linie einen Fußabdruck der USA im Nahen Osten, einen westlichen Brückenkopf. Die Unterstützung der palästinensischen Sache stützt sich so auch auf die Vorstellung, diesen imperialistischen Makel beseitigen zu können.
Ich spreche aber auch mit einer jungen Frau, die aus Somalia stammt, ein Kopftuch trägt und die Begriffe „Israelis“ und „Juden“ eher synonym benutzt. Insgesamt drehen sich eigene und mithörbare Gespräche überraschend häufig um England und die USA. In einem Moment sind die Amerikaner vertrauensunwürdige, dämonische Strippenzieher, im folgenden Austausch wiederum Autorität, wenn es beispielsweise um die Illegalität von israelischen Siedlungen geht. Ich muss an George Orwells „Doublethink“ denken, die Partei-Methode des Doppeldenk aus „1984“.
Geschlechtertrennung? „Bei denen ist das halt so“
Das wäre ein guter Moment für ein kühles Bier. Im Camp aber gibt es keinen Alkohol, nicht etwa, weil die Behörden es angeordnet hätten, sondern aus Rücksichtnahme auf die islamischen Mitstreiter. „Nicht mit den Schuhen!“ ruft mir ein freundlicher Student mit einem blonden Oberlippenbart zu. Und erklärt eifrig, aber verständnisvoll: „Die Teppiche werden ja auch zum Beten genutzt.“ Tatsächlich wird im Protestcamp sehr konsequent gebetet, dafür gibt es ein designiertes Zelt; gelegentlich wird ein kurzer Ausschnitt davon in den Sozialen Netzwerken geteilt. Dazu werden die Frauen lose, aber erkennbar von den Männern getrennt und bilden sodann die hinteren Reihen. Interessierte Studenten ohne islamisches Bekenntnis dürfen dem Geschehen beiwohnen, einige der Anwesenden machen davon Gebrauch.
Diese Situation beeindruckt mich: Immerhin sind Gruppen, die sich selbst gerne Etiketten wie „trotzkistisch“ oder „marxistisch“ verleihen, nicht unbedingt dafür bekannt, dass sie Religionen gegenüber besonders aufgeschlossen sind. Doch den Reaktionen der Demonstranten ist zu entnehmen, dass viele von ihnen das religiöse Geschehen nicht nur tolerieren, sondern es respektieren, in einzelnen Fällen womöglich ein klein wenig bewundern.
Immerhin untermalen betende Muslime das indigene Moment, welches so viele hier beflügelt; für andere wiederum mag das öffentliche Bekunden religiöser Zugehörigkeit allgemein eine seltene und dadurch sehenswerte Erfahrung sein. Während ich die Szene beobachte, denke ich mir, dass man sich von der religiösen Selbstverständlichkeit der anwesenden Moslems durchaus eine Scheibe abschneiden könnte.
Vor allem möchte ich aber herausfinden, wie die Geschlechtertrennung auf die Camp-Besucher wirkt. Dazu spreche ich die nächstbeste Person an, mit der ich zuvor noch nicht gesprochen hatte. „Bei denen ist das halt so“, stellt sie recht unbeeindruckt fest. Kein Wort über Rollenbilder, Gleichstellung oder die Vielzahl an sozialen Geschlechtern, über die ich ausnahmsweise einmal hätte reden wollen. Stattdessen ergänzt sie mit beinahe abgestumpfter Stimmlage: „In Israel macht man denen die Religionsausübung halt auch schwer“.
Kognitive Dissonanz
Der unbefriedigende Austausch über das Geschlechter-Thema bestimmt nun meinen Kurs über die besetzte Wiese vor der Münchener Universität. Zwischen dem beeindruckenden Versorgungszelt und dem am Gehweg gelegenen Infostand hatte ich früher am Tag ein „Queers for Palestine“-Schild erspäht, nach dem ich nun gezielt Ausschau halte.
