Wie Frauen ihre Männer verlassen
In der britischen Miniserie „Anatomy of a Scandal“ aus dem Jahr 2022 (zu sehen auf Netflix) wird der erfolgreiche Politiker James Whitehouse der Vergewaltigung angeklagt. Er hatte eine Affäre mit dem Opfer, die er, ein glücklich verheirateter Ehemann und Vater zweier Kinder, allerdings Wochen vor der angeblichen Vergewaltigung bereits beendet hatte.
In der Geschichte wird nun die Vergangenheit aufgerollt, die Studienzeit des Politikers, sein wildes Leben und ein Fehltritt mit Todesfolge, den Whitehouse vertuschte. Seine Ehefrau Sophie, damals seine Freundin, gab ihm ein Alibi, ohne aber genau zu wissen, was sie da vertuschte.
Im Verlauf des Prozesses vor Gericht kommt nun auch bei der Ehefrau ein Prozess des Nachdenkens in Gang, der damit endet, dass sie ihren Mann verlässt. So alltäglich eine solche Entscheidung heute auch sein mag, so bemerkenswert ist sie auch.
Der Sex des Ehemannes, der zur Anklage wegen Vergewaltigung führt, war anscheinend rabiat, doch nicht gewaltsam; das Opfer aber stellt es als Vergewaltigung dar. Holly, eine weitere Figur des Films, hat eine ähnliche Erfahrung mit dem Politiker in seiner Zeit als Student gemacht. Auch hier handelt es sich um eine Grauzone.
Die Ereignisse überschlagen sich, Whitehouse mag etwas unsensibel für die Frau gewesen sein (was er am Ende sogar zugibt), eine Vergewaltigung aber ist dann doch etwas anderes als die emotionale Abkopplung von einem Geschehen, das man am Anfang sogar mit Küssen und Berührungen befeuert hat, das einem dann aber unangenehm wurde, ohne es aber klar und deutlich abzuwehren.
Was Sophie hinnimmt und was sie nicht hinnimmt
Die Ehe wird durchweg als erfüllt beschrieben, Whitehouse ist ein liebevoller Ehemann und Vater, die Kinder lieben ihn, die Familie hat ein schönes Zuhause und einen gut organisierten Alltag.
Dennoch sieht es Sophie als richtigen Schritt an, sich von dem Westminster-Abgeordneten zu trennen. Sie begründet dies mit seinen „Lügen“. Er hat im Gericht geleugnet, zu der Frau, die den Sex mit ihm als nicht einvernehmlich empfunden hat, gesagt zu haben: „Sei doch kein Spielverderber!“ Am Ende muss er eingestehen, dass er es wohl doch gesagt hatte. Es geht der Ehefrau also um eine moralische Position.
Dass ihr Mann Sex mit einer anderen Frau hatte, nimmt sie hin, doch dass er mit Worten die Wirklichkeit ständig verschiebt, kann sie nun nicht hinnehmen. Dabei ist das wohl etwas, was man in der modernen Fassaden-Politik am laufenden Band tun muss.
Ihr Mann gehört der Oberschicht an und ist von sich sehr eingenommen; das Motto der Familie ist, dass ein Whitehouse immer gewinnt. Ob er allerdings aufgrund einer gewissen Überheblichkeit der „Reichen und Schönen“ sexuell forscher aufgetreten ist, lässt die Serie offen. Gezeichnet wird das Bild eines vom Erfolg verwöhnten, gutaussehenden Mannes, der seinen Wählern genau das zu liefern weiß, wonach diese schmachten – was im Medienzeitalter ja der Schlüssel zum Erfolg eines gewählten Politikers ist.
Was Sophies Entscheidung konkret bedeutet, darauf verwendet die Serie keine Sekunde
Man wird wohl in der Welt keinen einzigen Mann finden, der nicht ein einziges Mal etwas Falsches gesagt, etwas Falsches getan, gelogen oder betrogen hat oder fehlgegangen ist. Würde man sich heimlich Diskussionen in Ehen anhören, so würde man ständig beobachten, dass sich die Wahrnehmung verändert, dass sich die Wirklichkeit mit den Worten ständig verschiebt. Für Sophie allerdings stellt sich ihr Mann nun als Lügner dar. Sie bricht also nun mit ihm und liefert ihn am Ende für das vertuschte Fehlverhalten seiner Studienzeit aus.
