Wenn Demokratiebildung Bildung in Demokratie verhindern soll
Man könnte ja resigniert sagen, wer schulpflichtige Kinder hat, kennt den Kampf mit gesinnungsgestärkten Eltern und noch gesinnungsgestärkteren Lehrern. Irgendwann gibt man den Kampf, den man nicht gewinnen kann, auf und konzentriert sich auf das Machbare, dass darin besteht, seinem Kind zu helfen bei der Entwicklung von Überlebensstrategien in der Schule und nebenbei an wichtigen Punkten die Schwächen der Schule auszugleichen und die Dummheit von Lehrern zumindest im Ergebnis zu mildern.
Nun muss man fairerweise eingestehen, dass die Lehrer die Bildungsmisere nicht verschulden, einige, die klugen und klügeren, den ich großen Respekt zolle, durch guten Unterricht etwas dagegen zu tun versuchen, die gleichgültigen oder ermüdeten die Dinge laufen lassen, was unter den obwaltenden Umständen auch nicht zu verachten ist, und die Dummen ihre Dummheit leider durch Aktivismus aufzuwerten versuchen.
Ich gebe es zu, ich bin bei dem Thema nicht objektiv. Die zwei Semester im Studium, in denen ich einmal in der Woche mit Erziehungswissenschaften angeödet worden bin, haben einen verheerenden Eindruck bei mir von Erziehungswissenschaftlern und von Fachdidaktikern hinterlassen. Zumal von denjenigen, in deren Vorlesungen und Seminaren ich hin und wieder vorbeischauen musste und die keine intellektuelle Neugier zu wecken verstanden, mir jede Hoffnung geraubt haben, dass die Didaktik des Geschichtsunterrichts etwas mit Geschichtswissenschaft zu tun hat und dass die Didaktik des Deutschunterrichts nicht deutsche Sprache und Literatur als rechtspopulistische Erfindung ablehnt.
Alarm, die Insel der Grünseligen ist in höchster Gefahr!
Daran erinnerte mich nun ein Beitrag in der Zeit von einer Nina Kolleck, die irgendwie in Potsdam eine Professur in Erziehungswissenschaften hat und zudem Politikwissenschaftlerin ist, was die Sache nun nicht besser macht. In ihrem Beitrag beginnt Nina Kolleck verschwörungstheoretisch, dass „rechtspopulistische Kräfte an Boden“ gewönnen und „ausgeklügelte Strategien, um Verschwörungsmythen zu verbreiten“ nutzten, „insbesondere unter Jugendlichen, wie Umfragen zeigen“. Die Insel der Grünseligen ist also in höchster Gefahr.
Dass Umfragen das allerdings zeigen sollen, ist selbst für eine Erziehungswissenschaftlerin erstaunlich, wie sagen diese Leute gern: „unterkomplex“. Da ich mich in einem Buch, das in zehn Sprachen übersetzt wurde, mit Geheimbünden und Verschwörungstheorien beschäftigt und die Grammatik von Verschwörungstheorien erstellt hatte, stellt sich mir die Frage, ob Kolleck über Verschwörungstheorien spricht oder Verschwörungen für einen Mythos hält. Letzteres dürfte nicht nur Friedrich Schiller anders sehen.
Was besagen also die Umfragen? Doch nur dies, dass Jugendliche nicht die Parteien wählen wollen, schon gar nicht die Grünen, wie es Nina Kolleck als einzig demokratische Handlung vorzuschweben scheint, denn: „Viele haben nie gelernt, sich als mündige Bürger in eine demokratische Gesellschaft einzubringen.“
Zettel falten für die Kandidaten des Brandmauernkombinats
Was die Phrase, sich „als mündige Bürger in eine demokratische Gesellschaft einzubringen“, bedeutet, was Kolleck darunter versteht, erklärt Kolleck lieber nicht, sie müsste sonst auf die eine oder andere Weise eingestehen, dass sie auf dem Stand der DDR-Erziehungswissenschaften steht, dass Bürger ihre Verantwortung darin zeigen müssen, die Kandidaten der Nationalen Front zu wählen oder dass sie aus Kollecks Sicht nur mündig sind, wenn sie schon nicht den Grünen ihre Stimme geben, dann wenigstens den Kandidaten des Brandmauernkombinats.
