Kann denn Sünde Liebe sein?
Zarah Leander hätte es nicht zu glauben gewagt, dass eines Tages der Titel ihres berühmten Liedes „Kann denn Liebe Sünde sein?“ just von denen frenetisch bejahend aufgegriffen würde, gegen die sie einst ihr freigeistiges Lied angestimmt hatte. Denn ohne Frage wurde es bewusst in den deutschtümelnden 1930ern gegen die Kirche und ihre damals noch einheitliche und unbestrittene Moral in Stellung gebracht. Das hat sich heute geändert, wie man weiß. Heute stehen die Dinge zuweilen kopf, und man wähnt Zarah Leander als Texterin eines neuen Christentums, das sich der alten Moralvorstellungen weitestgehend entledigt hat.
Vor drei Jahren begann im Zuge dieser Entwicklung die von großem Medieninteresse verfolgte Aktion „Liebe gewinnt“. Am 10. Mai 2021 wurden Menschen aus unterschiedlichen Ansichtslagern und moralischen Vorstellungswelten, die von sich sagen, dass sie sich lieben, eingeladen, in bestimmte Kirchen zu kommen, um den Segen zu empfangen. Damit sollte eine Anerkennung und Würdigung ihrer Verbindungen einhergehen, ungeachtet dessen, ob das, was sie da bekunden und leben, anderen Menschen – zum Beispiel verlassenen und deswegen durchaus sauer gestimmten Ex-Ehepartnern – oder gar göttlichen Weisungen entgegensteht.
Aus Rom gab es zuvor dazu ein ausdrückliches Verbot. Nicht der Segen für Menschen verschiedener Auffassung sei das Problem (wieso auch?), so hieß es da seitens der Glaubenskongregation, es sei vielmehr problematisch, eine Lebensführung zu segnen und damit zu legitimieren, die den Geboten Gottes entgegensteht.
Zahlreiche Bischöfe, Priester und pastorale Angestellte haben daraufhin bekundet, dieses Verbot zu ignorieren. In der Tat, ein aufsehenerregender Sachverhalt. Hat der Papst etwas gegen die Liebe? Wo doch Christus heute im Johannesevangelium ausdrücklich sagt: „Dies trage ich euch auf, dass ihr einander liebt“?
Mittlerweile hat sich aber auch im Vatikan das Blatt gewendet. Kardinal Fernandez, den Papst Franziskus aus seinem Heimatland an die Spitze seiner Glaubensbehörde versetzt hat, bekundete vor kurzem, dass derlei Segnungen doch möglich seien, allerdings mit der Einschränkung, dass sie nicht wie liturgische Segnungen wirken und deswegen nur wenige Sekunden lang – sozusagen im Vorübergehen – verabreicht würden. Selbst einem sattelfesten Liturgiker erschließt sich bei dieser Verunklarung kaum, was jetzt geht und was nicht.
Die Verbindung, die der Glaube der Jahrhunderte als göttlichem und natürlichem Gesetz gegenüber illegitim betrachtet hatte, soll nicht gesegnet werden – soweit die Anerkennung der traditionellen Moral (hier: Jubel im Lager der Konservativen) –, es solle aber andererseits den seelsorglichen Erfordernissen Rechnung getragen werden, die dem Menschen zusagen, dass er geliebt ist und ihn deswegen – in welcher Lebenslage auch immer – mitsamt seiner Lebenslage und ohne Reue himmlischen Segens teilhaftig werden lassen (hier: Jubel im Lager der Progressiven).
Werden weitere „Lebenswirklichkeiten“ zum Segnen freigegeben?
Am kommenden Freitag jährt sich die spektakuläre Aktion um den illegalen Segen ein drittes Mal. Und auch hier – wie vor drei Jahren – bricht sich pünktlich und wie auf Bestellung eine Stimme in der katholischen Sonntagsliturgie und ihrer dreijährig abwechselnden Leseordnung Bahn, die wie geschaffen scheint, das „Problem“ des Segens über den falschen Gegenstand ein wenig in den Griff zu bekommen. Denn es geht bei dem Themenkontext um nicht wenig, nämlich um die drängende Frage der Berechtigung, mit der sich Theologen, Priester und Bischöfe in unserem Land von der apostolischen Tradition und von ihrem Gehorsamsversprechen unter dem Vorwand einer zeitgemäßen Seelsorge lossagen.
