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Der große Kampf

Am größten aber ist die Liebe

Was ist die zentrale Sehnsucht, die jeden Menschen antreibt und ein Leben lang beschäftigt? Die Triebfeder, die Menschen zu Höchstleistungen motiviert und ihnen die Kraft schenkt, auch schwierigste Situationen durchzustehen? Was ist das zentrale Thema der meisten zwischenmenschlichen Konflikte – wenn auch verdeckt – und zugleich der absolute Mittelpunkt menschlichen Glücks?

Es geht hier nicht um Macht, um Geld oder Anerkennung. Vielmehr ist das Zentrum der menschlichen Existenz: die Liebe.

Deshalb beginnt jede Unkultur mit einem Angriff auf die Liebe. In unserer Zeit ist es die „Kultur des Todes“, die immer stärker um sich greift. Es ist eine Ideologie, die den Menschen als Problem sieht, nicht als Lösung. Sie entweiht das Leben und bekämpft die menschliche Natur.

Es geht um etwas Heiliges

Am Beginn dieser Kultur des Todes stehen jedoch weder Euthanasie noch Abtreibung – also die großen Schlachtplätze, die ganz offensichtlich deren zerstörerische und teuflische Fratze zeigen. Am Anfang steht die Zerstörung der Liebe zwischen Mann und Frau.

Der massive Angriff gegen das Kostbarste, was wir Menschen überhaupt haben – unsere Kinder –, der sich in den unerträglich hohen Abtreibungszahlen niederschlägt, kann nur deshalb so erfolgreich sein, weil Liebe, Achtung, Respekt und Verantwortung zwischen Mann und Frau seit Jahrzehnten massiv bekämpft worden sind.

Die Liebe zwischen Mann und Frau ist etwas derart Heiliges, dass mit ihr jede Kultur und ein gelingendes Zusammenleben in einer Gesellschaft steht und fällt. Denn sie ist die Voraussetzung für Familien – und Familien sind wahrlich das Herz und der Ursprung einer Gesellschaft.

Misstrauen und die Angst vor Verbindlichkeit

Reproduktive Selbstbestimmung, Kampf gegen das Patriarchat, Frauenrechte, LGBTQIA+ – all das sind Masken, hinter denen sich im Kern ein Kampf gegen diese Liebe verbirgt.

Es begann alles mit dem Misstrauen (das leider oft auch begründet war), dass Männer Frauen unterdrücken und entmachten würden; dass umgekehrt Frauen die Männer kontrollieren und ihnen die Möglichkeit zu einem freien Leben rauben würden. Die Folge dieses Misstrauens zeigt sich zuerst einmal in positiven Entwicklungen, etwa in mehr Bildung und Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung für alle. In der Chance, allein für sich selbst sorgen zu können, ohne von einer anderen Person abhängig zu sein. Mehr Freiheit also, die wiederum die Voraussetzung für Liebe ist.

Doch schleichend und kaum bemerkt geht mit dieser immer größer werdenden Unabhängigkeit voneinander auch die Unfähigkeit einher, sich bedingungslos an einen anderen Menschen zu binden. Denn wenn die Notwendigkeit, sich für ein sicheres Leben zusammenzutun, schwindet, kann sich die Angst vor Verbindlichkeit breitmachen. Angst davor, sich einem anderen Menschen ganz anzuvertrauen, sich exklusiv für ihn zu entscheiden, bedingungslos und ohne Hintertürchen, für immer.

 

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Da ist Misstrauen, da ist die Sorge, zu kurz zu kommen, wenn man einander in Liebe dient. Denn wenn ich zu viel von mir geben, zu viel opfere, um eines gemeinsamen Lebens und eines gemeinsamen Zieles willen, komme ich selbst doch zu kurz. Dann lebe ich womöglich unter meinen Möglichkeiten. Es wäre doch dumm und naiv, an wahre und dauerhafte Liebe zu glauben und dafür die eigene Unabhängigkeit aufzugeben, oder?