Ich möchte erfahren, wie progressive Gender-Politik und die Faszination für die islamische Glaubenspraxis der Mitstreiter ideologisch vereinbart werden könnten. Indes scheinen die Teilnehmer eher ausweichend oder mit kognitiver Dissonanz zu reagieren, daher baue ich nun vollständig auf die Experten. Weil die „Queers for Palestine“-Ausrüstung ebenso unbeobachtet wie überraschend ordentlich gelagert wird, greife ich mir eines der Transparente und frage am Infostand, wem es denn gehöre.
Das eröffnet mir die Möglichkeit eines Gesprächs mit einem jungen Mann, der sich ungefragt als bisexueller Palästinenser outet. Auf Englisch berichtet er, dass er im Libanon geboren und zum Studium nach Deutschland gekommen sei. Er wisse um die gefährliche Situation insbesondere queerer Männer in Palästina und anderen arabischen Ländern, erklärt er. Und fügt an: „Ich weiß, dass das ambivalent klingt. Aber wenn sogar jemand wie ich die Freiheit der Palästinenser unterstützt, zeigt das doch nur, wie wichtig uns das Anliegen ist.“
Tatsächlich hat diese Argumentation etwas Bestechendes: Zwar vermeidet sie die Auseinandersetzung mit der schwulenfeindlichen Gewalt und deren ideologischer Grundlagen im Islamismus gänzlich, aber in gewisser Weise verleiht gerade dieses Spannungsverhältnis den queeren Pro-Palästina-Aktivisten eine Form des Märtyrer-Status. Vielleicht hoffen manche der Betroffenen auch unbewusst, in den Augen ihrer Familien einen Reputationsverlust auszugleichen, indem sie trotz der konkreten Gefährdung aufgrund der sexuellen Orientierung die palästinensische Sache im Westen vertreten.
Einige deutsche Studenten gesellen sich im Laufe unseres Gesprächs dazu und begründen ihr Engagement im Wesentlichen mit einem Slogan: „Niemand von uns ist frei, bis alle frei sind“, weiß eine junge Frau auswendig aufzusagen. Das ist Intersektionalismus bei der Arbeit: Ein Axiom geht dem anderen voraus.
Für 16 Uhr ist die Politikwissenschaftlerin, Nahostwissenschaftlerin und offen linksradikale Aktivistin Helga Baumgarten angekündigt, die bereits am Vortag eine Rede gehalten hatte. Die verbleibende Stunde möchte ich nutzten, um mehr über die politischen Hintergründe der Teilnehmer zu erfahren. Im Verpflegungszelt will ich mich orientierungslos geben, werde aber schon in der ersten Sekunde von einer sympathisch wirkenden Frau meines Alters angesprochen, die sich mir namentlich vorstellt.
Funkelnde Fanatiker-Augen, rege Gesten, Wahlempfehlungen für kommunistische Parteien
Im Verlauf unseres Gespräches befrage ich sie zu ihrer ideologischen Genese, möchte wissen, welcher Weg sie in das Protestcamp geführt hat. Um ihren Hals trägt sie eine goldene Kette, der Anhänger ist eine Landkarte ganz Israels, die von einer palästinensischen Flagge geziert wird. „Vor ein paar Jahren war ich noch ziemlich unpolitisch“, berichtet die junge Frau mit zunehmender Lautstärke und Sprechgeschwindigkeit, „aber während Corona habe ich angefangen, mich mehr mit allem auseinanderzusetzen.“ Ich stutze, da die bisherigen Eindrücke von Camp und der Person vor mir mich auf einen politisch linken Gesprächsrahmen vorbereitet hatten. Bisher assoziierte ich Kritik an der Corona-Politik intuitiv mit eher rechten Kreisen. „Während der Pandemie habe ich realisiert, wie viel der Staat, die Medien vor uns verbergen. Und wie gewisse Gruppen von der ganzen Sache profitieren“, sagt sie mit hochgezogenen Augenbrauen. In Israel habe es verdächtig wenige Corona-Tote gegeben, finanziell profitiert hätten vor allem ganz bestimmte Amerikaner.
