Direkt zum Inhalt
Aktion für „Kinderrechte“ in der ARD

Eine plumpe PR-Show und eine vergebene Chance

Es ist Sonntagabend, 20.15 Uhr. Millionen Angehörige der stärksten Wählergruppe, nämlich der Rentner, sitzen auf der Couch und schauen ARD. Moderator Jens Riewa hat soeben durch die „Tagesschau“ geführt. Nun warten die Zuseher gespannt auf ihren Lieblingskrimi, den „Tatort“. Dass die beiden Sendungen nach all den Jahren immer noch pünktlich ausgestrahlt werden, vermittelt ihnen ein gewisses Gefühl der Normalität. Trotz all der Kriege, Katastrophen, trotz des wirtschaftlichen, geistigen und demografischen Niedergangs: der Sonntagabend, da sind „Tagesschau“ und „Tatort“ völlig normal.

Doch was ist das? Nach der „Tatort“-Titelmusik von Klaus Doldinger erscheint plötzlich eine Frau, die keine Schauspielerin ist und mit dem Deutschlandkrimi herzlich wenig zu tun hat. Eine sympathische Sportlerin sagt mit direktem und eindringlichem Blick in die Kamera: 

„Kinder sind eigentlich das Normalste der Welt. Aber nicht in Deutschland, nicht in Europa. Hier werden sie diskriminiert. Und die größte Diskriminierung ist es, dass sie nicht gewollt sind, dass sie gesellschaftlich an den Rand gedrängt werden. Und wissen Sie, was die größte Diskriminierung ist, die man Kindern antun kann? Sie nicht zur Welt kommen zu lassen. Jahr für Jahr werden mehr als hunderttausend von ihnen abgetrieben, meistens gegen den Willen der Mütter. Doch ich habe eine gute Nachricht für Sie: Wir alle können helfen. Wir alle können das Land kinderfreundlicher machen. Wir alle können Frauen unterstützen. Wir alle können Leben retten.“

Ganz so war es leider nicht

Halt, stopp! Nein, Sie träumen nicht. Doch die eben beschriebene Szene hat so nie stattgefunden. Tatsächlich hat die ARD am gestrigen Sonntagabend ihr Programm unterbrochen und statt des „Tatorts“ um Viertel nach acht zunächst eine 15-minütige PR-Show mit Carolin Kebekus gesendet – die ARD nannte es „Sondersendung“. Wer Frau Kebekus nicht kennt: Die 44-Jährige ist eine zweitklassige Komikerin und Sängerin, die heute vorwiegend im öffentlich-rechtlichen Rundfunk auftritt. Seit eh und je nimmt sie nicht die Herrschenden aufs Korn, sondern die katholische Kirche, konservativ eingestellte Bürger und Politiker, Minderheiten, die ihr nicht in den Kram passen. Während der Corona-Pandemie war sie eine eifrige Befürworterin der Regierungsmaßnahmen und der Ausschließung von „Ungeimpften“, selbst wenn sie sich hatten testen lassen.

Eben diese Frau Kebekus, passenderweise gerade selbst Mutter geworden, durfte zur besten Sendezeit Gesicht der Aktion „#KinderStören“ sein. Die Hauptforderung ist ein alter Hut des linken Paternalismus: „Kinderrechte ins Grundgesetz“.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt und von der Redaktion empfohlen wird. 

Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Wer das Thema verharmlost, der spricht im Zusammenhang von „Kinderrechten“ über fehlende Kita- und Spielplätze, marode Sporthallen oder Mobbing und inzwischen auch von „Klimaangst“ unter Kindern. Der nutzt das Thema für Agitation gegen Autos und rechte Parteien. So wie es Kebekus und die politisch missbrauchten auffällig diversen Kinder in der Sendung tun.

Doch um all diese tatsächlichen oder vermeintlichen Probleme zu lösen, bräuchte es keine Grundgesetzänderung. Warum also versuchen vorwiegend linksgrünliberale Politiker sowie einige verirrte Stimmen in der Union also seit Jahren, „Kinderrechte“ ins Grundgesetz zu drücken?