Gemeinsam unschlagbar

Die Wahrheit jedoch ist, dass ein Mensch nur dann zur vollen Blüte und zu seiner wahren Größe gelangt, wenn er nicht nur für sich selbst lebt. Sondern für andere Menschen.

Nirgendwo geschieht das so greifbar und in so vollendeter Form wie in einer Ehe und Familie. Nirgendwo sonst sind Menschen so voneinander abhängig, so aufeinander angewiesen – und nirgendwo sonst erfahren sie genau dadurch tiefe Liebe und Geborgenheit. Und natürlich all die handfesten Vorteile, die Aufgabenteilung und Verantwortungsübernahme im alltäglichen Leben mit sich bringen.

Wenn Mann und Frau einander ergänzen und jeder in Liebe und Hingabe das tut, was er am besten kann, um der Partnerschaft zu dienen, sind sie ein unschlagbares Team. Ein solches Ehepaar trotzt den Stürmen des Lebens und erfährt wahres Glück und tiefe Zufriedenheit.

Liebe ist eine Entscheidung

Doch natürlich ist es nicht umsonst oder einfach, eine solche Liebe aufrechtzuerhalten und über die Jahre hinweg zu vertiefen.

Während die Liebe zu den eigenen Kindern Mutter und Vater von Natur aus so tief ins Herz eingeschrieben ist, dass sie sich kaum dagegen wehren können, erfordert die Liebe zwischen Mann und Frau eine Entscheidung. Vielleicht ist die Entscheidung sogar die wesentliche Komponente einer lebenslangen Liebesbeziehung. Es ist eine Entscheidung, die jeden Tag neu getroffen werden muss.

Und ist nicht genau dies das tiefste Sehnen eines jeden Menschen? Dass er geliebt wird – aus dem freien und bewussten Entschluss seines Gegenübers, obwohl dieses Gegenüber seine Schwächen und Fehler kennt, ihn so gut kennt, wie sonst niemand?

Die Liebe der eigenen Eltern könnte man immer noch als selbstverständlich oder naturgegeben ansehen, wenngleich ihr das nicht gerecht wird. Die Liebe meines Mannes zu mir jedoch ist eine so bewusste Entscheidung, dass es mich nur staunend zurücklassen kann, dass ausgerechnet ich das Gegenüber dieser Liebe bin, die ein Leben lang währt.

Bis der Tod uns scheidet

Deshalb findet die Liebe zwischen Mann und Frau ihre wahre Schönheit und Vollkommenheit auch nur dann, wenn die Beziehung auf ein „solange wir beide leben“ angelegt ist. Denn nur in dieser Form der Unauflöslichkeit der Liebe habe ich die Chance, ganz und gar die zu sein, die ich bin. Nur, wenn ich weiß, dass mein Partner bei mir bleibt, bis der Tod uns scheidet, kann ich mich wirklich voll und ganz an ihn binden und auf ihn einlassen.

Gleichzeitig werden sich in liebender Verantwortung beide Partner der Pflicht und Notwendigkeit bewusst, dass sie es dem anderen aus Liebe schulden, das Beste aus sich selbst herauszuholen. Denn nur so wird diese unauflösliche Liebe zum Glück für beide; andernfalls kann sie zu einem Ort der Kälte, Härte und Einsamkeit mutieren.

Die Ehe im christlichen Sinn ist die vollkommene Form der Liebe zwischen Mann und Frau. Nur in einer solchen auf Ewigkeit angelegten, verantwortungsvollen und lebensbejahenden Beziehung kann sich die Liebe in ihrer vollen Schönheit entfalten.

Du an erster Stelle

Wahre Liebe zwischen einem Mann und einer Frau kann man so zusammenfassen: du an erster Stelle. Das Ziel einer Ehe besteht darin, den anderen glücklich zu machen, ihn dabei zu unterstützen, die beste Version seiner selbst zu werden und über sich selbst hinauszuwachsen. Das gelingt dann, wenn beide einander in einer demütigen, selbstlosen Liebe begegnen und voll und ganz Verantwortung für sich selbst und den anderen übernehmen.