Ich lasse sie ausreden, höre gespannt zu und korrigiere nichts von dem, was sie äußert. Im Anschluss stelle ich ihr einige Fragen zu der „Gegenseite“, den Menschen, die in München die pro-israelische, jüdische Seite vertreten. „Bei einer Veranstaltung zum Frauenkampftag gab es Angriffe und Provokationen von Seiten der Zionisten“, klagt sie. Sie ist die einzige Gesprächspartnerin an diesem Tag, die tatsächlich unangenehme physische Anzeichen von Fanatismus offenbart: funkelnde Augen, rege Gesten. Bereits die Art und Weise, wie sie das Wort „Zionisten“ ausspricht, machen es beinahe unmöglich, die junge Frau nicht als Antisemitin wahrzunehmen. Aus der Gesamtheit ihrer Erzählungen, in denen sie auch einige Mitgliedschaften erwähnt, wird deutlich, dass meine Gesprächspartnerin einem geschlossenen linken Weltbild anhängt.
Weil sich von der Straße aus ein junger Mann nähert, den ich aus der jüdischen Gemeinde kenne, breche ich dankend das Gespräch ab, um die Feldstudie nicht zu kompromittieren. Stattdessen schreite ich die Front der aufgestellten Tische im hinteren Teil des Zeltes ab. Eine Gruppe junger Männer tauscht Sticker untereinander aus, von denen ein Exemplar Jassir Arafat zeigt. Mit einem von ihnen, einem jungen türkischen Studenten, spreche ich auf Englisch über Politik. Ich möchte wissen, welche Partei ich wählen soll, um die palästinensische Sache parlamentarisch zu unterstützen. Diese Frage stelle ich paraphrasiert oder umgekehrt („Welche Partei sollte ich auf keinen Fall wählen?“) noch bei mehreren Gelegenheiten. Allgemeiner Beliebtheit erfreut sich die paneuropäische Partei MeRA25, der griechische Ableger der vom ehemaligen griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis 2016 gegründeten DiEM25. In Deutschland empfehle sich die Wahl der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) oder der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD), gerade bei der EU-Wahl, so der türkische Genosse, der ein Auslandssemester in Deutschland absolviert.
Hamas-Helga spricht!
Vom Islam halte er nicht so viel, der palästinensische Befreiungskampf sei „eine linke Sache und eine Frage der Menschenrechte“. Und in Deutschland? Kaum erwähnt werden, für mich überraschenderweise, Union und AfD. Vermeiden solle man, hier sind sich fast alle einig, vor allem die Ampel-Parteien. Die besten Chancen habe die palästinensische Sache an der Urne mit einer Stimme für das BSW. Sahra Wagenknecht sei zwar nicht perfekt, aber gegen Krieg und Imperialismus, diskutiert man.
Vor dem Camp hat ein einzelner junger Mann mit einer großen Israel-Flagge Position bezogen; er steht und machts nichts. In einer Ecke des Pavillons tuscheln die Organisatoren über die Verlässlichkeit der Polizei. Inzwischen füllt sich der Platz: das Wetter ist herausragend gut, Studenten verlassen das Unigebäude, manche bleiben am Infostand stehen, stöbern in den Pamphleten und beginnen vereinzelte Diskussionen. Einige treibt die bloße Neugierde für das Protestcamp als Phänomen, andere wiederum äußern sich auf die eine oder andere Weise zum Nahostkonflikt. Die Mehrheit der Protestierenden aber zieht es langsam in das Versammlungszelt, denn Helga Baumgarten ist angekommen.
Die Politologin, die bis zu ihrem Ruhestand 2019 als Professorin an der Universität Bir Zait im Westjordanland lehrte, wird von manchen in der pro-israelischen Community scherzhaft als „Hamas-Helga“ bezeichnet. An diesem Nachmittag allerdings verliert sie kein Wort zur Hamas, sondern spricht viel und mitunter selbstreferenziell über die weltweite linke Studentenbewegung. Baumgarten beklagt Maßnahmen der Universität Wien, die kürzlich einem ihrer Kollegen den Auftritt untersagt habe. Sie preist die Studenten der Columbia-Universität und die Regierung Irlands als wichtigen Verbündeten im Kampf gegen den „Siedlerkolonialismus“. „Die Palästinenser sind das derzeit am meisten unterdrückte Volk auf der Welt“, fasst die Politologin zusammen. Studenten in München hätten das Recht, sich zum Protest zu versammeln und sich nicht von der Universitätsleitung in die Schranken weisen zu lassen.