Wie alle modernen Medien verschwendet die Serie keine Sekunde daran zu ergründen, was das konkret bedeutet. Die beiden Kinder, die bisher in einer glücklichen Familie gelebt haben, werden plötzlich zu Scheidungskindern, die zwischen zwei Haushalten herumirren werden. Die Frau muss nun auf eigenen Beinen stehen, was nicht einfach sein wird, da sie jahrelang nicht berufstätig gewesen ist. Als ältere Geschiedene mit zwei Kindern scheidet sie als Wunschpartnerin eines Mannes auf ihrem gesellschaftlichen Niveau aus, sie wird also wahrscheinlich alleine bleiben oder sich gesellschaftlich „nach unten“ orientieren müssen.
Zur Aufrechterhaltung ihres moralischen Anspruchs verzichtet Sophie auf die Liebe ihres Mannes, die trotz seiner Fehler unzweifelhaft ihr gilt. Und noch schlimmer: Sie gibt das sichere Heim ihrer Kinder auf, stellt also ihre Vorstellungen über die Bedürfnisse ihrer Kinder. Sie ist auch nicht bereit, die nun offensichtlichen Sünden ihres Mannes mit Liebe zu bedecken. Ohne Zweifel hat er einen schwerwiegenden Fehler begangen, und er gesteht diesen Fehler auch ein.
„Empowerment“: Hauptsache, ich, ich, ich!
Nun, man kann einen Menschen nicht zur Liebe zwingen. Doch warum sind solche Frauen heute die Helden? Sophie wird als moderne Heldin der Gleichberechtigung vorgestellt, die am Ende im Schulterschluss mit Holly gegen ihren Mann ins Feld zieht. Das wird als „Empowerment“ in Szene gesetzt, der eingeknickte Ehemann wird von der Polizei abgeführt, und Sophie läuft nun glücklich als Alleinerziehende mit ihren Kindern über eine sonnenbeschienene Wiese am Meer.
Ehe und Familie sind heute keinen Pfifferling mehr wert, und niemand wundert sich noch über eine solche Entscheidung, und erst recht empört sich niemand mehr über eine so kurzsichtige und ichbezogene Ehefrau und Mutter. Natürlich ist es kein Pappenstiel, einen Ehebruch zu verkraften, noch dazu einen, der öffentlich vor Gericht ausgebreitet wird. Doch am Ende geht es nicht um die Kinder, um die Familie, um die Aufrechterhaltung einer ansonsten gelingenden Ehe, Hauptsache ist das Ich mit seinen Gefühlen und Vorstellungen, und das wird stylisch in Szene gesetzt.
Zunehmend wird deutlich, dass die Befreiung der Frau zu unerwarteten Problemen führt. Die moderne Frau feiert den Zusammenbruch der Ehe als Errungenschaft, dabei war doch gerade die Ehe die Errungenschaft für die Frau: Ihre Beziehung zu einem Mann war dadurch über ihre fruchtbaren und attraktiven Jahre hinweg bis zum Tod geordnet, und sie erlangte eine Sicherheit, die eine Geliebte nicht hat.
Simone de Beauvoir ist ein berühmtes Beispiel für eine Feministin, die gegen den bürgerlichen „Mief“ des Lebens ihrer Mutter anging. Am Ende hatte sie es aber schlechter als ihre Mutter: Sie wusch Sartres Wäsche und war Zaungast seiner Affären, ohne aber die Absicherung zu haben, die ihre Mutter durch die Ehe genoss.
Liebe blickt auf den anderen und tut ihm Gutes
Die Lüge von der freien Frau hat sich inzwischen dennoch selbständig gemacht, heute wird den Frauen allezeit eingeredet, dass sie wunderbar seien, dass sexuelle Verwahrlosung kein Problem wäre, dass sie es verdient hätten, geliebt zu werden, dass sie sich von Männern nichts sagen lassen sollten und sie die Männer auch gar nicht bräuchten. Das Ziel ist Unabhängigkeit und ein Kreisen um das eigene Gefühl.
Das Ergebnis sehen wir: Die meisten Beziehungen (eheliche und uneheliche zusammengenommen) enden in der Scheidung bzw. Trennung; Kinder wachsen immer seltener mit Vater und Mutter auf; Sex ist zu einem Konsumgut geworden; es stehen zunehmend nicht mehr die Bedürfnisse der anderen, insbesondere der Kinder im Mittelpunkt, sondern nur noch die eigenen.
Die Liebe blickt aber nicht auf das eigene Ich, sondern auf den anderen und tut ihm Gutes. Früher einmal bewunderte man die Frau für ihre Fähigkeit der selbstlosen und reinen Hingabe. Ein solches Frauenleben aber weckt in modernen Frauen den heftigsten Hass. Doch eines ist sicher: Eine Gesellschaft, die ihre Frauen derart in die Irre geführt hat, blickt einer düsteren Zukunft entgegen.
