Ich habe einen schlechten Tag

Es gibt Tage, da reißt schon morgens der Schnürsenkel. Da brennt der Toast an, die Kaffeemaschine kämpft vergeblich gegen den Kalk, und dein Kühlschrank rülpst, weil er ein Seniorenheim für zu drei Viertel ausgetrunkene Colaflaschen geworden ist. Das Töchterchen brüllt, weil es partout nicht in den Kindergarten will.
In der ersten Video-Konferenz sitzt du unvorbereitet, und als die Kamera deine Rübe filmt, hoffst du, dass es ausschließlich an der Beleuchtung liegt, dass du so aussiehst, wie du aussiehst. Judith zum Beispiel sortiert Restaurants aus, in denen das Licht über dem Waschspiegel nichts als die nackte Wahrheit zeigt. „Wir gehen da nicht hin“ sagt sie bestimmt, da mag das Iberico noch so zart sein, und mir kommt es so vor, als nimmt die Zahl dieser Tabu-Restaurants mit jedem Jahr zu, das nicht spurlos an uns vorübergeht.
Judiths Salben und Friedrichs Brille
Anfangs habe ich es mit Männerkosmetik versucht. Angeblich ist die männliche Haut eine andere als die weibliche, was ich, als ich mit dem einen Finger über die Nase meiner Frau strich und mit dem anderen mir an die eigene fasste, als Erfindung der Schönheitsindustrie entlarvte. Seitdem ich Judiths Döschen und Salben nehme, werde ich auch nicht schöner, nur ist es für mich billiger. Vor dem Haarefärben ziehe ich eine rote Linie, die ich nicht übertrete. Falls es Spezialisten fürs Krönleinrichten gibt, würde ich mal nach dem Preis fragen.
Später legte ich mir aus optischen Gründen eine intellektuell runde Brille zu. Das war etwa zu der Zeit, als Friedrich Merz sich auch dazu entschloss und das Netz seine Sehhilfe so interpretierte, dass die weichen Übergänge an den Kanten seinen diplomatischen Charakter und die dicken, schwarzen Linien seine innenpolitische Angriffslust vereinen sollten.
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Inzwischen fragen wir uns, ob die Bügelkrümmung der Merz’schen Brille möglicherweise schon die Aufwärtskurve des Schuldenbergs andeutete, den er auftürmen wollte. Aber: „Wer durch des Argwohns Brille schaut, sieht Raupen selbst im Sauerkraut“, sagte Wilhelm Busch, und vielleicht ist es ein bisschen besser, die Brille am Mann nicht überzuinterpretieren.
Hund mit Durchfall und Traubensaft über die Hose
Die Hündin hatte dann noch Durchfall und das Auto Durst, just als der Diesel am teuersten war. Der Computer landete beim Update im Nirwana, und ich kleckerte mir dank dieser neuartigen Plastikdeckel, die nicht mehr von der Flasche gehen, sondern grundsätzlich ins Schüttgut rutschen, Traubensaft über die Hose. Auf dem Nachhauseweg habe ich mir jedenfalls einen Vorrat Schnürsenkel für die Schublade gekauft. Ich denke, damit wirft uns jetzt nichts mehr aus der Bahn.
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Kommentare
Diese dummmährigen Flaschendeckel sollte man sowieso abreißen, sobald die Flasche aufgemacht wird - mal sehen, wann das dann als Staatsdelegitimierung gilt...