Worum es bei „Kinderrechten“ wirklich geht

Weil Kinder in der Regel unter der Obhut ihrer Eltern aufwachsen und von ihnen geprägt werden. Familien sind die natürlich sicherste Umgebung für Kinder. Familien behüten sie und bewahren sie auch vor möglicher staatlicher Indoktrination. Und hier kommt auch schon das erste große Problem der „Kinderrechte“ ins Spiel. Wenn primär nicht mehr Eltern über Wohl und Wehe ihres Nachwuchses entscheiden, wer dann? Dann wird es der Staat sein, dann werden die jeweiligen Regierungen und die von ihnen besetzten Institutionen zum Anwalt der Kinder. Staatlichen Eingriffen würde Tür und Tor geöffnet.

 

> Abonnieren Sie den Corrigenda-Newsletter und erhalten Sie einmal wöchentlich die relevantesten Recherchen und Meinungsbeiträge.

 

Ein Beispiel dafür durften wir in der Diskussion um das neue Transgendergesetz erleben. Mit dem „Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag“, das ab ersten November in Kraft treten soll, können Kinder ab 14 Jahren ihr Geschlecht auch gegen den Willen der Eltern „ändern“. In solch einem Fall würde ein Familiengericht die Zustimmung der Eltern ersetzen. Richter entscheiden basierend auf Gesetzen, die (gewählte) Regierungen und die sie tragenden Parteien beschließen.

Kebekus und die politisch missbrauchten auffällig diversen Kinder agitieren gegen Autos und für Klimaschutz

Und damit sind wir beim zweiten Problem: Die Regierungen und die herrschenden Ideologien, die derzeit alles andere als kinderfreundlich sind, bekommen einen direkten Zugriff auf unsere Kinder. „Kinderrechte“ werden wie alle Rechte, auch jene des Grundgesetzes, zur Auslegungssache.

  • Wie, Sie haben Ihr Kind nicht impfen lassen? Das verstößt gegen dessen Recht auf Gesundheit. Wir werden das jetzt selbst in die Hand nehmen. Viele Grüße, Ihre Bundesregierung.
  • Wie, Sie schleppen Ihr Kind mit zu einer zurückgebliebenen Sekte namens Kirche? Das hat sicher nicht das Kind entschieden, also verstoßen Sie damit gegen dessen Rechte. Unterlassen Sie das, sonst müssen wir einschreiten. Viele Grüße, Ihre Bundesregierung.
  • Wie, Sie wollen Ihr Kind auf eine Privatschule, womöglich sogar im Ausland, schicken? Sie misstrauen also den öffentlichen Staatsschulen, die Ihrem Kind die denkbar beste Schuldbildung kostenlos ermöglichen und seine Rechte garantieren? Wir müssen Ihnen leider das Sorgerecht aberkennen. Viele Grüße, Ihre Bundesregierung.

Eine gute Sache hat die ARD-PR-Show aber doch

Die Publizistin Birgit Kelle brachte es in einem Kommentar auf den Punkt:

„Wir fassen zusammen: Kinderrechte in die Verfassung, der Staat als Advokat der Kinder, Kindeswohl als Definitionshoheit des Staates statt der Eltern. Kindergarten wird von Betreuungseinrichtung zur Bildungseinrichtung umgedeutet. Kinderrecht auf Bildung in einer staatlichen Bildungseinrichtung im Zweifel auch gegen den Willen der Eltern. Noch Fragen? Strategisch brillant über viele Jahre aufgebaut.“

Etwas Gutes hatte die ARD-Sendung aber doch: Sie hat gezeigt, wie gezielt und erfolgreich man die öffentlich-rechtlichen Sender in Kombination mit anderen großen Medien (die Bild-Zeitung etwa war ganz außer sich vor Freude) für wichtige Themen einsetzen könnte. Die ARD-Programmdirektorin Christine Strobl sagte dem Boulevardblatt: „Große Themen brauchen große Aufmerksamkeit – und dafür müssen wir manchmal unübliche Wege gehen.“

Das ist richtig. Wie wäre es mit dem großen Thema namens demografischer Niedergang? Oder das damit zusammenhängende und unendlich tragische Thema Abtreibung? Wie wäre es, wenn Frau Strobl das Geld der Gebührenzahler für eine Kampagne zur besten Sendezeit mit dem Titel „Hilfe statt Abtreibung“ verwenden würde? Denn wir brauchen über separate, rein positivistisch gesetzte Rechte für Kinder nicht sprechen, wenn den noch ungeborenen Kindern das fundamentalste aller Rechte, ihr Recht auf Leben, auf Geborenwerden, verwehrt wird.