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Die Autorin bespricht ein Theaterstück in der paganen Welt, wo Männer und Frauen nicht zueinander passen. Sie hacken gegenseitig aufeinander ein und können nicht mit- und nicht ohne einander. Es ist wie das Gezänke und Gezerre in einem heidnischen Götterhimmel. Es geht auch nicht um das Schicksal einzelner Menschen, sondern es werden Klischees gewalzt. Aus Sicht dieser Frauen sind dann Männer unterleibsgesteuert und aus Sicht dieser Männer sind Frauen unterbelichtet. Na toll, in diesem Irrenhaus können sich die Weibchen dann moralisch aufplustern und die Männchen machen einen auf Intelligenzbestie. Zu mehr als langweiligem Popcornkino langt es dann aber doch nicht.
PS: Eine sakramentale Ehe ist etwas ganz anderes.
DAS stimmt nicht. Da schwingt bei der Autorin erlebte Enttäuschung mit:
„Man wird wohl in der Welt keinen einzigen Mann finden, der nicht ein einziges Mal … fehlgegangen ist.“
Wieso? Stimmt doch. Kennen Sie einen Mann ohne irgendwelche Makel? Ich auch nicht, und das, obwohl ich nicht enttäuscht und glücklich verheiratet bin. Aber sogar meinem Mann muss ich manchmal etwas verzeihen.
Die Lust am Hass und der Verachtung entlavt die gegenwärtige "feministische Kultur". Ein guter Artikel.
Der moralische Fingerzeig geht gegen den Politiker James Whitehouse. Sophie steht als die Überlegene da. James ist ja der Angeklagte. Wer garantiert, ob die beiden Kinder überhaupt von ihm sind? Das lässt der Film offen. Sophie muss sich ja nicht rechtfertigen. Nein, das müssen Feministinnen nicht. Feminismus garantiert nicht unbedingt die bessere Entscheidung. Rechtfertigt der Fehltritt eine Ehescheidung? Wer jedenfalls gegen den Schöpfer argumentiert, geht immer in die Irre. "... und die beiden werden ein Fleisch sein. Also sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott verbunden hat, das soll der Mensch nicht trennen." (Mt. 19, 5-6) Bei der Sachlage geht's von der Anatomie flugs zur Pathologie.
Die Lust am Hass und der Verachtung entlavt die gegenwärtige "feministische Kultur". Ein guter Artikel.
Der moralische Fingerzeig geht gegen den Politiker James Whitehouse. Sophie steht als die Überlegene da. James ist ja der Angeklagte. Wer garantiert, ob die beiden Kinder überhaupt von ihm sind? Das lässt der Film offen. Sophie muss sich ja nicht rechtfertigen. Nein, das müssen Feministinnen nicht. Feminismus garantiert nicht unbedingt die bessere Entscheidung. Rechtfertigt der Fehltritt eine Ehescheidung? Wer jedenfalls gegen den Schöpfer argumentiert, geht immer in die Irre. "... und die beiden werden ein Fleisch sein. Also sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott verbunden hat, das soll der Mensch nicht trennen." (Mt. 19, 5-6) Bei der Sachlage geht's von der Anatomie flugs zur Pathologie.
Die Autorin bespricht ein Theaterstück in der paganen Welt, wo Männer und Frauen nicht zueinander passen. Sie hacken gegenseitig aufeinander ein und können nicht mit- und nicht ohne einander. Es ist wie das Gezänke und Gezerre in einem heidnischen Götterhimmel. Es geht auch nicht um das Schicksal einzelner Menschen, sondern es werden Klischees gewalzt. Aus Sicht dieser Frauen sind dann Männer unterleibsgesteuert und aus Sicht dieser Männer sind Frauen unterbelichtet. Na toll, in diesem Irrenhaus können sich die Weibchen dann moralisch aufplustern und die Männchen machen einen auf Intelligenzbestie. Zu mehr als langweiligem Popcornkino langt es dann aber doch nicht.
PS: Eine sakramentale Ehe ist etwas ganz anderes.
DAS stimmt nicht. Da schwingt bei der Autorin erlebte Enttäuschung mit:
„Man wird wohl in der Welt keinen einzigen Mann finden, der nicht ein einziges Mal … fehlgegangen ist.“
Wieso? Stimmt doch. Kennen Sie einen Mann ohne irgendwelche Makel? Ich auch nicht, und das, obwohl ich nicht enttäuscht und glücklich verheiratet bin. Aber sogar meinem Mann muss ich manchmal etwas verzeihen.
... und er ihnen wahrscheinlich auch. engel sind selten. auf beiden seiten...ww