 

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Den anderen so zu lieben bedeutet in vielerlei Hinsicht, sich selbst zu sterben. Doch Liebe zeigt sich in ihrer wahren Qualität nicht darin, zu empfangen – sondern darin, sich selbst zu verschenken.

Und in schlechten Zeiten?

Aber was, wenn mein Partner diese tiefe Liebe scheinbar nicht erwidert? Wie viele Ehen gibt es, in denen die Liebe erkaltet ist und zumindest einer der Partner kaum dazu fähig scheint oder nicht willens ist, seinerseits in die Beziehung zu „investieren“?

Niemandem steht es zu zu urteilen, wenn eine Beziehung in die Brüche geht und wenn einer der Partner irgendwann entscheidet, dass er Demütigungen oder Kälte nicht mehr länger auszuhalten vermag. Und dabei darf auch nie vergessen werden, dass es Beziehungen gibt, in denen Gewalt und Missbrauch herrschen, so dass eine Trennung möglicherweise dem Schutz der eigenen Unversehrtheit und des eigenen Lebens dient.

Doch richten wir hier den Blick auf die unzähligen Männer und Frauen, die in einer Ehe ihr Leben lang treu an ihrem Versprechen der Liebe, Achtung und Ehre festgehalten haben, auch durch lange, dunkle Täler hindurch. In meinen Augen sind diese Menschen große Vorbilder: Weil sie durch ihr Leben, durch Schmerz und Leid Zeugnis vom Wert der Liebe ablegen. Und weil sie ihr Leben mit der sinnvollsten Aufgabe verbracht haben, zu der ein Mensch fähig ist: einen anderen Menschen aus tiefstem Herzen zu lieben. Unabhängig davon, ob diese Liebe zurückgegeben wird. Ungeachtet der Kränkungen.

Das ist bedingungslose Liebe. Es ist die wohl tiefste Form der Liebe, die überhaupt möglich ist: Eine Liebe, die ohne Gegenleistung bleibt. Und ich bin überzeugt davon, dass diese Männer und Frauen am Ende ihres Lebens mit Stolz auf ihre Lebensleistung, ihre Liebes-Leistung, zurückblicken konnten. Weil sie ihrer Entscheidung zur Liebe treu geblieben sind, jeden Tag neu.

Eine unverlierbare Sehnsucht

Gerade weil die Liebe zwischen einem Mann und einer Frau, die sich ein Leben lang die Treue schwören, so revolutionär ist und so vollkommen gegen den Zeitgeist geht, ist sie heute so angegriffen und steht am Beginn des Kampfes gegen eine Kultur des Lebens. Diese Liebe soll zerstört werden, weil sie Stein des Anstoßes ist.

Doch in dem Kampf gegen diese Liebe zwischen Mann und Frau macht eines Mut und kann uns mit Hoffnung erfüllen: die Überzeugung, dass die Sehnsucht nach wahrer Liebe so tief in das Herz eines jeden Menschen eingeschrieben ist und so sehr zu seiner Natur gehört, dass sie niemals ganz zerstört werden kann.

Ich bin davon überzeugt, dass keine Macht der Welt es vermag, dieses tiefe Sehnen im Herzen des Menschen auszulöschen. Es ist womöglich ein Gruß aus dem Paradies, der letzte Funke des idealen Menschen, der unauslöschlich in ihm verankert bleibt, so sehr mancher ihn auch unter Egoismus oder falschen Idealen vergraben hat.

Lasst uns die Liebe retten!

Umso mehr ist ein jeder von uns dazu aufgerufen, in unseren Beziehungen die ganze Schönheit der Liebe sichtbar zu machen. Es ist unsere Aufgabe, die Wahrheit hochzuhalten und durch unsere Leben widerzuspiegeln: dass es nichts Erfüllenderes gibt, als zu lieben. Aus ganzem Herzen. Mit aller Demut. Trotz aller Verletzungen.

Lasst uns also die Liebe in unseren eigenen Ehen und Familien retten. Lasst uns jeden Tag neu die Entscheidung zur Liebe treffen – und durch dieses „uns selbst sterben“ alles gewinnen.

 

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