 

› Kennen Sie schon unseren Corrigenda-Telegram- und WhatsApp-Kanal?

109
12

9
Kommentare

Comment

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • Website- und E-Mail-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
Kommentar
12
Yobo
Vor 3 Wochen 2 Tage

Großartiger Artikel, vielen Dank! Es ist unglaublich, wie es der Politik etc. gelungen ist, diese Pervertierung von sogenannten „Kinderrechten“ der Bevölkerung so nahezubringen, dass sie als etwas Gutes und Erstrebenswertes gelten. Leider haben diese „Kinderrechte“ so gar nichts mit dem Schutz und dem Wohl der Kinder zu tun. Ganz im Gegenteil, die Kinder werden schutzlos den Spielen der Politik und der Gesellschaft ausgeliefert. Unglaublich. Danke für dieses tolle und informative Statement!

6
G.
Vor 3 Wochen 2 Tage

Am Anfang des Artikels wollte ich noch kalauern, man hätte Carolin Kebekus doch (gefühlte) Päpstin werden lassen sollen (vgl. "heute show"), auch wenn sie - wie Kardinal Meisner mit einem wunderbaren Versprecher meinte, dass sie dafür "nicht die richtige Figur" [gemeint: Statur] habe.

Als der Artikel dann zu des (im faustischen Sinne) Pudels Kern kam, verging mir das Lachen und ich wollte anraten, die Union zu unterstützen, weil sie sich tapfer gegen diese Grundgesetzverunstaltung wehrt. Der Hinweis auf die Schäuble-Tochter und Ehefrau des baden-württembergischen Innen- und mithin Verfassungsminister Strobl (der schon seinen eigenen CDU-Landesverband ruinierte) schwächte leider dieses Argument. Ergo: Man muss sich wohl selbst aktiv ins parteipolitische Getümmel werfen für eine traditionell christdemokratische Politik - meist jenseits des medialen Applauses.

Und im Übrigen hilft nur Beten! Da dürfte es ein großer Glücksfall sein, dass der Heilige Erzengel Michael der Patron Deutschlands ist ...

0
T. S.
Vor 2 Wochen 1 Tag

Ich bin enttäuscht von diesem Artikel. Sie schreiben über ein wichtiges Thema, haben wichtige Argumente, aber die Art und Weise scheint mir billig, emotional, diffamierend. Wir haben ihn so dringend nötig, aber Qualitätsjournalismus sieht doch anders aus! Überlassen Sie bitte das Urteil, in welcher Klasse Carolin Kebekus spielt, dem Leser. Gehen Sie sparsam um mit Worten wie "PR-Show", "gefährlich" und "missbraucht". Das, genauso wie die verwirrende "Traumreise" am Anfang, schürt unnötig Emotionen und weckt den Gedanken, dass Sie ihre Leser möglicherweise einfach nur manipulieren wollen. Bleiben Sie sachlich!
Vielleicht ist das ein wenig hart, aber alles in allem "eine plumpe PR-Show und eine vergebene Chance", Herr Steinwandter. Das finde ich schade.

1
Andreas Graf
Vor 3 Wochen 2 Tage

Zur Erinnerung: Während in der ARD für Kinderrechte geworben wird, hat jeder gegen COVID-19 Geimpfte gentechnisch veränderte humane embryonale Nieren (HEK) 293 Zellen von abgetriebenen Föten eingeimpft bekommen. Sowohl die Europäische Arzneimittelbehörde als auch die italienische Arzneimittelbehörde (AIFA) haben den Herstellern des Impfstoffs COVID-19 [PCCh-Virus] von AstraZeneca diesen Inhaltsstoff genehmigt, so die Website der AIFA. Bekommt dieses Thema auch eine "große Aufmerksamkeit" von der ARD-Programmdirektorin Christine Strobl? Wenn das vielen bewusst wäre, würde vielen das Blut in den Adern gefrieren. Ich fürchte, dafür sind die meisten inzwischen viel zu abgebrüht. The Show must go on!

6
G.
Vor 3 Wochen 2 Tage

Am Anfang des Artikels wollte ich noch kalauern, man hätte Carolin Kebekus doch (gefühlte) Päpstin werden lassen sollen (vgl. "heute show"), auch wenn sie - wie Kardinal Meisner mit einem wunderbaren Versprecher meinte, dass sie dafür "nicht die richtige Figur" [gemeint: Statur] habe.

