Zinswende: Zeit, auf die Jagd zu gehen
Nach der sportlichen Zinswende nach oben sinken die Zinsen seit Sommer nun wieder. Immerhin zehn Mal hatte die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen ab 2022 erhöht – von null auf vier Prozent –, um die galoppierende Inflation zu bekämpfen. Nun also die neuerliche Zinswende, nachdem die Teuerungsrate stark zurückgekommen ist.
Dieses Mal geht es abwärts. Die EZB hat bereits zwei Zinsschritte auf 3,5 Prozent vollzogen, am 17. Oktober sollte der nächste folgen. Und das hat Folgen für Sie als Sparer und Schuldner: Denn die EZB-Entscheidung beeinflusst die Zinssätze, die Banken für Sparprodukte wie Tagesgeld- und Festgeldkonten anbieten, aber auch auf Kreditzinsen. Und sogar für den Aktienmarkt hat das Folgen. Kurz zusammengefasst: Sparbuchsparer schauen in die Röhre, während Schuldner und Aktionäre profitieren.
Sinkende Zinsen für Sparkonten und Kredite
Wenn der Leitzins sinkt, sinken auch die Sparzinsen. So einfach ist es. Leider, werden Sie jetzt denken, wenn Sie fleißig sparen. Egal, ob Tagesgeld oder Festgeld – langsam, aber sicher geht es abwärts mit unseren Zinsen. Zum Glück gilt das aber auch für die Kreditzinsen. Die Immobilienfinanzierung wird wieder etwas günstiger, auch die Ratenkredite oder der Leasingvertrag für das neue Auto werden weniger kostspielig als zuletzt.
Bei den Sparzinsen sind die Banken allerdings ein wenig zügiger als bei den Kreditzinsen. Da wird schneller gekürzt. Wenn die Zinsen steigen, ist es übrigens genau andersherum. Es geht eben darum, Geld zu verdienen und gute Margen zu erzielen.
Wenn der Einlagenzins der EZB von 4,0 auf 3,75 Prozent sinkt wie im Sommer oder eben noch einmal auf 3,5 Prozent im September, dann sind die Banken recht schnell. Da die Zinsschritte in der Regel erwartet und von den Notenbankern verbal vorbereitet werden, werden sie sogar vorweggenommen.
Sinken die Tagesgeld-Zinsen, erwischt uns das unmittelbar. Geht es mit den Festgeld-Zinsen abwärts, dann trifft das nur neue Abschlüsse.
Gehen Sie auf Zinsjagd!
Ob Sie darauf reagieren, ist natürlich Ihre ganz individuelle Entscheidung. Sie können nach den günstigsten Konditionen für Ihr Tagesgeld Ausschau halten, auf Zinsjagd gehen sozusagen. Aktuell liegt der durchschnittliche Zinssatz für Tagesgeld bei 1,99 Prozent pro Jahr. Die Spanne ist aber deutlich größer. Während einige Banken schlichtweg nichts zahlen, gibt es bei anderen bis zu 4,2 Prozent (Stand: 1. Oktober).
Wichtig zu wissen: Die Zinsen für Tagesgeld sind in der Regel nicht garantiert, sondern können jederzeit schwanken. Es gibt allerdings Lockangebote für Neukunden. Das sind dann die vergleichsweise hohen Zinssätze, die sogar für ein paar Monate garantiert sind. Danach gib es das, was auch Bestandskunden bekommen – und zwar deutlich weniger.
Sie können auch Geld für einige Monate auf einem Festgeldkonto parken und sich so die aktuellen Zinsen über die Laufzeit sichern, wenn Sie weitere Zinssenkungen erwarten. Bei einem Festgeld, das ein Jahr lang läuft, liegen die Zinsen im Schnitt bei 2,57 Prozent. Die Spanne ist auch hier üppig und reicht von 0,1 bis 3,56 Prozent pro Jahr. Wer sich für zwei Jahre festlegt bekommt 1,0 bis 3,55 Prozent pro Jahr. Der Durchschnitt liegt bei 2,4 Prozent.
Konditionen zu vergleichen lohnt sich
Es lohnt sich auf jeden Fall, die Konditionen zu vergleichen und gegebenenfalls ein neues Tages- oder Festgeldkonto zu eröffnen. Auch wenn Sie einen Kredit aufnehmen wollen, sollten Sie immer vergleichen. Egal, ob es ein Ratenkredit oder die Immobilienfinanzierung ist. Auch hier könnten die Zinsen noch ein bisschen zurückkommen.
› Abonnieren Sie den Corrigenda-Newsletter und erhalten Sie einmal wöchentlich die relevantesten Recherchen und Meinungsbeiträge.
Die aktuellen Konditionen für Sparanlagen wie Tages- und Festgeld, aber auch Kredite finden Sie übrigens auf der Webseite der FMH-Finanzberatung – immer meine erste Quelle, wenn es um Zinsen geht. Dort gibt es auch tolle Renditerechner rund um Ihre Geldanlage, aber das ist ein anderes Thema.
Die Börse feiert Zinssenkungen
Apropos Geldanlage und Rendite: Wenn Sie wie ich zu den Aktionären der Eurozone gehören, dann können Sie sich freuen. Die Finanzmärkte feiern die Zinswende bereits seit einiger Zeit und die Kurse steigen. Niedrigere Zinsen sind meist gut für die Aktienkurse. Firmen werden bei ihren Kreditkosten entlastet, was ihre Profitabilität steigert. Außerdem werden Zinspapiere wie Anleihen, aber eben auch Spareinlagen unattraktiver, weil sie weniger Rendite bringen. Aktien werden hingegen beliebter.
Und auch hier gilt: Die Zinsschritte werden vorweggenommen. Liefern die Notenbanken nicht wie erwartet, fällt eine Zinssenkung geringer oder gleich ganz aus, dann kann es schon mal ruckeln. Auch das müssen Sie als Aktionär wissen. Grundsätzlich kommen sinkende Zinsen an der Börse aber ziemlich gut an.
Vielleicht nutzen Sie ja einen der verregneten Herbsttage und überprüfen alle Konditionen für Ihre Geldanlage, justieren ein bisschen nach, gehen auf Zinsjagd. Und „spielen“ Sie gerne mit dem Rechner der FMH-Finanzberatung. Sie werden sich wundern, welche Stellschrauben es für Ihren Vermögensaufbau gibt. Aber das ist ein Thema für eine meiner nächsten Kolumnen. Bis dahin mein Rat: Kümmern Sie sich um Ihr „liebes Geld“!
› Kennen Sie schon unseren Corrigenda-Telegram- und WhatsApp-Kanal?
Kommentare