Zum Abschluss zitiert sie Massenmörder Lenin und schwört ihre jungen Zuhörer auf ein lebenslanges Engagement ein: „Manche sagen, in der Jugend ist man eben radikal. Aber so ist es nicht, ihr müsst euer ganzes Leben lang radikal bleiben, nur so erreicht man eine Veränderung!“ Die Studenten applaudieren und skandieren zum Abschluss mehrfach „Hoch die internationale Solidarität!“ Nach einer intellektuell wenig ergiebigen, kurzen Fragerunde verteilen sich die Camp-Bewohner wieder in kleinere Gruppen; ich schließe mich meinen Sitznachbarn aus der Kundgebung an.
Zu meinem Glück handelt es sich um eine Gruppe junger Politikstudenten, so dass ich sie im Einklang mit meiner Tarnung nach den Bedingungen im Studiengang befragen kann. Wir spielen Karten und drehen Zigaretten, während ich erfahre, dass die Dozenten hier „eher konservativ“ seien. Mit den meisten könne man aber gut reden.
Meine Gesprächspartner plaudern aus dem Nähkästchen, sind aber gemäßigt: Man favorisiert in dieser Runde eine Zwei-Staaten-Lösung, möchte mit Antisemitismus nichts zu tun haben und bedauere auch, dass jüdische Studenten sich nicht sicher fühlen. Ich erfahre, dass keiner von ihnen im Camp übernachtet, sondern sie es nur in der Freizeit aufsuchen und dass die Zelte auf der südlichen Hälfte des Platzes komplett leer sind. „Ein Potemkinsches Dorf!“ witzelt einer, doch die Sowjet-bezogene Ironie löst sich zusammen mit dem Zigarettenrauch auf. Wir verabschieden uns herzlich, und nach einer kurzen Schlussrunde, die dem potenziell auffälligen Anfertigen von Fotos dient, verlasse ich das Camp.
Neomarxisten und Islamisten: Einig in der Ablehnung des Westens
Noch im Gehen bilanziere ich meine Eindrücke zu dem, was das nüchterne Ergebnis dieser Erkundung werden würde: Gewaltbereite Menschen oder wirkliche Antisemiten habe ich im Münchener Camp nur in einer Minderheit ausmachen können, auch, wenn es sich hierbei um eine subjektive Erfahrung handelt. Von Berliner Verhältnissen ist man hier aufrichtig weit entfernt. Vordergründig drehen sich Gespräche und Veranstaltungen um Palästina und sind von massiver Ablehnung des israelischen Staates geprägt; von Propaganda, Halbwissen, aber auch glaubhafter Anteilnahme an dem Elend der Menschen im Nahen Osten.
In letzter Instanz aber ist das verbindende Element der Camp-Besucher und vor allem ihrer Organisatoren ein felsenfestes marxistisches Weltbild und ein offen kommunizierter Linksradikalismus, der in der pro-palästinensischen, anti-israelischen Protestbewegung sein vorerst mächtigstes Vehikel gefunden hat. Alles deutet darauf hin, dass sich dieses Milieu bereits in kurzer Zeit neue Themen suchen könnte, auf die sich die politischen Schablonen leicht übertragen lassen.
Im Windschatten linksliberaler Eingriffe in die soziale Hierarchie bildet sich hier ein Amalgam aus neo-marxistischen und islamistischen Gruppierungen, die sich vor allem in ihrem destruktiven Potenzial und ihrer Ablehnung des politischen Westens einig sind.
Ich werfe noch einen letzten Blick auf das Camp: Auch München wird auf lange Zeit mit dem leben müssen, für das die Zeltstadt nur ein vorübergehender Ausdruck ist.