Und damit geht es um die weitergehende Frage, was das für unsere deutsche Kirche insgesamt bedeutet und wie sich diejenigen positionieren sollten, die in ihrem Glaubensleben nicht die Absicht haben, sich hinter die Regenbogenfahnen einzureihen, auf denen die Agenda geschrieben steht, den Anspruch auf Gleichberechtigung gegen den Anspruch eines göttlichen Willens einzutauschen, wie er sich im Naturrecht und in der Heiligen Schrift artikuliert.
Schließlich muss die Mutmaßung diskutiert werden, ob und ab wann gedanklich nicht vermeidbare weitere, in sogenannter Verantwortung gegründete Lebensgemeinschaften wie polygame Verbindungen und andere bislang als abseitig empfundene, weil dem christlichen Glauben widersprechende, sogenannte „Lebenswirklichkeiten“ zum Segen freigegeben werden. Entsprechende öffentliche Vorstöße gibt es bereits seit längerem bei den Initiatoren der Segensaktionen vom 10. Mai 2021, die durchaus das Potenzial einer Kirchenspaltung in sich tragen.
„Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben“
Und deswegen lässt hier der pünktlich an diesem Sonntag in der katholischen Welt verlesene Abschnitt aus dem Johannesevangelium aufhorchen (Joh 15, 9-17), noch bevor auch in diesem Jahr die Medien im Jahr drei nach „Liebe gewinnt“ Gewinner und Verlierer des Kampfes um die Moral bekanntgeben werden.
Denn das, was hier anlässlich der Evangelienstelle in den Blick genommen werden muss, ist die höchst interessante Frage danach, was Jesus Christus mit dem Begriff „Liebe“ gemeint hat, bevor dieser Begriff von Zeitgeistbeflissenen gekapert und umgedeutet wurde. Man hört dort nämlich aus dem Mund Jesu Christi: „In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe! Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben“.
Was den Begriff der Liebe betrifft, lässt Christus damit recht unmissverständlich erkennen, wie er ihn versteht. Wenn er sagt: „Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner Liebe!“, bezieht er das Wesen der Liebe auf seine eigene Beziehung zum Vater. Diese Beziehung ist aber gerade keine sentimentale, sondern sie ist eine Beziehung des Gehorsams und der Hingabe. Und darin wird sie uns als exemplarisch vor Augen gestellt.
Jesus schiebt unseren Willen in die zweite Reihe
Den Gipfel dieser Hingabe erreicht Christus selbst, wenn er in der Nacht vor seiner Hinrichtung vor Angst Blut und Wasser schwitzt. Er bittet zwar den Vater, den Kelch der Kreuzigung an ihm vorübergehen zu lassen, bekundet dann aber sehr deutlich seinen Gehorsam, wenn er sagt „Aber nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“
Eine herbe Konsequenz, die er auch uns zumutet, wenn er uns im Vaterunser aufträgt, zu beten: „Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden“ und damit unseren Willen in die zweite Reihe schiebt. Die Liebe Gottes, des Vaters, zu erwidern, bedeutet also, seine Weisungen zu befolgen, sich seinem Ratschluss zu unterstellen, seinen Willen zu tun – auch wenn es schwerfällt.
Christus konkretisiert das einen Satz später, wenn er sagt, was das für uns bedeutet: „Wenn ihr meine Gebote haltet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben, so wie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe.“
Liebe ist danach also etwas durchaus nicht zwingend Romantisches, sondern etwas, das aus der Mitte des Glaubens und aus dem Gehorsam Gott gegenüber stammt. Lieben heißt Ja-Sagen gegenüber dem, was Gott sagt, und es ist nicht in erster Linie ein Pflegen unserer Gefühlslagen.
Was Gott will, ist uns kein Rätsel
Liebe zu Gott kann es also nach den Aussagen des Sonntagsevangeliums kurz vor der Jahresfeier des neuen Liebesbegriffs nicht geben, ohne den Weisungen Gottes zu gehorchen. Diese Liebe, die bis zum blutigen Verzicht auf das eigene Leben geht, hat Christus vorgelebt, als er – ohne Romantik – an das Kreuz ging. Diese Liebe ist zugleich echt und beständig, weil sie sich nicht von Gefühlen abhängig macht. Sie setzt voraus, dass man bereit ist, von sich abzusehen und das zu leben, was Gott gebietet. Christus hat es durch seine Hingabe und durch seinen Gehorsam dem Vater gegenüber gezeigt und denen, die ihm folgen wollen, aufgetragen, „dass ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe“ – also als Hingabe an Gott und aneinander.