Wenn die Jugendlichen nicht so denken und glauben wie Ricarda Lang oder Nina Kolleck, wenn sie die grüne Konfirmation verweigern, dann hilft nur noch eins: Indoktrination, bis die Schulklingel klingelt! Am besten fünf Tage die Woche, fünf Stunden lang ab der fünften Klasse! Wo kämen wir denn da hin, wenn jeder Jugendliche das denkt, was er denken will, anstatt das zu denken, was er denken soll! Schließlich ist Freiheit Einsicht in die Notwendigkeit.
Nina Kolleck will dafür ein eigenes Fach durchsetzen: Demokratiebildung. Und obwohl sich Kolleck in ihrem Beitrag in wolkige Phrasen hüllt, sieht sie sich bereits als Opfer, denn „aktuelle Diskussionen über Demokratiebildung“ sind von „Vorurteilen und Missverständnissen geprägt.“ So was aber auch.
Die Grundlage politischen Wissens ist die Geschichte
Nina Kolleck kann aus „mündigen“ Gründen zwar jede konkrete Aussage verweigern, dennoch springt ins Auge, dass, wenn der Grund für ein Schulfach ab der fünften Klasse „Demokratiebildung“ darin besteht, dass „rechtspopulistische Kräfte an Boden“ gewinnen, dann kann man davon ausgehen, dass dieses Schulfach links- oder grünpopulistisch sein wird.
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Dass die Grundlage politischen Wissens die Geschichte ist, kommt der Professorin nicht in den Sinn, wenn selbst Bundestagsabgeordnete der Grünen nicht wissen, wann die Bundesrepublik Deutschland gegründet wurde. Doch um Faktenwissen geht es bekanntlich nicht, Chemie, Physik und Mathematik sind nur rechtspopulistische Vorurteile, zumal jeder, der Chemie, Physik und Mathematik studiert, sich erdreistet, vor den Sozialwissenschaften zu desertieren, Geografie nur noch als Klima-Tralala stattfindet und Kompetenzen Faktenwissen ersetzen sollen, es geht schließlich darum, „Haltung“ zu zeigen.
Ein alter und sehr guter Schauspieler hat einmal zu mir gesagt: Haltungen haben nur Gartenzwerge. In letzter Zeit denke ich öfter an diese Worte aus dem vorigen Jahrhundert.
Auf den Klassenstandpunkt kommt es an, auf die richtige Haltung!
Besäße man nicht das große Welterziehungswissenschaftenwissen der Frau Professorin, könnte man auf die reaktionäre, menschenfeindliche Idee verfallen, dass eine Gesellschaft im internationalen Wettbewerb Techniker, Ingenieure, Naturwissenschaftler benötigt, dass die Kenntnis der Geschichte die beste Demokratieschulung wäre.
Weit gefehlt: Auf den Klassenstandpunkt kommt es an, auf die richtige Haltung, auf die genderzertifizierte und antirassismusattestierte Gesinnung. Deshalb schlägt die Erziehungswissenschaftlerin auch vor: „Ein Schulfach für Demokratie umfasst etwa die Funktionsweise von politischen Systemen, die Bedeutung von Wahlen und Mitbestimmung sowie die Vermittlung von Grund- und Menschenrechten.“
Das ist doch sehr schön. Und weil es so schön ist, gibt es dieses Schulfach in Brandenburg schon, es heißt Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde (L-E-R).
