Warum Maria als Mutter unersetzlich ist
„Hört auf, Maria als Mutter zu preisen!“ lautet der Titel eines kürzlich bei katholisch.de veröffentlichten Textes. Laut Friederike Frücht, der 34-jährigen Journalistin und Kommunikationsleiterin der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), habe die „Reduktion“ Marias auf ihre Rolle als Gebärerin und Mutter dazu gedient, Frauen klein und gehorsam zu halten. Der Fokus auf Maria als Mutter sei zu groß, ist sie doch auch eine mutige und willensstarke Frau gewesen. Das zu lesen, erstaunt: Ist es wirklich wichtiger, willensstark zu sein, als Gott zum Sohn zu haben?
Der Begriff der Gottesmutter geht auf die beim Konzil von Ephesus bestätigte Bezeichnung Marias als Theotókos - Gottesgebärerin zurück. Wohlgemerkt handelt es sich um einen Hoheitstitel von Maria und keine „Reduktion“. Die Verehrung Mariens seit der Antike basierte auf ihrer Sonderstellung und Auserwähltheit für diese Aufgabe – als Jungfrau, Gebärerin und Mutter. Neben vielen besonderen Eigenschaften Mariens brachte ausgerechnet die Aufgabe der Gebärerin den Paradigmenwechsel in der Heilsgeschichte hervor. Das bedeutet aber keineswegs eine Verschattung ihrer anderen Eigenschaften, im Gegenteil.
Wenn die Autorin weiter ausführt, dass die Beinamen Mariens über die Jahrhunderte nicht besonders abwechslungsreich gewesen wären und Maria als eine passive und schweigsame Frau stilisiert wurde, ist es nicht ganz richtig. Wem die Titel Mariens nicht abwechslungsreich genug zu sein scheinen, der möge einen Blick auf die Lauretanische Litanei werfen, deren Wurzeln bis ins Mittelalter reichen. „Sitz der Weisheit“, „Turm Davids“, „Heil der Kranken“ oder „Königin der Propheten“ sind nur wenige davon.
Kinder in die Welt setzen zu können ist ein Privileg der Frauen
Das Problem scheint hier aber eine grundsätzliche Ablehnung von Eigenschaften zu sein, die früher als Tugenden galten. Barmherzigkeit, Sanftmut oder Gehorsam klingen für viele Frauen heute wie ein frommer Gesang aus vergangenen Zeiten und erinnern an den süßen Duft von Lilien in Kirchen oder pastellig eingefärbte Fleißbildchen. Im 19. Jahrhundert gab es eine solche „süßliche“ Frömmigkeit und Ästhetik, verbunden mit dem entsprechenden Frauenbild in Kirche und Gesellschaft.
Ich mochte diese liebliche Frömmigkeit nie besonders, aber ich bin erschreckt, wenn ich lese, was diese katholischen Feministinnen für Unsinn schreiben. Es besteht doch keine Notwendigkeit für katholische Frauen, in einer solchen Frömmigkeit steckenzubleiben. Das bedeutet aber keineswegs, das Kind mit dem Bade auszuschütten und nun den Wert der Mutterschaft und der mit ihr verbundenen weiblichen Tugenden zu schmälern.
Als Mutter und Frau mit Ambitionen und Träumen kann ich mir keine Karriere, keine kreative Geschäftsidee und keine intellektuelle Leistung vorstellen, die mich mit einem vergleichbaren Sinn und Stolz erfüllen würden, wie es meine Kinder tun. Dabei ist die Mutterschaft nicht das Einzige, was Frauen an wunderbaren Werken und Taten hervorbringen können. Gerade heilige Frauen wie Theresa von Avila oder Katharina von Siena sind das beste Beispiel dafür.
Für die Philosophin und Husserl-Schülerin Edith Stein ist das Mutter- und Gefährtinsein die spezifische Berufung und Aufgabe einer Frau – nicht nur in biologisch-physischer, sondern zugleich in geistig-spiritueller Hinsicht. Menschen zu helfen, zum Leben zu kommen, ihnen beizustehen, entspringe dieser spezifisch weiblichen Fähigkeit. Ich bin überzeugt: Ohne diese geht im Leben einer Frau etwas verloren.
Es gehört zu den unguten Folgen des Feminismus, dass die Privilegien, die wir als Frauen haben – und dazu gehört zweifellos die Fähigkeit Kinder zu gebären –, als ein „nur“ betrachtet werden. Bei allen beruflichen Chancen und kreativen Selbstverwirklichungswegen, die Frauen heute offenstehen, bleibt die Rolle der Mutter mit dem Wunder des Lebens und einer einzigartigen Aufgabe verbunden. Eine Gesellschaft, die diese nicht wertschätzt, kann sich nicht humanistisch und fortschrittlich nennen.
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