Als der Artikel dann zu des (im faustischen Sinne) Pudels Kern kam, verging mir das Lachen und ich wollte anraten, die Union zu unterstützen, weil sie sich tapfer gegen diese Grundgesetzverunstaltung wehrt. Der Hinweis auf die Schäuble-Tochter und Ehefrau des baden-württembergischen Innen- und mithin Verfassungsminister Strobl (der schon seinen eigenen CDU-Landesverband ruinierte) schwächte leider dieses Argument. Ergo: Man muss sich wohl selbst aktiv ins parteipolitische Getümmel werfen für eine traditionell christdemokratische Politik - meist jenseits des medialen Applauses.

Und im Übrigen hilft nur Beten! Da dürfte es ein großer Glücksfall sein, dass der Heilige Erzengel Michael der Patron Deutschlands ist ...

4
Nichts wie weg
Vor 3 Wochen 2 Tage

Spätestens wenn diese Entmündigung der Eltern wirklich ins Grundgesetz geschrieben wird, sollte jede Familie mit kleinen Kinder, die irgendwie weg kann, die Füße in die Hand nehmen und auswandern. Am besten in ein Land, in dem man sich mit anderen Familien zusammentun und ein gemeinsames Home-Schooling aufbauen kann!

1
Braunmüller
Vor 3 Wochen 1 Tag

Waren Sie schon mal im Ausland? Also nicht als Tourist, sondern dort gearbeitet? Ich ja: bin sehr gerne nach D zurückgekehrt. Das Gerede von "Auswandern" oder "Weggehen" aus ideologischen Gründen kann ich nicht ernst nehmen.

1
Veritas
Vor 3 Wochen 2 Tage

Pardon, doch hier muss ich widersprechen: Weglaufen ist keine Option! Und noch sind die Zustände noch nicht so schlimm, dass sich das rechtfertigen ließe. Unsere Vorfahren haben schon schlimmere Zeiten durchgestanden.

Beim Thema Homeschooling bin ich zwiegespalten. Es gab hier vor Monaten ein Pro-und-Contra dazu: https://www.corrigenda.online/kultur/fuenf-gruende-fuer-und-fuenf-gegen…

4
Dinah
Vor 3 Wochen 2 Tage

Das passt in den Kontext der permanenten Revolution, der ständigen Umerziehung der Umerzogenen, der zuvor Umerzogenen, der zuvor zuvor Umerzogenen ... Seit zig Jahrzehnten versuchen die Sozialtechniker einer angeblich „besseren Welt“ ihre (Wahn)ideen den Menschen einzubläuen über alle Kanäle und Institutionen, die sie sich unter den Nagel reißen konnten. Ein Kennzeichen dieser Rasenden ist die „Coolness“, die Kaltblütigkeit. Geben Sie dem nicht nach: Lieben Sie Ihre Kinder, Ihren Ehegatten, ehren Sie Ihre Eltern und Großeltern für das Gute und Mögliche, das sie getan haben und verzeihen Sie das Böse, erlösen Sie die Generationen durch Ihre Menschlichkeit. Bleiben Sie warmherzig oder bemühen Sie sich darum, es zu werden.

3
Veritas
Vor 3 Wochen 2 Tage

Genau das dachte ich gestern abend auch:
„Etwas Gutes hatte die ARD-Sendung aber doch: Sie hat gezeigt, wie gezielt und erfolgreich man die öffentlich-rechtlichen Sender in Kombination mit anderen großen Medien (die Bild-Zeitung etwa war ganz außer sich vor Freude) für wichtige Themen einsetzen könnte.“

12
Yobo
Vor 3 Wochen 2 Tage

Großartiger Artikel, vielen Dank! Es ist unglaublich, wie es der Politik etc. gelungen ist, diese Pervertierung von sogenannten „Kinderrechten“ der Bevölkerung so nahezubringen, dass sie als etwas Gutes und Erstrebenswertes gelten. Leider haben diese „Kinderrechte“ so gar nichts mit dem Schutz und dem Wohl der Kinder zu tun. Ganz im Gegenteil, die Kinder werden schutzlos den Spielen der Politik und der Gesellschaft ausgeliefert. Unglaublich. Danke für dieses tolle und informative Statement!