Diese Hingabe ist aber nicht inhaltsleer. Sie muss mit den Geboten Gottes übereinstimmen. Denn darin liegt die Vollkommenheit des Menschen, dass er – im Gegensatz zu anderen Lebewesen – in der Lage ist, das zu erkennen und das zu befolgen, was Gott will. Und was Gott will, ist auch kein Rätsel, sondern ein verbrieftes Glaubensgut, das durch die Zeiten gereicht wurde und für das zahllose Menschen in den Tod gegangen sind; nicht zuletzt die ersten Christen in ihrer Weigerung, sich dem dekadenten Lustmaximierungsdruck zu beugen, der im Imperium Romanum Mode geworden war.
Mit anderen Worten, wer sich dem Willen Gottes unterstellt und seine Gebote hält, wird durch die Übereinstimmung mit Gott das Glück erfahren, bei ihm zu sein und bei ihm zu bleiben: „Dies habe ich euch gesagt“, sagt Christus im Johannesevangelium ein wenig später, „damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird.“ Das Leben wird nur dann gut und glücklich, wenn es in der Ordnung Gottes steht.
Liebe kann nicht Sünde sein – und Sünde nicht Liebe
Es liegt darin keinerlei Zwang, sondern das Angebot zu einer freien Entscheidung des Menschen – auch das im Gegensatz zu willenlosen Kreaturen. Gott lässt uns nicht im Unklaren, sondern befähigt die Berufenen als seine Freunde, seinen Willen zu erkennen, weshalb Christus sagen kann: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch auftrage. Ich nenne euch nicht mehr Knechte; denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut.“
Der heutige Sonntag erinnert mit seiner Evangelienverkündigung daran, dass man gehalten ist, das Leben nach den Geboten zu führen und an ihnen die Liebe zu Gott und den Menschen zu orientieren – wenn man denn Christ sein will. Eine Erinnerung daran, dass die Regeln des Lebens nicht von Menschen aufgestellt werden und deswegen auch nicht wandelbar oder verhandelbar sind. Gott ist nicht eine Chiffre für die Mehrheitsmeinung, die durch Wahl bestimmt wird. „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt und dass eure Frucht bleibt.“
In diesem Punkt ist Gott offenbar recht undemokratisch gesinnt. Er stellt die Regeln auf ohne zu fragen. Er erwählt statt wählen zu lassen. Und er sagt, was Liebe ist: das Leben in Übereinkunft mit dem Willen Gottes.
Danach dürfte eines geklärt sein: dass natürlich Liebe nicht Sünde sein kann – Zarah Leander zum Wohlgefallen. Dass allerdings – Zarah Leander zum Trotz – Sünde auch nicht Liebe genannt werden darf.
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Ergo, wer seinen Glauben gemäß dem Evangelium Jesu Christi leben will, der sage sich los von der neuen Lehre der Konzilssekte Roms, die Kardinal Fernández, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, im Auftrag von Franziskus Bergoglio vertritt. Sodoma supplicans ist eine klare Abkehr vom "Leben in Übereinkunft mit dem Willen Gottes". Das Lukasevangelium berichtet, wie Jesus hungerte und an einem Feigenbaum Frucht suchte. Er fand aber keine Frucht und in der Folge verfluchte er den Feigenbaum. Welche Früchte trägt die queere Kirche? Jesus hungert nach Liebe und Gehorsam und findet nur faule bzw. keine Früchte. Wehe, wehe ...
Mega Artikel, DANKE :-)
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Ergo, wer seinen Glauben gemäß dem Evangelium Jesu Christi leben will, der sage sich los von der neuen Lehre der Konzilssekte Roms, die Kardinal Fernández, Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre, im Auftrag von Franziskus Bergoglio vertritt. Sodoma supplicans ist eine klare Abkehr vom "Leben in Übereinkunft mit dem Willen Gottes". Das Lukasevangelium berichtet, wie Jesus hungerte und an einem Feigenbaum Frucht suchte. Er fand aber keine Frucht und in der Folge verfluchte er den Feigenbaum. Welche Früchte trägt die queere Kirche? Jesus hungert nach Liebe und Gehorsam und findet nur faule bzw. keine Früchte. Wehe, wehe ...