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Kolumne „Kaffeehaus“

J. D. Vance und die Männlichkeit im US-Wahlkampf

Es sind keine vier Wochen, die uns von der Wahl des Präsidenten in den USA trennen. Eins kann man jetzt schon sagen – die Republikaner mit Donald Trump an der Spitze haben im Wahlkampf alles gegeben, um auch milieuübergreifend breite Unterstützung zu finden. Vor allem haben sie eines geschafft: Der von den Woken ach so verteufelte alte weiße Mann ist wieder im Kurs. 

Frauen, Latinos und Schwarze setzen ihre Hoffnung zunehmend auf ihn. Und es ist nicht nur der alte Donald, es sind auch seine Mitstreiter, zu denen sein Vize James David „J. D.“ Vance, aber auch Elon Musk und Robert F. Kennedy zählen. Alles Männer mit Ecken und Kanten, aber immerhin Männer, die Männlichkeit ausstrahlen. 

Die Männlichkeit spielt in diesem Wahlkampf eine nicht unbedeutende Rolle – das wurde nach dem TV-Duell der beiden Vizepräsidentschaftskandidaten, dem Ohio-Senator J. D. Vance und dem Gouverneur von Minnesota und Harris-Vize, Tim Walz, deutlich. Der 40-jährige Kandidat der Republikaner, Vance, ging als klarer Sieger hervor und wurde über Nacht zu einem neuen MAGA-Superstar („Make America Great Again“). 

Gerader Blick, charismatische Ausstrahlung und brillante Rhetorik

Mit einem geraden Blick, einer charismatischen Ausstrahlung und brillanter Rhetorik bewegte er viele dazu, sich mit seiner Person zu befassen. Doch nicht zuletzt ist es seine Lebensgeschichte, die so vielen das Gefühl gibt, dass er einer von ihnen ist. „Ich komme aus einer Arbeiterfamilie“, stellte sich gleich zu Anfang der Debatte der aus Ohio stammende Senator Vance vor. 

 

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Sicherlich auch eine Anspielung auf Kamala Harris, die sich in den Debatten gern als ein Kind der Mittelklasse präsentiert. Im Gegensatz zu ihr stammt er aber tatsächlich aus schwierigen Verhältnissen und Armut. Als Kind einer drogenabhängigen Mutter, das weitgehend von seiner Großmutter aufgezogen wurde, verkörpert er authentisch jemanden, der sich mit Disziplin und Willenskraft hochgearbeitet hat.

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Er diente in der Marine, unter anderem als Gefreiter im Irak-Krieg, und schaffte es bis an die Yale-Universität, wo er den Grad des Juris Doctor erwarb. Vance ist außerdem ein verheirateter Familienvater, der vor einigen Jahren zum Katholizismus konvertiert ist. Der Tech-Gigant und PayPal-Gründer Peter Thiel soll hinter seiner Nominierung als Vizepräsidentschaftskandidat stehen. 

Obwohl J. D. Vance bekannt für seine scharfen Sprüche aus der Vergangenheit war (beispielsweise über die „kinderlosen Katzenladies“), erwies er sich im Duell mit Walz als einfühlsamer und ruhiger Gesprächspartner. Dennoch blieb seine rhetorische und inhaltliche Überlegenheit unbestreitbar. Den eher linken Medien bliebt wie zuvor schon nicht viel für Kritik übrig – außer sein Bart. Das ist kein Scherz: Politico und die New York Times widmeten dem Bart von J. D. Vance je eigene Beiträge. 

„Vances Bart ist wichtig. Vance ist der erste Anwärter auf das Weiße Haus, der seit 80 Jahren Gesichtsbehaarung trägt. Untersuchungen zeigen, dass Wähler Bärte als maskuliner empfinden. Das kann für einige positiv sein, aber für andere, insbesondere Frauen, kann er negativ sein und Aggression sowie Widerstand gegen feministische Ideale vermitteln“, analysierte Politico.

Männlichkeit wird nie aus der Mode kommen

Ob Frauen Bärte wirklich so negativ bewerten, ließe sich bestreiten. Ich bin mir sicher, dass sich die äußere Betonung der Männlichkeit vielmehr positiv auf die Gesamtbewertung des Auftritts vom Senator Vance abfärbte. Nicht zuletzt haben es Kommentare auf X gezeigt, in denen J. D. Vance als attraktiv und männlich bezeichnet wurde. 

Männlichkeit wird nie aus der Mode kommen. Selbst in Zeiten, in denen sie ideologisch bekämpft wird, empfinden viele Menschen sie intuitiv als unverzichtbar. Stärke, Schutz und konkrete Lösungen erhofft man sich letztlich vom alten weißen Mann. Sie ist auch die stärkste Karte der Republikaner in diesem Wahlkampf, mit der sie die Schwäche der Demokraten offenlegen, denen es neben inhaltlichen Punkten eben auch an Männlichkeit mangelt.

 

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Heiko Hofmann
Vor 4 Tage 2 Stunden

Eine kleine Anmerkung eines ehem. Ausbilders bei der Bundeswehr: Vance hat nicht in der Marine (Navy) gedient, sondern in der Marineinfanterie (United States Marine Corps), außerdem gibt es den „Gefreiten“ in der Form dort nicht.

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Kristina Ballova
Vor 3 Tage 23 Stunden

Vielen Dank für Ihre Erklärung! Vom “Gefreiten” war im deutschen Wikipedia-Eintrag die Rede, daher ging ich von diesem Dienstgrad aus.

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Heiko Hofmann
Vor 4 Tage 2 Stunden

Eine kleine Anmerkung eines ehem. Ausbilders bei der Bundeswehr: Vance hat nicht in der Marine (Navy) gedient, sondern in der Marineinfanterie (United States Marine Corps), außerdem gibt es den „Gefreiten“ in der Form dort nicht.

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Kristina Ballova
Vor 3 Tage 23 Stunden

Vielen Dank für Ihre Erklärung! Vom “Gefreiten” war im deutschen Wikipedia-Eintrag die Rede, daher ging ich von diesem Dienstgrad aus.