Laut Brandenburgischem Schulgesetz (§ 11, Abs. 2 und 3) soll das Fach
„Schülerinnen und Schüler in besonderem Maße darin unterstützen, ihr Leben selbstbestimmt und verantwortlich zu gestalten und ihnen helfen, sich in einer demokratischen und pluralistischen Gesellschaft mit ihren vielfältigen Wertvorstellungen und Sinnangeboten zunehmend eigenständig und urteilsfähig zu orientieren. Das Fach dient der Vermittlung von Grundlagen für eine wertorientierte Lebensgestaltung, von Wissen über Traditionen philosophischer Ethik und Grundsätzen ethischer Urteilsbildung sowie über Religionen und Weltanschauungen. Das Fach Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde wird bekenntnisfrei, religiös und weltanschaulich neutral unterrichtet“.
Und das ab der 5. Klasse.
Noch Fragen? Ja, eine. Weshalb weiß das die „Professorin für Erziehungs- und Sozialisationstheorie an der Universität Potsdam“ Nina Kolleck nicht? Ist Potsdam nicht die brandenburgische Landeshauptstadt? Mit dem Fahrrad hätte Frau Professor nur 30 Minuten benötigt, um sich im Ministerium für Bildung, Jugend und Sport zu erkundigen.
Es ist kein Deutschunterricht, wenn Goethes „Faust“ und Schillers Dramen nicht gelesen werden
Aber vielleicht geht es nicht darum, nicht darum, was Kolleck so mündig umrissen hat, vielleicht geht es in der Tat um Gesinnungserziehung. Das ist zwar schlecht gemeint und hat mit dem mündigen Bürger nichts zu tun, aber es schadet auch nicht, die Schüler werden sich aus dem reichen Angebotskreis bedienen, der immer dann zur Verfügung steht, wenn man sich im Unterricht langweilt.
Das Problem besteht nur darin, dass wieder Zeit für Geschwätz verplempert wird, wo der Erwerb von Kenntnissen in den MINT-Fächern wichtiger ist. Und in Deutsch und Geschichte wieder Unterricht in Deutsch und Geschichte stattfinden müsste, denn es ist wohl kein Deutschunterricht, wenn Goethes „Faust“ und Schillers Dramen nicht mehr gelesen werden und kein Geschichtsunterricht, in dem Schüler von der Reformation zur Französischen Revolution springen und dazwischen ein Thema behandeln: „Migration: Hugenotten, 1945 und 2015“. Der Dreißigjährige Krieg fällt einfach weg, der Westfälische Frieden als erste Verfassung Europas und auch die englische Revolution und die Anfänge der parlamentarischen Demokratie in Europa auch.
Wie war das nochmal mit der Demokratiebildung, Frau Professor?
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Die Erziehungs- und Politikwissenschaftlerin Nina Kolleck hinkt der Entwicklung etwas hinterher. Mittlerweile bestimmen die Migranten an der Schule das Geschehen. Gerade in den Brennpunkten ist kein Unterricht im herkömmlichen Sinne mehr möglich. Ach übrigens, die Muselmänner pfeifen auf die Demokratie. Es lebe das Kalifat. Aber da macht jeder die Augen zu. Lieber wird sinnlos ellenlang hin und her geschwurbelt. Was soll's, der Erwerb von Kenntnissen in den MINT-Fächern ist langsam eh überflüssig. Schon wieder hat ein Automobilzulieferer einen Stellenabbau angekündigt, diesmal Bosch an den Standorten in Stuttgart und Hildesheim. Das Erwachen kommt.
Die Erziehungs- und Politikwissenschaftlerin Nina Kolleck hinkt der Entwicklung etwas hinterher. Mittlerweile bestimmen die Migranten an der Schule das Geschehen. Gerade in den Brennpunkten ist kein Unterricht im herkömmlichen Sinne mehr möglich. Ach übrigens, die Muselmänner pfeifen auf die Demokratie. Es lebe das Kalifat. Aber da macht jeder die Augen zu. Lieber wird sinnlos ellenlang hin und her geschwurbelt. Was soll's, der Erwerb von Kenntnissen in den MINT-Fächern ist langsam eh überflüssig. Schon wieder hat ein Automobilzulieferer einen Stellenabbau angekündigt, diesmal Bosch an den Standorten in Stuttgart und Hildesheim. Das Erwachen kommt.