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"Ich möchte erfahren, wie progressive Gender-Politik und die Faszination für die islamische Glaubenspraxis der Mitstreiter ideologisch vereinbart werden könnten."
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Der größte Witz an diesen Demonstranten / Aktivisten oder wie immer man sie nennen will ist, dass sie auch nur westliche Linke sind, die ein schlechtes Gewissen wegen ihrer bürgerlichen Herkunft haben. In zehn Jahren wohnen sie in Bogenhausen und wählen die Grünen, damit man ihnen ihren SUV verzeiht. Entscheidend sind nicht diese Wohlstandslinken, sondern welche Alternative, welche große Erzählung der Westen der Dekadenz und einem Islam, der zu allem bereit ist, entgegensetzt. Das kann kein Liberalismus sein, der letztlich nur eine gute Strategie ist, um Geld zu verdienen. Europa muss das Christentum zurückgewinnen, sonst wird es untergehen.
„Manche sagen, in der Jugend ist man eben radikal. Aber so ist es nicht, ihr müsst euer ganzes Leben lang radikal bleiben, nur so erreicht man eine Veränderung!“ Bei solchen Sätzen muss es in den Ohren klingeln. Das lässt das Blut in den Adern gefrieren. Das kommt nicht von Gott und ist brandgefährlich. Eine solche Protesthaltung richtet sich nicht nur gegen Israel, sondern gegen den ganzen Westen und die Werte, die den Westen erstarken ließen, nämlich das Christentum. Wir sehen hier, wie sich die antichristlichen Gruppen, nämlich die Neomarxisten mit islamischen Gruppen verschwörerisch verbinden/solidarisieren. Wenn das Judentum fällt, fällt auch das Christentum. Andererseits, das Judentum wird nicht fallen, bevor es nicht katholisch geworden ist. Der Tag wird kommen, wo die jüdischen Brüder und Schwestern das Gelobte Land, den sicheren Hafen Jesus Christus und Messias, erreichen werden. Bis dahin wird es noch so manchen Sturm überstehen müssen. Apropos Veränderung: Eine Veränderung kann nur durch eine Veränderung des Herzens bewirkt werden, das der Hl. Geist durch das Gebet bewirkt. Da sind die Protestler weit entfernt, da diesen das Gebet fremd ist.
Eine äußerst gelungene Reportage.
Inhaltlich wertvoll, sprachlich gewandt und im Ergebnis sowohl lehrreich als auch erheiternd.
Eine äußerst gelungene Reportage.
Inhaltlich wertvoll, sprachlich gewandt und im Ergebnis sowohl lehrreich als auch erheiternd.
„Manche sagen, in der Jugend ist man eben radikal. Aber so ist es nicht, ihr müsst euer ganzes Leben lang radikal bleiben, nur so erreicht man eine Veränderung!“ Bei solchen Sätzen muss es in den Ohren klingeln. Das lässt das Blut in den Adern gefrieren. Das kommt nicht von Gott und ist brandgefährlich. Eine solche Protesthaltung richtet sich nicht nur gegen Israel, sondern gegen den ganzen Westen und die Werte, die den Westen erstarken ließen, nämlich das Christentum. Wir sehen hier, wie sich die antichristlichen Gruppen, nämlich die Neomarxisten mit islamischen Gruppen verschwörerisch verbinden/solidarisieren. Wenn das Judentum fällt, fällt auch das Christentum. Andererseits, das Judentum wird nicht fallen, bevor es nicht katholisch geworden ist. Der Tag wird kommen, wo die jüdischen Brüder und Schwestern das Gelobte Land, den sicheren Hafen Jesus Christus und Messias, erreichen werden. Bis dahin wird es noch so manchen Sturm überstehen müssen. Apropos Veränderung: Eine Veränderung kann nur durch eine Veränderung des Herzens bewirkt werden, das der Hl. Geist durch das Gebet bewirkt. Da sind die Protestler weit entfernt, da diesen das Gebet fremd ist.
"Ich möchte erfahren, wie progressive Gender-Politik und die Faszination für die islamische Glaubenspraxis der Mitstreiter ideologisch vereinbart werden könnten."
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